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2.2.4.2 Entstehung von Handbüchern im 19./20. Jahrhundert

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Im deutschen Sprachgebiet erschienen im 19. Jahrhundert Handbücher zum Teil beträchtlichen Umfangs zu Fragen der Liturgie, die weit über ihre Erscheinungszeit hinaus Beachtung fanden. Sie entstanden in unterschiedlichen geistes- und kirchengeschichtlichen Kontexten und stehen unübersehbar für verschiedene theologische Richtungen. Diese Bücher sind Ausdruck des Bemühens um eine Theorie liturgiewissenschaftlichen Arbeitens und Anzeichen einer Verwissenschaftlichung der Beschäftigung mit Liturgie. Zu den wirkungsgeschichtlich bedeutendsten zählen die folgenden Werke (Kranemann/210: 352–356):

• Die Handbücher von Franz Xaver Schmid (1800–1871) und von Anton Adalbert Hnogek (1799–1866) sind noch von der katholischen Aufklärung beeinflusst, setzen sich aber schon deutlich von ihr ab. Behandelt werden die Anthropologie des Gottesdienstes, Ausdruck und Anregung des religiösen Gefühls, die Ästhetik der Zeremonie; ihre Zweckmäßigkeit und Deutlichkeit werden als Werte gesehen. Aber auch ein Interesse an der objektiv heilsgeschichtlichen Sicht der Liturgie wird deutlich; die Liturgie offenbart die innere Religion und ist Spiegel einer religiösen Wahrheit (Schmid/253: 13–24). Schmid spricht bereits von der »Wissenschaft der Liturgie« (ebd. 30) und unterscheidet sie von einer reinen »Anwendungswissenschaft«.

• Eine zweite Gruppe von Handbüchern entstand im Umfeld der Tübinger Schule. Die Liturgie wird heilsgeschichtlich interpretiert und offenbarungstheologisch gedeutet. Maßgeblich ist die Liturgik von Johann Baptist Lüft (1801–1870). Aus den liturgischen Einrichtungen, die auf Christus und die Apostel, aber auch auf die menschliche Natur zurückgehen, will Lüft allgemeine Prinzipien ableiten. Ihm geht es nicht primär um pastorale Unterweisung. Jakob Fluck (1810–1864) will die in der Liturgie erscheinende göttliche Weisheit darstellen. Sein Anliegen ist die systematische Behandlung der in der Liturgie gegenwärtigen göttlichen Wahrheit. Den sakramentalen Kultus, der die Erlösung vermittle, stellt er an den Anfang und lässt ihm den latreutischen, Gott verherrlichenden Kultus gleichsam als Frucht folgen.

• Auch die Handbücher von Valentin Thalhofer (1825–1891) und Ludwig Eisenhofer (1871–1941) stehen für eine eigene inhaltliche Ausrichtung. Thalhofer stellt neben Geschichte und Theologie auch anthropologisch-psychologische Gegebenheiten des Gottesdienstes dar. Eisenhofer, der das Handbuch Thalhofers überarbeitet hat, konzentriert sich fast ausschließlich auf Geschichte und Rubrizistik. Weniger thematisiert er die Theologie der Liturgie. Bemerkenswert ist die unterschiedliche Einschätzung beider Autoren im Hinblick auf das Verhältnis von Liturgik und Pastoraltheologie. Thalhofer rechnet die Liturgik zur Pastoraltheologie und hält sie nicht für ein selbstständiges theologisches Fach. Eisenhofer lehnt eine solche Zuordnung kategorisch ab und definiert die Liturgik als »die Wissenschaft von der Ecclesia orans et sanctificans« (Eisenhofer/43: 1, 55).

Die Handbücher sind als historische Quellen heute noch von besonderer Bedeutung. Hilfreich sind sie unter anderem wegen der vielen liturgiegeschichtlichen Details, die sie verzeichnen. Insbesondere das Handbuch von Eisenhofer ist deswegen noch immer ein wichtiges Kompendium.

Offensichtlich in Anlehnung an diese Handbücher sind im späteren 19. Jahrhundert zahlreiche kleinere Liturgiken erschienen. Sie dienten der liturgischen Bildung der Gläubigen, waren entweder direkt für diese geschrieben oder sollten Priestern als Vorlagen für die Katechese helfen. Es begegnet u.a. der Wille, Partizipation am Gottesdienst zu fördern, die Bedeutung von Zeichenhandlungen bis hin zu Körperhaltungen hervorzuheben und die Liturgie als Ausdruck des Wesens der Kirche zu erleben (Kranemann/212).

Grundlagen und Perspektiven der Liturgiewissenschaft

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