Читать книгу Endora - Alegra Cassano - Страница 11
9. Hin und her gerissen
ОглавлениеSie redeten lange. Ayda stellte fest, dass Lando sehr umgänglich war, genauso wie sie ihn von jeher kannte. Er forderte nichts und gab sich mit allem zufrieden. Sein Nachtlager würde er im Wohnraum vor dem Ofen aufschlagen.
Um mit Bale zu reden, war es heute schon zu spät, aber Ayda war der Meinung, dass er das unbedingt bald tun sollte. Das Verhalten ihres Sohnes gefiel ihr überhaupt nicht. Der Ton ihrer Unterhaltung wurde bald freundschaftlich, und am Ende lachten sie sogar kurz zusammen.
„Möchtest du, dass ich meinen Zopf abschneide?“, fragte Ayda irgendwann und wurde wieder ernst. Lando schüttelte den Kopf: „Nein. Wieso denn? Er gefällt mir.“ Ein weiterer Stein fiel Ayda vom Herzen. Sie trank ihren Becher leer. Es war schon spät.
„Danke“, sagte sie zum Schluss. Er nickte ihr zu.
„Ich weiß, dass das alles für dich genau so schwer ist, wie für mich, aber zusammen … bekommen wir das irgendwie hin“, sprach sie weiter.
„Das hoffe ich“, entgegnete er. Ayda spürte, dass er noch etwas auf dem Herzen hatte und blieb abwartend sitzen.
„Möchtest du, dass ich Jaron suche?“, fragte Lando schließlich, ohne sie anzusehen.
Ayda seufzte tief. Was sollte sie dazu sagen? Natürlich hätte sie am liebsten ja geschrien, aber das wäre spontan und unüberlegt gewesen. Ein Nein wäre ein Verrat an ihrem Mann und hätte ihren Gefühlen widersprochen. Unschlüssig sah sie Lando an, öffnete den Mund, um zu sprechen, schloss ihn aber wieder.
Lando nickte: „Ja“, sagte er, „genauso geht es mir auch. Am liebsten würde ich einfach loslaufen und nach ihm rufen, und unsere alten Jagdgründe absuchen. Andererseits fehlt mir die Ausrüstung, und ich war seit Jahren nicht mehr mit ihm unterwegs. Ich weiß nicht, wo er jagen wollte. Wenn mir draußen etwas passiert, bist du wieder alleine, und ich denke, dass du Rubion dann nicht mehr entkommst.“ Er verstummte und sah Ayda lange an. Sie schien darüber nachzudenken, was er gesagt hatte.
„Wenn du willst, dass ich gehe …“, setzte Lando gerade an, als sie ihn unterbrach.
„Geh zu den Jägern“, sagte sie. „Frag jeden, der von draußen kommt. Vielleicht weiß jemand, wo Jaron hin wollte, oder es hat ihn jemand gesehen. Es wäre sinnlos, auf gut Glück loszulaufen, da stimme ich dir zu.“
Lando nickte: „Gut. Ich werde mich umhören.“
Das, was nicht gesagt wurde, hing noch eine Weile in der Luft, verzog sich aber dann wie Rauch, der durch einen Schornstein abzieht.
Lando durfte eigentlich gar kein Interesse daran haben, dass Jaron zurückkam. Diese Rückkehr würde für ihn weit schlimmere Folgen haben, als nur seine neugewonnene Familie zu verlieren. Es gab Gesetzte für diesen Fall und diese waren grausam und hart.