Читать книгу Endora - Alegra Cassano - Страница 13

11. Drei Verschwörer

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Wolf schreckte hoch, als die Tür geöffnet wurde. Er hatte nicht vorgehabt zu schlafen, aber offenbar waren ihm irgendwann die Augen zugefallen.

„Tut mir leid“, stammelte er sofort, als er Lando, den rechtmäßigen Bewohner der Hütte erkannte. Er rappelte sich hoch und drückte sich gegen die Wand, als würde diese ihm Schutz bieten.

„Bin schon weg.“

Hinter dem Mann trat nun auch Bale in den Raum. Wolf kannte ihn flüchtig. Es ärgerte ihn, dass die beiden Neuankömmlinge vor der Türöffnung stehen blieben und er nicht einfach hinausschlüpfen konnte. Wolf saß nicht gerne in der Falle. Argwöhnisch starrte er die beiden an, während Lando genau so argwöhnisch die Hütte inspizierte.

Bale schob sich auf einmal an dem Mann vorbei und betrachtete aufmerksam das Heu, das in einer Ecke auf dem Boden aufgeschichtet war. Darin bewegte sich etwas.

„Hast du hier übernachtet?“, fragte Lando in Wolfs Richtung und hielt gleichzeitig Bale an der Schulter fest. Wolf nickte stumm. Die Angst in seinen Augen konnte er nicht verbergen.

„Ist schon in Ordnung“, meinte Lando großzügig, was Wolf erleichtert aufatmen ließ. Seine Haltung entspannte sich etwas.

„Dir sind meine Mitbewohner sicher aufgefallen.“ Lando hob fragend die Brauen. Bale beobachtete immer noch das Heu, in dem es jetzt an mehreren Stellen raschelte. Etwas Pelziges schob sich an einer Stelle hervor.

„Was ist das?“, fragte er leise. Wolf bückte sich und griff, ohne zu zögern in den Heuhaufen. Er hob einen der Welpen hoch und hielt ihn auf dem Arm.

„Du meinst diese Mitbewohner?“, fragte er lächelnd. Lando nickte und sah Bale an: „Kennst du diese Tiere?“ Neugierig traute der Junge sich näher heran.

„Ich weiß nicht. Sind das kleine Hunde? Ich habe noch nie welche gesehen“, fragte er neugierig.

Wolf nickte: „Ja. Die Jungen nennt man Welpen. Hunde waren einmal sehr zahm und lebten mit den Menschen zusammen“, erklärte er. Bale streckte vorsichtig die Hand aus, wartete aber, bis Wolf nickte. Er streichelte behutsam über das seidenweiche, hellbraune Fell des Welpen.

„Da sind noch mehr“, erklärte Lando und deutete auf das Heu. „Hast du nach der Hündin gesehen, Wolf?“

Der große Junge nickte: „Ihr geht es nicht so gut. Ich habe ihr Wasser gegeben. War das in Ordnung?“

Bale hielt jetzt den Welpen auf dem Arm und platzte fast vor Stolz.

„Sieh dir das an!“, rief er freudig. Der Mann musste lächeln.

„Die sind niedlich, nicht?“, fragte er und lobte dann Wolf wegen seiner Umsicht. „Gut gemacht.“

Der Junge errötete und freute sich. Die meisten Menschen waren nicht besonders nett zu ihm. Gelobt zu werden, war ihm fremd, aber es kribbelte nun freudig in seiner Magengrube.

„Wie viele sind es denn?“, fragte Bale und kniete sich vor das Heu, um nachzusehen.

„Es sind acht, und wir haben ein Problem, Jungs“, stellte Lando fest.

„Wir müssen sie hier weg bringen, an einen sicheren Platz. Diese Hütte wird bestimmt bald einen neuen Bewohner bekommen. Ihr wisst ja, dass Tiere im Ort verboten sind. Wenn jemand die Hunde findet, werden sie getötet, und das wollen wir doch nicht. Ich habe schon hin und her überlegt, aber mir fällt keine geeignete Zuflucht ein. Sie müsste außerhalb der Stadtmauer liegen, aber nah genug sein, dass wir die Welpen noch füttern können. Die Kleinen brauchen unsere Hilfe, um groß zu werden.“

Wolf hatte rote Flecken auf den Wangen bekommen. Auf einmal fühlte er sich mit diesen beiden Menschen verbunden. Sie hatten ihn nicht weggejagt, und nun fragte Lando ihn sogar nach seiner Meinung! Wolf hatte diesen Mann schon immer bewundert. Lando hatte so viele Schicksalsschläge einstecken müssen und sich immer wieder aufgerappelt und weiter gemacht. Schon Wolfs Vater hatte früher gesagt: „Nimm dir ein Beispiel an Lando. Er fällt hin, aber er steht immer wieder auf. Das ist ein Kämpfer!“ Wolf wollte auch so sein wie er.

„Ich kenne eine Höhle außerhalb“, fing er vorsichtig an zu erzählen, „das wäre das Richtige. Dort wären sie geschützt, und ich könnte nach ihnen sehen.“

Mit klopfendem Herzen wartete er auf eine Reaktion. Lando schien über diesen Vorschlag nachzudenken.

„Ist es dort sicher? Die Hündin kann die Kleinen nicht verteidigen“, fragte er. Wolf nickte und erklärte stolz: „Ich habe dort schon übernachtet. Es gibt Höhlen, die man nur durch schmale Tunnel erreichen kann. Da passt keins der großen Biester durch.“

Lando hob die Brauen. „Du hast außerhalb übernachtet?“, staunte er ungläubig aber Wolf hörte auch Respekt heraus.

„Kennst du dich im Wald aus?“, wollte Bale nun wissen.

„Nicht so gut wie die Jäger“, gab der Junge zu. „Ich gehe nicht so weit rein wie sie. Manchmal kann man aber auch in den Randgebieten kleinere Tiere fangen. Meist bin ich in den Höhlen oder am See.“

„Ein See?“, fragte Bale aufgeregt, „kennst du den auch, Lando? Können wir da mal hingehen?“

Lando lächelte traurig: „Dein Vater und ich sind als Kinder ebenfalls durch die Waldränder geschlichen, so wie Wolf. Wir fanden es aufregend. Unsere Eltern freuten sich, wenn wir etwas Fleisch heimbrachten, aber sie warnten uns auch immer wieder vor den Gefahren.“

Wolf nickte: „Einmal hätte mich so ein großes Vieh fast erwischt. Ich konnte gerade noch auf einen Baum flüchten. Über einen Tag habe ich dort festgesessen, bis es endlich abgezogen ist.“

Bale hörte gebannt mit offenem Mund den Erzählungen zu.

„Jaron und ich konnten uns einmal nur retten, indem wir in den See gesprungen sind. Ich denke, dass es derselbe See ist, den du meinst. Leider gibt es auch im Wasser Kreaturen, die es nicht so gut mit Menschen meinen. Wir hatten wahnsinnige Angst und damals mehr Glück als Verstand“, erzählte Lando.

„Davon habe ich noch nie gehört“, meinte Bale zweifelnd.

„Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dein Vater dir diese Geschichte erzählt hat. Wir haben uns nicht sehr ruhmreich verhalten. Dieser große Barbatus tauchte plötzlich auf und brüllte uns mit seinem stinkenden Atem an. Wir haben geschrien wie Weiber und sind gerannt, so schnell wir konnten. Wir haben sogar nach unseren Müttern gerufen. Es war wirklich keine Heldentat“, schmunzelnd brach Lando ab.

Er dachte an all die Abenteuer, die er mit Jaron erlebt hatte. Ohne den Freund wäre sein Leben nicht so aufregend gewesen. Wehmut packte ihn.

Wolf räusperte sich gerade im richtigen Moment.

„Es tut mir leid. Ich muss jetzt zur Arbeit“, sagte er traurig. Lando erinnerte sich an die Szene auf dem Platz der Freude. Er hatte zwar noch unter Schock gestanden, entsann sich aber der Frau, die Wolf freigekauft hatte. Die Geschichte kam ihm merkwürdig vor.

„Behandeln sie dich dort gut?“, fragte er. Wolf nickte schnell, scharrte aber mit dem Fuß unruhig über den Boden.

„Ich kann die Hunde später zur Höhle bringen, wenn du willst“, bot er an. Lando nickte. Es fiel ihm schwer, denn er liebte Tiere und hatte diese kleinen Fellknäuel besonders ins Herz geschlossen, aber er sah ein, dass es hier nicht mehr sicher genug war.

„Darf ich helfen?“, fragte Bale. Mit den Augen bettelte er Lando an.

„Es ist weit bis zur Höhle. Ich weiß nicht, ob deine Mutter damit einverstanden wäre“, wand dieser sich.

„Du bist der Ernährer. Du kannst das entscheiden“, stellte sein Ziehsohn fest, der anscheinend nichts mehr gegen seinen neuen Vormund einzuwenden hatte. Lando sah seufzend zwischen den Jungen hin und her. Alleine würde Wolf es sowieso nicht schaffen, alle Tiere auf einmal wegzubringen.

„Na gut“, entschied er schließlich, „wir gehen zu dritt.“




Endora

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