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Erstes bis drittes Bändchen
VII

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Am andern Morgen war Canolles noch lustigerer Laune, als am Tage vorher; auch der Vicomte von Cambes gab sich einer offeneren Heiterkeit hin, und selbst Pompée wurde muthwillig, während er Castorin seine Feldzüge erzählte. Der ganze Morgen verging in Freundlichkeiten dieser Art.

Beim Frühstück entschuldigte sich Canolles, daß er den Vicomte verlassen müßte, aber er hätte einen langen Brief an einen in der Gegend wohnenden Freund zu schreiben, und würde sich überdies veranlaßt sehen, einen Besuch bei einem von seinen Freunden zu machen, dessen Haus unmittelbar an der Landstraße etwa drei bis vier Meilen von Poitiers liegen müßte. Canolles erkundigte sich nach seinem Freunde bei dem Wirthe, und dieser erwiederte, er würde etwas vor dem Dorfe Jaulnay das Haus desselben finden, das an zwei Thürmchen zu erkennen wäre. Da Castorin die kleine Truppe verlassen mußte, um den Brief an seine Adresse zu überbringen, da Canolles selbst einen Plan auszuführen hatte, so wurde der Vicomte gebeten, zum Voraus den Ort zu bezeichnen, wo man Nachtlager halten würde. Der Vicomte blickte auf eine kleine Karte, welche Pompée in einem Etui mit sich führte, und schlug das Dorf Jaulnay vor. Canolles machte keine Einwendung und trieb die Falschheit sogar so weit, daß er ganz laut zu Pompée sagte:

»Wenn man Euch wieder als Quartiermeister vorausschickt, wie gestern, so bestellt für mich wo möglich ein Zimmer in der Nähe den von Eurem Herrn, damit wir ein wenig mit einander zu plaudern im Stande sind.«

»Der mürrische Stallmeister wechselte einen Blick mit dem Vicomte und lächelte, entschlossen, nicht zu thun, was Canolles ihm sagte. Castorin, welcher vorher schon seine Instruktionen erhalten hatte, holte den Brief, und Canolles ertheilte ihm Befehl, sich zum Nachtlager in Jaulnay einzufinden.

In Beziehung auf das Gasthaus war kein Irrthum möglich, denn Jaulnay besaß nur das zum Grand-Charles-Martel.

Man begab sich auf den Marsch. Fünfhundert Schritte von Poitiers, wo man Mittagsbrod genommen hatte, schlug Castorin einen Seitenweg rechts ein; man ritt noch zwei Stunden; da erkannte Canolles, nach den Merkmalen, die er sich hatte nennen lassen, das Haus seines Freundes, zeigte es dem Vicomte, nahm Abschied von diesem, wiederholte Pompée den Auftrag, ihm das geeignete Zimmer zu besorgen, und schlug einen Seitenweg links ein.

Der Vicomte war völlig beruhigt; die Scene am Abend vorher war ohne Streit abgelaufen, und er hatte den ganzen Tag nicht die leichteste Anspielung gehört; er fürchtete daher von Seiten von Canolles nicht mehr den geringsten Widerstand gegen seinen Willen; und von dem Augenblick, wo der Baron für ihn nur ein einfacher, guter, lustiger, witziger Reisegefährte blieb, entsprach es ganz seinen Wünschen, den Marsch vollends mit ihm zu machen. Hielt der Vicomte die Vorsichtsmaßregel für überflüssig, oder wollte er sich nicht von seinem Stallmeister trennen und allein auf der Landstraße sein, – Pompée wurde nicht vorausgeschickt.

Man kam bei Nacht in das Dorf; der Regen stürzte in Strömen herab. Zum Glück war ein Zimmer geheizt. Dem Vicomte lag nur daran, eiligst die Kleider zu wechseln; er nahm daher dieses Zimmer und beauftragte Pompée, für das Quartier von Canolles zu sorgen.

»Es ist bereits geschehen,« sprach der selbstsüchtige Pompée, welcher vor Begierde, sich in das Bett zu legen, brannte; »die Wirthin hat versprochen, dafür besorgt zu sein.«

»Gut. Mein Necessaire?«

»Hier.«

»Meine Flacons?«

»Hier sind sie.«

»Ich danke. Wo schläfst Du, Pompée?«

»Am Ende der Hausflur.«

»Und wenn ich etwas brauche?v

»Hier ist eine Glocke; die Wirthin wird kommen.«

»Wohl. Diese Thüre schließt gut, nicht wahr?«

»Der Herr Vicomte kann selbst sehen.«

»Es sind keine Riegel daran?«

»Nein, aber ein Schloß.«

»Gut. »Ich werde mich von innen einschließen. Es ist kein anderer Eingang vorhanden?«

»Nicht, daß ich wüßte.«

Pompée nahm das Licht und ging im Zimmer umher.

»Sieh nach, ob die Läden fest sind.«

»Die Haken sind eingelegt.«

»Gehe, Pompée.«

Pompée entfernte sich, und der Vicomte drehte den Schlüssel um.

Eine Stunde nachher verließ Castorin, der zuerst in dem Gasthause angelangt war und neben Pompée wohnte, ohne daß dieser es vermuthete, sein Zimmer auf den Fußspitzen und öffnete Canolles die Thüre.

Canolles schlürfte mit pochendem Herzen in das Haus, befahl Castorin die Thüre wieder zu verschließen, ließ sich das Zimmer des Vicomte bezeichnen und stieg hinauf.

Der Vicomte war im Begriff, sich zu Bette zu legen, als er Tritte in der Hausflur hörte.

Der Vicomte war, wie man bereite bemerken konnte, äußerst furchtsam. Diese Tritte machten, daß er bebte und mit der größten Aufmerksamkeit horchte.

Die Tritte hielten vor seiner Thüre an.

Eine Sekunde nachher klopfte man.

»Wer ist da?« fragte eine so sehr zitternde Stimme, das Canolles den Klang nicht erkannt haben würde, hätte er nicht bereits wiederholt Gelegenheit gehabt, die Variationen dieser Stimme zu studieren.

»Ich!« antwortete Canolles.

»Wie, Ihr?« versetzte die Stimme, von einem Schrecken zum andern übergehend.

»Ja, denkt Euch doch, Vicomte, es ist kein Platz mehr in unserem Gasthause, es ist kein einziges Zimmer mehr frei. Euer Dummkopf von einem Pompée hat nicht an mich gedacht. Es gibt kein anderes Wirthshaus im Dorfe, und da in Eurem Zimmer zwei Betten stehen . . .«

Der Vicomte warf voll Schrecken einen Blick auf die Zwillingsbetten, welche nur durch einen Tisch getrennt neben einander in dem Alkoven standen.

»Nun, Ihr begreift wohl,« fuhr Canolles fort, »ich bitte um das eine; öffnet mir rasch, ich flehe Euch an, denn ich sterbe vor Kälte.«

Man hörte jetzt ein Durcheinanderwerfen, ein Zerknittern von Kleidern und hastige Schritte.

»Ja, ja, Baron,« sagte der Vicomte mit einer Stimme, welche immer mehr Bestürzung verrieth; »ja, ich komme, ich eile.«

»Ich warte, aber ich bitte, öffnet schleunigst, wenn Ihr mich nicht in Eis verwandelt finden wollt.«

»Verzeiht, aber ich schlief.«

»Mir kam es vor, als hättet Ihr Licht.«

»Ihr täuscht Euch.«

Und das Licht wurde sogleich ausgelöscht; Canolles beklagte sich nicht darüber.

»Hier bin Ich . . . Ich finde die Thüre nicht,« fuhr der Vicomte fort.

»Ah! das glaube ich wohl,« erwiederte Canolles. »Ich höre Eure Stimme am andern Ende des Zimmers . . . hierher . . .«

»Ich suche die Glocke, um Pompée herbeizurufen.«

»Pompée ist am entgegengesetzten Ende der Hausflur und wird Euch nicht hören. Ich wollte ihn wecken, um zu fragen, wie die Sache steht, aber unmöglich: er schläft wie ein Dachs.«

»Dann werde ich die Wirthin rufe.«

»Bah! die Wirthin hat ihr Bett einem Reisenden abgetreten und ist auf dem Speicher schlafen gegangen. Niemand würde kommen, mein lieber Freund. Warum wollt Ihr übrigens Leute rufen? ich brauche Niemand.«

»Aber ich?«

»Ihr, Ihr öffnet mir Eure Thüre, und ich danke Euch dafür. Ich suche mein Bett, lege mich nieder, und damit ist es aus. Oeffnet also, ich bitte.«

»Es müssen sich doch andere Zimmer finden, und wären sie auch ohne Betten,« sprach der Vicomte ganz in Verzweiflung. »Wir wollen rufen, suchen. . .«

»Aber, lieber Vicomte, es hat halb elf Uhr geschlagen . . . Ihr werdet das ganze Wirthshaus aufwecken; man wird glauben, es brenne im Hause. Das gibt eine Geschichte, daß man die ganze Nacht nicht mehr schlafen kann, und das wäre Schade, denn ich sterbe vor Schlaf.«

Diese Worte schienen den Vicomte etwas zu beruhigen. Kleine Tritte näherten sich der Thüre und diese wurde geöffnet.

Canolles trat ein und schloß die Thüre wieder hinter sich. Der Vicomte hatte sich, nachdem er geöffnet, eiligst wieder entfernt.

Der Baron befand sich nun in einem beinahe dunkeln Zimmer, denn die letzten Kohlen des Kamins erloschen eben und gaben nur einen unzureichenden Schein von sich. Die Atmosphäre war lau und von allen Wohlgerüchen geschwängert, welche die verfeinerste, ausgesuchteste Sorgfalt der Toilette andeuten.

»Ah! danke Vicomte,« sprach Canolles, »denn man ist in der That hier besser, als in der Hausflur.«

»Ihr habt Lust zu schlafen, Baron?« sagte der Vicomte.

»Ja, gewiß. Zeigt mir mein Bett, Ihr, der Ihr das zimmer kennt, oder laßt mich die Kerze wieder anzünden.«

»Nein nein, das ist nicht nöthig,« erwiederte lebhaft der Vicomte, »Euer Bett ist links.«

Da die Linke des Vicomte die Rechte des Barons war, so ging der Baron rechts, traf ein Fenster, in der Nähe des Fenstern einen Tisch, und auf dem Tische ein Glöckchen, das der Vicomte in seiner Bestürzung vergebens gesucht hatte. Er steckte das Glöckchen für jeden Fall in die Tasche.

»Aber, was macht Ihr denn?« rief er. »Ich glaube, wir spielen blinde Kuh, Vicomte. Ihr solltet wenigstens Aufgepaßt! Rufen. Was Teufels stöbert Ihr denn im Schatten umher?«

»Ich suche das Glöckchen, um Pompée zu rufen.«

»Was wollt Ihr denn mit Pompée?«

»Ich will . . . ich will, er soll sich ein Bett neben dem meinigen machen.«

»Für wen?«

»Für sich.«

»Für sich . . . was sagt Ihr da, Vicomte? Lackeien in unserem Zimmer! Stille! Ihr habt Gewohnheiten, wie furchtsame junge Mädchen. Pfui! Wir sind große Bursche, daß wir uns selbst vertheidigen können. Nein, gebt mir die Hand und geleitet mich nach meinem Bette, das ich nicht finden kann . . . oder . . . zünden wir die Kerze wieder an.«

»Nein, nein, nein!« rief der Vicomte.

»Da Ihr mir die Hand nicht reichen wollt,« versetzte Canolles, so solltet Ihr mir wenigstens ein Fadenende geben, denn ich bin in einem wahren Labyrinte.«

Und er rückte mit ausgestreckten Armen in der Richtung vor, wo er die Stimme gehört hattet aber er sah es wie einen Schatten an sich hinschlüpfen und spürte einen Wohlgeruch, der an ihm vorüberzog; er schloß die Arme, hatte aber wie der Orpheus des Virgil nur die Luft umarmt.

»Dort! Dort!« rief der Vicomte am anderen Ende des Zimmers. »Ihr seid zunächst an Eurem Bette, Baron.«

»Welches von beiden gehört mir?«

»Gleichviel, ich lege ich nicht schlafen.«

»Wie, Ihr legt Euch nicht schlafen?« rief der Baron, sich bei diesem unklugen Worte umwendend; »was werdet Ihr denn thun?«

»Ich bringe die Nacht auf einem Stuhle zu.«

»Eure solche Kinderei werde ich nicht dulden; kommt, Vicomte, kommt.«

Und von einem letzten Lichtstrahle, der vom Kaminherde aufsprang und dann starb, geleitet, erblickte Canolles den Vicomte in eine Ecke zwischen dem Fenster und der Commode gekauert und ganz in einen Mantel gewickelt.

Dieser Strahl war nur ein Blitz; aber er genügte, um den Baron zu leiten und dem Vicomte begreiflich zu machen, daß er verloren war. Canolles ging mit ausgestreckten Armen gerade auf ihn zur und obgleich das Zimmer wieder völlig in Finsternis gehüllt war, begriff doch der arme junge Mann, daß er diesmal seinem Verfolger nicht entgehen würde.

»Baron! Baron!« stammelte der Vicomte, »geht nicht weiter, ich flehe Euch an; Baron, verlaßt Euren Platz nicht, keinen Schritt mehr, wenn Ihr ein Edelmann seid.«

Canolles blieb stille stehen; der Vicomte war so nahe bei ihm, daß er sein Herz schlagen hörte, daß er den warmen Duft seines Hauches fühlte; zu gleicher Zeit schien ihn ein köstlicher, berauschender Wohlgeruch, zusammengesetzt aus allen Ausströmungen der Jugend und Schönheit, ein Wohlgeruch, tausendmal süßer als der der Blumen, völlig zu umfangen, um ihm die Möglichkeit zu benehmen, dem Vicomte zu gehorchen und hätte er auch Lust dazu gehabt.

Er blieb indessen einen Augenblick, wo er war, seine Hände gegen diese Hände ausgestreckt, die ihn, zum Voraus zurückstießen, und fühlend, daß er nur noch eine Bewegung zu machen hatte, um den reizenden Körper zu berühren, dessen Geschmeidigkeit er so oft seit zwei Tagen bewundert hatte . . .

»Gnade! Gnade!« flüsterte der Vicomte mit einer Stimme, in der sich ein Anfang von Wollust mit dem Schrecken vermischte. »Gnade!« Und die Stimme erlosch auf den Lippen, und Canolles fühlte, wie dieser reizende Körper an dem Täfelwerk hinglitt und auf die Kniee fiel.

Seine Brust erweiterte sich; in der Stimme, die ihn anflehte, lag ein Ausdruck, der ihm zum Beweise diente, daß sein Gegner bereits halb besiegt war.

Er machte noch einen Schritt, streckte die Hände aus und begegnete den gefalteten, bittenden Händen des jungen Mannes, der diesmal nicht mehr die Kraft hatte, einen Schrei auszustoßen, und nur einen beinahe schmerzlichen Seufzer von sich gab.

Plötzlich vernahm man den Galopp eines Pferden unter dem Fenster; hastige Schläge erschollen an der Thüre des Wirthshauses; auf diese Schläge folgte ein gewaltiges Getöse. Man rief und pochte abwechselnd.

»Herr Baron von Canolles!« rief eine Stimme.

»Oh! Dank, mein Gott! ich bin gerettet,« murmelte der Vicomte.

»Die Pest diesem Thiere!« sprach Canolles, »konnte es nicht morgen früh kommen?«

»Herr Baron von Canolles!« rief die Stimme, »Herr Baron von Canolles, ich muß Euch sogleich sprechen.«

»Was gibt es denn?« fragte der Baron und machte einen Schritt rückwärts.

»Gnädiger Herr, gnädiger Herr!« sagte Castorin vor der Thüre, »man fragt nach Euch, man sucht Euch.«

»Wer denn, Dummkopf?«

»Ein Eilbote.«

»Von wem?«

»Von dem Herzog von Epernon.«

»Was will er von mir?«

»Dienst des Königs.«

Bei diesen magischen Worte, dem man gehorchen mußte, öffnete Canolles, fortwährend fluchend, die Thüre und ging die Treppe hinab.

Man hörte Pompée schnarchen.

Der Eilbote war eingetreten und wartete in der Wirtsstube; Canolles suchte ihn auf und las erbleichend den Brief von Nanon; denn der Eilbote war, wie man bereits errathen haben wird, Courtauvaux selbst, der ungefähr zehn Stunden nach Canolles abreiste und diesen, trotz aller Eile, erst auf der zweiten Etappe hatte einholen können.

Einige Fragen, welche Canolles an Courtauvaux richtete, ließen dem Baron keinen Zweifel darüber, wie nothwendig seine schleunige Abreise war. Er las den Brief zum zweiten Male und der Ausdruck: Eure teure Schwester Nanon, machte ihm begreiflich, was vorgefallen war, daß sich nämlich Fräulein von Lartigues dadurch aus der Verlegenheit gezogen hatte, daß sie ihn für ihren Bruder ausgab.

Canolles hatte wiederholt in nicht sehr schmeichelhaften Ausdrücken Nanon selbst von diesem Bruder sprechen hören, dessen Stelle er nun eingenommen. Dies vermehrte noch den Widerwillen, mit dem er dem Befehle des Herzogs Folge leistete.

»Es ist gut,« sagte er zu Courtauvaux, ohne ihm einen Credit in dem Wirthshause zu eröffnen? oder ihm seine Börse in die Hände zu leeren, was er bei jeder andern Veranlassung sicherlich gethan haben würde; »es ist gut: sagt Eurem Herrn, Ihr habet mich getroffen und ich habe auf der Stelle gehorcht.«

»Und Fräulein von Lartigues soll ich nichts sagen?«

»Sagt Ihr, ihr Bruder wisse das Gefühl zu schätzen, das sie bei ihrer Handlungsweise bestimmt habe, und sei ihr dafür verbunden. Castorin, sattle die Pferde!«

»Und ohne etwas Anderes zu dem Boten zu sprechen, der über diese unfreundliche Aufnahme ganz verblüfft war, ging Canolles zu dem Vicomte hinauf, den er bleich, zitternd und wieder angekleidet fand. Auf dem Kantine brannten zwei Kerzen.

Canolles warf einen Blick innigen Bedauerns auf den Alkoven und besonders auf die Zwillingsbetten, an deren einem ein leichter, kurzer Druck sichtbar war. Der Vicomte folgte diesem Blicke mit einem Gefühle der Schamhaftigkeit, das ihm die Röthe in das Gesicht steigen machte.

»Freut Euch, Vicomte,« sprach Canolles, »Ihr, seid nun für den Rest der Reise von mir befreit. Ich gehe im Dienste des Könige mit der Post.«

»Wann geht Ihr?« fragte der Vicomte mit einer noch nicht ganz beruhigten Stimme.

»Auf der Stelle; ich reife nach Nantes, wo der Hof sich aufhält, wie es scheint.«

»Gott befohlen, mein Herr,« vermochte der junge Mann kaum zu antworten, und er sank auf einen Stuhl zurück, ohne daß er seine Augen nach seinem Gefährten aufzuschlagen wagte.

Canolles machte einen Schritt gegen ihn.

»Ich werde Euch ohne Zweifel nicht mehr sehen,« sprach er mit tief bewegter Stimme.

»Wer weiß?« versetzte der Vicomte und suchte zu lächeln.

»Versprecht Eines einem Manne, welcher ewig Euer Andenken bewahren wird,« sagte Canolles und legte seine Hand mit einem Einklange der Stimme und der Geberde, der keinen Zweifel an seiner Aufrichtigkeit mehr übrig ließ, auf das Herz.

»Was verlangt Ihr?«

»Daß Ihr zuweilen an mich denken werdet.«

»Ich verspreche es Euch.«

»Ohne Groll . . .«

»Ja . . .«

»Eine Bekräftigung dieses Versprechens,« sagte Canolles.

Der Vicomte reichte ihm die Hand.

Canolles nahm diese zitternde Hand ohne eine andere Absicht, als sie in der seinigen zu drücken, aber mit einer Bewegung, welche starker war, als sein Wille, preßte er sie an seine glühenden Lippen und stürzte aus dem Zimmer, während er die Worte murmelte:

»Ah! Nanon, Nanon, kannst Du mich je für den Verlust entschädigen, den Du mir verursacht hast?«

Der Frauenkrieg

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