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Erstes bis drittes Bändchen
VIII.
Chantilly

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Folgen wir jetzt den Prinzessinnen des Hauses Condé in die Verbannung nach Chantilly von der Richon dem Vicomte eine so schauderhafte Schilderung gemacht hatte, so sehen wir:

Unter diesen Alleen von Kastanienbäumen, welche mit einem Blüthenschnee bestreut sind, auf diesen Rasen, welche sich bis zu den blauen Teichen ausdehnen, einen Schwarm von Spaziergängern lachend, plaudernd und singend, beständig sich umher bewegen. Da und dort erscheinen, mitten unter dem hohen Grase, gleichsam in den grünen Wogen verloren, einige Figuren von Lesern, welche sich in die Blätter der Modeschriftsteller jener Zeit, in die Werke von Herrn la Calprenède, von Herrn d’Urfé oder von Fräulein von Scudery vertieft haben; im Innern von Geißblatt- und Rebwind-Lauben hört man Lauten stimmen und unsichtbare Menschen singen. In der großen Aller, welche nach dem Schlosse führt, eilt von Zeit zu Zeit mit der Schnelligkeit den Blitzes ein Reiter, der Ueberbringer irgend eines Befehles, vorüber.

Auf der Terrasse gehen mittlerweile drei in Atlas gekleidete und in einiger Entfernung von stummen, ehrfurchtsvollen Pagen gefolgte Damen mit ernsten Mienen und Ceremoniösen, majestätischen Geberden hin und her; eine Frau von edler Haltung, trotz ihrer siebenundfünfzig Jahre, spricht im Lehrertone über Staatsangelegenheiten; eine äußerst steife junge Frau, in düsterem Gewande horcht zu ihrer Rechten, die Stirne faltend, auf die weisen Theorien ihrer Nachbarin; eine andere Alte, die steifste und abgemessenste von allen Dreien, weil sie ihrem Stande nach die am wenigsten erhabene ist, spricht, hört und überlegt zu gleicher Zeit.

Die Dame in der Mitte ist die Frau Prinzessin Wittwe, die Mutter des Siegers von Rocroy, Nördlingen und Lens, den man, seitdem er verfolgt wird und diese Verfolgung ihn nach Vincennes gebracht hat, den großen Condé zu nennen anfängt, ein Name, den ihm die Nachwelt bewahren wird. Diese Dame, aus deren Zügen man noch die Ueberreste jener Schönheit zu erkennen vermag, welche sie zu der letzten und vielleicht tollsten Liebschaft von Heinrich IV. gemacht hat, ist zugleich in ihrer Mutterliebe und in ihrem Stolze als Prinzessin durch einen fachino italiano beleidigt worden, den man Mazarini nannte, als er Bedienter des Cardinal Bentivoglio war, und den man nun Seine Eminenz den Cardinal Mazarin nennt, seitdem er der Liebhaber von Anna von Oesterreich und erster Minister von Frankreich geworden ist.

Er hat es gewagt, Condé in das Gefängniß zu sperren und die Mutter sowie die Gemahlin den edlen Gefangenen nach Chantilly zu verbannen.

Die Dame rechts ist Claire Clemence von Maillé, Prinzessin von Condé, die man einer aristokratischen Gewohnheit jener Zeit zufolge kurz Frau Prinzessin nennt, um damit zu bezeichnen, die Frau des Hauptes der Familie Condé sei die erste Prinzessin von Geblüt, die vorzugsweise Prinzessin: sie ist stets stolz gewesen, aber seitdem sie verfolgt wird, hat ihr Stolz um den Grad der Verfolgung zugenommen, und sie ist hochmüthig geworden. Dazu verdammt, eine secundäre Rolle zu spielen, so lange der Herr Prinz frei war, hat sie die Gefangenschaft ihres Gemahls zum Stande einer Heldin erhoben: sie ist beklagenswerther als eine Wittwe, und ihr Sohn, der Herzog von Enghien, welcher demnächst sein siebentes Jahr erreicht, erscheint interessanter als eine Waise. Die Augen sind auf sie gerichtet, und ohne Furcht, sich lächerlich zu machen, ist sie in Trauer gekleidet. Seitdem von Anna von Oesterreich diesen in Thränen zerfließenden Damen die Verbannung auferlegt worden ist, hat sich ihr gellendes Geschrei in dumpfe Drohungen verwandelt: aus Unterdrückten sind sie Rebellinnen geworden. Die Frau Prinzessin, ein Themistokles in der Nachthaube, hat ihren Miltiades im Unterrock, und die Lorbeeren von Frau von Longueville, welche einen Augenblick Königin von Paris gewesen ist, verhindern sie zu schlafen.

Die Duenna links ist die Marquise von Tourville, welche es nicht wagt, Romane zu schreiben, aber in der Politik componirt: sie hat nicht persönlich den Krieg geführt, wie der brave Pompée, und nicht wie er in der Schlacht von Corbie eine Kugel bekommen; aber ihr Gatte, ein ziemlich hochgeschätzter General, ist bei La Rochelle verwundet und bei Freyburg getödtet worden; Erbin seines Vermögens, glaubte sie natürlich zu gleicher Zeit euch Erbin seines militärischen Genies zu sein. Seit ihrer Ankunft bei den Prinzessinnen in Chantilly hat sie bereits drei Feldzugspläne gemacht, welche hintereinander die Bewunderung der Frauen des Gefolges erregten und nicht aufgegeben, aber auf den Tag verschoben wurden, wo man das Schwert ziehen und die Scheide wegwerfen würde. Sie wagt es nicht, die Uniform ihres Gemahls anzulegen, obgleich sie zuweilen große Lust dass zu hat, aber sie besitzt ein Schwert, welches in ihrem Zimmer über ihrem Kopfkissen hängt und von Zeit zu Zeit, wenn sie allein ist, zieht sie es mit einer höchst martialischen Miene aus der Scheide.

Trotz seines festlichen Aussehens dürfte also Chantilly nur eine große Kaserne sein, und wenn man gut suchen würde, fände man Pulver in den Kellern und Bajonette in den Hecken.

Die drei Frauen wenden sich bei ihrem düsteren Spaziergange immer wieder nach dem Hauptthore des Schlosses und scheinen auf die Ankunft irgend eines wichtigen Boten zu warten. Bereits hat die Frau Prinzessin Wittwe wiederholt den Kopf schüttelnd und seufzend gesagt:

Der Frauenkrieg

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