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Erster Teil
IV

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Reuilly – oder vielmehr das Schloß Reuilly – war ein reizender Landsitz, ein Versteck, wie er für den menschenfeindlichen Sybariten Alfred de Senonches paßte. Das Schloß war im siebzehnten Jahrhundert erbaut und suchte sich durch seine zwei Thürme mit den spitzen Schieferdächern ein herrschaftliches Ansehen zu geben, welches einem aristokratischen Auge wohlthat. Es stand auf einem Hügel, der sich, mit seinem Rasen bedeckt, bis an den mit Pappeln bepflanzten Fluß erstreckte. Auf beiden Seiten dieses grünen Teppichs standen malerische Baumgruppen von jenem frischen saftigen Grün, welches sich nur in etwas feuchten Gegenden findet. Der Rasen, welcher jeden Morgen von unsichtbaren Gärtnern geharkt wurde, konnte sich mit den schönsten »Lawns« in den englischen Packs messen.

Ein kleiner Pavillon, bestehend aus einem Salon, einem Schlafzimmer, einem Ankleidecabinet und einem Arbeitszimmer, wurde zu meiner Verfügung gestellt, als ob man mich wirklich erwartet hätte.

Vier Stufen, die auf beiden Seiten mit Geranium besetzt waren, führten aus diesem Papillen in einen Blumengarten, so daß ich zu jeder Stunde des Tages und der Nacht nur die Thür meiner Wohnung zu öffnen brauchte, um in den Garten oder in meine Zimmer zu gehen.

Die Wände des Cabinets waren mit Zeichnungen von Gavarni und Raffet bedeckt, und drei Fächer waren mit den verschiedensten, zum Theil seltenen und kostbaren Waffen angefüllt. Das eine Fach enthielt eine Sammlung von Schießgewehren aus der neuesten Zeit, in dem zweiten hingen orientalische Flinten und Pistolen, in dem dritten Hieb- und Stichwaffen aus verschiedenen Ländern, von dem malayischen Kriege bis zum mexicanischen Machete, von dem Haubayonnet des Pariser Büchsenmachers Devismes bis zum türkischen Handschar.

Ich wunderte mich, daß ein Mann zugleich Kunstgeschmack und administrative Befähigung haben konnte.

Als Alfred kam, sagte ich es ihm ganz offen.

»Lieber Max,«– erwiederte er, »deine Mutter hat Dich verzogen; sie hat recht gut erkannt, daß es keineswegs nothwendig ist etwas zu werden, um auf Achtung in der Gesellschaft Anspruch zu machen, und daß eine ausgezeichnete Persönlichkeit mehr werth ist als eine schöne Stellung. Ich hingegen habe drei Tanten, deren einziger, aber nicht unbedingt nothwendiger Erbe ich bin. Diese Tanten sind meine drei Parzen; sie spinnen mir goldene und seidene Fäden, aber eine von ihnen ist immer bereit den Faden abzuschneiden, wenn ich nicht auf der einmal betretenen Laufbahn bleibe. Du kannst denken, Theuerster, daß ich mit meinen zwanzigtausend Franks Renten und mit meinen fünfzehntausend Francs Gehalt nicht sechs Pferde im Stall, vier Wagen in der Remise., einen Kutscher, einen Kammerdiener, einen Jäger, einen Koch und drei oder vier andere dienstbare Geister habe, deren Namen ich nicht einmal weiß; nein, dafür sorgen meine drei Tanten unter der Bedingung, daß ich eine Stellung einnehme; sie haben mir eine Art Intendanten zur Aufsicht gesetzt, und in der Erwartung, daß sie mir ihre zweihunderttausend Franks jährlicher Renten, die sie gemeinschaftlich besitzen, hinterlassen, widmen sie monatlich viertausend Franks zur Bestreitung meines Haushaltes, so daß ich meine eigene Rente und meinen Gehalt als Taschengeld verwenden kann. Die drei alten Damen sind herzensgute Seelen, und Du kannst denken, daß sie meine officiellen Diners besonders bezahlen müssen. Ich erweise ihnen natürlich große Aufmerksamkeit durch welche sie sich unendlich gerührt fühlen. Da wir zu einer Feinschmeckerfamilie gehören, so schicke ich ihnen den Küchenzettel, eine von mir selbst angefertigte Zeichnung des Tisches und die Namen der vornehmen Gäste, die ich auf Kosten der Tanten füttere. Mittelst dieser rührenden Aufmerksamkeit könnte ich ohne Bedenken jede Woche ein officielles Diner geben, aber ich thue es nicht.«

»Du langweilst Dich dabei.«

»Nein« das gerade nicht, Speisen ist nicht langweiliger als andere Unterhaltungen, wenn man gut speist; aber ich würde mich zu gewöhnlich, zu alltäglich machen, ich würde für wichtige Gelegenheiten keinen Hebel mehr anzusetzen haben. Willst Du meinen Küchenzettel sehen?«

»Ich bin in die Geheimnisse der Gastronomie nicht eingeweiht, lieber Freund.

»So denke Dir, ich sey ein Poet und wünsche Dich mit dem neuesten Sprößling meiner Muse bekannt zu machen; mein Küchenzettel ist gewiß nicht langweiliger als ein Gedicht.«

»Nun, so lass hören.«

»Armer Max« Du bringst mir ein großes Opfer!«

Alfred zog ein Papier aus seinem amtlichen Portefeuille, entfaltete es mit wichtiger Miene und las:

»Küchenzettel zu dem Diner, welches der Präfect des Departement de l’Eure den Generalräthen gibt.«

»Du mußt wissen, setzte er erläuternd hinzu, »daß ich mich um meiner Tanten willen dieser mühevollen Redaktion unterzogen habe.«

Ich nickte bejahend.

Tafel von zwanzig Couverts

Zwei Suppen

Suppe à la reine mit Schnecken

Kraftsuppe mit Krebsen

Vier Hauptgerichte

Steinbutt mit Austernpürée

Truthahn mit Trüffeln von Barbézieux

Hecht à la Chambord

Wildschweinsrücken à la St. Huber

Vier Entrées

Warme Feldhühnerpastete

Zehn Flügel von jungen Guten mit Pomeranzensaft

Sechs Flügel von glacirten Hühnern mit Gurken

Schmerlen à la Bourguignonne

Vier Braten

Zwei Fasanen, der eine gespickt, der andere mit Speck umwickelt

Scheiterhaufen, bestehend aus zehn kleinen Hummern und vierzig Krebsen, mit Sillerywein

Detto, bestehend aus zwei Schnepfen, vier Repphühnern,

vier jungen Waldtauben, zwei Turteltauben und zehn Wachteln

Gebratene Entenleber

Acht Entremets

Große Spargelköpfe à la Pompadour mit Butter von Rennes

Feinzerschnittene Champignons und schwarze Trüffeln à la Béchamel

Birnschnitte à la Vaille

Aschenkuchen mit Chocolade

Artischocken à la Lyonnaise mit Schinkenbrühe

Macédoine von spanischen Pataten, grünen Erbsen,

weißen Trüffeln aus Piemont à la Créme und gehackten Kalbsdrüsen

Schaum, von Ananassaft geschlagen

Fanchonettes à la Gelée aus Aepfeln von Rouen

Dessert

Vier Körbe mit Obst

Acht Schüsseln mit seinem Zuckerwerk

Zehn Sorten Gefrornes

Acht Sorten Compote

Vier Sorten Käse, extra servirt mit Porter, Pale Ale

und Scotch Ale, für die Gäste, welche diese Getränke lieben

Weine

Lunel zur Suppe

Merkurey aus dem Kometenjahre zu den Entremets und Hors-d’oeuvres

Ai de Monte, nicht moussirend, gegen das Ende der Entrees

Romanéée Conty zum Braten

Pacaret, Malvasier, Albano und Lacrymä Christi zum Dessert

Nach dem Kaffeh Ratasia, Absinth und Mirobolan von Madame Alphons

Alfred athmete tief auf, als er dieses gelehrte gastronomische Verzeichniß zu Ende gelesen hatte.

»Was sagst Du zu meinem Küchenzettel, lieber Freund,« fragte er.

»Ich zolle Dir meine aufrichtige Bewunderung.«

»Du bist ganz geblendet, wie ein nasser Hund durch das Wasser, das er abschüttelt.

»Wie sagst Du?«

»Nichts, ich citire Hugo. Von Zeit zu Zeit protestire ich durch eine Pariser Reminiscenz gegen die Provinz, aber in aller Stille; zu viel Aufsehen würde meiner Carriere schaden. – Wie findest Du Reuilly?«

»Es ist ein reizender Landsitz, lieber Freund.«

»Hierher werde ich mich zurückziehen, wenn ich Deputirter und zu lebenslänglichem Gefängniß verurtheilter und begnadigter Minister gewesen bin,« d. h. wenn ich meine Carriere vollbracht habe.«

»Diablel Du hast ja sehr weitreichende Pläne —«

»Wir haben ähnliche Beispiele an Polignac,« Montbel, Peyronnet. Die Diplomaten sind gegen die Minister im Vortheil: sie leisten blos einen neuen Eid und gehen ohne Weiteres von der älteren Linie zur jüngeren über.«

Ein Diener meldete, daß die Tafel gedeckt sey.

»Ich habe Niemand eingeladen, lieber Max, setzte Alfred hinzu, »ich möchte recht ungehindert mit Dir plaudern. Unser einziger Tischgenosse wird mein erster Secretär seyn; ich würde ihm längst den Platz eines Unterpräfekten verschafft haben, wenn ich kein Egoist wäre. Nach Tische werden zwei gesattelte Pferde für uns bereit stehen, wenn Du nicht etwa lieber ausfährst.«

»Ich reite lieber.«

»Ich dachte es wohl. – Also zu Tische!«

Alfred, der stets unruhig und aufgeregt war und nach jedem Lächeln seufzte, nahm meinen Arm und führte mich in den Speisesaal.

Der Abend wurde durch einen Spazirritt ausgefüllt; um neun Uhr kamen wir wieder nach Hause, der Thee erwartete uns.

Nach dem Thee führte mich Alfred in eine Bibliothek von zwei- bis dreitausend Bänden.

»Ich weiß, sagte er, »daß Du nie einzuschlafen pflegst, ohne eine Stunde gelesen zu haben. Du wirst hier von Allem etwas finden, von Mallebranche bis Viktor Hugo, von Rabelais bis Balzac. Ich lese Balzac sehr gern, er hinterläßt wenigstens keine Täuschungen, und wer behauptet, er habe seinem Zeitalter geschmeichelt, sieht die Dinge nicht im rosigen Lichte. – Jetzt gute Nacht!«

Alfred verließ mich.

Ich nahm Josselin von Lamartine und ging in mein Schlafzimmer.

Ich hatte sonderbare Gedanken. Ich dachte, welcher Unterschied zwischen diesem oder jenem Schmerze, je nach der Quelle, aus welcher er hervorgegangen« stattfinden könne.

Mein Schmerz, der aus den heiligsten Gefühlen hervorgegangen und dessen Ursache eine unersetzliche war, hatte den gewöhnlichen Verlauf genommen. Anfangs war er heftig, ergreifend, mit Thränen benetzt gewesen und allmälig in tiefe thatlose Trauer, dann in wehmüthige Betrachtung der Kämpfe in der Natur, dann in den Wunsch einer Ortsveränderung und endlich in das noch halb unbewußte Bedürfniß der Zerstreuung übergegangen. In diesem letzten Stadium war er noch.

Ob Alfreds Schmerz mehr oder minder heftig war, weiß ich nicht, aber er lachte noch eben so und folglich war sein Inneres noch eben so wund wie bei unserem Zusammentreffen in Brüssel.

Am andern Morgen sah ich ihn nur wenige Augenblicke beim Frühstück; er mußte sich auf die Präfectur begeben und hatte überdies noch mit seinem Diner zu thun. Man erwartete mich um halb sieben, bis dahin war ich frei.

Ich wollte nicht bei der Tafel erscheinen, aber Alfred nahm meine Weigerung nicht an, und da ein officielles Diner in einer Provinzstadt im Grunde etwas Neues für mich war, so ließ ich mich leicht erbitten.

Als ich mit Alfred in den Speisesaal ging, flüsterte er mir zu:

»Ich habe Dir deinen Platz bei Herrn von Chambray angewiesen; er ist der Intelligenteste in der Gesellschaft, man kann von allen Dingen mit ihm sprechen. Ich dankte ihm für seine Aufmerksamkeit und suchte meinen Zettel.

Mein Nachbar zur Rechten war wirklich Herr von Chambray, zu meiner Linken saß ein Herr, dessen Name mir nicht mehr erinnerlich ist.

Der Leser kennt den Küchenzettel; das Diner war glänzend, mein Nachbar zur Linken war ausschließlich mit der Befriedigung seines Gaumens und Magens beschäftigt.

Mein Nachbar zur Rechten zollte jeder Speise ein wohl verdientes, verständigen Lob.

Wir sprachen von Reisen, von Industrie, Politik, Literatur und Jagd. Alfred hatte Recht, ich fand einen Mann, der von Allem zu sprechen wußte.

Ich machte übrigens die Bemerkung, daß die meisten großen Grundbesitzer Gegner der Regierung waren.

Beim Dessert wurden Toaste ausgebracht.

Nach Tische ging die Gesellschaft in den Salon, um den Kaffeh zu nehmen; neben dem Salon war das Rauchzimmer, welches die Aussicht in den Garten der Präfektur bot.

In dem Rauchzimmer lagen auf vergoldeten Porzellantellern die feinsten Cigarren, von den Puros bis zu den Manillas.

Herr von Chambray rauchte nicht. Diese gute Eigenschaft – denn als solche betrachte ich das Nichtrauchen – brachte uns gegenseitig noch näher.

Wir verließen die Raucher, die sich in Ratasia, Absinth und Mirobolan betranken, und gingen in den Lindenalleen des Präfecturgartens spaziren.

Herr von Chambray hatte in Evreux ein Stadthaus und in Bernay ein Landhaus. Dieses war von herrlichen Jagdgründen umgeben. Seine Besitzung – oder vielmehr die Besitzung seiner Frau, welche ihm das Vermögen zugebracht – hatte einen Flächenraum von zweitausend Acres.

Er lud mich zur Eröffnung der Jagd ein und ich sagte beinahe zu.

Die Nacht brach an, während wir plauderten, die Salone wurden erleuchtet. Von diesem Augenblicke an glaubte ich bei meinem neuen Bekannten, dessen Gesellschaft mir sehr angenehm war, eine gewisse Ungeduld zu bemerken.

Endlich hielt er es nicht mehr aus.

»Entschuldigen Sie,« sagte er zu mir. »ich glaube, es wird gespielt.«

»Ja,« antwortete ich.

»Gehen Sie wieder in den Salon?«

»Um Ihnen zu folgen; ich spiele nicht.«

»Wirklich? dann sind Sie sehr glücklich – oder sehr unglücklich.«

»Sie spielen also?«

»Wie ein Rasender.«

»Dann will ich Sie nicht aufhalten.«

Herr den Chambray begab sich wieder in den Salon, ich folgte ihm.

Es waren wirklich Spieltische für jeden Geschmack: für Whist, Piquet, Ecarté u. s. w.

Um zehn Uhr kamen die Abendgäste.

Ich hörte, daß Alfred zu Herrn den Chambray sagte:

»Wird Madame nicht kommen?«

»Ich glaube nicht, antwortete der Gast, sie ist leidend.«

Ein sonderbares Lächeln zog sich um Alfreds Mund, während er die alltägliche Antwort gab.

»Das thut mir unendlich leid. Haben Sie die Güte, ihr mein Bedauern zu erkennen zu geben.«

Herr von Chambray verneigte sich; er war schon eifrig mit dem Spiel beschäftigt.

Ich nahm Alfred bei Seite.

»Warum lächeltest Du denn, als Herr von Chambray Dir sagte, seine Frau sey leidend?«

»Habe ich gelacht?«

»Ich glaubte es zu bemerken.«

»Frau von Chambray geht nicht in Gesellschaften und man macht über diese Eingezogenheit, die ich für freiwillig halte, allerlei boshafte Bemerkungen. Die bösen Zungen behaupten, die Ehe sey nicht sehr glücklich; das Vermögen sey von beiden Seiten ziemlich gleich gewesen« aber Chambray habe sein Erbtheil vergeudet und greife jetzt das Vermögen seiner Frau an.«

»Ich verstehe, die Mutter vertheidigt das Vermögen ihrer Kinder.«

»Es sind keine Kinder da.«

»Halten Sie zwanzig Louisd’or, die gegen mich fehlen, Herr von Senonches?« fragte Herr von Chambray, der die Karten hielt.

Alfred bejahte; aber er setzte, sich zu mir wendend, hinzu:

»Vorausgesetzt, daß Du die zwanzig Louisd’or nicht halten willst.«

»Ich spiele nicht.«

»Es ist auch eine meiner Verbindlichkeiten, zu spielen und zu verlieren. Ein Präfect, der nicht spielte oder gar gewänne, würde den Lästerzungen viel Stoff bieten; man würde sagen, ich sey Präfect geworden, um zu leben..«

»Hier sind Ihre zwanzig Louisd’or.« sagte Alfred.

Und er verließ mich, um sein Geld auf den Tisch zu legen.

Alfred war ein Weltmann im vollen Sinne des Wortes; es war unmöglich, in einem Salon die Honneurs mit mehr Anstand zu machen, als er. Man stellte ihn auch im ganzen Departement als ein Muster von einem Manne hin, und die Mütter, welche Töchter zu verheirathen hatten, hegten den sehnlichen Wunsch, ihre Sprößlinge möchten Gnade vor seinen Augen finden; er hätte nur winken dürfen, um die reichste unter den Erbinnen heimzuführen.

Aber Alfred benützte jede Gelegenheit, seine Abneigung gegen die Ehe zu erkennen zu geben.

Der Luxus der Tafel dehnte sich über die ganze Abendgesellschaft aus; es gab Gefrornes in Menge für die Damen, Punsch und Champagner für die Herren, hohes Spiel für Alle.

Gegen zwei Uhr Früh nahm Alfred die Bank im Baccharatspiel.

»Wenn Du es nicht verschworen hast, sagte er zu mir, »so mußt Du wenigstens einmal im Leben spielen, für oder gegen mich, und wär’s auch nur ein Louisd’or.«

»Ich spiele nicht, erwiderte ich mit wehmüthigem Lächeln, denn ich dachte an die Abneigung meiner Mutter gegen das Spiel.

»Meine Herren, sagte Alfred, der wie die Uebrigen die Wirkung des Punsches und Champagners zu spüren begann, »mein Freund Max ist ein musterhafter Mensch: er trinkt nicht, raucht nicht, spielt nicht. Am Abend vor der Bartholomäusnacht sagte König Carl IX. zu dem Könige von Navarra: Tod, Messe oder Bastille! Ich mache es eben so, Max, nur mit einer kleinen Variation sage ich: Spiel, Champagner oder Cigarren! Der König von Navarra wühlte die Messe, was wählst Du?.

»Ich mag nicht trinken, weil ich keinen Durst habe; ich mag nicht rauchen, weil ich’s nicht vertragen kann; ich mag nicht spielen, weil es mir kein Vergnügen macht,« antwortete ich; »aber hier sind fünf Louisd’or die Du für mich setzen kannst, sobald es an einem Einsatz fehlt.«

Ich legte meine fünf Louisd’or auf den Kranz eines Leuchters.«

Bravo! meine Herren« ich habe zehntausend Francs von mir.«

Alfred nahm fünftausend Francs in Banknoten und eben so viel in Gold aus der Tasche. Das Spiel machte mich sehr verstimmt, ich kannte Niemand, Chambray spielte leidenschaftlich; ich entfernte mich und ersuchte einen Diener, mir mein Zimmer zu zeigen.

Alfred übernachtete in der Präfectur und ich mochte Niemand in der Nacht mit dem Anschirren oder Satteln eines Pferdes belästigen. Ich hatte daher gesagt, ich würde ebenfalls in der Präfectur übernachten.

Man führte mich in mein Zimmer.

Ich war von dem Lärm, der mich seit sechs bis sieben Stunden umgeben hatte, betäubt und ermüdet; ich schlief bald ein.

Am andern Morgen weckte mich Alfred, der lachend eintrat.

»Lieber Max,«– sagte er, »Du kannst fürwahr nicht sagen, daß Dir das Glück nicht im Schlafe komme.«

Er löste drei Zipfel des Schnupftuches los, das er in der Hand hielt, und ließ einen Goldregen auf meinen Teppich fallen.

»Was ist daß, fragte ich; »was bedeutet dieser Scherz?«

»O! es ist kein Scherz, lieber Freund, es ist voller Ernst. Du mußt wissen, Max, daß ich alle meine Gäste ruinirt habe; ich mußte meine Bank von zehntausend Franks auf dreitausend heruntersetzen und mit dreitausend habe ich meine letzte Razzia gemacht. Alle Börsen waren leer, da sah ich deine fünf Louisd’or auf dem Leuchter. – Ah! Pardieu, sagte ich, Max muß auch daran; ich setzte dein Geld und hielt die fünf Louisd’or – und weißt Du, Starrkopf, was Du gethan hast? Du gewannst siebenmal hinter einander, und beim siebenten Coup sprengtest Du die Bank! – Gute Nacht!«

Alfred ging fort und ließ einen Haufen Gold vor meinem Bett.

So sey es

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