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Erster Teil
VI

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Es war wirklich die Milchschwester der Frau von Chambray, ein hübsches Bauernmädchen, dem Anscheine nach ein paar Jahre jünger als ihre Herrin. Ich sage: ihre Herrin denn später erfuhr ich, daß sie Kammerjungfer bei ihr war.

Die normannische Tracht, welche sie in ihrer größten Zierlichkeit trug, stand ihr sehr gut zu Gesicht und ich gestehe, daß ich nie ein hübscheres Mädchen gesehen habe.

Sie war ganz beschämt und ihr Gesichtchen bis über die Ohren roth.

»Sind Sie der Herr« welcher —?e stammelte sie.

»Ja wohl, ich bin der Herr, welcher,« sagte ich lachend.

»Madame hat mir etwas gesagt, was mir nicht möglich scheint.«

»Was hat denn Madame gesagt?«.

»Sie hat gesagt, Sie wollten uns zweitausend Francs geben, um für Gratian einen Stellvertreter zu kaufen.«

In diesem Augenblicke kam der Bediente und händigte mir die zweitausend Francs ein.

»Es ist die Wahrheit,« sagte ich; »hier ist das Geld, liebes Kind. Halte die Hand her.

Sie zögerte.

»Verschmähst Du es etwa?«

Endlich streckte sie schüchtern die Hand aus, ich zählte die Goldstücke hinein.

»O mein Gott!« sagte sie, »das macht ja eine große Summe aus, und wenn wir sie Ihnen nicht wiedergeben können —«

»Hat Dir denn Madame nicht gesagt, daß ich das Geld nicht zurückverlange?«

»Aber mein lieber Herr, Sie können uns doch so viel Geld nicht umsonst geben?«

»Ich gebe es Euch auch nicht umsonst,« erwiederte ich.

»Was sollen wir denn dafür thun?«

»Beruhige Dich, mein Kind: Du sollst nur fünf Minuten von Jemand sprechen, der Dich sehr lieb hat, und dessen Liebe Du gewiß erwiederst.«

»Ich liebe außer meiner Mutter und meiner kleinen Schwester nur zwei Menschen auf der Welt: Gratian und Frau von Chambray. Ich sollte Frau von Chambray eigentlich zuerst nennen, denn ich glaube, daß ich sie noch lieber habe als ihn.

»Nun, von einer dieser beiden Personen wollen wir sprechen.«

»Von welcher?«

»Von Frau von Chambray.«

»O! so viel Sie wollen, lieber Herr; es ist mir eine Freude, von ihr zu sprechend.«

»Dann setze Dich, mein Kind,« sagte ich und bot ihr einen Stuhl.

Nach einigem Zögern und auf meine wiederholte Einladung setzte sie sich.

»Denken Sie sich mein lieber Herr,« sagte sie mit einer Gefühlsinnigkeit, die leicht erkennen ließ, daß ihr die Worte vom Herzen kamen, »denken Sie sich, daß ich sie nie verlassen habe; sie war immer so gut gegen mich, und ich weiß nicht, ob ich es ihr vergelten könnte, wenn ich mein ganzes Leben für sie betete. Sie sehen meine Kleidung an und finden sie hübsch, nicht wahr? Ja, das glaube ich, ich muß immer nett und sauber seyn, Madame will es so haben, sie sagt, es mache ihr Freude und sie spiele mit mir wie in unseren Kinderjahren. Aber Sie können leicht denken, lieber Herr, daß es nur Vorwände sind, um mich schön zu machen, und sie hat wegen des Geldes; das sie für meinen Putz ausgab, mit dem Herrn oft Streit gehabt. Kurz, sie hat an mich immer eher gedacht, als an sich selbst.«

Ich unterbrach sie.

»Aber Frau von Chambray sagte mir, Du wärest ihre Milchschwester —«

»Ja wohl, ich bin ihre Milchschwester.«

»Aber sie schien mir auf den ersten Anblick älter, als Du zu seyn scheinst.

»Ach ja« der Kummer macht alt.«

Diese Worte berührten mich sehr peinlich. Ich hatte mich also nicht geirrt: Frau von Chambray war unglücklich!

»Der Kummer?« wiederholte ich.

Die Bäuerin bemerkte, daß sie mehr gesagt hatte, als sie sagen wollte.

»Wenn ich sage: der Kummer,« erwiederte sie, »so meine ich damit die Verdrießlichkeiten. Reiche Leute sind nicht immer glücklich; das Geld ist zuweilen wohl eine schöne Sache,« – sie warf dabei einen freudigen Blick auf die Goldstücke, die sie in der Hand hielt – »aber sehr oft macht es doch viele Plage. Das Sprichwort sagt ja: das Geld macht nicht glücklich.«

»Ja wohl« mein Kind« so sagt das Sprichwort« und es thut mir sehr leid, daß es auf Frau von Chambray anzuwenden ist.«

»Ach! der liebe Gott sucht die guten Menschen oft mit schweren Prüfungen heim..«

»Ist Frau von Chambray schon lange verheirathet?« fragte ich, als ob ich das Gespräch abbrechen wollte.

»Seit vier Jahren; sie war achtzehn Jahre alt, als sie heirathete.

»Dann ist sie also jetzt zweiundzwanzig?«

»Ja, zweiundzwanzig.«

»Sie hat doch gewiß aus Liebe geheirathet?«

Die kleine Bäuerin schüttelte den Kopf.

»Nein,« sagte sie leise und geheimnißvoll; »sie sagt, der Priester habe die Ehe geschlossen —«

»Der Priester? wie so?«

»O es ist nicht,« erwiederte sie einlenkend, als ob sie über die ihr entschlüpften Worte erschrocken wäre.

Sie stand auf.

»Liebes Kind,« sagte ich, »ich wollte gern von Frau von Chambray sprechen, weil sie mir eine liebenswürdige Dame zu seyn scheint, aber es ist keineswegs meine Absicht, Dir die Geheimnisse deiner Wohlthäterin entlocken zu wollen.«

»Gott behüte mich,« erwiederte sie, »daß ich etwas Unrechtes von ihr sagen sollte; aber ihre Geheimnisse kenne ich so wenig wie die anderen Leute im Hause. Ueberdies beklagt sie sich nie, und es wäre recht gut, wenn sie einen Freund fände, dem sie ihre Geheimnisse anvertrauen könnte; es würde ein Trost für sie seyn, und ich glaube, daß sie Trost braucht.«

Ich hätte gerne mehr erfahren, aber ich sah ein, daß ich, ohne mich einer Indiscretion schuldig zu machen, nicht weiter gehen durfte, und ich trug Bedenken, dem arglosen Mädchen noch mehr zu entlocken. Vielleicht war ich schon zu weit gegangen.

»Sey überzeugt, mein Kind,« sagte ich, »daß ich mich glücklich schätzen würde, der Freund zu seyn, dessen Frau von Chambray nach deiner Meinung so sehr bedarf, und daß ich ihr mit Freuden mein Herz öffnen würde, um ihre Geheimnisse zu bewahren. Ich weist nicht ob sich jemals die Gelegenheit dazu finden wird; aber wenn sie sich findet, wenn sie einen treuen Freund sucht, so bringe mich bei ihr in Erinnerung, gleichviel ob es morgen oder in einem Jahre oder in zehn Jahren ist. Gott wird, wie ich hoffe, das Uebrige thun.«

Das Mädchen sah mich erstaunt an.

»Gut,« sagte sie nach einer Pause, »ich will Sie bei ihr in Erinnerung bringen; denn ich glaube, daß Sie es wirklich so meinen, und daß Sie für meine gute Herrin thun würden, was ein Vater thut.«

Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter.

»Bewahre diesen Glauben in deinem Herzen, mein Kind,« sagte ich, »und vergiß meine Bitte nicht, wenn es Noth thut.»

»Fürchten Sie nichts, ich werde schon daran denken,« erwiederte sie.

Sie ging auf die Thür zu, blieb aber verlegen stehen.

»Nun, was gibt’s?« fragte ich.

»O! ich – ich getraue mich nicht —«

»Sprich, mein Kind, fürchte Dich nicht.«

»Es wäre wirklich eine große Gnade —«

»Sage aufrichtig, was wünschest Du?«

»Nein, nein, ich kann’s nicht sagen – ich will Madame bitten, Ihnen mein Anliegen mitzutheilen.«

»Gut wie Du willst,« sagte ich zustimmend, denn ich dachte, daß dieses Anliegen mindestens einen Brief, vielleicht sogar einen Besuch von Frau von Chambray nothwendig machen würde. »Aber Madame muß mich persönlich darum ersuchen, jede andere Person würde eine abschlägige Antwort von mir bekommen.«

»Ich auch?« fragte sie lachend.

»Ja, Du auch,« antwortete ich.

»Nun, dann will ich Madame darum bitten.«

Unter dieser Bedingung sage ich im Voraus die Gewährung zu.«

»Ach! es ist doch jammerschade,« sagte die kleine Bäuerin,« »daß Sie nicht —«

»Nun« was weiter?« fragte ich.

»O nichts, nichts!« erwiederte sie und lief zum Zimmer hinaus.

Noch denselben Abend erhielt ich zu Reuilly folgenden Brief von Frau von Chambray:

»Mein Herr!

»Zoe versichert, sie bedürfe meiner Vermittlung um von Ihnen eine große Gefälligkeit zu erlangen. Obgleich ich durchaus nicht weiß, wie und warum ich irgend einen Einfluß auf Ihren Entschluß haben könnte, so finde ich den Wunsch des Mädchens doch so natürlich, daß ich mir die Freiheit nehme, Ihnen denselben mitzutheilen.

Sie wünscht nemlich, daß Sie ihre Hochzeit mit Ihrer Gegenwart beehren möchten; das arme Kind verdankt ja Ihnen ihr Glück, und natürlich wünscht sie, daß Sie Zeuge desselben seyen.

Es wird mir persönlich sehr angenehm seyn, wenn Sie die Einladung annehmen, denn Sie werden mir dadurch Gelegenheit bieten, Ihnen aufs Neue meinen Dank zu sagen.

Ihre dankbar ergebene

Edmée de Chambray.«

»Wer hat diesen Brief gebracht?« fragte ich den Bedienten.

»Ein Bursch, der vom Lande zu seyn scheint,« antwortete der Bediente.

»Ist er jung?«

»Etwa dreiundzwanzig Jahre.«

»Lassen Sie ihn herankommen.«

Der Bote erschien in der Thür. Es war ein kräftiger Bursch mit blühendrothen Wangen, blonden Haaren und blauen Augen: ein echter Sprößling der aus dem Norden gekommenen Volksstämme, welche Übrigens nach Jahrhunderten ihren alten kriegerischen Geist verloren zu haben scheinen.

»Ihr seyd also der Recrut?« fragte ich.

»Ja wohl,« antwortete er, »diesen Morgen war ich noch Recrut, aber jetzt bin ich’s nicht mehr, und das habe ich Ihnen zu danken.«

»Wie! Ihr seyd es nicht mehr? Habt Ihr denn schon einen Stellvertreter gefunden?«

»O ja,« mit Geld findet man Alles, was man will, Jean Pierre, der Sohn des alten Dubois, hat Nummer 120 gezogen: es ist keine Gefahr, daß es an ihn kommt. Sein Vater hat ihm eingeredet, er müsse Soldat werden, und so sind wir um siebzehnhundert Francs handeleins geworden. Zoe hat Ihnen also dreihundert Francs zurückzugeben.«

»Wie,« erwiederte ich, »sein Vater hat ihm eingeredet, er müsse Soldat werden?«

»Ja, der Jean Pierre hat sich beschwatzen lassen, und glaubt steif und fest, er sey zum Soldaten geboren.«

»Ein welcher Absicht hat es ihm der Vater eingeredet?«

»O! der alte Dubois ist ein Schlaukopf!«

»Sot ein Schlauhkopf!«

»Ein Erzpfifficus!«

»Wie so?«

»Ein durchtriebener Fuchs!«

»Ich verstehe wohl. Aber warum ist er ein Pfifficus, ein durchtriebener Fuchs?«

»Er denkt nur an das Land.«

»Ich verstehe Euch noch nicht, mein Freund.«

»Das ist möglich, aber ich verstehe mich.

»Das ist nicht genug, denn wir sprechen ja miteinander, und da muß Einer den Andern verstehen.«

»Das ist wohl wahr; aber Sie sind ja aus der Stadt, was kann Ihnen an einem armen Bauer liegen?«

»Mir liegt viel daran, ich möchte mich belehren.«

»O! Sie scherzen, lieber Herr. Was kann denn ein Mann« wie Sie sind, von mir lernen?«

»Ihr könnt mir sagen, was für ein Mann, der alte Dubois ist.«

»Ich hab’s Ihnen ja gesagt und ich nehme mein Wort nicht zurück.«

»Ihr habt mir gesagt, er sey ein Schlaukopf, ein Erzpfifficus, ein durchtriebener Fuchs, der nur an das Land denkt.«

»Es ist die reine Wahrheit,«

»Das ist möglich, aber es ist die Wahrheit in einem tiefen Schacht, holet sie heraus.«

»Ich will ihm nichts Böses nachsagen, aber er ist einmal so. Es ist bereits der dritte, den er unter den Fahnen hat – oder vielmehr gehabt hat, denn die beiden ersten sind geblieben; aber das thut nichts, sie waren ja bezahlt.

»Ei! der Alte ist ja ein wahrer Horatier!«

»Nein« er heißt Duboise.«

»Ich meine damit, daß er ein eifriger Patriot ist.«

»Er – ein Patriot! Er denkt nur an sein Land.«

»Ganz richtig, das meine ich eben: er denkt an das Vaterland.«

»Gott bewahre! er denkt nur an sein Land. Der alte Fuchs kauft immer mehr zusammen, er hat bereits seine zwölf Aecker beieinander.

»Aha« jetzt verstehe ich.

»Sein Land geht ihm über Alles, an Weib und Kind liegt ihm nichts. In der Früh um fünf Uhr ist er schon auf seinem Lande und wirft jeden Stein, den er findet, auf seines Nachbars Feld; er ackert, säet oder schneidet, wie es gerade die Jahreszeit mit sich bringt. Man sieht ihn auf der Straße mit einem Korbe in der Hand; er sieht sich rechts und links um. Man denkt, was mag der alte Dubois suchen? Er sucht Pferdemist, um sein Land zu düngen. Er ißt und trinkt auf seinem Lande und am Ende wird er darauf schlafen. Sonntags macht er sich schön und geht in die Messe, damit die Leute glauben sollen, er bete für die Todten oder die Lebenden; nein, er betet für sein Land, daß der liebe Gott Sturm und Hagelschlag abwende, daß seine Aepfelbäume nicht erfrieren, daß sein Getreide sich nicht lege. Und nach der Messe, wenn alle Leute sich ausruhen oder unterhalten, geht er auf sein Land.«

»Wie! er arbeitet am Sonntage?«

»Nein, er arbeitet nicht, er reißt Unkraut aus, fängt Feldmäuse und Maulwürfe. Das ist seine Unterhaltung, seine einzige, aber sie scheint ihm zu genügen. Er hat seine beiden ältesten Söhne verkauft und hat dafür Land angekauft.

»Die armen Burschen sind also in Afrika gefallen?«

»Ja, aber das thut nichts, das Land geht nicht verloren. Seit drei Jahren hat er den Jean Pierre gehegt und gepflegt und oft hat er zu den Leuten gesagt: »Sehet den Jungen, er wird einen schönen Kürassier für den König Ludwig Philipp geben.« Jean Pierre heißt im Dorfe nur der Kürassier. Einen Monat vor der Ziehung zündete er jeden Morgen vor dem Bilde der heiligen Jungfrau eine Wachskerze an, damit sie seinem Sohne eine gute Nummer in die Hand spiele – nicht damit er frei werde, sondern damit er sich verkaufen könne, wie sich seine beiden Brüder verkauft hatten. Und der alte Lump hat Glück: der erste hatte Nr. 95, der zweite Nr. 107 gezogen, und jetzt ist dem dritten Nr. 120 zugefallen; wenn noch einer da wäre, würde er gewiß Nr. 150 150 ziehen.«

»Ihr habt also den Vertrag abgeschlossen?«

»Ja wohl, vor Notar und Zeugen. Der Jean Pierre ist mein Stellvertreter für siebzehnhundert Franks; die übrigen dreihundert hat Ihnen Zoe zurückzugeben.

»Seyd Ihr denn auch ein Anbeter des Landes, wie der alte Dubois?«

»Nein, ich bin wie die Vögel in der Luft, ich lebe von dem, was auf anderer Leute Lande wächst.«

»Und Ihr singet wohl auch wie die Vögel?«

»O ja; aber ich muß gestehen, daß ich seit vierzehn Tagen nicht mehr gesungen habe.

»Aber Ihr treibt doch ein Gewerbe?«

»Ich arbeite mit Stemmeisen und Hobel, ich bin Tischlergesell bei dem Vater Guillaume, wo ich fünfzig Sous täglich verdiene, und so wird’s wohl noch eine Weile bleiben, wenn ich nicht etwa von einem unbekannten Onkel in Amerika oder Indien dreitausend Francs erbe, um mich für meine Rechnung besetzen zu können.«

»Mit dreitausend Franks würdet Ihr Euch also etabliren?«

»O! sehr gut, und es bliebe noch etwas übrig, um das Brautbett zu kaufen; aber da ich keinen Onkel habe —«

»Ihr habt freilich wohl keinen Onkel; aber Ihr habt ja Frau von Chambray, die eure Braut sehr lieb hat und reich ist.«

»Das ist wohl wahr, aber die liebe gute Dame hat die Schnur vom Geldbeutel nicht in der Hand, sonst würden Sie den Jean Pierre gewiß nicht gekauft haben. Frau von Chambray hätte sichs nicht nehmen lassen. Ich bin Ihnen darum nicht minder dankbar, lieber Herr, denn siebzehnhundert Francs findet man nicht in einem Haufen Hobelspäne. Im Grunde hats nur siebzehnhundert gekostet, so daß Zoe noch dreihundert —«

»Gut, gut, wir werden schon miteinander abrechnen, mein Freund. Ich hätte beinahe vergessen, daß ich der Frau von Chambray antworten muß.

»Und uns.«

»Ja wohl. Die Antwort an Euch ist kurz und bündig: Ich werde kommen.«

»Das läßt sich hören! Fürwahr, Sie sind ein braver Kerl! – Nichts für ungut, verzeihen Sie, ich hätte mich in der Freude meines Herzens beinahe vergaloppirt,« sagte er und zog die ausgestreckte Hand zurück.

»Warum denn nichts für ungut? Was habe ich Euch denn zu verzeihen?»fragte ich und bot ihm meine Hand.

»Ich meine, ein Tischlergesell sollte gegen einen Vicomte oder Baron – freilich, wenn auf beiden Seiten ein gutes Herz ist —«

Gratian faßte meine Hand und drückte sie mit sichtbarer Freude.

»Jetzt bleibt noch der Brief,« sagte er.

»Ihr sollt ihn sogleich haben.«

Ich setzte mich und schrieb:

»Madame!

»Sie bieten mir eine neue Gelegenheit, Sie wiederzusehen und Ihnen nochmals zu danken für den mir gegebenen Anlaß, etwas Gutes zu thun. Belohnen Sie mich immer so und ich werde ein Spieler.

»Meine Wünsche, Madame, vereinigen sich mit den Ihrigen für das Glück Ihrer beiden Schützlinge.

»Empfangen Sie die Versicherung meiner innigsten Verehrung.

»Max von Villiers.«

»Hier, mein Freund,« sagte ich zu Gratian, »nehmt den Brief und übergebt ihn morgen Früh an Frau von Chambray.«

»Ich gebe ihn diesen Abend noch ab,« erwiederte Gratian.

»Ihr werdet aber vor zehn Uhr nicht nach Evreux kommen,« entgegnete ich.

»Das thut nichts. Madame sagte: »Gratian, bringe mir gleich die Antwort des Herrn von Villiers, gleichviel wann Du zurückkommst.« Sie sehen, daß ich den Brief noch diesen Abend abgeben muß.«

Er ging fort. Es freute mich, daß Frau von Chambray meine Antwort mit einiger Ungeduld erwartete; sie würde sonst nicht den Befehl gegeben haben, ihr meinen Brief noch diesen Abend zu bringen.

So sey es

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