Читать книгу LadyBoy Lucy | Transsexuelle Abenteuer - Alex Rankly - Страница 12
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Es war erst Mittag, aber Fürnkranz hatte schon viel erlebt und nach all den Sinneseindrücken war ihm nun nach einer Entspannung der anderen Art. Niran hatte ihm einen kleinen Strand genannt, der fast nur von Einheimischen besucht wurde, von denen aber um diese Zeit kaum welche Zeit hatten, sich müßig in die Sonne zu legen. Der Baan Amphur Beach lag etwas außerhalb der Stadt und selbst der Taxifahrer hatte Schwierigkeiten, die Abzweigung von der Straße zu finden, die man nehmen musste, um den Weg durch den dichten Wald bis zum Strand zu fahren. Der Chauffeur meinte, er wäre vor ein paar Jahren das letzte Mal hier gewesen und der Wald wäre einfach seither viel dichter geworden. Fürnkranz war sich einige Minuten lang unsicher und dachte wieder an Entführungen, Lösegeldforderungen und feuchtkalte Verliese, bis er sich eines Besseren besann und wieder die guten Gedanken zuließ, die er von seiner Ankunft in dieser bemerkenswerten Stadt gehabt hatte.
Das Dickicht entlang des recht gut befahrbaren Wegs wurde lichtdurchlässiger und Fürnkranz roch durch das offene Fenster bereits die Meeresluft. Der Fahrer blieb stehen und meinte, dass er hier umdrehen müsste, weil er sonst im Sand stecken bleiben würde. Das leuchtete Fürnkranz ein, der den verlangten Preis bezahlte und darum bat, in drei Stunden wieder abgeholt zu werden. Voller Vorfreude machte er sich auf, die letzten Meter bis zum Strand zu gehen. Weit konnte es nicht mehr sein, denn er konnte schon das Rauschen hören.
Nach ein paar Minuten öffnete sich der niedrige Wald und gab den Blick auf einen praktisch menschenleeren herrlichen Strand mit gelblich-weißem Sand frei. Das kleine Stück Paradies musste etwa 400 Meter lang sein. Außer Fürnkranz waren nur zwei Jugendliche anwesend, die offensichtlich mit einem Boot angekommen waren. Er zog sich seine Sneakers aus, steckte sie in seinen Rucksack, dann ging er barfuß zum südlichen Ende des Strands, zog sich seine Badehose an und breitete das Handtuch aus. Bevor er sich dem Magazin widmete, das er aus der Lobby des Hotels mitgenommen hatte, ölte er sich großzügig mit Sonnenschutz ein. Bisher war er ohne Sonnenbrand davongekommen und wenn er noch einen Tag überstehen würde, wäre die Gefahr gebannt, denn er war von Natur aus nicht sehr sonnenempfindlich. Die Dose Bier aus der Minibar war von der Temperatur her gerade noch trinkbar, deswegen trank er sie in zwei Zügen aus und quetschte die leere Dose zusammen, bevor er sie wieder in einem Außenfach des Rucksacks verstaute. Dann legte er sich auf den Rücken, verschränkte die Arme in seinem Nacken und genoss, was das Zeug hielt. Er war Niran unendlich dankbar für diesen Geheimtipp, einen derart schönen Strand hatte er noch nie fast für sich allein gehabt. Und die beiden Jugendlichen stiegen auch gerade wieder in ihr Ruderboot. Fürnkranz sah, wie sie sich in ihrem kleinen schaukelnden Boot in Richtung der Stadt entfernten. Sollte er vom Taxifahrer vergessen werden, wäre es nicht so schlimm, zu Fuß zurückzugehen, die hohen Türme der Hotels und Wohnhausanlagen schienen nur wenig entfernt zu sein.
Fürnkranz lag da, spürte die Sonne auf seiner Haut, sah dem kleinen Kahn zu, wie er immer wieder fast zwischen den Wellen verschwand, sah Möwen am Himmel gleiten und passte seinen Atemrhythmus dem Aufschlagen der Wellen an, die den Sand orange verfärbten.
»Wie glücklich ich doch bin«, sagte er sich und dann dachte er: nichts.
***
Er war eingenickt, seine Arme waren eingeschlafen und fühlten sich taub an. Er beugte sie, um wieder Blut in die Finger zu bekommen und die Nerven zu aktivieren. Dann realisierte er, wie er die letzten Minuten verbracht hatte: Er hatte schutzlos und völlig allein in einem fremden Land an einem einsamen Strand gelegen, hatte geschlafen, seine Wertsachen in seinem Rucksack verstaut und war weder ausgeraubt worden noch entführt. Er hatte weder eine Niere verloren noch sonstigen Schaden erlitten. Das wären die angstmachenden Warnungen seiner Freunde zu Hause gewesen, wenn er ihnen von seinem Strand erzählt hätte. Er war hier einfach in einem Paradies! Losgelöst vom Stress seiner Arbeit und den Erwartungen anderer und auch von seinen eigenen. Er musste lächeln – und pissen.
Er wühlte in seinem Rucksack und kramte nach seinem Handy. Erschrocken erkannte er, dass er mehr als eine Stunde geschlafen hatte, aber gleichzeitig bemerkte er, dass er noch beinahe zwei Stunden hier verbringen durfte. Durch den warmen Sand stapfte er bis zum Meer und betrachtete seine Fußstapfen. Dann wagte er sich ins Wasser und wunderte sich, wie angenehm es war. Der Sand unter seinen Füßen war festgepresst und er konnte die Rillen spüren, die durch die Strömungen entstanden waren. Nach etwa zwanzig Metern war das Wasser tief genug, um zu schwimmen. Er mochte den Geschmack des salzigen Wassers auf seinen Lippen. Trotz aller geistigen Anstrengungen gelang es ihm nicht, das Unwohlsein, das er immer empfand, wenn er im Meer schwamm, zu verdrängen, so legte er die Strecke zum Strand mit ein paar kräftigen Schwimmzügen schnell zurück, bis er mit den Knien wieder Kontakt zum Meeresboden hatte. Ohne sich abzutrocknen, setzte er sich auf sein Badetuch in die Sonne. Als diese das Wasser verdunstet hatte, nahm er das englischsprachige Magazin und blätterte darin.
Die Zeit verging. Nachdem er sein letztes Getränk aus dem Rucksack geleert hatte, sah er nach, wie spät es war. Er beschloss, dem Taxi, falls es kam, entgegenzugehen, packte alles zusammen und zog sich wieder an.
Zu seiner Freude war der Fahrer verlässlich. Sie begegneten sich etwa auf der Hälfte des Weges durch das Wäldchen. Auf dem Rückweg plauderte der mittlerweile redselig gewordene Fürnkranz ausgelassen mit dem Chauffeur und fragte ihn, wo er einen guten Wein kaufen könnte. Vor einem kleinen Laden mit einer großen Auswahl australischer Weine hielt das Taxi und Fürnkranz kaufte drei Flaschen Rotwein, bevor er ins Hotel zurückgebracht wurde.