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Der Esser ist wichtiger als das Essen

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Die Komplexität seines Wohlbefindens hängt von folgenden Faktoren ab:

- der Individuellen Konstitution: V, P, K, VP, PV, VK, KV, PK, KP, VPK (siehe S. 68 „Der Prakruti-Typtest“),

- der aktuellen körperlichen und seelischen Verfassung,

- der gegenwärtigen Lebensphase (Kapha-Wachstumsphase, Pitta-Midlife oder Vata-Seniorenalter),

- dem Zustand des individuellen Agni/Ama (Verdauungsfeuer/Ausscheidung) je nach Jahreszeit,

- der intuitiven Wahrnehmung und dem Einsatz der Sinne beim Essen: Was tut gut – was nicht?

Hier zählt man weder Kalorien noch zerlegt man die Nahrung in Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate oder Spurenelemente.

In der ayurvedischen Ernährungswissenschaft haben die subjektive Erfahrung und das subjektive Empfinden eines jeden Menschen mehr Bedeutung als die objektiven Inhaltsstoffe der Nahrung. Die Nahrung soll individuell verträglich sein, also der momentanen Verdauungskapazität entsprechen.

Auch soll sie den unterschiedlichen Bedürfnis-sen eines Menschen, seinem Alter, Beruf, seiner körperlichen und seiner geistigen Verfassung angemessen sein. Gesunde Ernährung ist somit für jeden etwas ganz Persönliches.

Ein ayurvedisches Axiom lautet: „Nahrung ist Medizin, Medizin ist Nahrung.“ Die Nahrung sollte so zubereitet werden, dass man mit ihr gleichzeitig das Gegengift zu sich nimmt. Das sind Gewürze, Samen oder Kräuter, die helfen, die Speisen optimal zu verdauen. Voraussetzung für das sichere Hantieren mit diesen Zutaten ist die Kenntnis der

Energetik der Nahrungsmittel: Rasa, Guna, Karma, Virya, Vipak (siehe Kap. 3, S. 82 ff.), die Tridosha-Lehre (siehe Kap. 2, S. 46 ff.) und ihre Wirkung auf das Bewusstsein: Sattva, Rajas, Tamas (siehe Kap. 3, S. 114 ff.).

Es gilt, sorgfältig qualitativ hochwertige Nahrungsmittel auszuwählen. Dazu gehören Wurzeln, Milch und Getreide, möglichst aus biologischem Anbau. Es sind Früchte und Gemüse der Jahreszeit aus der Region vorzuziehen. Alle Zutaten sollten einen hohen Nährwert haben, natürlich hergestellt und so wenig wie möglich industriell verarbeitet sein (siehe Kap. 3, S. 133 ff.).

Ein weiterer Faktor, der bei der qualitativen Auswahl von Nahrungsmitteln eine Rolle spielt, betrifft die alkalische Balance in Speisen, also das Gleichgewicht zwischen säuernden und basisch wirkenden Nahrungsmitteln der pH-Werteskala. Leider gibt es viel Verwirrung um die korrekte pH-Wert-Bestimmung. Viele Konsumenten sind unsicher, wo der pH-Wert eigentlich gemessen werden soll. Im Säure-Basen-Milieu des Speichels oder im Magen? Im Blut oder im Urin? Oder ist das Säure-Basen-Verhalten der Nahrungsmittel selbst ausschlaggebend? Alles ist richtig, aber nichts ausschließlich. Auch in diesem Fall lohnt die ganzheitliche Betrachtung der Phänomene.

Man kann die Verwirrung aus ayurvedischer Sicht aufklären. Beginnen wir mit den Nahrungsmitteln und den ihnen innewohnenden Qualitäten (Gunas), Geschmacksrichtungen (Rasas) und pharmakologischen Wirkungen (Karmas).

Diese stehen fest, basierend auf jahrhundertealten Erfahrungen. Die meisten Zitrusfrüchte haben in ihrem natürlichen Zustand einen sauren Rasa (Geschmack), wirken aber erst nach der Assimilation im Blut alkalisierend. Wenn diese Substanzen mit dem Speichel in Berührung kommen, nimmt man die einzelnen Rasas wahr. Hier spielen Säure und Base noch keine Rolle. Im sauren Magenmilieu könnte man den heißen Virya (Energie einer Substanz) mit einer säuernden Wirkung vergleichen; ein kühler Virya wäre mit einer basischen Wirkung vergleichbar. Säuren erhitzen, Basen wirken kühlend.

Das mit Nährstoffen angereicherte Blut (Ahara rasa), entspricht der Nachverdauungswirkung (Vipak). Allerdings gibt es hier einen süßen Vipak (K++/vermutlich basisch3), einen sauren Vipak (P++/ vermutlich säuernd4) und einen scharfen Vipak (V++). (Weitere Details über die Energetik der Verdauung im Kap. 3, S. 92)

„Was des einen Nahrung,

ist des anderen Gift.“

(Paracelsus)

Der pH-Wert im Urin ist, ayurvedisch betrachtet, weniger relevant als die Frage, ob über die drei Ausscheidungsprodukte Stuhl, Urin, Schweiß (Mala) überschüssiges Vata, Pitta oder Kapha ausgeschieden wurde. Hierüber lassen sich physio-pathologische Rückschlüsse ziehen und man kann so die Ursache der Stoffwechselstörung analysieren – ein völlig anderer Weg.

Generell leiden Vegetarier weit weniger unter Übersäuerung. Der Stoffwechsel, d. h. die Enzymaktivität, die Zellatmung sowie das Herz-Kreislauf- System werden stark von Veränderungen des pH-Werts im Blut beeinflusst.

Diese Veränderungen finden nicht plötzlich, sondern über Wochen und Monate statt. Sie sind das Resultat des gesamten Ernährungsverhaltens. Vegetarier ernähren sich in erster Linie von basischen und pH-neutralen Nahrungsmitteln und einer geringen Menge an säuernden Stoffen. Das ist der Grund, weshalb man kaum Vegetarier kennt, die unter den sogenannten Zivilisationskrankheiten leiden. Die oben genannten pH-Veränderungen sind das Ergebnis einer langjährigen unausgewogenen, säurelastigen Ernährung. Jeder Mensch kann durch veränderte Kost sein Blut basischer machen. Basisches Blut ist der Garant für ein Höchstmaß an Gesundheit und mentaler Ausgeglichenheit.

Die zeitlose Ayurveda-Küche

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