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Vorwort von Dominik Behringer
ОглавлениеViele der von mir Bekochten haben mich gebeten, mein Wissen zu teilen. Sonst hätte ich wahrscheinlich nie die Idee gehabt, ein Kochbuch zu schreiben.
Genauso wenig wäre ich, wie oft gefordert, auf die Idee gekommen, selbst ein Restaurant zu betreiben. Ich hatte mit dem Kochen in der Gastronomie komplett abgeschlossen und den Glauben daran verloren, dass man als Koch in Europa auf ganzheitlicher Ebene arbeiten kann. So hatte ich mir geschworen, nur noch so zu kochen, dass ich nicht mit meinem Gewissen in Konflikt komme – also für mich selbst und meine Lieben daheim. Aber dann kam eine Anfrage des Triguna-Zentrums, wo ich nun weiter Erfahrungen sammeln kann, wie wirksam und heilsam bestimmte Kost ist. Sie, liebe Leser, werde ich nun ein wenig daran teilhaben lassen.
Heilküche oder Kurküche bedeutet nicht zwangsläufig Diät, fade Kost und Verzicht. Überzeugen Sie sich selbst, wie vielfältig und schmackhaft man auch im Krankheitsfall essen darf – und damit sogar noch die Gesundung unterstützt.
Durch meine Zusammenarbeit mit meinem jetzi-gen Lehrmeister Alexander Pollozek konnte ich meine Erfahrungen mit Diätküche und symptomorientiertem Kochen um die Erfahrung der europäischen Essgewohnheiten und Bedürfnisse erweitern. Ich konnte den praktischen Nutzen und verblüffenden Effekt kennenlernen, der allein mit Ernährung erzielt werden kann.
Im Lauf meiner Berufserfahrungen habe ich mich mit relativ vielen Ernährungstheorien auseinandergesetzt. Ich stellte immer wieder fest, dass die wenigsten länger als zehn Jahre propagiert und praktiziert werden. Das liegt nicht unbedingt daran, dass Wissenschaftler so rasante Fortschritte erzielen, immer tiefer in die Materie eindringen und permanent neue Erkenntnisse zutage fördern. Es liegt vielmehr im Ansatz ihrer Bemühungen begründet.
Wenn man Nahrungsmittel nur auf einer chemisch-analytischen Ebene betrachtet, lässt man einen wichtigen Punkt aus, der in allen Naturheilsystemen und traditionellen erfahrungsmedizinischen Lehren unter verschiedenen Bezeichnungen auftaucht: Prana = Vitalität = Chi = Lebensenergie.
Moderne Ernährungswissenschaftler können alle Inhaltsstoffe von Nahrung, also Proteine, Fettsäuren, Vitamine etc., synthetisch herstellen. Dennoch sind diese Bausteine nicht in der Lage, uns über einen längeren Zeitraum zu ernähren, ohne unseren Organismus aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das beste Beispiel hierfür sind Astronauten. Obwohl sie alle Ingredienzien in Tubenform mit sich führen, benötigen sie zusätzlich Vitalstoffe, die sie auf der ISS beispielsweise in Form von im Glaskasten unter Kunstlicht angebautem Blattsalat zu sich nehmen müssen. Sie stehen unter ständiger medizinischer Überwachung und werden nach spätestens einem Jahr wieder zur Erde zurückgeholt. Grund dafür ist, dass nach einem Jahr synthetischer, toter Nahrungsaufnahme ihr Gesundheitszustand besorgniserregend ist. Natürlich sind auch andere Faktoren, wie das Fehlen der Schwerkraft und des Sonnenrhythmus, von großer Bedeutung. Meiner Ansicht nach hat allerdings die Nahrung mindestens ein ebenso großes Gewicht.
Wenn also die Vitalitätsenergie von so großer Bedeutung ist, fragt man sich, warum sich nur wissenschaftliche Randgruppen (z. B. Quantenphysiker und Biophysiker) mit der Erforschung dieser feinstofflichen Substanz auseinandersetzen. Hier ist der Ansatz für ein ganzheitlicheres Betrachten der Nahrungsaufnahme zu finden.
Es ist faszinierend, dass eines der ältesten erfahrungsmedizinischen Systeme über ein derartig komplexes Wissen sowohl im chemisch-analytischen als auch im feinstofflichen Bereich verfügt. Das war für mich Grund genug, der Sache auf den Grund zu gehen und den Ayurveda unter die Lupe zu nehmen. Nicht nur die Verbindung der Nahrungsaufnahme mit „heiligem, holistischem“ Gedankengut war für mich interessant, sondern auch die hingebungsvolle Art, diese Philosophie in Alltag und Praxis umzusetzen.
In meiner mehr als zehnjährigen Erfahrung als Koch habe ich kein besseres System kennengelernt, das erlaubt, Ernährung individuell „maßzuschneidern“. Daher bin ich dem Ayurveda treu geblieben und lasse Sie nun an meinen Erfahrungen teilhaben.
Mein Beitrag zu diesem Buch erhebt nicht den Anspruch auf vollständige Wahrheit oder Unfehlbarkeit – ebenso wenig wie ich vedische Quellen über andere geisteswissenschaftliche Quellen erheben will. Vielmehr bitte ich die Leser dieses Buches zu ergründen, zu hinterfragen und konstruktiv zu kritisieren, wenn sie es für erforderlich halten.
Wenn ich mich auf alte traditionelle Quellen berufe, geschieht das zum einen aus meiner sentimentalen Verbundenheit zu diesen Traditionen, zum anderen aus dem Nichtvorhandensein modernerer Quellen, die diese Thematik behandeln.
Ayurveda ist eine traditionelle Lehre, die in unserer Zeit nicht nur eine Renaissance, sondern auch eine konstante Weiterentwicklung erlebt. Daher halte ich das Auseinandersetzen und Verknüpfen mit modernen Erkenntnissen für wichtig, um die geistige Entwicklung der Menschen unabhängig vom kulturellen, religiösen oder spirituellen Hintergrund voranzutreiben.
Mit guten Gedanken! Dominik Behringer
Alexander Pollozek und Dominik Behringer in der Küche