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Die ominösen E-Gruppen

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Mittlerweile ist der Mensch in der Lage, sämtliche Bestandteile der Materie bis ins kleinste Detail zu zerlegen und zu benennen – auch unsere Nahrungsmittel. Mit der Kenntnis um die einzelnen Elemente sind die Wissenschaftler zwar in der Lage, unseren Bedarf an verschiedenen Stoffen festzulegen, eine allgemeingültige Ernährungsdoktrin lässt sich dadurch aber nicht ableiten. Man muss die individuelle Konstitution berücksichtigen.

Die Molekülverbindungen der Vitamine sind schon lange bekannt und benannt. Die Vitaminmangeltheorie ist ebenso schwammig bewiesen wie die Vitaminüberschusstheorie. Am Beispiel des Vitamins B12 sei aufgezeigt, dass die meisten Vegetarier und Veganer im asiatischen Raum unter Mangelerscheinungen leiden würden oder gar todkrank sein müssten. Dem ist aber nicht so.

Die Theorie, Vitamine seien die wichtigsten Nährstoffe, ist ebenso wie viele andere nur schwer haltbar. Die Pharmaindustrie behauptet, die Natur stelle zu wenig Vitamine zur Verfügung und der Mensch müsse Ergänzungspräparate einnehmen, die Abhilfe leisten.

Dies ist eine Verhöhnung der in sich perfekt funktionierenden Natur, eine Beleidigung der Schöpfung. Dass massenhaft industriell gefertigte Produkte allerdings einen akuten Nährstoffmangel aufweisen, ist ein anderes Thema, dem man ruhig etwas genauer nachgehen könnte.

Ich bin eher der Überzeugung, dass oft Stoffe in Lebensmitteln, die dort nicht hineingehören, für gesundheitliche Defekte verantwortlich sind. In Europa sind im Rahmen der Vereinheitlichung mittlerweile wieder Zusatzstoffe in Lebensmitteln zugelassen, die in Deutschland noch wenige Jahre zuvor verboten waren. Als Beispiel dienen hier die Prionen, die in Backwaren zusammen mit Gips und ähnlichen Substanzen enthalten sind – von Pestiziden ganz zu schweigen6.

Wenn man seine Ernährungsweise an substanziellen Inhalten orientiert, tut man besser daran, Aromen, Konservierungsstoffe und Stabilisatoren zu vermeiden, als Vitaminen nachzujagen. Die im Anhang befindliche Vitamintabelle zeigt, was worin enthalten ist (siehe S. 216/17).

Wichtig ist, dass man „einfach“ gesund lebt: Man nimmt frische Nahrung zu sich, vermeidet weitgehend eine „Vergiftung“ durch Fertigprodukte, treibt regelmäßig Sport und pflegt eine gesunde Geisteshaltung. In der vedischen Philosophie ist der Geist die Essenz der Nahrung.

Uddalaka Aruni*, der ayurvedische Gelehrte der Antike, sagt:

Die einverleibte Nahrung wirkt auf drei Ebenen:

1. Der grobe Anteil wird zu Exkrementen.

2. Der mittlere Anteil wird zu Fleisch (Gewebe).

3. Der feinstoffliche Anteil wird zu Geist

(Denkorgane und Sinne).

In den Upanishaden steht, dass Nahrung verehrt werden soll und durch Brahman (die göttliche Wirklichkeit, die Seele) repräsentiert wird. Sie spiegelt die Einheit allen Lebens. Der Prozess der Einverleibung der Außenwelt demonstriert diese Einheit allen Lebens. Brahman ist sozusagen das schöpferische Prinzip der materiellen Welt. Der physische Körper wird geboren und lebt durch Nahrung.

Prana ist die Lebenskraft, die allen Lebewesen innewohnt

Sie definiert das Leben. Jedes Lebewesen ist auf ständiger Nahrungssuche, auf ständiger Suche nach Lebenskraft, die in den Nahrungsmitteln schlummert. Ein Sanskrit-Sprichwort lautet: „Leben lebt vom Leben“ (Jivo jivasya jivanam). Das eigene Leben wird nur durch die Konsumierung anderen Lebens erhalten. In der vedischen Philosophie haben alle Wesen ein gleiches Anrecht darauf zu leben.

Es gibt eine Reihe von Nahrungsmitteln, die uns die Natur zur Verfügung stellt, ohne dass wir für unser Weiterleben höheres Leben opfern müssen: Nüsse, Früchte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Wurzeln, Beeren, Samen, Kräuter, Milchprodukte, Getreide, Kartoffeln und Honig.

Eine Ernährung im Wandel der Jahreszeiten und angepasst an die individuelle Konstitution ist das Fundament für ein gesundes und glückliches Leben

Die alte Kochkunst der vedischen Brahmanen beruht auf den therapeutischen Prinzipien der alten ayurvedischen „Wissenschaft vom langen Leben“. Es ist eine reiche Tradition, die die abendländische Kochkunst verarmt erscheinen lässt. Man verwendet hierbei unzählige Kräuter und Gewürze – die Juwelen der Verdauung. Eine Antwort auf die Tatsache, dass die moderne, westliche Küchenkultur die Geschmacksrichtungen so einseitig anspricht, ist auch das erhöhte Suchtpotenzial bei uns Europäern.

Der Durchschnittseuropäer konsumiert täglich künstliche Genuss- und Anregungsdrogen:

Zucker, Weißmehl, Kaffee, Nikotin und Alkohol. Der Grund für dieses Suchtverhalten ist ein chronischer Mangel an Prana-Energie. Sie ist nur in frisch zubereiteten, sanft gegarten Speisen und Rohkost, versetzt mit Gewürzen und Küchenkräutern, enthalten. Fast Food ist zwar praktisch und bequem, aber diese Nahrung ist tot – bloßes Füllmaterial, das den Konsumenten unerfüllt lässt. Prana-Energie ist quantitativ nicht an Vitaminen, Mineralien und Kalorien messbar.

Je mehr wir uns von den naturgemäßen Lebensgewohnheiten entfernen, desto mehr Leid entsteht. Je mehr Nahrungsmittel verarbeitet, mit chemischen Zusätzen versehen, schockgefrostet, thermisch behandelt, denaturiert oder anders verfremdet werden, desto mehr entfernen wir uns von der uns innewohnenden Natur. Folge sind zunehmende Unzufriedenheit und wachsender Hunger, ein Hunger der Seele – auf der Suche nach wahrer Seelennahrung. Sucht ist die unerfüllt bleibende Suche. Krankheit und Depression sind die logischen Folgen.

Zu Zeiten der Rishis gab es weder polychlorierte Biphenyle, DDT, Natriumchloracetat, Dioxin noch übermäßig radioaktive Strahlung oder Nitrate. Umso mehr ist es heute ein Gebot der Umstände, für eine routinemäßige Unterstützung der Ausscheidung, für eine Entgiftung des Körpers zu sorgen. Gewürze und vor allem auch Nüsse, Kräutersamen und Gartenkräuter, frische Früchte und Gewürze sorgen für die optimale Funktion von Agni (Verdauungsfeuer) und für mehr Prana-Energie in unseren vitalen Körpergeweben. Kräuter und Gewürze sind dementsprechend die Medizin, die wir täglich zu uns nehmen. Diese Medizin verbessert die Verdauungskraft, steigert den Nährwert, mindert die Schlackenbildung und verleiht uns mehr Energie. Obst, Gemüse, Knollenfrüchte und Getreide aus biologischem Anbau enthalten auf jeden Fall deutlich mehr Prana-Energie als Nahrung aus herkömmlichem Anbau.

Im Anhang finden Sie eine ausführliche E-Nummernliste, der Sie entnehmen können, wozu der jeweilige Stoff verwendet wird und welche Gefahr von ihm ausgeht (siehe S. 358 ff.).

Die zeitlose Ayurveda-Küche

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