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Lebenselixier Naturverbundenheit Bei Elisabeth Mittelberger auf dem Eichernhof

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Ein wilder Lockenkopf mit einem strahlenden Lächeln – das ist Elisabeth. Ihre Energie, Lebensfreude und Leichtigkeit springen allen sofort entgegen, die ihr begegnen. Die junge Bäuerin führt den Eichernhof in Vöran. Dabei sah ihr Lebensplan einmal ganz anders aus.

Mit 16 Jahren träumt sie von einer Karriere als Köchin im Ausland und beginnt nach der Schule eine Ausbildung bei einer Sterneköchin. Das heimatverbundene Leben einer Bäuerin erscheint ihr altmodisch, für sich selber kann sie sich das nicht vorstellen. Doch obwohl ihr das Kochen viel Spaß macht, erlebt sie bald auch die Kehrseiten des Berufes. Der Druck ist groß, das Arbeitsklima belastend. »Wenn der Chefin etwas nicht passte, dann hat sie dich fertig gemacht. In dem Alter traust du dich aber auch nicht, etwas zu sagen oder dagegen anzugehen.« Elisabeth merkt schnell, dass dieses Umfeld und die fehlende Menschlichkeit ihr nicht guttun, dass sie so nicht ihr Leben lang arbeiten will. Ihr Traum von einer Karriere als Köchin weicht schon bald der ernüchternden Realität.

Gerade als sie ihre Ausbildung zur Köchin zu Ende gebracht hat, wollen ihre Eltern den Familienbetrieb in jüngere Hände übergeben. Und plötzlich erscheint es Elisabeth doch attraktiv, den elterlichen Hof zu übernehmen. Sie würde ihr eigener Chef sein, im Einklang mit der Natur leben und Hand in Hand mit der ganzen Familie arbeiten können. »Als Köchin war ich nicht glücklich, und etwas anderes musste her. Ich habe mir dann gedacht, dass ich auf dem Hof für meine zukünftigen Kinder da sein kann und sie immer um mich herum haben könnte. Das hat mir sehr geholfen, mich für das Leben auf und mit dem Hof zu entscheiden«, erzählt Elisabeth. Die Vorstellung, dass jemand anderes den Hof übernehmen könnte, konnte sie zudem nicht ertragen. Ihr Lebensplan war damit klar: »Ich bleibe in der Heimat und werde Bäuerin!« Mit 19 Jahren beginnt sie ihre landwirtschaftliche Ausbildung und übernimmt schon kurz darauf mit gerade mal 21 Jahren den Hof. »Es war ein richtig tolles Gefühl. Ich wusste, ich kann auf dem Hof voll durchstarten.«

Heute ist Elisabeth 27 Jahre alt und führt mit viel Leidenschaft ihren biologischen Bauernhof, von dem aus man einen herrlichen Blick über das Meraner Land und in das Etschtal in Südtirol hat. Kein Wunder, dass zu dem idyllisch gelegenen Hof auch noch einige Ferienwohnungen gehören. Auf dem Hof leben Kühe, Rinder, Pferde, Hühner, Bienen, und Elisabeth betreibt einen großen Kräuter- und Gemüsegarten. Sie lebt hier in einem Drei- Generationen-Haushalt mit ihren Eltern, ihrem Mann und dem zweijährigen Sohn, sowie ihrer Tante. Jedes Familienmitglied hat seine Aufgaben: Ihr Vater kümmert sich um die Apfelplantage und die Tiere; ihre Mutter hat sich nach ihrer Pensionierung im öffentlichen Dienst ganz dem Imkern und der Kräuterheilkunde verschrieben, und sie kümmert sich um die Feriengäste. »Ich kann vieles ausprobieren auf dem Hof, den Boden sorgfältig bewirtschaften. Wir versuchen zum Beispiel mit Homöopathie die Pflanzen zu unterstützen, wir nutzen Globuli statt Pflanzenschutzmitteln, um das Immunsystem der Pflanzen zu stärken. Wir arbeiten viel mit alten Obst- und Gemüsesorten, ernten die Samen der Pflanzen und säen sie im nächsten Jahr wieder, außerdem helfen wir den Pflanzen mit selbst hergestelltem Dünger aus Brennnesselsud. Es ist schön zu sehen, wie hier alles wächst und gedeiht und was die Natur uns zurückgeben kann, wenn wir sie gut behandeln. Wir stellen Salben, Tinkturen, Kräutersalze und Tees aus Kräutern, Wurzeln und Nadeln her. Das alles macht mich sehr glücklich.«

Ich frage mich, ob unserer modernen Gesellschaft nicht mehr von dieser Naturverbundenheit gut täte? Bei Elisabeth ist sie der Schlüssel zu ihrer inneren Ausgeglichenheit. Der eigene Hof ist ihr Paradies. Das merkt man auch an ihrer Einstellung zum Thema Urlaub. »Ich war einmal mit meiner Firmpatin mit dem Camper auf Sardinien. Das war alles super, aber nach drei Wochen war mir langweilig, ich habe die Berge und meine Tiere vermisst. Jetzt mache ich keinen Urlaub mehr, ich bin ja hier jeden Tag im Urlaub.« Dabei zeigt sie auf den blauen Himmel und die umliegende Landschaft mit ihren grünen Bergen und Tälern.


Die Energie scheint Elisabeth nie auszugehen. Vielleicht auch, weil sie jeden Tag mit einem Kneippguss und dem Sonnengruß beginnt.



Die Arbeit im Gemüsegarten schenkt ihr Kraft und macht sie glücklich.


Elisabeth stellt Tinkturen, Kräutersalze und Tees aus Kräutern, Wurzeln und Nadeln her.


Überall auf dem Hof baut Elisabeth Obst, Beeren, Gemüse und Kräuter an. Im großen Gemüse- und Kräutergarten hinter dem Haus wachsen verschiedene Minzarten, Currykraut, Meisterwurz und Ringelblumen, im Gewächshaus züchtet sie exotische Mini- Gurken und betreibt eine Jungpflanzenanzucht. Hinter dem Pferdestall gedeihen in der prallen Sonne fünfzig verschiedene Sorten Tomaten. Als wir zusammen in ihrem Gemüsegarten sind, erntet sie mit großer Freude Rote Bete, Salatblätter, Kohlrabi und Blüten. Zwischendurch riecht sie immer wieder an verschiedenen Pflanzen und probiert einzelne Kräuter. Sie ist ganz in ihrem Element. Mit einem großen Lächeln im Gesicht macht sie uns am Holztisch vor dem alten Backhaus einen Salat. Mit ihren Händen mischt sie Essig, Öl und Gewürze dazu. »Ich nehme immer meine Hände, dann spüre ich die Zutaten besser.« Ihre Liebe zur Natur spürt man förmlich. Für sie ist alles Leben schützenswert und verdient unsere Achtung und Liebe. Daher erklärt sie beispielsweise einem Baum, aus welchem Grund er gefällt werden muss. »Bäume sind alle miteinander durch das Wurzelwerk verbunden, man kann nicht grundlos einen dazwischen rausreißen.« Auch beim Thema Ernährung erkennt man, wie wichtig es ihr ist, im Einklang mit der Natur zu leben. »Ich esse nur Fleisch von unseren eigenen Tieren, da weiß ich, wo es herkommt und dass es dem Tier gut ging.« Ihre Familie versorgt sie weitgehend mit den selbst angebauten Lebensmitteln. Und was sonst noch so gebraucht wird, kauft sie im Bioladen, nicht in Plastik verpackt und möglichst regional produziert.

Ganz besonders wichtig sind Elisabeth aber auch Menschen. Eine längere Zeit alleine zu sein, wäre nichts für sie. Sie ist sehr froh, dass sie ihren Sohn auf dem eigenen Hof aufwachsen sehen kann, und er das Privileg hat, mit Eltern und Großeltern in einem Haushalt großwerden zu können. »Der Zusammenhalt in der Familie ist sehr viel wert. Natürlich ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen, aber wenn man sich nach einem Streit wieder verträgt und der Ärger vergessen ist, bin ich zufrieden und freue mich, dass ich aus der Situation lernen konnte.« Zufriedenheit bedeutet für Elisabeth aber auch Dankbarkeit dafür, dass es ihrer Familie und ihr selbst gut geht. Das hat sie besonders zu schätzen gelernt, seit bei ihr im Alter von 22 Jahren ein bösartiger Hauttumor diagnostiziert wurde. Sie hatte damals unheimliche Angst vor der Krankheit und der Therapie. Heute sagt sie, dass sie dadurch anders auf ihr Leben blickt und sich viel bewusster ist, was Glück bedeutet. »Gesundheit ist das Größte in meinem Leben.« Sie erinnert sich gerne daran, wie zufrieden und glücklich sie war, als sie die Krankheit überstanden hatte.

Ihre Freunde beschreiben Elisabeth als verrückt und als Person, die gerne Blödsinn macht. »Ich bin lustig und erzähle gerne Witze. Und ich lasse keine Gelegenheit aus, mir Späße mit meinen Freunden zu erlauben.« Die Energie scheint ihr nie auszugehen. Vielleicht auch, weil sie jeden Tag mit einem Kneippguss und dem Sonnengruß beginnt. Durch diese Rituale startet sie erfrischt und motiviert in den Tag. Elisabeth glaubt daran, dass jeder Mensch von Engeln begleitet wird. Sie selbst verbindet sich durch den Sonnengruß mit ihren Engeln, bittet sie darum, sie zu kräftigen, gut zu erden und die Energie in ihr fließen zu lassen. Das hilft ihr, ruhig zu bleiben, sich von Stresssituationen nicht aus der Bahn werfen zu lassen und Probleme systematisch anzugehen. Abends bedankt sie sich bei ihren Engeln dafür, dass sie sie gut durch den Tag begleitet haben. »Ich bitte sie, den Hof zu beschützen und keine Unfälle passieren zu lassen.« Danach lenkt sie innerlich ihre Intention auf den kommenden Tag und plant, was sie machen wird. Elisabeth ist überzeugt, dass man durch positives Denken sein Glück beeinflussen kann, und man sich auch einmal auf etwas Neues einlassen sollte, denn dann ergeben sich neue Perspektiven im Leben. So wie sie es getan hat, nachdem sich ihr erster Lebenstraum nicht erfüllte. Heute lebt sie als Bäuerin in ihrem Heimatdorf und hat sogar einen Bauern aus dem eigenen Dorf geheiratet. Sie kann sich gar nichts Schöneres mehr vorstellen.


Ihre Freunde beschreiben Elisabeth als verrückt und als Person, die gerne Blödsinn macht. »Ich lasse keine Gelegenheit aus, mir Späße mit meinen Freunden zu erlauben.«

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