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Pizza, Pasta und die Kunst des guten Lebens Alexander Gross, Gründer, Bäckermeister, Freigeist und Philosoph

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Es duftet nach frisch gebackenem Brot. Mehlsäcke der Meraner Mühle und Behälter mit Sonnenblumenkernen, Kräutern und Gewürzen sind um die Backbank gruppiert. Die Luft ist warm und das Licht diffus vom Mehlstaub. Ich stehe in einer kleinen Backstube in der Innenstadt von Bozen und beobachte einen schlanken Mann mit Dreitagebart. Er trägt eine weiße Hose, Poloshirt und eine Bäckermütze, mit einem großen Schaber teilt er voller Hingabe Teig in kleine Portionen. Der Mann in der Backstube ist Alexander, 42 Jahre alt, Bäckermeister, Gründer und Geschäftsführer von Pastalpina, leidenschaftlicher Gestalter, Freigeist und Philosoph.

Alexander verteilt etwas Mehl über die Teigkugeln, knetet sie und formt sie dann zu Brotlaiben. Voller Konzentration und mit Ruhe legt er die Laibe nebeneinander auf ein großes Backblech. Man sieht ihm an, dass er Freude an der Arbeit mit dem Brotteig hat. Alexander geht zum großen Ofen und schaut erwartungsvoll durch ein kleines Fenster hinein. Dann öffnet er die Ofentür, holt ein fertiges Brot heraus und lässt es auf den Tisch gleiten. Der Anblick der frischen, knusprig gebräunten Brote, die einen wundervollen Duft ausströmen, lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen. Am liebsten würde ich sofort davon kosten. Als der Bäckermeister die einzelnen Laibe voneinander trennt, knackt die frische Kruste.

Jedes der Brote ist ein Unikat, und auch die Zutaten sind einzigartig. Die natürliche Hefe dafür – oder besser Lievito naturale, wie es die Italiener sagen – hat Alexander selbst in einer eigens dafür entwickelten Kiste aus Zirbenholz angesetzt. Das macht den Geschmack des Brotes noch aromatischer, wie er erklärt. Aber nicht nur Brot wird in der Backstube in Handarbeit hergestellt. Auch verschiedene Sorten Grissini aus Dinkelmehl und Pasta aus Ur-Getreide werden hier produziert. Zwischendurch zaubert Alexander immer wieder mit geschickten, schnellen Handbewegungen Grissini aufs Blech und schiebt auch diese in den Ofen. Nach kurzer Backzeit holt er die fertigen, goldbraun gebackenen Brotstangen heraus.

Als zwei kleine Jungs neugierig durch die große Frontscheibe der Manufaktur schauen, lacht Alexander, nimmt eine Handvoll frische Grissini und bringt sie den Kindern. Begeistert laufen die Jungs mit der Kostprobe zu ihren Eltern. Alexander kommt mit einem Lächeln im Gesicht zurück in die Backstube. »Es sind Momente wie dieser, die mich unheimlich glücklich machen.«

Alexander strahlt eine große Gelassenheit, Ruhe und Lebensfreude aus. Schon nach wenigen Minuten komme ich mit ihm über Gott und die Welt ins Philosophieren. Er ist in Lana, in der Nähe von Meran aufgewachsen und bezeichnet sich selbst als Schulversager, dem früh die Lust auf die Schule verloren ging. Sein Vater erlaubt ihm nur die Schule frühzeitig zu verlassen, wenn er einen Ausbildungsplatz hat. Alexander nimmt das Erstbeste, was er in der lokalen Zeitung findet und beginnt eine Bäckerlehre. Nach der Lehre zieht er nach Deutschland, er arbeitet als Fachberater bei einer Lebensmittelfirma für Backzutaten und reist um die Welt. Aber wirklich Spaß machen ihm diese Arbeit und das Reisen nicht. Er zieht wieder nach Südtirol, bildet sich weiter zum Ernährungsberater und arbeitet als Verkaufsleiter für eine Mühle. Er merkt aber, dass ein reiner Bürojob nicht zu ihm passt und ihn nicht erfüllt. Dennoch redet er sich ein, dass der Job das Richtige für ihn ist und er eine Leidenschaft dafür hat. »Auf Dauer macht so etwas aber krank«, sagt Alexander heute.

Privat hat er schon lange mit alten Getreidesorten wie Emmer oder Einkorn experimentiert, mit einer kleinen Mühle Korn gemahlen und daraus Pasta hergestellt. Seine Freunde sind begeistert von der ungewöhnlichen, gesunden und leckeren Pasta, und Alexander ist Feuer und Flamme für die Idee, eine eigene Firma für seine Pasta zu gründen. Pastalpina ist geboren. Schnell findet er einen Geschäftspartner mit dem er seine Produkte vertreiben kann. Die Geschäfte laufen gut an, aber die Absatzzahlen reichen nicht aus, um die Kosten zu decken. Deshalb erweitert er das Sortiment um handgefertigte Dinkel-Grissini und diverse Brotsorten.

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