Читать книгу Im Netz der Beziehungen - Alexander von Schlieffen - Страница 7
ОглавлениеDas fehlende Element
Jeder Quadranten setzt sich aus drei Tierkreiszeichen zusammen, so dass ihm zwangsläufig eines der vier Elemente fehlt. Dies ist der Schlüssel zur Psychologie des jeweiligen Quadranten. Bemerkenswert sind auch die weiteren Zusammenhänge. Das in dem einem Quadranten fehlende Element ist das veränderliche Element des vorangehenden Quadranten, das fixe Element des gegenüberliegenden Quadranten sowie das kardinale Elemente des nachfolgenden Quadranten.
Das kardinale Element bestimmt das Grundthema des Quadranten, das fixe und das veränderliche Element fächern das Thema nur auf, durch sie wird es spezifiziert. Jeder Quadrant hat ein Hauptthema, welches sich in drei Phasen aufgliedert. So entstehen vier große motivische Blöcke, deren Komposition auf der Überlagerung von Kreuzen und Elementen besteht. Klar und einfach.
Im Folgenden das Beispiel für den 1. Quadranten.
1. Quadrant – Wasser
Der 1. Quadrant ist also von Wasser umgeben. Wir kommen aus den Wassern des Mutterleibes und werden durch die Geburt von ihr getrennt. Nun sind wir auf uns selbst gestellt und müssen uns dem Kampf des Lebens stellen.
Im Körper sind wir von der Umwelt getrennt und müssen uns allein behaupten. Wir kommen allein und wir gehen allein. Im 1. Quadranten geht es nur um das Ich, um nichts anderes.Die Bindung zur Mutter hängt am seidenen Faden, könnte man sagen, und Vertrauen allein ist keine Rückversicherung gegen den Tod.
Alle drei Phasen des 1. Quadranten «kommen aus dem Feuer», dem Widder. Betrachtet man den Quadranten als Einheit, so haben alle drei Zeichen und Häuser einen aggressiven Unterton!!
Auch Stier und Zwillinge sind duchaus aggressive Zeichen. Der Stier wird es erst, wenn man ihm etwas wegnimmt, dann allerdings wird er so wütend, dass ein Widder dagegen wie ein Lämmchen erscheint. Ebenso kann der Zwilling extrem aggressiv werden, allerdings erst dann, wenn man ihm entweder die Luft abschneidet oder ihm seinen Bewegungsspielraum einengt.
2. Quadrant – Luft
Dem 2. Quadranten fehlt die Luft. Wie soll es denn auch anders sein, denn hier geht es um die Menschen, mit denen wir auf Lebzeit verbunden sind, selbst oder gerade weil wir sie uns nicht ausgesucht haben. Wir haben keine Wahl, wer unsere Familie ist. Dafür ist die Verbundenheit garantiert, diese wird nicht in Frage gestellt und muss auch nicht bewiesen werden. Der 2. Quadrant beginnt mit kardinalem Wasser, das Thema ist also Verbundenheit. Man hat keinen Abstand zu dem, mit dem man verbunden ist. Daher ist auch die Frage, ob innerfamiliäre Prägungen allein durch den Verstand (Element Luft) erfasst oder gar therapiert werden können. Alle drei Phasen des 2. Quadranten sind subjektiv. Astrologisch formuliert kommen alle drei Phasen aus dem «Wasser», es geht also um das Gefühl. Dies gilt für alle drei Zeichen und Häuser – sie sind vom subjektiven Gefühl gesteuert!!
Subjektivität meint, dass man keinen Abstand zu sich und seiner Familie haben kann; selbst wenn man sich räumlich und zeitlich voneinander distanziert, die familiäre Grundbande bleib dennoch erhalten.
Ich hatte eine Schülerin, die fast alle persönlichen Planeten im 2. Quadranten hat, beginnend mit einer Mond/Pluto-Konjunktion im Krebs im 4. Haus, welches vom Krebs angeschnitten ist. Sie brachte über ein Jahrzehnt zu allen Unterrichtseinheiten einen dicken Ordner mit den Horoskopen ihrer – selbstverständlich zahlreichen – Familienmitglieder mit, um anhand der Beispiele aus ihrer Familie, die Astrologie zu begreifen. Ich sagte ihr bereits nach den ersten Monaten unser Begegnung, dass die Mitglieder der eigenen Familie die am wenigsten geeigneten Menschen zum Erfassen der Astrologie seien. Denn zum Erlernen der Astrologie brauchen wir Abstand, also kein subjektives Involviertsein mit dem jeweiligen Gegenüber. Die Nähe erlaubt es uns sonst nicht, wirklich zu verstehen, was mit dem Gegenüber los ist, denn dafür bedarf es einer gewissen emotionalen Distanz. Das ist das Geschenk und «Schicksal» des 2. Quadranten zugleich.
Die Luft steht dem 2. Quadranten gegenüber, im 11. Haus des Wassermanns. Von dort aus hat man den Blick aus der Distanz, quasi aus der Vogelperspektive, also von außen auf das Geschehen. Mitunter können die Freunde dabei helfen, dass man einen kühleren Blick in das Dickicht der innerfamiliären Verstrickungen wirft. Der Wassermann kann diesen Blick nur auf Grund seiner emotionalen Losgelöstheit beibehalten. Auch das ist Geschenk und Schicksal zugleich.
3. Quadrant – Erde
Der 3. Quadrant beginnt mit kardinaler Luft. Dies ist die Brücke in die Welt außerhalb unserer vertrauten Herkunft. Hier sind die Begegnungen und eventuellen Beziehungen noch nicht garantiert, sie müssen erst geschaffen werden. Natürlich, wenn man ein Gefühl größtmöglicher Vertrautheit, also in Analogie zum 4. Haus und dem Krebs hat, dann schlägt man gerne eine Brücke, denn die Sicherheit scheint garantiert. Dies scheint aber nur so, denn die Sicherheit ist hier nie gewiss. Das fehlende Element ist die Erde und das gegenüberliegende Erdzeichen ist der Stier im 1. Quadranten.
Der Brückenschlag in die Luft ist ein unsicheres Unterfangen. Vor allem wenn es um die Suche nach dem zu mir Passenden geht, ob in Form eines Partners, eines Freundes, eines Geschäftes oder eines Themas. Nie gibt es im Voraus die hundertprozentige Gewissheit darüber; dass sich die Wahl auszahlt. Wenn man nichts riskiert, kann man auch nichts gewinnen. Die Konsequenz zeigt sich allerdings erst, nachdem die Wahl getroffen wurde, nämlich im nachfolgenden 4. Quadranten, der mit kardinaler Erde im Steinbock beginnt. Im 3. Quadranten kann die Wahl zur Qual werden, wenn jemand eine allzu fixe Vorstellung von dem zu erwartenden Resultat seiner Wahl hat und beharrlich daran festhält. Dann beschränkt er das Mögliche und sich selbst, sprich, das was möglich wäre, reduziert sich auf den Bilderrahmen seiner vielleicht zu engstirnigen Vorstellungen. Um bei dem Vergleich zu bleiben: Die Waage wäre das Bild und Skorpion entweder die Überprüfung der Kompatibilität des Bildes mit der Wirklichkeit, oder die Überstülpung der Vorstellung auf dieselbe.
Wenn das Wasser sich nicht bewegt, wird es brack und das Leben in ihm stirbt. So kann es sich mit dem 8. Haus verhalten; die Überstülpung einer Vorstellung führt zu Stillstand in der Beziehung. Sie stirbt. Das fixe Wasser (Skorpion) kommt aus der kardinalen Luft (Waage) hervor. Das Wasser wird fix, wenn der Gedanke oder das Bild es zum Stillstand bringen. Wenn man das Bild nicht als Verführung versteht, sondern als einzig mögliche Variante der Wirklichkeit, dann tötet man das Lebendige in der Begegnung ab. Dann ist Beziehung die Verwaltung eines Dahinsiechens anstatt einer lebendigen Auseinandersetzung mit gegenseitiger Befruchtung. Das 8. Haus ist der Ort, an dem überprüft wird, ob und wie weit man sich auf das Leben, also die Liebe einzulassen bereit ist. Dabei geht es um die ehrliche Frage an sich selbst und nicht die Bedingung, welche man dem anderen stellt. Die gegenseitige Erfüllung einer Bedingung ist noch lange kein Garant dafür, dass man sich auf einen Menschen eingelassen hat.
4. Quadrant – Feuer
Der 4. Quadrant beginnt mit kardinaler Erde, das fehlende Element ist das Feuer. Es geht um die Definition von Wirklichkeit und die Konsequenzen der Entscheidungen, die man im 3. Quadranten, basierend auf der Prägung des 2. Quadranten und der Anlage des 1. Quadranten gefällt hat. Entscheidungen werden verbindlich und «amtlich»! Der Einzelne steht nicht mehr nur unter seinen Gleichgesinnten, die Entscheidungen müssen sich vor der Welt behaupten. Es wird verglichen mit all dem, was es schon vorher gab. Der Einzelne wird klein angesichts der Größe der Welt. Manch einer gibt auf beim Übergang vom «Amateur» zum «Profi». Die Aufgaben wachsen und um den Anforderungen entsprechen zu können, muss man lernen, sich und seine Gefühle zurückzunehmen.
Der 4. Quadrant entspricht der Welt der Erwachsenen. Es geht fast ausschließlich um Konsequenzen, deren Bedingungen und Regulierungen, und nicht um das subjektive Empfinden.
Hier steht man in Beziehungen zu allen, auch denen, die man sich nicht ausgesucht hat. Man muss sich zurücknehmen. Wo ist die Grenze zwischen dem Persönlichen und dem Überpersönlichen?
Manch einer entscheidet sich dazu, Teil einer übergeordneten Struktur zu werden. Somit ist ihm garantiert, dabei sicher zu sein ohne allzu viel zu riskieren. Dazu empfiehlt sich das Beamtentum in einem anonymen Bürogebäude. Man hat einen Status (10. Haus), ist beruflich vernetzt (11. Haus) und bleibt anonym (12. Haus).
Andere tun so, als ob sie erwachsen seien, in dem sie versuchen, all die Attribute zu erfüllen, die zum Erwachsensein angeblich dazugehören. Dann tritt man als 14-jähriger in eine politische Partei ein und trägt seine Köfferchen Marke Samsonite spazieren, obwohl man noch keine Ahnung vom Leben, geschweige denn von sich selbst hat. So wird Erwachsensein zu einer Farce.
Man kann sich nicht dagegen versichern, dass einem der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Erwachsen zu sein ist eine Kunst. Schafft man es, den Anforderungen und gegebenenfalls den Erwartungen der Welt zu entsprechen, ohne authentisch die menschliche Frische und Lebendigkeit des Kindes zu verlieren?