Читать книгу Das Sex-Genie - Alexandra Bangelton - Страница 9
Der siebte Tag
ОглавлениеObgleich sich Conny bisher nie verspätet hatte, sondern meist bereits auf mich wartete, kam sie an diesem Tag nicht. Ich saß an unserem Tisch, trank einen Cappuccino und zwei Espresso, aber ich blieb allein.
Ich dachte über die Zeit mit meinem Fremden nach und schämte mich. Erst beim Warten in diesem Café wurde mir bewusst, wozu ich mich hatte hinreißen lassen! Dieser Mann hatte mich konditioniert und dressiert wie einen Hund, und es sollte schließlich sogar noch schlimmer kommen.
Was war nur in mich gefahren? Worin lag seine seltsame Macht über mich. Waren es seine Pheromone, die auf mich so wirkten, diese Duftstoffe, die man zwar nicht bewusst wahrnimmt, die aber unser Verhalten steuern? Er hatte keine Sekunde um mich geworben, sondern mich einfach genommen. Vom ersten Moment an war ich dazu bereit gewesen. Ich hatte mich ohne Widerstand unterworfen. Er hatte kein einziges Mal Phrasen wie „Ich liebe dich“ benutzt, Phrasen, die wir Frauen zwar nicht glauben, die wir aber gerne hören. Er hatte mich nicht einmal geküsst. Nein, es war nicht der Sex allein, der mich so gefügig gemacht hatte. Aber was war es dann?
Während ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt von meinem Mann nichts gehört hatte. Er war scheinbar sehr beschäftigt gewesen. Christine und ich hatten ihm eine Ansichtskarte geschrieben, aber er hatte kein einziges Mal angerufen und sich nach unserem Befinden erkundigt. Aber mit unserer Tochter schien er in elektronischem Kontakt zu stehen, denn sie erklärte mir ab und zu beiläufig, es gehe ihm gut. Dieser Mann war mir trotz der vielen Ehejahre noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Ich wusste nicht einmal genau, womit er sein Geld verdiente, das ich ohne Hemmungen ausgab. Noch geheimnisvoller waren seine Eltern. Sie waren so begütert gewesen, dass sie sich ein eigenes Flugzeug leisten konnten.
Mitten in meine Gedanken hinein piepste mein Smartphone. Es war eine SMS von Conny, die lapidar schrieb: „Kann heute leider nicht kommen. Entschuldige bitte. Morgen aber zur gleichen Zeit am gleichen Ort.“