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»Du kommst zu spät«, sagte Manuela kühl, als sich Walter neben sie drängte, um noch einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. »Wobei mich wundert, dass du überhaupt kommst!«

Anfeuernde Rufe wurden laut, als die Skiläuferin mit der Nummer sechs startete. »Hopp, hopp, hopp!«

Er beugte sich vor und sah hinauf, wo sich die jungen Skifahrer zum Abschlussrennen versammelten. Mit Helm, Sturmhauben und Skibrillen waren die Kinder kaum zu erkennen, und Manuela bezweifelte, dass Walter wusste, was für eine Farbe Valentins neuer Skianzug hatte.

»War Valentin eppa schon dran?«

Er klang besorgt. Verärgert. Enttäuscht.

Gut so. Manuela lächelte.

»Das Rennen hat um zwei Uhr begonnen.«

»Im Gegensatz zu dir habe ich eine Firma zu leiten. Ich kann nicht immer so weg, wie es mir gefällt!«, fuhr Walter sie an, ohne Rücksicht auf die Leute ringsum.

Was er konnte, konnte sie auch. »Wieso nicht? Letzte Woche hast dir ja trotz Jahresabschluss auch dauernd frei genommen, damit du auf die blöde Jagd gehen kannst!«

»Und das war gut so! Sonst hätte der Vinzenz den Jahrhunderthirsch geschossen!«

»Na und?«

»Na und? Du hast echt keine Ahnung vom Leben! Werd endlich erwachsen.«

Manuela ballte die Hände zu Fäusten. Er behandelte sie immer noch wie die naive Siebzehnjährige, die sie vor zehn Jahren gewesen war. Was sie damals als beschützend und umsorgend empfunden hatte, hatte sie zu hassen gelernt. Sie wollte sich nicht mehr so herumkommandieren lassen; immer gab er ihr das Gefühl, allein nichts auf die Reihe zu bekommen und von ihm abhängig zu sein.

Sie presste die Lippen zusammen. Was gäbe sie dafür, von vorn anfangen zu können! Vieles würde sie anders machen.

Mit einem Fluch wandte sich Walter zum Gehen.

»Er hat die Startnummer neun«, sagte sie erzwungen ruhig.

Soeben wurde die Nummer acht angekündigt.

Walter schüttelte den Kopf und stellte sich wieder neben sie. Er holte sein iPhone aus der Tasche, um Valentins Fahrt zu filmen. »Was tschentscht dann uma?«

Manuela versuchte ihn zu ignorieren und sich ganz auf Valentin zu konzentrieren, der von seinem Skilehrer an die Startlinie geschoben wurde. Auf das Kommando hin schoss er aufs erste Tor zu. Ihre aufmunternden Rufe wurden von Walters Schreien übertönt.

»Ja! Ja! Das ist mei Bua!«, jubelte er, als Valentin die vorläufige Bestzeit erreichte.

Manuela ließ ihn stehen und stapfte über die Piste. Valentin stellte sich am Köfelelift an, um noch einmal hinaufzufahren. Der Skikurs in den Weihnachtsferien hatte ihm gutgetan. Wie ein Profi hielt er sich in der Liftspur und traute sich sogar, eine Hand vom Bügel zu lösen, um ihr zu winken. Sie winkte wild zurück.

Doch als er dann im Pflug auf sie zufuhr und sie schon die Arme ausbreitete, kam ihr Walter zuvor. Er fing Valentin ab, hob ihn auf und wirbelte ihn durch die Luft.

»He, du Sieger! Ich bin so stolz auf dich! Toll hast das gemacht! Weißt was, zur Belohnung fahren wir zum McDonald’s! Was sagst?«

»Ja!«

»Aber ich habe zu Hause alles für Pizza vorbereitet!«

»Die kannst ja morgen machen«, wischte Walter ihren Einwand beiseite. »Wir zwei fahren jetzt nach Spittal, und du kannst dir aussuchen, was immer du willst!«

Valentin klammerte sich mit beiden Händen an Walters Unterarm und wurde von ihm Richtung Parkplatz gezogen.

Unschlüssig stand sie auf der Piste und sah ihnen nach. Sie schrak zusammen, als jemand zu ihr trat und sich räusperte.

»Was denn, haben dich deine Männer einfach stehen gelassen?«, fragte Chrissi Büttner, Valentins Skilehrer.

Manuela zwang sich zu einem Lächeln. »Schaut ganz danach aus.«

»Eine schöne Frau lässt man nicht einfach im Schnee zurück«, rief Chrissi in gespielter Empörung. Er wackelte übertrieben mit den Augenbrauen. »Was meinst, gemma was trinken?«

Manuela knabberte an ihrer Unterlippe. Sollte sie heimfahren, traurig im Haus sitzen und darauf warten, bis sie zurückkamen? Oder …?

Sie lächelte. »Warum nicht?«

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