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“Er hat Ähnlichkeit mit einem Kerl, den ich mal in Nogales zusammengeschlagen habe!” Der Mann, der das sagt, räuspert sich geräuschvoll, ehe er weiterspricht.

“Vielleicht ist er es”, meint ein anderer.

“Nein, bestimmt nicht.”

“Und wieso nicht?”

“Weil ich den Kerl umgelegt habe. Deshalb. Er kann es nicht sein.”

“Scheint seine Besonderheit zu sein, dass man ihn immer für jemanden hält, den man kennt.”

“Jedenfalls geht es so nicht weiter!”

“Jawohl!”

“Der Prediger terrorisiert uns alle!”

“Wer weiß, ob er wirklich ein Prediger ist!”

“Richtig!”

Ein Tumult entsteht in der Kirche. Der Town Marshal muss seine ganze Stimmgewalt in die Waagschale werfen, um diesen Tumult zu beenden. Zumindest für den Moment.

“Ruhe, verflucht nochmal!”, ruft er. “Auch wenn dies eine Kirche ist.”

Jetzt tritt ein Mann mit ordentlichem Binder und einem dunklen Anzug vor. Er heißt Hallway. Und er ist der reichste Mann der Stadt. Wenn er spricht, dann hören die Leute in Carson City zu. So ist das hier schon immer gewesen. Und jetzt ist es auch so.

Hallway hebt die Hände und dann wird es schließlich vollkommen still im Saal.

“Dies ist nicht der Augenblick für falsches Heldentum”, sagt Hallway. “Ganz bestimmt nicht!”

Unter den Leuten in der Kirche wird es jetzt unruhig.

“Was meinen Sie damit?”, fragt der Town Marshal.

Seine Augen werden schmal.

Kleine Schlitze sind sie nun. Ganz offensichtlich fühlt sich der Sternträger durch die Worte Hallways beleidigt. Und dazu besteht auch Anlass, denn was Hallway den Leuten gesagt hat, bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass er nicht glaubt, dass der Town Marshal im Stande ist, die Sache zu regeln und die Bürger von Carson City zu schützen.

“Nichts für ungut”, sagt Hallway und bedenkt den Town Marshal mit einem verächtlichen Blick. “Aber Sie werden den Prediger ganz gewiss nicht aus der Stadt vertreiben!”

“Sie etwa, Mister Hallway?”

“Wieso nicht?”

“Soweit ich mich erinnern kann, habe ich noch nicht gesehen, dass sich in Ihrer Hand jemals ein Colt befunden hat, Mister Hallway!”

“Mag sein. Aber manchmal sind Dollars eine viel wirkungsvollere Waffe.”

Hallway macht ein paar Schritte nach vorn. Er kostet diese gesteigerte Aufmerksamkeit, die ihm im Augenblick zuteil wird, weidlich aus.

Daumen und Zeigefinger wandern in die Tasche seiner goldfarben schimmernden Weste. Er wirft einen Blick auf die Taschenuhr, die er dann herausfingert und mit einem klackenden Geräusch öffnet.

Dann sagt er: “Es gibt da einen Kerl, den man den Colorado-Mann nennt. Hat schonmal jemand von ihm gehört?”

Schweigen.

Hallway lässt den Blick schweifen.

Sie alle hängen jetzt an seinen Lippen, als wäre von seinen Worten die Erlösung zu erwarten. Erlösung von diesem Prediger, der sie alle an die dunkelsten Schatten ihrer verfluchten Seelen erinnert. “Er heißt nicht deswegen Colorado-Mann, weil er aus Colorado kommt”, fährt Hallway dann fort. “Vielmehr nennt man ihn deswegen so, weil er in Colorado im Alleingang mit einer Meute von schießwütigen Zaunschneidern fertig geworden ist. Zwanzig Mann liegen jetzt auf dem Boothill von Springfield. Und nochmal zwanzig in einer anderen Stadt dort. Ich kenne jemanden, der ihn kennt und könnte nach ihm schicken. Für einen guten Preis wird er uns den Prediger vom Hals schaffen, sodass wir alle wieder gut schlafen können.”

“Keine schlechte Idee”, meint einer der Männer.

“Sollte man sich wirklich überlegen. Nur, wer bezahlt diesen Kerl, diesen Colorado-Mann?”

“Ich bezahle den Colorado-Mann”, sagt Hallway. “Das ist mein Dienst an der Stadt und soll mein Anteil daran sein, dass dieser Albtraum-Prediger endlich verschwindet.” Hallway macht eine ausholende Handbewegung. “Aber ihr müsst den Lohn für die Leute aufbringen, die der Colorado-Mann mitbringt.”

“Heißt das, dieser tolle Gunslinger wird nicht allein mit dem Prediger fertig?”, fragt einer der Männer im Raum.

Hallways Blick glitt suchend durch den Raum. Aber er fand den Sprecher nicht. Und offenbar erkannte er auch nicht dessen Stimme.

“Wollt ihr, dass das Problem gelöst wird oder wollt ihr knauserig sein?”, fragt er dann. “Ich hatte eigentlich gedacht, dass Ersteres der Fall wäre.”

Einige Augenblicke herrscht betretenes Schweigen.

Dann stimmt der erste dem Vorschlag von Hallway zu.

Es ist ein Ladenbesitzer namens Blacksmith. “Ich werde meinen Beitrag dafür gerne bezahlen”, sagt er. “So ein Kerl wie der Prediger ist schlecht fürs Geschäft!”

Zustimmendes Gemurmel erhebt sich.

Und einer nach dem anderen stimmt dann ebenfalls dem Vorschlag von Hallway zu.

Blacksmith kündigt daraufhin an, den doppelten Beitrag leisten zu wollen.

“Ich will, dass der Kerl verschwindet”, erklärt der Ladenbesitzer.

“Ich wette, er erinnert dich an deinen Bruder”, meint einer der Männer grinsend. Aber das Grinsen erstirbt, als er Blacksmith’ Blick begegnet.

Das ist ein Blick, der töten kann.

Dass die Blacksmith-Brüder sich nicht gut verstanden haben, ist kein Geheimnis. Sie haben den Laden gemeinsam gegründet und sich dann zerstritten. Eines Tages ist der ältere der beiden Blacksmith-Brüder dann verschwunden.

Er sei aus der Stadt geritten, hieß es.

Man hat nie wieder von ihm gehört. Und es gab ein paar eigenartige Gerüchte darüber, dass der jüngere Blacksmith seinen Bruder erschlagen und irgendwo verscharrt hatte.

“Ich werde keinen einzigen Cent dafür geben, dass ihr Killer anheuert, um einen Prediger zu erschießen!”, schrillt nun die Stimme von Margery Brimson durch die Kirche.

Margery Brimson ist eine uralte, zerknittert wirkende Witwe. Sie trägt schwarz und ein Schleier hängt ihr vor dem Gesicht.

Die Blicke wendeten sich zu ihr zu.

Einen Moment herrscht Schweigen. Margery Brimson erhebt sich von ihrem Platz und streckt ihre knochigen Finger aus. “An das Naheliegendste scheint hier niemand zu denken!”, stößt sie hervor.

“Und was ist Ihrer Meinung nach das Naheliegendste?”, fragt Blacksmith.

“Was, wenn dieser Prediger Recht hat? Wenn er die Wahrheit spricht?”, fragt Margery Brimson. “Hat in diesem Raum darüber schonmal jemand nachgedacht? Was, wenn es wirklich der Herr ist, der ihn geschickt hat, um die Sünder zu strafen?”

“Das ist nicht Ihr Ernst, Mrs Brimson”, meint Blacksmith.

“Doch, das ist es. Wenn der Herr ihn gesandt hat, dann muss er sein Werk tun und ich jedenfalls werde nicht diejenige sein, die dabei mithilft, ihn daran zu hindern.”

Sammelband: 3 wüste Western

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