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Gut eine halbe Meile mussten wir über eine ziemlich unebene Wiese laufen, die hin und wieder durch Baumgruppen und kleine Waldareale unterbrochen wurde.

Als wir zusammen mit Fastendonk am Fundort eintrafen, hatte man von dort aus einen freien Blick zu einem Restaurant mit Tankstelle, direkt an einem Autobahnparkplatz. Das musste der Laden sein, von dem aus Nollendorfer telefoniert hatte. Frederike Glasmacher hatte sich diesen Fußmarsch durch das offene Gelände mit Rücksicht auf ihr ungeeignetes Schuhwerk nicht zugemutet und war am Tatort geblieben.

Ein Kollege von der hiesigen Polizei hatte ein eine Packung Papiertaschentücher, einen weiteren Lippenstift aus derselben Kosmetikserie wie jener, der der am Tatort gefunden war und die Mitgliedskarte einer Krankenversicherung sichergestellt.

Der eingetragene Name lautete Rita Rabulewski.

Eine andere Kollegin der Schutzpolizei entdeckte wenig später im hohen Gras die dazugehörige Handtasche, die unter anderem einen ebenfalls auf den Namen Rita Rabulewski ausgestellten Führerschein enthielt sowie eine Geldbörse, in der Bargeld und Kreditkarten fehlten.

„Da hat sich jemand wohl das beste rausgesucht und den Rest einfach weggeworfen“, stellte ich fest.

Rudi nickte und streckte die Hand in Richtung der Raststätte aus. KALLIS AUTOBAHN-RESTAURANT stand dort in großen Leuchtbuchstaben. „Also gleichgültig, was unsere Psychologin sagt, dieser Nollendorfer scheint mir doch mehr mit dem Fall zu tun zu haben! Ich wette, er war es, der die Handtasche mitgenommen und dann weggeworfen hat. Wenn wir sein Haus auf den Kopf stellen, werden wir dort vielleicht auch noch die Kreditkarten und das Bargeld finden.“

„Ein Handy fehlt auch“, erinnerte die Kollegin. Ihr Name war Delia Mönkebuer. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich meine, es hat heute jeder eins!“

Ich konnte das nur bestätigen. „Und ganz gewiss jemand wie Rita Rabulewski, die ihrem Outfit nach eine seriöse Geschäftsfrau gewesen ist.“

Wir gingen zurück zum Tatort.

„Irgendetwas Neues?“, fragte uns Frederike Glasmacher, als wir dort anlangten. Sie lehnte dabei gegen den Kotflügel ihres Wagens. Es war unverkennbar, dass dieser Fall für Frederike nicht nur einer von vielen war. Vielleicht hing es damit zusammen, dass diese Mordserie nun schon über Jahre hinweg andauerte und Frederike Glasmacher vielleicht bei Antritt ihres Dienstes bei der Polizei in Hamburg noch die Illusion gehabt hatte, dass er schnell aufzuklären sei.

Ich konnte mir gut vorstellen, wie das in ihr nagen musste. Jeder, der sein Leben der Bekämpfung des Verbrechens gewidmet hat, wünscht sich natürlich immer die schnellstmögliche Aufklärung eines Verbrechens und die Verurteilung der Schuldigen. Aber es gibt immer wieder Fälle, die sich erst Jahre später im Licht neuer Ermittlungserkenntnisse oder sogar neuer erkennungsdienstlicher Methoden enträtseln ließen.

„Wir haben jetzt einen Namen“, sage ich „Und den werden wir durch unser Datenverbundsystem jagen – in der Hoffnung irgendetwas über das Opfer zu finden, was uns weiterbringen könnte. Und selbst, wenn wir dort nichts finden, dann muss es auf jeden Fall einen Wagen geben, mit dem sie gefahren ist, denn sie besaß eine Fahrerlaubnis. Und einen Autoschlüssel.“

Rudi hatte sich bereits auf den Beifahrersitz des Dienst-Porsches gesetzt und den TFT-Bildschirm eingeschaltet.

Die Abfrage war mit wenigen Klicks erledigt.

Ich setzte mich ans Steuer des Porsches, um ebenfalls mitzubekommen, was in dem uns zugänglichen Quellen gespeichert war.

„Es gab vor einem Jahr eine Anklage wegen Drogenhandels, die aber niedergeschlagen wurde“, stellte Rudi überrascht fest.

„Dann war Rita Rabulewski nicht die seriöse Geschäftsfrau, auf die ihre Garderobe schließen ließ?“, fragte ich.

„Ihr gehörte eine Diskothek namens >Temple of Luxor<, die als Umschlagplatz für Kokain in Verdacht stand.“

Den uns zugänglichen Aufzeichnungen nach hatte es mehrere Razzien gegeben, aber letztlich hatten nicht genügend Beweise sichergestellt werden können, um zu beweisen, dass die Geschäftsleitung und die Besitzer des >Temple of Luxor< die Diskothek tatsächlich als Umschlagplatz für Drogen benutzten. Ein Drogenhändler namens Claude-Oliver Schindler war festgenommen worden, der Rita Rabulewski zunächst belastet, später seine Aussage aber zurückgezogen hatte und jetzt seine Zeit in der JVA absaß.

Frederike Glasmacher kam an die offen stehende Fahrertür des Porsches und hörte unsere Unterhaltung mit.

„Sie glauben doch nicht im Ernst, dass dieser Fall etwas mit Drogenkriminalität zu tun hat!“, entfuhr es ihr. Sie schien etwas irritiert zu sein.

„Für uns ist dieser Zusammenhang auch sehr überraschend“, sagte ich.

„Aber dieser Serientäter hat seine Opfer ausschließlich nach optischen Gesichtspunkten ausgesucht. Vielleicht spielte noch die eine oder andere Charaktereigenschaft eine Rolle, die sich ihm durch Körpersprache und andere Signale vermittelte.“

„Wir müssen jeder Spur nachgehen“, sagte ich. „Im Übrigen ist die Tatsache, dass Rita Rabulewski Mitbesitzern einer Diskothek war, die im Verdacht stand, als Drogenverteiler zu fungieren, nur eine Facette ihrer Persönlichkeit. Ob es da einen Zusammenhang mit ihrem Tod gibt, wissen wir nicht.“

„Wir wissen aber, dass sie Halterin eines BMW war“, meldete sich jetzt Rudi zu Wort. „Zu dem dürften dann die Schlüssel passen, die sich in der Handtasche befanden.“

„Ich schlage vor, wir befragen als Nächstes diesen Kalli“, sagte ich.

Rudi nickte.

„Eine gute Idee.“

„Und möglicherweise werden wir danach Herrn Nollendorfer noch einen zweiten Besuch abstatten“, fügte ich hinzu. „Allerdings mit größerem Aufgebot...“

„...und am besten einem Hundefänger, der weiß, wie man diese kalbsgroßen Doggen bändigt!“, sagte Rudi.

Ich wandte mich an Frederike Glasmacher. „Fahren Sie mit zu Kallis Autobahn-Restaurant?“

„Gerne.“

Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin

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