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Diesmal trafen wir mit Unterstützung von Polizeiobermeister Hans-Peter Fastendonk bei Nollendorfers Haus ein. Er hatte gleich vier seiner Leute mitgebracht, darunter auch einen, der als Spezialist im Umgang mit Hunden galt.

Ein weiterer Beamter traf zusammen mit Tommy und Leonhard etwas verspätet ein. „Wir haben einen ganz regulären Durchsuchungsbeschluss und für den Fall, dass sich weitere Anhaltspunkte ergeben, sogar einen Haftbefehl“, berichtete Tommy. „Der Richter war da weit weniger kleinlich, als das bei uns in Berlin gehandhabt wird.“

„Wahrscheinlich will er genau wie wir, dass dem A24-Monster möglichst schnell das Handwerk gelegt wird“, meinte Rudi.

Per Megafon wurde Michael S. Nollendorfer aufgefordert, das Haus mit erhobenen Händen zu verlassen.

Die Hunde bellten laut.

Von Nollendorfer erfolgte keinerlei Reaktion.

„Sein Wagen steht nicht da, wo er sein sollte“, stellte ich fest. „Vielleicht ist er gar nicht zu Hause.“

„Und nimmt seine Hunde nicht mit?“, zweifelte Rudi.

„Auf jeden Fall muss er etwas sehr Wichtiges vorhaben, sonst würde jemand wie Nollendorfer das nicht tun“, glaubte Frederike Glasmacher.

„Sind Sie sicher?“, fragte ich.

Sie nickte. „Die Hunde sind derzeit mehr oder weniger die einzigen Wesen, zu denen er engeren Kontakt hat. Sie gehorchen ihm aufs Wort, das heißt, er hat sehr viel Zeit dafür aufgebracht, um sie entsprechend zu erziehen.“

Ich atmete tief durch. „Ich weiß nicht, was das größere Problem ist – Nollendorfer und die Hunde oder die Hunde allein.“

„Mit Nollendorfer könnte man wenigstens reden, auch wenn es vielleicht zu nichts führt“, erwiderte Rudi.

Mit gezogenen Dienstpistolen näherten wir uns dem Haus von vorn. Tommy und Leonhard übernahmen gemeinsam mit zwei Vollzugsbeamten der örtlichen Dienststelle die Rückfront. Auch wenn einiges dafür sprach, dass Nollendorfer nicht zu Hause war, mussten wir auf Nummer sicher gehen.

Fastendonk setzte den Wagen, der auf Nollendorfers Namen zugelassen war, unterdessen telefonisch zur Fahndung aus.

Wir erreichten die Tür.

Dahinter knurrten die Hunde.

„Ich glaube, es wäre keine gute Idee, jetzt die Tür aufzubrechen und hineinzustürmen“, meinte Rudi.

Nollendorfer wurde noch einmal gerufen und ultimativ aufgefordert, das Haus mit erhobenen Händen und ohne seine Hunde zu verlassen.

Wieder erfolgte keine Reaktion und niemand von uns nahm jetzt noch an, dass Nollendorfer noch im Haus war.

„Das lösen wir anders“, sagte der Hundeführer von den örtlichen Kollegen. Sein Name war Erich Balestano.

„Vertrauen Sie Hundeführer Balestano“, schlug Fastendonk grinsend vor. „Er hat fünf Jahre lang Kampf- und Minenhunde im Dienst der Bundeswehr ausgebildet und gehörte längere Zeit als Hundeführer der Hamburger Flughafenpolizei an, für die er Drogenhunde führte.“

„Ich schätze allerdings, dass die ungefähr nur halb so groß waren wie diese Ungeheuer“, meinte Rudi.

„Deutsche Schäferhunde“, erklärte der Kollege Erich Balestano. „Aber bei allen Unterschieden gibt es doch ein paar Gemeinsamkeiten zwischen allen Hunden – egal ob Rehpinscher oder Bernhardiner.“

Hinter der Tür wüteten die Doggen. Sie stellten sich auf die Hinterbeine und drückten ihre geifernden Mäuler gegen die kleinen Sichtscheiben, die etwa in Augenhöhe einer ein Meter achtzig großen Person in die Tür eingelassen waren.

Der Kollege Balestano nahm seine Dienstwaffe und schlug damit eines dieser Fenster ein. Das brachte die Tiere natürlich noch mehr auf. Sie drängten sich gegenseitig von dem entstandenen Loch weg. Balestano nutzte die Gelegenheit und warf ein paar vorbereitete Köder durch die Öffnung.

„Jetzt müssen wir ein paar Minuten abwarten, ob ich die Geschmacksrichtung der beiden auch getroffen habe“, meinte er.

Es dauerte nicht lange und von den beiden Doggen war nichts mehr zu hören.

Nachdem wir die Tür öffneten, fanden wir sie bewusstlos im Flur und stiegen über sie hinweg. Nollendorfer war nicht im Haus.

Im Bad fand unser Kollege Leonhard Morell blutige Wäsche, die Nollendorfer offenbar seit ein paar Stunden im Waschbecken hatte einweichen lassen.

Wir sahen uns um. Das Haus war sehr spartanisch eingerichtet. Nur für die Hunde war bestens gesorgt. Es gab große Vorräte an Kraftfutter und Nollendorfer hatte auf einem Kalender Termine beim Tierarzt eingetragen. Sein eigener Kühlschrank war dagegen leer und überhaupt nicht angeschlossen. Die Stromversorgung war abgeschaltet worden. Vermutlich, weil er den regelmäßigen Abschlagszahlungen an den Versorger nicht nachgekommen war.

In einer Schublade fand sich ein Futteral für eine Pistole, dazu noch Vorräte an 9-mm-Munition und Utensilien zur Pflege der Waffe.

„Scheint, als hätten Sie zumindest in der Hinsicht recht gehabt, dass sich hinter der wilden Erscheinung dieses Hundeliebhabers offenbar ein sehr reinlicher Pedant verbirgt“, sagte ich an Frederike Glasmacher gerichtet.

„Genau so einen Menschen wie wir suchen. Jedenfalls kümmert er sich rührend um seine Waffen und Hunde.“ Ich bemerkte, dass sie ein eingerahmtes Foto von der Wand abgenommen hatte und dabei keine Latexhandschuhe trug.

„Die Erkennungsdienstler werden alles andere als begeistert sein!“, sagte ich.

Sie zuckte die Schultern.

„Tut mir leid. Aber ich glaube nicht, dass es bei diesem Bild auf die Fingerabdrücke ankommt.“

„Das weiß man vorher nie.“

„Sehen Sie es sich an, Harry.“

Ich atmete tief durch. „Vermutlich seine Familie in den guten Jahren in Lübeck, von der Kalli Bovenschütte sprach. Wollen Sie darauf hinaus, dass die Frau ziemlich genau dem Opferprofil entspricht, dass das A24-Monster bevorzugt?“

„Ich finde das nicht so überraschend“, erwiderte Frederike. „Schließlich sind Frauen mit langen blonden Haaren sind nun mal das vorherrschende Schönheitsideal.“

Rudi mischte sich ein. „Eigentlich müsste Dr. Claus längst wieder in seinem Labor in Berlin sein. Ich werde ihn mal anrufen und fragen, ob er zu der Frage, ob Nollendorfers Messer vielleicht die Tatwaffe sein könnte, nicht doch etwas sagen könnte...“

Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin

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