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Während Rudi und Frederike noch im Restaurant blieben und Kalli Bovenschütte nach weiteren Einzelheiten fragten, ging ich zur Tankstelle, um mir die Videoaufzeichnungen der vergangenen Nacht zu besorgen.

Ein junger Kerl mit roten Haaren tat dort seinen Dienst. Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis und er kopierte mir die Aufzeichnungen auf eine DVD. „Eine Woche lang heben wir die Daten auf“, erklärte er mir. „Eigentlich hat uns Kalli dazu verdonnert, dass wir uns die Aufzeichnungen auch vor dem Löschen noch mal anschauen, aber dazu bleibt kaum Zeit genug...“

Er gab mir noch die Adresse des Kollegen, der in der letzten Nacht in der Tankstelle kassiert hatte. Er hieß Dirk Gittis und wohnte in Ludwigslust.

Mit Sicherheit mussten wir ihn auch noch befragen, wenn sich die Hinweise auf den schwitzenden Mann im Dreiteiler verdichten sollten.

Ich ging zurück und entdeckte Carmen Herrmanns bei den Parkplätzen. Sie rauchte eine Zigarette und wirkte ziemlich nervös. Ich ging zu ihr.

„Alles in Ordnung, Frau Herrmanns?“

„Sicher. Es ist nur so, dass man fast nirgendwo mehr rauchen kann, ich aber nicht davon loskomme.“

Ich war mir nicht sicher, ob das wirklich ihr einziges Problem war. Zu eindeutig war die Reaktion auf das Führerscheinbild von Rita Rabulewski gewesen. Mein Instinkt sagte mir, dass sie uns noch irgendetwas verschwiegen hatte.

„Warum sind Sie so erschrocken, als ich den Führerschein der Ermordeten auf den Tisch legte?“, fragte ich.

„Erschrocken? Ich?“

„Ich war leider nicht schnell genug, um ein Beweisfoto zu schießen, aber auf einer Scala von eins bis zehn war das eine zehn, Frau Herrmanns.“

„Das müssen Sie sich irren.“

„Kennen Sie die Frau vielleicht?“

„Nein! Woher denn auch? Und wie ich schon sagte, hatte ich gestern frei. Fragen Sie Kalli, wenn Sie wollen, er wird Ihnen das bestätigen.“

„Ich brauche trotzdem Ihre Adresse, falls wir doch noch Rückfragen haben. Die Telefonnummer wäre auch nicht schlecht.“

„Telefonnummer können Sie nicht haben. Ich besitze kein Handy. Was die Adresse angeht, bin ich derzeit bei meinem Bruder untergekommen. Er wohnt in Ludwigslust, Exter Straße. Aber das ist nur, bis ich etwas Eigenes gefunden habe.“

„Das ist ein ganzes Stück bis hier raus. Haben Sie einen Wagen?“

„Nein.“

„Einen Führerschein?“

„Hören Sie, sehe ich aus wie ein Serienkiller? Kümmern Sie sich um den Kerl, der das getan hat, damit man als Frau wieder unbehelligt in einem Autobahn-Restaurant arbeiten kann, ohne befürchten zu müssen, von so einem Perversen wie diesem A24-Monster abgeschlachtet zu werden!“ Sie sah mich an. Auf ihrer Stirn hatten sich leichte Falten gebildet. „Liegt etwas gegen mich vor, Herr...“

„Kommissar Kubinke.“

Sie deutete auf ihren Zigarettenstummel, den sie danach in einem der Papierkörbe entsorgte. „Ich wette, es wird bald Gesetze geben, die auch noch das Rauchen unter freiem Himmel unter Strafe stellen und zu einem Umweltverbrechen erklären – dann könnten Sie mich jetzt verhaften. Aber so lang das nicht der Fall ist, lassen Sie mich bitte zufrieden, Herr Kommissar Kubinke.“

Sie betonte dabei das Wort Kommissar in ganz besonderer Weise, warf den Kopf in den Nacken und drehte sich um.

„Einen Augenblick!“

„Nehmen Sie mich fest, wenn Sie einen Grund dafür haben und ansonsten lassen Sie mich in Ruhe!“

„Ich wollte Ihnen eigentlich das hier geben!“ Ich hielt ihr eine meiner Visitenkarten entgegen, die das BKA für seine Kommissaren drucken lässt. „Sie können mich jederzeit per Handy erreichen, falls Ihnen doch noch irgendetwas einfallen sollte.“

Sie zögerte kurz, dann nahm sie die Karte und ging.

Ich sah ihr nach.

Irgendetwas stimmte mit Carmen Herrmanns nicht, aber ob das mit unserem Fall zu tun hatte, wusste ich noch nicht.

Als ich das Restaurant erreichte, kamen mir Rudi und Frederike entgegen.

„Als nächstes schlage ich vor, dass wir uns das Umfeld von Rita Rabulewski näher ansehen“, sagte Rudi. „Wenn der Killer ein so sorgfältiger Mann ist, dann sucht er sich seine Opfer vielleicht auch mit Bedacht aus und beobachtet sie vorher. Vielleicht nimmt er sogar Kontakt auf, wer weiß.“

„Und dieser Nollendorfer?“, fragte Frederike Glasmacher.

Rudi zuckte mit den Schultern.

„Er hat eine Handtasche gestohlen, festgestellt, dass nichts Wertvolles drin war und sie auf dem Weg zum Autobahn-Restaurant weggeworfen. Das ist strafbar, aber darum können sich die Kollegen der nächsten Polizeiwache kümmern. Das ist nicht unser Fall.“

„Er hatte blutige Hände“, gab Frederike zu bedenken.

„Kein Wunder, wenn man bedenkt wie viel Blut da geflossen ist. Außerdem haben Sie selbst ihn ganz schnell aus der Liste der Verdächtigen gestrichen.“

Frederike Glasmacher nicke und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. „Rein äußerlich entspricht er im Moment sicherlich nicht meinem Profil. Aber nach dem, was wir von Kalli Bovenschütte über ihn wissen, könnte er ihm früher entsprochen haben. Dann kam eine schwere Lebenskrise, wie sie der Verlust der Firma und seiner Familie sicher gewesen ist. Diese Krise erklärt die Veränderungen – und vielleicht auch noch mehr.“

„Glauben Sie das wirklich?“

„Er kommt aus Lübeck – und dort geschah der erste Mord der Serie.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich würde einfach gerne noch ein paar Dinge abklären, bevor ich ihn endgültig von unserer noch nicht besonders langen Liste an Verdächtigen streiche.“

„Ergiebiger wäre es wahrscheinlich nach der Obduktion, wenn wir sein Messer als Tatwaffe entweder bestätigen oder ausschließen können“, glaubte Rudi. „Aber an mir soll’s nicht liegen. Zumindest könnten wir Reifenabdrücke seines Wagens nehmen und mit denen am Tatort vergleichen.“

Zwei Alfred Bekker Krimis: Tot und blond / Der Hurenmörder von Berlin

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