Читать книгу Kommissar jagt Killer: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 18

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Zwanzig Minuten später befanden wir uns in einem Polizeirevier und saßen Heinz Kömmings gegenüber, der von den Kollegen mit einem Drogenvorrat festgenommen worden war, der ausreichte, um ihn die nächsten Jahre hinter Gitter zu bringen.

Außer Rudi, mir und Maik Ladberger war noch Polizeiobermeister Irfanson anwesend, der Kömmings festgenommen hatte, sowie Melanie W. Schmidt als Vertreterin der Staatsanwaltschaft sowie Kömmings’ nicht besonders engagiert wirkender Pflichtverteidiger.

„Sie sind dabei erwischt worden, wie Sie aktiv gedealt haben, Herr Kömmings”, sagte Melanie W. Schmidt. „Man hat Sie quasi in flagranti erwischt und Sie sind einschlägig vorbestraft. Straffreiheit ist da ausgeschlossen und eine Bewährungsstrafe können Sie auch nicht im Ernst erwarten.”

„Vielleicht sagen Sie zur Abwechslung auch mal was”, wandte sich Kömmings an seinen Pflichtverteidiger. „Oder bekommen Sie Ihr Geld fürs Nichstun?”

„Wir können über das Strafmaß reden und darüber, ob einige zusätzliche Anklagepunkte fallen gelassen werden sollten, Herr Kömmings”, fuhr unterdessen Melanie Schmidt fort. „Mehr ist einfach nicht drin. Beim besten Willen nicht.” Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft verschränkte die Arme vor der Brust.

Kömmings sah sie an.

„Dann werde ich den Mund halten und Sie werden der Presse erklären müssen, wieso ein Irrer immer noch frei herumläuft, der Heroin als Kokain verkauft und damit Leute umbringt!” Kömmings rieb sich die Nase. Er war nicht nur Dealer, sondern konsumierte auch selbst. Das sah man auf den ersten Blick.

„Sie haben einen Polizeibeamten bei der Festnahme angegriffen und eine Waffe gezogen”, sagte Polizeiobermeister Irfanson. „Vielleicht lassen Sie sich von Ihrem Verteidiger mal erklären, was das für eine Unterschied für Sie ausmachen könnte, wenn die Staatsanwaltschaft diesen Anklagepunkte fallen lässt.”

„Eigentlich müssten Sie das wissen”, meinte Melanie Schmidt. „Schließlich sind Sie genau wegen dieser Kombination von Vorwürfen schon einmal angeklagt und verurteilt worden.”

„Mehr ist nicht rauszuholen”, sagte der Pflichtverteidiger. „Gehen Sie darauf ein, Herr Kömmings. Dann kommen Sie am besten weg.”

„Okay, okay!”, sagte Kömmings.

„Und diese Vereinbarung gilt nur dann, wenn Sie wirklich etwas zu bieten haben und sich nicht alles hinterher als reines Geschwätz herausstellt”, stellte Melanie Schmidt fest.

Eine Pause entstand, in der keiner der Anwesenden etwas sagte. Kömmings ließ den Blick schweifen. Dann blieb er bei Maik Ladberger hängen. „Sie kenne ich”, meinte er.

„Ich dachte, Sie wollten uns jetzt etwas sagen”, beharrte die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, deren Geduld anscheinend jetzt auf das Äußerste strapaziert war.

Aber Kömmings hörte mir gar nicht zu, er starrte Ladberger an. „Sie waren hier schonmal in der Gegend und haben überall die Leute mit Ihren Fragen gelöchert.” Er grinst. „Vielleicht sollten Sie sich auch mal ein bisschen Stoff genehmigen. Dann schauen Sie vielleicht etwas entspannter aus der Wäsche.” Er kicherte.

Langsam hatte ich Zweifel daran, ob Kömmings zurzeit überhaupt in einem vernehmungsfähigen Zustand war. Er machte eine ruckartige Bewegung und musterte dann Rudi und mich. „Die beiden da kenne ich nicht”, stellte er fest. „Neu in der Stadt?”

„Falls Sie noch etwas zu sagen haben, dann sollten Sie das jetzt tun”, sagte ich kühl. Und ich gestehe gerne, dass ich schon das Gefühl hatte, dass wir mit dem Kerl unsere Zeit verschwendeten.

„Ah, es ist doch schön, wenn man das Gefühl hat, gebraucht zu werden”, meinte Kömmings. „Und ich habe irgendwie das Gefühl, dass Sie mich alle jetzt sehr dringend brauchen. Wahrscheinlich hassen Ihre Vorgesetzten es, vor der Presse immer wieder dieselben bohrenden Fragen beantworten zu müssen. Wieso kann der Kerl nicht gestoppt werden, der Heroinpulver als falschen Kokain-Schnee verkauft, dürfte die wichtigste davon sein, habe ich recht?” Er lächelte auf eine Art und Weise, die man nur als aasig bezeichnen konnte.

„Ich denke wir verschwenden hier unsere Zeit”, sagte ich. „Wenn Sie unbedingt so lange warten wollen, bis Ihre Informationen ohnehin nichts mehr wert sind, dann ist das Ihre Sache. Nur werden Sie dann kaum noch damit rechnen können, dass man Ihnen irgendwelche Vergünstigungen zugesteht.” Ich wandte mich an Rudi. „Gehen wir, Rudi.”

Ich war schon an der Tür, als Kömmings einlenkte. „Okay, okay...”, sagte er. „Ich sage Ihnen, was Sie hören wollen.”

Er schien eingesehen zu haben, dass er den Bogen überspannt hatte.

Mehr, als ihm jetzt zugesagt worden war, würde nicht für ihn herauszuholen sein.

Ich hob die Augenbrauen und machte zunächst keine Anstalten, mich von der Tür wegzubewegen.

„Es geht hier um die Verhinderung zukünftiger Verbrechen” sagte Kömmings. „Verbrechen, die Sie nicht ohne in meine Informationen verhindern können. Dafür sollte sich die Justiz erkenntlicher zeigen, als dies bisher zum Ausdruck gekommen ist.”

„Und ich hatte gerade gedacht, dass Sie vernünftig geworden sind und Ihre Lage erkannt haben”, gab ich zurück.

„Die Justiz wird das wohlwollend erwägen, falls Sie wirklich etwas vorzuweisen haben, was substantiell ist”, mischte sich Melanie Schmidt ein. „Und falls das jetzt kommt - und nicht irgendwann mal.”

„Der Mann, der diesem Werbe-Fuzzi den Stoff verkauft hat, heißt Ferdinand Chovsky.”

„Etwas mehr an Einzelheiten bitte”, verlangte ich. „Oder soll es das schon gewesen sein.”

„Ich habe ihn gesehen und mir noch gedacht: Scheiße, der ist aber mutig.”

„Wieso das?”

Kömmings atmete tief durch. „Chovsky hat seinen Stoff bisher von den Polen gekriegt. Aber wie ich gehört habe, wird er jetzt von dem Typ aus Hamburg beliefert.”

„Irfan Kerimov”, sagte ich.

„Genau! Dessen Leute machen sich hier überall breit. Aber das Gebiet, in dem der Werbe-Fuzzi umgekommen ist, gehört immer noch den Dealern aus Polen.”

„Die Kerimov-Leute trauen sich was”, meinte Kömmings. „Die tauchen in Gegenden auf, in denen sie absolut nichts zu suchen haben und machen einem das Leben schwer, indem sie den Stoff so billig anbieten, dass man es kaum glauben kann, dass das wahr ist! Oder sie machen sowas wie die Sache mit dem Werbe-Fuzzi. Ich habe gehört, dass der Frau und Kinder hatte...”

Kömmings Mitleid mit Nöllemeyers Angehörigen wirkte irgendwie nicht sehr überzeugend. Ich war mir im Übrigen immer noch nicht sicher, ob sich dieser Dealer einfach nur interessant machen und mit ein paar windigen Gerüchten ein paar Vorteile für seinen eigenen Prozess herausholen wollte, oder ob da noch irgendetwas kam, was uns wirklich weitergebracht hätte.

„Woher wissen Sie, dass Ferdinand Chovsky den Stoff an Nöllemeyer verkauft hat?”, fragte ich. „Sie haben wohl nicht daneben gestanden, nehme ich an.”

„Er hat es mir erzählt. Wir haben früher für dieselben Leute gearbeitet und Ferdinand ist dann ausgestiegen. Er wollte mich auch abwerben, weil er bei dem Mann aus Hamburg viel mehr vom Erlös behalten könnte. Es klang fantastisch, aber ich glaube jetzt hat Ferdinand ziemlich starke Kopfschmerzen deswegen.”

„Und wieso?”

„Na, er wusste doch nicht, was er dem Werbetypen da verkauft und dass der im nächsten Moment daran stirbt! Er hat Stoff gekriegt und ihn vertickt, nehme ich an! Aber Ferdinand ist kein Killer!”

„Wo finden wir Ferdinand Chovsky?”

„Kann ich Ihnen sagen”, meinte Kömmings. Er wandte sich an Melanie Schmidt. „Hängt jetzt ein bisschen von Ihnen ab”, sagte er dann und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Je nachdem, wie Sie meinem superharten Verteidiger entgegen kommen, Sie verstehen, was ich meine?”


Kommissar jagt Killer: 7 Strand Krimis

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