Читать книгу Lotterie für Killer: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 72
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Dan Cooper spuckte seinen Kaugummi zielsicher in die Ecke und wandte sich dann an George Nail.
„Hast du alles besorgt, was wir dir aufgeschrieben haben?“
Der junge Bursche mit dem blonden Haar und den blassblauen Augen nickte.
„Sicher, Dan. Es war teilweise gar nicht so einfach und hat eine Menge Geld gekostet. Aber ich glaube, ich habe jetzt alles zusammen.“ Er sah Cooper ein wenig ängstlich an, aber der nickte gnädig.
„Und wann geht’s endlich los?“, fragte Walt Lipsky. Er war der Älteste von ihnen, aber zugleich auch der Dümmste. Er hatte eine auffallend niedrige Stirn und tief liegende Augen. Sein Blick war verschlagen und ausweichend. Er konnte keinem Menschen längere Zeit in die Augen sehen.
Dan Cooper drehte sich langsam zu Lipsky um.
„Es geht los, wenn ich es sage. Das solltest du doch eigentlich wissen.“ Cooper war der Boss. Er war der Intelligenteste von ihnen, aber ohne jede Moral. Er hatte sogar ein College besucht, aber schon nach kurzer Zeit wieder abgehen müssen, als man ihm verschiedene Vergehen vorgeworfen hatte.
Dave Rossiter hatte bis jetzt noch nichts gesagt. Er sagte nie viel. Seine Spezialität war das Messer. Zwei davon trug er immer bei sich. Eines war am linken Unterarm befestigt, das andere stak in einer Lederscheide am Schenkel. Auch er tat alles, was Cooper befahl. Und das war schon eine Menge gewesen.
George Nail fühlte sich wohl in der Gesellschaft der drei, obwohl er manchmal Angst hatte. Coopers plötzliche Wutausbrüche erschreckten ihn. Trotzdem faszinierte ihn das Auftreten der drei jungen Ganoven.
Er war ihnen durch Zufall in einer Kneipe begegnet, und Cooper hatte sofort gemerkt, dass ihnen da ein Unschuldslamm über den Weg gelaufen war, das sich zu vielerlei Zwecken einspannen ließ. Ohne es zu merken, war George Nail immer tiefer in Coopers Abhängigkeit geraten. Er hatte harte Drogen für sie verkauft und sich für Kurierdienste einspannen lassen.
Er ahnte zwar, dass die drei Dinge taten, die vom Gesetz unter Strafe gestellt wurden, aber er verschloss seine Augen vor der Wahrheit. Im Übrigen erfuhr er von Cooper bei Weitem nicht alles.
Um ihm zu imponieren, hatte er von dem Goldschatz erzählt, den sein Vater vor über dreißig Jahren versteckt hatte. Cooper hatte ganz schmale Augen bekommen und ihn nur angestarrt. George erzählte daraufhin alles, was er wusste.
Sie diskutierten darüber, ob der Schatz noch in seinem Versteck sein könnte, und kamen zu der Ansicht, dass das wahrscheinlich sei. Bis zu dem Entschluss, hinzufahren und das Gold zu holen, vergingen nur wenige Tage. George Nail sollte die ganze Sache finanzieren. Dafür durfte er mitfahren. Und er sollte auch den gleichen Anteil wie die anderen bekommen.
Da sein Vater sehr großzügig war, verfügte er über genügend Geld. Er kaufte alles, was sie für die Reise brauchten, einschließlich der Flugtickets. Die drei anderen amüsierten sich über ihn, wenn er nicht anwesend war. Sie hatten auch schon sehr konkrete Pläne, was ihn betraf.
Jetzt saßen sie im Hinterzimmer ihrer Stammkneipe bei ihrer letzten Besprechung vor der Reise. George Nail war überglücklich, weil man ihn endlich als vollwertiges Mitglied der Gruppe anerkannte. Er war eifrig bemüht, Cooper zu gefallen. An seinen Vater dachte er kaum. Er träumte von einem fernen Land und von den Dingen, die er dort tun würde. Nach seiner Rückkehr würde er ein anderer sein.
Die anderen drei sahen die Sache weitaus pragmatischer. Sie dachten an eine Menge Gold und an die vielen Dollars, die man dafür bekam. Sie sahen den großen Coup vor sich, auf den sie alle schon lange gewartet hatten. In den einschlägigen Kreisen der Unterwelt nahm man sie nicht für voll und hielt sie für die miesen Typen, die sie waren.
Sie versuchten, ihre Einfallslosigkeit durch Rücksichtslosigkeit auszugleichen. Aber gewisse Methoden schreckten selbst hartgesottene Gangster der alten Schule ab. Grausamkeit schätzte man in diesen Kreisen nicht, denn man hielt sie für überflüssig.
Cooper beugte sich vor und musterte seine Genossen scharf. Dann nahm er die Tickets und klopfte damit spielerisch auf seine Handfläche.
„Wir fliegen über Paris und Dakar nach Fort Lamy. Das ist die Hauptstadt des Tschad. Dann sind wir schon ziemlich dicht dran. Morgen Vormittag geht’s los.“
„Ist mir recht“, sagte Lipsky. Rossiter nickte nur und verzog keine Miene.
George Nail bekam strahlende Augen. „Endlich“, flüsterte er.
„Und noch mal“, sagte Cooper. „Zu keinem Menschen ein Wort. Diese Geschichte geht nur uns etwas an. Wenn ich erfahre, dass einer von euch gequatscht hat, mache ich ihn fertig.“ George spürte wieder ein leichtes Frösteln, verdrängte aber seine bösen Ahnungen.
„Wie geht’s dann weiter?“
„Das sage ich euch, wenn wir da sind. Mehr braucht ihr im Augenblick nicht zu wissen. Bis jetzt habt ihr noch nicht mal gewusst, dass es den Tschad überhaupt gibt. Also überlasst mir auch in Zukunft das Denken.“
„Wie kriegen wir denn das Gold aus dem Land?“, fragte Lipsky.
Cooper knurrte wütend. „Ich will deine dämlichen Fragen jetzt nicht mehr hören. Erst müssen wir das Gold finden, dann werden wir zusehen, dass wir es wegkriegen.“
„Ich war noch nie in Afrika“, sagte Rossiter plötzlich leise. „Weiß jemand, wie es dort ist?“
Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann machte Cooper eine abwehrende Handbewegung.
„Von uns war noch niemand da. Aber wie soll’s dort schon sein? Ein bisschen wärmer als hier. Packt ein paar Sommersachen ein.“
Alle lachten.
„Ich könnte jetzt einen Drink gebrauchen“, meinte Cooper. „George, sag Bescheid. Ich gebe eine Runde Bier aus. Wer weiß, ob wir dort drüben so gutes Bier kriegen.“
Wieder lachten alle.
Aber schon sehr bald würde einer von ihnen an diesen Satz denken, und dann würde er wissen, dass er nie wieder Bier trinken konnte.