Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 14
Оглавление6
Vor dem Billardzimmer stand ein uniformierter Polizeibeamter. Er passte auf, dass niemand den Inspektor bei seinen Verhören störte. Mit unbewegtem Gesicht blickte er an mir vorbei. Ich nahm in einem der großen Ledersessel Platz, die in der Eingangshalle standen, und setzte mich so, dass ich die Tür zum Billardzimmer im Auge behalten konnte.
Gleichzeitig sah ich mich auch immer wieder nach Jim um, aber der war wie vom Erdboden verschluckt.
Eine Viertelstunde saß ich einfach nur da.
Zwischendurch beobachtete ich einen wild gestikulierenden kleinen Mann, der recht schmächtig war. Er schien ziemlich aufgebracht zu sein. Seinem Akzent nach war er Amerikaner. Er redete dauernd von eine Filmprojekt, ich schätzte, dass er entweder Produzent oder Larues Agent war.
Jedenfalls schien ihn der Tod des französischen Schauspielers stark getroffen zu haben – aber wohl nur in zweiter Linie aus menschlichen Gründen.
Ich erwog bereits, den schmächtigen Wichtigtuer kurz zu interviewen, da öffnete sich die Tür des Billardzimmers, und eine junge, dunkelhaarige Frau trat heraus.
Auf dem hellblauen Kleid, das sie trug, befand sich das Emblem des Hotels.
Ich sprang auf und trat ihr entgegen.
„Teresa? Mein Name ist Patricia Vanhelsing. Ich komme von den LONDON EXPRESS NEWS und...“
„...und vielleicht lassen Sie die arme Frau jetzt in Frieden!“, ertönte eine barsche männliche Stimme.
Ein breitschultriger Mann in einem leicht verknitterten Jackett trat jetzt ebenfalls durch die Tür. Er trug einen buschigen Schnauzbart und über der markanten Nase leuchteten zwei hellblaue, aufmerksame Augen.
Teresa drehte sich halb zu ihm herum, und der Mann nickte ihr zu. „Gehen Sie nur!“
Dann wandte er sich an mich. Ich wollte Teresa nacheilen, aber er fasste mich am Arm.
„Moment!“
„Was fällt Ihnen ein, Mister...!“
„Inspektor Craven, Scotland Yard. Und ich habe entschieden etwas dagegen einzuwenden, dass Sie diese junge Frau jetzt mit Ihren Fragen quälen. Alles, was sie zu sagen hatte, hat sie bereits zu Protokoll gegeben.“
Ich riss mich los und sah Craven wütend an.
„Wohl noch nie etwas von Pressefreiheit gehört, was?“
„Ach, kommen Sie, die ist doch erfunden worden, als es noch richtige Zeitungen gab – nicht solche bunten Blätter wie die EXPRESS NEWS!“
Ich fühlte Wut in mir aufsteigen. Was fiel diesem Inspektor ein, mich und meine Arbeit zu beleidigen?
Aber schon in der nächsten Sekunde begriff ich, dass das seine Methode war. Er wollte mich in ein Gespräch verwickeln, und bis dahin war Teresa, das Zimmermädchen, verschwunden.
Also verzichtete ich darauf, ihm die Meinung zu sagen, und lief stattdessen hinter Teresa her.
„Warten Sie!“, rief der Inspektor. „Was Sie von ihr wissen wollen, können Sie auch mich fragen.“
Ich blieb stehen.
Inspektor Craven hatte mich eingeholt.
„Was ist?“, fragte er. „Ist das kein Angebot?“
„Gut.“
Aber es war ein Fehler gewesen, darauf einzugehen, wie ich später merkte. Ein dummer Anfängerfehler.
Alles, was Craven mir anzubieten hatte, wusste ich schon. Weitere Informationen könne er mir leider nicht geben. „Aus fahndungstaktischen Gründen“, wie er mir weiszumachen versuchte.
Teresa war jedenfalls später unauffindbar, und innerlich verfluchte ich Jim dafür, dass er nicht dagewesen war und wenigstens ein schönes Bild von dem Scotland Yard-Inspektor gemacht hatte.
Diese Geschichte fing alles andere als gut an, und ich sah mich schon am Abend in der Redaktion sitzen und mir irgend etwas aus den Fingern saugen, was Michael T. Swann mir dann anschließend um die Ohren hauen würde.
Ich seufzte.
Selbst der Filmproduzent war inzwischen untergetaucht...