Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 23
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Die Tote war in der Nähe einer alten Industrieanlage ans Ufer geschwemmt worden. Ein paar Jugendliche, die hier ihre Motorräder reparierten, hatten die Frau gefunden.
Ganz in der Nähe stand ein brandneues Einkaufszentrum. Dies war Sanierungsgebiet. Die alten Industrien wurden abgerissen und machten nach und nach Geschäften Platz.
Kein Wunder also, dass sich ein Pulk von Neugierigen gebildet hatte.
Als Jim und ich eintrafen, war der Gerichtsmediziner gerade mit seiner Arbeit fertig. Jim schoss ein Bild nach dem anderen, und ich machte mir eifrig Notizen über das, was ich so aufschnappte.
Aber als ich dann versuchte, noch etwas näher an den Ort des Geschehens zu gelangen, wurde ich von den Beamten daran gehindert.
„Zurück!“, rief mir ein Polizist mit finsterer Miene zu.
Dann fiel mein Blick auf einen der Zuschauer.
Er stand relativ bescheiden in der zweiten Reihe, aber auf Grund seiner Größe konnte er über die vor ihm stehenden Menschen hinwegblicken. Den Mantelkragen trug er hochgeschlagen, so dass ich nur die obere Hälfte seines Gesichtes sehen konnte.
Ich erkannte ihn dennoch.
Ashton!
Er wandte ein wenig den Kopf, und dann trafen sich unsere Blicke. Wir sahen uns an, und ich fühlte einen Kloß im Hals.
Kein Zweifel, ich hatte mich bis über beide Ohren in diesen Mann verliebt – aber über dieser Liebe lag ein Schatten. Ein Schatten der Ungewissheit.
Es konnte kaum Zufall sein, dass Ashton Taylor gerade hier, an diesem Ort aufgetaucht war.
Er kam auf mich zu und fasste mich bei den Schultern.
„Patricia!“
„Ashton! Ich habe versucht, dich zu erreichen!“
Sein Blick ging zur Seite. Er sah zu Jim hinüber, der gerade im Begriff war, ein Bild von dem Privatdetektiv zu machen.
Ashton griff nach der Kamera und riss sie herunter, so dass das Foto kaum mehr als seine Schuhe zeigen würde. „Lassen Sie das!“, sagte er kühl.
Jim war ziemlich verdutzt und schaute mich etwas ratlos an.
„Das ist Jim Field, Fotograf der EXPRESS NEWS“, stellte ich vor.
Mehr als ein dünnes Lächeln zeigte Ashton nicht. Er sah mich an, und ich stellte fest, dass der undurchdringliche Blick seiner grauen Augen auf mich noch immer so etwas wie eine magische Wirkung ausübte.
„Weißt du, wer die Tote ist?“, fragte er dann.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, leider will mir niemand etwas darüber sagen...“
„Sie heißt Peggy Jones.“
Es versetzte mir einen Stich.
Peggy Jones, die Geliebte von Marc Larue!
Jene Frau, die Ashton im Auftrag des französischen Schauspielers hatte suchen sollen.
„Du tauchst gerade zum richtigen Zeitpunkt hier auf, Ashton! Das ist doch kein Zufall!“
„Hör mir jetzt gut zu“, sagte er. „Lass um Himmels willen deine Finger aus der Sache! Schreib meinetwegen etwas über Eifersucht und Drogen, aber nicht...“
„Über die Templer?“
Er schluckte, ich hatte genau ins Schwarze getroffen.
„Ashton“, begann ich und trat so nahe an ihn heran, dass nur er mich verstehen konnte. „Ich muss wissen, welche Rolle du in dieser Geschichte spielst...“
„Ich kann es dir nicht sagen.“
„Warum nicht? Ich liebe dich!“
„Ich möchte nicht, dass du in Lebensgefahr gerätst.“
Ich wollte noch etwas erwidern, als plötzlich eine laute Männerstimme rief: „Da, da ist er!“
Ein Mann mit Halbglatze deutete in unsere Richtung.
Neben ihm stand niemand anderes als Inspektor Craven von Scotland Yard. Auf seiner Stirn zeichneten sich ein paar angestrengte Falten ab.
„Sind Sie sicher?“, fragte er.
„Ja! Der Mann, mit dem ich die Tote gestern gesehen habe! Ich bin doch nicht blind!“
Ich drehte mich wieder zu Ashton um, denn ich begriff nun, dass niemand anderes als der etwas undurchsichtige Privatdetektiv gemeint war.
Aber von Ashton war nichts mehr zu sehen.
Er war wie vom Erdboden verschluckt. Irgendwo zwischen all den Menschen musste er untergetaucht sein.
Ich ließ den Blick schweifen, fand ihn aber nicht mehr.
„So ein Zufall! Miss Vanhelsing!“, hörte ich Inspektor Cravens schneidende Stimme. „Der LONDON EXPRESS NEWS ist immer zur Stelle, wenn irgendwo etwas passiert, nicht wahr? Ich muss sagen, ich hätte Sie frühestens in einer Viertelstunde erwartet!“
„Ich bin eben schnell!“, murmelte ich etwas verlegen.
Craven grinste breit. „Das sieht man!“
„Können Sie unseren Lesern sagen, was hier vorgefallen sein könnte?“
Cravens Mund wurde zu einem geraden Strich.
„Nein“, erklärte er dann. „Wir werden aus fahndungstaktischen Gründen keinerlei Informationen herausgeben!“
Das hatte ich schon mal gehört.
„Ich verstehe“, gab ich zurück.
Die Wahrheit war vermutlich, dass er im Moment selbst noch so gut wie nichts wusste. Aber das hätte er mir gegenüber unmöglich zugeben können.