Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 37

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Das Zimmer war geradezu herrschaftlich, aber auch hier dominierte der Stil des Mittelalters.

Ich bewunderte kurz einen vergoldeten Kerzenständer, dann fiel mein Blick auf ein langes, weißes Kleid von ungewöhnlichem Schnitt, das auf dem Bett ausgebreitet lag. Offenbar war es für mich bereitgelegt worden, und so zog ich es an, nachdem ich meine eigenen Sachen zum Trocknen aufgehängt hatte.

Ich nahm mir vor, im Verlauf des Abends eine Gelegenheit zu finden, mit Ashton allein zu sprechen. Ich musste einfach wissen, welche Rolle er in diesem teuflischen Spiel innehatte. Das ließ mir keine Ruhe.

Adrian, der finster wirkende Verwalter, klopfte an die Tür meines Zimmers. Bald darauf führte er mich in einen weitläufigen Saal, der völlig im Gegensatz zu dem sonnendurchfluteten, hellen Raum stand, in den wir gestern geführt worden waren. Es herrschte ein gedämpftes Licht.

Eine lange Tafel stand in der Mitte und wirkte wie aus einem Historienfilm entliehen. Eiserne Rüstungen standen wie Wächter an allen Ein- und Ausgängen.

Die anderen saßen schon am Tisch. Jim trug offenbar ein paar Sachen des Hausherrn, die ihm natürlich zu kurz waren.

Ashton saß mir gegenüber. Unsere Blicke trafen sich kurz, aber er schien den meisten auszuweichen. Jedenfalls bildete ich mir das ein.

„Werden Sie ebenfalls hier übernachten, Monsieur Valbert?“, erkundigte ich mich.

„Gewiss“, murmelte Ashton.

Und Guy d‘Averc ergänzte: „Monsieur Valbert ist hier schon so gut wie zu Hause. Er teilt übrigens meine Leidenschaft für das Mittelalter...“

„...und die Templer?“, fragte ich spitz.

Ashton lächelte. „So ist es, Mademoiselle Vanhelsing.“

Das Abendessen war köstlich. Guy d‘Averc schien ein Mann von kulinarischem Geschmack zu sein.

Die Gespräche plätscherten so dahin. Und der Wein schien mich müder zu machen, als ich gedacht hatte.

Trotzdem wurde es spät, bis ich zu Bett kam. Den ganzen Abend über hatte ich auf eine Gelegenheit gewartet, Ashton zu sprechen, aber das Schicksal schien sich in diesem Punkt gegen mich verschworen zu haben. Er zog sich mit Guy in die benachbarte Bibliothek zurück.

Ich wusste nicht mal, in welchem Zimmer er die Nacht verbringen würde. Den Butler zu fragen war zu auffällig.

Jim war so freundlich, mich zu meinem Zimmer zu begleiten.

„Ich glaube, ich war noch nie so müde“, murmelte ich.

„Wie lange willst du diese Scharade noch mitspielen?“, fragte Jim dann hart.

„Was meinst du damit?“

„Ashton Taylor.“

Jetzt begriff ich. „Ich muss mit ihm reden!“

„Patricia! Dieser Name ist so falsch wie der ganze Mann!“ Er sah mich sehr ernst an und fasste mich bei den Schultern. „Bis jetzt hatte ich noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen, aber...“

„Aber was?“

„Ich habe die Londoner Friedhöfe abgeklappert. Einen nach dem anderen. Und auf einem gibt es einen Grabstein, auf dem steht der Name Ashton Taylor.“

„Der Name Taylor ist ja nicht gerade ungewöhnlich, oder?“

„Auf dem Grabstein wird der 29. September 1954 als Geburtsdatum angegeben. Du kannst ihn ja mal nach seinem Geburtstag fragen, wenn sich eine Gelegenheit ergibt.“

Ich begriff, was er meinte. Jim glaubte, dass Ashton Taylor unter der Identität eines Toten Gelebt hatte. Es war eine alte Methode, um an falsche Papiere zu gelangen. Man ließ sich eine Geburtsurkunde ausstellen, und damit bekam man einen Pass und so weiter... Zweimal Ashton Taylor, das war nichts ungewöhnliches. Aber mit demselben Geburtsdatum?

„Im Moment haben wir andere Sorgen, findest du nicht auch?“, gab ich schwach zurück.

Jim schüttelte den Kopf. „Dieser Mann spukt dir immer noch im Kopf herum. Und jetzt taucht er hier wieder auf, unter neuem Namen. Ich sage dir, er steckt da irgendwie mit drin. Dieser Valbert scheint d‘Averc schon seit Jahren zu kennen...“

Ja, das gab Sinn. Ich sträubte mich dagegen, es mir selbst gegenüber zuzugeben, aber alles passte zusammen...

Jim sprach schließlich offen aus, wovor ich mich so gefürchtet hatte: „Könnte es nicht sein, dass dieser Taylor der Mann ist, der im Auftrag einer geheimen Templer-Sekte in London arbeitete?“

Und vielleicht auch tötete!, wurde mir klar.

Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer

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