Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 28
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Tante Lizzy war alles andere als begeistert, als ich ihr eröffnete, dass ich nach Südfrankreich fliegen würde.
„Mein Kind, ich weiß, dass ich dich nicht aufhalten kann..., begann sie, aber ehe sie mir noch weiter Angst einreden konnte, hob ich die Hand und fiel ihr ins Wort.
„Du wirst mich nicht umstimmen können, Tante Lizzy.“
„Ich weiß...“
Tränen glitzerten in ihren Augen, und ich legte ihr den Arm um die Schulter.
„Aber, Tante Lizzy...“
„Ich habe Angst um dich“, murmelte sie.
Und wenn ich ganz ehrlich war, dann hatte ich auch welche.
Die schrecklichen Bilder aus meinem Traum konnte ich einfach nicht verdrängen. Immer wieder standen sie mir überdeutlich vor Augen und ließen mich erschaudern.
Am nächsten Morgen brachte mich Tante Lizzy zum Flughafen Heathrow, von wo aus Jim für uns einen Flug nach Marseille mit Zwischenlandung Paris gebucht hatte.
In Marseille besorgten wir uns einen Leihwagen – geländegängig und mit Allrad-Antrieb. Wenn wir in den Bergen der Provence unterwegs waren, dann mussten wir auf alles vorbereitet sein, und ich hatte keine Lust, in irgendeinem Schlagloch festzusitzen und womöglich einen halben Tag damit zu verlieren, auf den Abschleppdienst zu warten.
Jim saß am Steuer, und ich studierte die Landkarte. Nachdem wir die Schnellstraße Richtung Norden verlassen hatten, wurde es knifflig. Die Straßen wurden klein und holprig, die Wegweiser stimmten nicht immer – und Lacroix war nun wirklich alles andere als eine Großstadt.
Immerhin – Jim schien in der Schule einigermaßen aufgepasst zu haben, denn sein Französisch war wenigstens gut genug, um hin und wieder nach dem Weg fragen zu können. Allerdings hatte er einige Schwierigkeiten mit dem hiesigen Dialekt.
Als wir dann schon fast am Ziel zu sein glaubten, kamen wir plötzlich an ein Sperrschild.
Wir stiegen aus und sahen uns die Bescherung an.
Die Straße führte über einen kleinen, aber reißenden Fluss, die Brücke war baufällig. Ein Warnschild, das wir mit Hilfe eines Wörterbuchs entzifferten, wies auf die Einsturzgefahr hin.
So waren wir gezwungen, einen ziemlich weiten Umweg zu nehmen. Es war schon dunkel, als wir endlich in Lacroix anlangten.
Immerhin gab es wenigstens eine Tankstelle hier, und dort konnte man uns auch eine Pension empfehlen.
„Gehen Sie zu den Duprees am Ende der Straße“, sagte der alte Tankwart mit dem verwitterten Gesicht in einem Französisch, das sogar ich verstand.
Jim kaufte in seinem kleinen Laden noch eine Karte der Umgebung und fragte dann den Alten, ob er etwas über eine ehemalige Templerfestung hier in der Gegend wüsste.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich den Ausdruck blanken Entsetzens in den matten Augen des Tankwarts. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
„Pardon, Monsieur?“, fragte er plötzlich und tat so, als hätte er nicht verstanden.
Jim versuchte es noch einmal und breitete anschließend die Karte aus, die er soeben gekauft hatte. Aber der Alte wollte von der ganzen Sache nichts wissen. Er weigerte sich standhaft, auch nur einen Blick auf die Karte zu werfen, geschweige denn, Jim darauf zu zeigen, wo die alte Burg stand.
„E hat keinen Sinn“, sagte ich zu meinem Kollegen.
„Was?“
„Komm, wir gehen. Ich hoffe nur, dass diese Duprees wenigstens noch ein Zimmer frei haben.“
Als wir wieder in unserem Geländewagen saßen, sagte ich dann: „Hast du die Augen des Mannes gesehen? Er hatte furchtbare Angst!“
„Wir werden diese verfluchte Festung auch so finden!“, schimpfte Jim Field und wollte gerade den Motor starten, da kam der Alte nach draußen. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und trat auf unseren Wagen zu.
Ich drehte die Scheibe herunter, denn er schien noch irgend etwas sagen zu wollen.
„Verschwinden“, flüsterte er in akzentschwerem und gebrochenem Englisch. „Verschwinden. Sonst – Schwertmänner aus Eisen bringen Tod...“
„Die Tempelritter...“, hörte ich mich selbst sagen.
„Verschwinden! Weg! Sonst Unglück – Tod!“
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, ich fühlte, wie sich meine Nackenhärchen aufrichteten.
„Monsieur!“, rief ich, krampfhaft bemüht, meine wenigen Brocken Französisch zusammen zu suchen, aber der Alte hatte sich bereits ein paar Schritte entfernt.
„Es hat keinen Sinn“, meinte Jim.
Ich nickte leicht, während er den Wagen endlich startete und zurück auf die Dorfstraße lenkte.
In diesem Augenblick war es mir zur Gewissheit geworden. Wir waren auf der richtigen Spur.
Und ganz gleich, welches düstere Geheimnis in der Umgebung dieses kleinen Ortes auch auf uns harren mochte – ich war entschlossen, es zu lüften.