Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 33
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Wir durchsuchten jeden Winkel der Ruine, aber von dem geheimnisvollen Ritter war nichts mehr zu entdecken.
Irgendwo in einer Ecke fanden wir dann seine Rüstung sowie das weiße Hemd mit dem achtspitzigen Kreuz der Templer. In der Nähe waren ein paar frische Fußspuren im zentimetertiefen Staub zu sehen.
„Scheint, als wollte sich unser Freund davonmachen“, meinte Jim launig. „Und wenn man hier in der Gegend herumklettern will, stört so ein Kostüm natürlich.“
Meine Hand griff indessen wie automatisch nach dem Helm. Ich nahm ihn mit beiden Händen und sah ihn an.
Einen solchen Helm hatte auch der Ritter in meinem Traum getragen.
„Was sollen wir machen?“, fragte Jim. „Hinter dem Kerl her? Er hat versucht, dich umzubringen, das ist eindeutig. Und vielleicht hat er auch die junge Frau auf dem Gewissen, die in dem großen Saal liegt...“
Ich fragte mich, ob wir den Mann überrascht hatten oder er auf uns gewartet hatte. Wahrscheinlich hatte es sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass da zwei Engländer aufgetaucht waren, die überall nach einer geheimnisvollen Templer-Ruine fragten.
„Wir müssen so schnell wie möglich die Polizei verständigen!“, entschied ich. „Alle Beweise liegen hier. Die Rüstungen, die Tote! Das alles beweist doch, dass die Sache mit den Templern kein Hirngespinst ist!“
„Hast du ein Handy bei dir?“, fragte Jim.
Ich schüttelte den Kopf.
Jim holte die Karte hervor und breitete sie auf dem Boden aus. „Hier, da ist die nächste Siedlung, oder so...“
„Vielleicht nur ein Gehöft“, begab ich zu bedenken.
Er zuckte die Achseln. „Was macht das? Telefon wird es dort schon geben...“
Wir machten uns also auf den Weg.
Zunächst machte Jim noch Witze, aber schließlich gingen wir schweigend, die Kräfte mussten eingeteilt werden.
Ungefähr eine Stunde verging auf diese Weise, und ich malte mir aus, wie wir vielleicht gegen Mitternacht bei unserer Pension in Lacroix ankommen würden, wenn es in diesem Tempo weiterging.
Als wir am Fuß des Berges angekommen waren, legten wir eine kurze Pause ein. Ich war schon völlig erschöpft und setzte mich auf einen Felsbrocken. Die Füße taten mir weh. Und obwohl ich sportliche, gut eingelaufene Schuhe trug, hatte ich mindestens eine Blase.
Jim beschäftigte sich indessen mit der Karte. Er deutete schließlich mit der Linken in eine bestimmte Richtung. „Da müssen wir hin!“
„Sind wir nicht aus der anderen Richtung gekommen?“
„Ja, aber es geht jetzt darum, so schnell wie möglich die Polizei zu verständigen.“
„Im schlimmsten Fall bedeutet das einen Umweg nach Lacroix...“
Ich atmete tief durch und strich mir dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Im nächsten Moment war ich wie erstarrt. Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu dürfen.
Oben, in den Felsen, sah ich einen Mann, der offenbar genau wie wir damit beschäftigt war, hinab ins Tal zu steigen.
Immerhin war der Mann nahe genug, um sein Gesicht erkennen zu können, und er wandte den Kopf in unsere Richtung.
„Ashton...“, flüstere ich.
„Was?“
Jim sah mich irritiert an.
„Da oben!“, rief ich. „Da klettert ein Mann herum! Es ist Ashton Taylor!“
Ich wandte den Kopf und sah, wie Jim angestrengt die Hänge mit den Augen absuchte. Als ich dann wieder nach oben sah, konnte ich Ashton nicht mehr sehen.
Jim schüttelte den Kopf. „Du hast dich getäuscht“, sagte er bestimmt. „Da war niemand.“
„Aber wenn ich es doch sage! Ich habe ihn gesehen!“
Jim sah mich mit einem Blick an, der mir nicht gefiel.
Obwohl er es nicht aussprach, konnte ich ihm förmlich ansehen, dass er mir nicht glaubte. Und in diesem Moment war ich mir selbst schon nicht mehr hundertprozentig sicher.
Hatte ich Ashton wirklich gesehen, oder war es nur Einbildung gewesen?
„Ashton...“, flüsterte ich.
„Dieser Mann lässt deine Gedanken einfach nicht los, was?“, hörte ich Jim ruhig sagen.
Er hatte recht, und das ärgerte mich. Aber es stimmte, was er gesagt hatte.
„Weißt du, was das bedeutet, wenn dort oben wirklich dieser Ashton Taylor war?“, fragte Jim dann.
Ich nickte. „Es würde bedeuten, dass er vermutlich hinter der Rittermaskerade steckte“, murmelte ich fast tonlos.
Sollte das wirklich wahr sein? Hatte der Mann, den ich liebte, versucht, mich umzubringen?
Alles in mir sträubte sich gegen diesen Gedanken, der sich längst wie ein schleichendes Gift in mein Herz gestohlen hatte.