Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 26

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Ich kam spät nach Hause. Den Abend hatte ich zusammen mit Jim im Archiv verbracht. Wir hatten in den staubigen Ablagen herumgesucht, bis uns schier die Augen zuzufallen drohten. Aber es hatte sich gelohnt.

Wir hatten noch zwei weitere mysteriöse Todesfälle gefunden, die im Zusammenhang mit einer geheimnisvollen Templer-Sekte zu stehen schienen. Dann hatten wir uns natürlich das Leben von Marc Larue vorgenommen.

Offenbar hatte er schon in der Jugend einen Hang zum Okkulten gehabt. Nachdem er bereits einige Berühmtheit erlangt hatte, hatte er sich regelmäßig von einem Hellseher aus dem südfranzösischen Städtchen Lacroix-en-Provence beraten lassen. Er zog sogar von Paris weg, um sich in Lacroix ein Haus zu kaufen.

Zwei Jahre lang drehte er überhaupt keinen Film, um sich seiner spirituellen Entwicklung zu widmen, wie er der Presse mitteilte.

Über Ashton fanden wir nichts, was irgend etwas über seine Person ans Licht brachte.

„Patti! Du siehst ganz grau aus!“, rief Tante Lizzy, als ich ins Kaminzimmer der Vanhelsing-Villa trat. Sie saß dort und hatte gelesen.

Mein Lächeln fiel vermutlich etwas matt aus. „Ich habe viel zu tun im Moment“, sagte ich.

„Du solltest es nicht übertreiben, mein Kind.“

„Keine Sorge, Tante Lizzy.“

„Gegen einen gesunden Ehrgeiz ist nichts zu sagen, aber treib es nicht so weit, dass du deine Gesundheit ruinierst!“

„Ich passe schon auf“, versicherte ich ihr, wobei ich mich fragte, wann ich für meine Großtante wohl nicht mehr nur ein kleines Mädchen war, auf das es zu achten galt.

Sie konnte es nicht lassen, mich zu bemuttern.

Tante Lizzy fragte mich, wie ich in der Sache mit dem Mord an Larue weitergekommen sei, und ich fasste ihr knapp das Neueste zusammen.

Sie hörte aufmerksam zu, dann erhob sie sich plötzlich.

„Warte einen Moment, mein Kind! Ich war auch nicht untätig. Die Sache mit den Templern ging mir nicht aus dem Sinn, und da...“ Sie holte einen Zeitungsartikel, dem Datum nach etwa drei Jahre alt, und zeigte ihn mir. „Meine Sammlung zum Bereich des Okkulten sucht ihresgleichen, mein Kind! Und es geht nichts verloren, nicht einmal ein solcher Fetzen Papier...“

„Tante Lizzy, die Zeitung ist in Französisch – und das bisschen, was ich in der Schule gelernt habe, reicht, so fürchte ich, nicht aus, um das hier übersetzen zu können...“

Tante Lizzy lächelte nachsichtig.

„Es geht um merkwürdige Vorkommnisse in der Gegend um Lacroix-en-Provence, einem kleinen Ort nördlich von Marseille. Ganz in der Nähe soll es übrigens eine alte Burg der Templer geben. Bauern wollen wiederauferstandene Tempelritter bei finsteren Ritualen beobachtet haben. Seit Jahren verschwinden dort Menschen unter mysteriösen Umständen. Und über allem liegt ein Mantel des Schweigens. Die Menschen der Umgebung leben in Angst. Die Ermittlungen der Polizei blieben stets ohne Ergebnis. Nirgends waren verwertbare Spuren zu finden. Ein Journalist und ein Privatdetektiv, die diesen mysteriösen Vorfällen auf den Grund gehen wollten, wurden tot aufgefunden...“

Lacroix!, ging es mir durch den Kopf. Ich musste überprüfen, ob außer Larue auch die anderen Opfer irgendwann in dieser Gegend gewesen waren. Aber wenn sich das bestätigte...

„Marc Larue hatte ein Haus in Lacroix“, sagte ich leise.

Plötzlich fasste mich Tante Lizzy bei den Schultern und sah mich sehr ernst an.

„Ich weiß, was jetzt in dir vorgeht, mein Kind.“

Ich blickte auf.

„Ja.“

„Du wirst deinen Chefredakteur so lange beschwatzen, bis er dich nach Lacroix-en-Provence fahren lässt, habe ich recht?“

Ich verstand meine Großtante nicht. „Liegt das denn nicht nahe? Tante Lizzy, vielleicht liegt dort der Schlüssel zu allem.“

„Auch zu dem Traum, den du hattest“, murmelte sie, und ihre Worte schnitten wie ein Messer in meine Seele. Auf einmal fühlte ich ein Frösteln. „Erinnere dich, Kind! Es ist alles so eingetroffen, wie du es geträumt hast! Du hast ein Gesicht gesehen und diesen mysteriösen Ashton Taylor getroffen! Und jetzt willst du an einen Ort, an dem Legenden von wiederauferstandenen Tempelrittern umgehen!“

Die Bilder aus dem Traum erschienen wieder vor meinem geistigen Auge, und ich zuckte unwillkürlich zusammen, als ich die blitzende Stahlklinge noch einmal auf mich zurasen sah. Eine namenlose Kälte, die das Innerste meiner Seele erfasste, ließ mich erzittern.

Ja, es war mehr als nur ein Traum gewesen. Eine Ahnung, eine Vision – man konnte es nennen, wie man wollte.

„Du darfst nicht nach Lacroix! Niemals!“, hörte ich indessen Tante Lizzys Stimme. „Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich dir diesen Artikel überhaupt zeigen soll. Ich sehe nun, dass es ein Fehler war.“

Tante Lizzys Stimme klang resigniert. Sie begann zu ahnen, dass sie mich nicht davon abhalten konnte, der Sache auf den Grund zu gehen.

„Nein“, sagte ich sanft. „Es war kein Fehler. Und wer sagt dir, dass sich die Traumvision nicht erfüllt, wenn ich hierbleibe? Dafür gibt es keinen Beweis. Und noch weiß ich ja auch nicht, was dieser Traum wirklich zu bedeuten hat... Noch weiß ich gar nichts. Auch das ist ein Grund, weshalb ich unbedingt dorthin muss – notfalls auf eigene Kosten, wenn Michael T. Swann zu borniert sein sollte, mich für die EXPRESS NEWS hinzuschicken!“

Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer

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