Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 15
Оглавление7
„Hallo, Patti!“
Ich hatte mir in der Hotelbar einen Espresso bestellt, da tauchte Jim Field wie aus dem Nichts hinter mir auf. Sein legeres Äußeres war für ein Hotel dieser Preiskategorie schon etwas auffällig.
Um seine Mundwinkel spielte ein zufriedenes Lächeln, für das es meiner Ansicht nach überhaupt keinen Anlass geben konnte.
„Komm mit, wir fahren!“, sagte er.
„Was?“
„Ich erzähl es dir im Wagen.“
„Wovon redest du?“
„Willst du erst warten, bis ich verhaftet werde?“
Ich verstand überhaupt nichts. Aber als er wenige Minuten später neben mir auf dem Beifahrersitz meines alten Mercedes saß, den Tante Lizzy mir einst vermacht hatte, erklärte er mir alles.
„Ich war in Larues Zimmer“, eröffnete er mir.
Ich war einen Moment lang sprachlos, und er schien diesen Augenblick regelrecht zu genießen.
Weil mir nichts Besseres einfiel, fragte ich: „Wurde das Zimmer denn nicht bewacht?“
„Versiegelt.“
„Aber...“
„Ja, ich weiß. Und dass in spätestens einer halben Stunde bei Scotland Yard ein Donnerwetter loskrachen wird, das sich gewaschen hat! Hör zu, ich habe den Tatort fotografiert. Der Tote war natürlich nicht mehr da, der ist längst abtransportiert worden. Aber da war etwas anderes, dem wir nachgehen könnten...“
„Was?“
„Larue hat eine Telefonnummer an die Zimmertapete geschrieben. Er war ja bekannt für sein rüpelhaftes Benehmen. Ich war mal dabei, als eine Home-Story über ihn gemacht wurde. Vielleicht hatte er auch einfach nur kein Papier zur Hand...“
Ich zog die Augenbrauen hoch und gab zu bedenken: „Oder die Nummer wurde von einem Gast auf die Tapete geschrieben, der vor Larue das Zimmer hatte!“
Jim Field schüttelte ganz energisch den Kopf. „In einem solchen Hotel? Da ist Sauberkeit und Ordnung das oberste Gebot. Die würden alles daran setzen, um so etwas zu beseitigen, bevor ein neuer Gast kommt.“
„Dann sollten wir die Nummer mal ausprobieren.“
„Auswendig weiß ich sie nicht. Und zum Aufschreiben hatte ich keine Zeit, schließlich wollte ich nicht erwischt werden.“
Ich sah ihn kurz an. „Und da soll ich beeindruckt sein?“, schnauzte ich. „Was nutzt uns diese Telefonnummer, wenn wir sie nicht kennen?“
Jim grinste mich an und klopfte dann leicht auf den Fotoapparat, den er auf dem Schoß hatte. „Ich sagte doch, ich habe den Tatort fotografiert. Mit 'ner schönen Großaufnahme besagter Nummer.“
„Okay.“ Ich grinste zurück. „Ich bin beeindruckt.“
Also ging es zunächst einmal zurück in die Redaktion. Die Bilder mussten entwickelt werden.
Jim war ein echter Profi, was sein Handwerk anging.
Ich saß an meinem Schreibtisch und grübelte darüber nach, wie ich meinen Artikel beginnen sollte. Viel war es ja nicht gerade, was ich bis jetzt an Fakten zusammengetragen hatte. Dreimal hatte ich schon begonnen, und jedesmal sah ich im Geiste Michael T. Swanns strenges Gesicht vor mir, wie er mir meinen Artikel mit spitzen Worten in der Luft zerriss.
Dann kam Jim endlich.
„Hier“, sagte er und warf einen ganzen Stapel von Bildern auf den Tisch. „Ich war auch noch mal kurz im Archiv und habe die Bilder herausgesucht, die ich damals zu der Home-Story über Marc Larue gemacht habe. Vielleicht kannst du sie ja irgendwie verwenden. Da wir den toten Larue schon nicht fotografieren konnten.“
Manchmal war er wirklich geschmacklos.
„Und die Nummer?“
Er tippte auf eines der Fotos. Die Telefonnummer war darauf deutlich und in Großaufnahme zu erkennen.
Ich zögerte nicht lange, nahm meinen Apparat und wählte die Nummer. Wenige Augenblicke später legte ich wieder auf.
Jim runzelte die Stirn und fragte: „Was war denn?“
„Ich hatte den Anrufbeantworter eines Privatdetektivs dran“, erklärte ich. „Ashton Taylor. Sagt dir der Name was?“
„Nein. Aber unser Archiv ist bekanntlich allwissend, Patti. Vorausgesetzt, man hat Zeit genug...“
Ich hörte nur halb hin, während Jim weitersprach. Mein Blick ging über die Fotos, die Jim aus dem Archiv gegraben hatte. Auf den meisten war Larue zu sehen...
Larue in seiner ersten Filmrolle, in der er einen Schurken darstellte. Larue in einer komödiantischen Rolle mit einer seltsamen Grimasse. Dann Larue zu Hause mit seinem Hund...
An diesem Bild blieb mein Blick haften.
Der Franzose trug darauf ein Hemd mit kurzen Ärmeln. Die ersten drei Knöpfe waren offen. Seine Brust war glattrasiert, wie es bei französischen Männern heutzutage Mode ist. Er sah gut aus, wenn auch für meinen Geschmack ein bisschen zu jungenhaft.
Ich hielt das Bild näher an meine Augen.
„Brauchst du eine Brille?“, flachste Jim, aber ich hatte im Moment keinen Sinn für seine Witze.
In dem Hemdausschnitt war eine Tätowierung zu sehen, vielleicht so groß wie ein Zeigefinger.
Es war, als würde ein kalter Hauch mich erfassen und bis ins tiefste Innere frösteln lassen.
Die Tätowierung zeigte nichts anderes als ein achtspitziges Kreuz! Wie ich es in meinem Traum auf dem Gewand des Ritters mit dem heruntergelassenen Visier gesehen hatte!
Das Zeichen der Templer von Jerusalem!