Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 16

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Es war früher Nachmittag, als ich das Gebäude erreichte, in dem Ashton Taylor sein Büro in bester Lage hatte und das in der Ladbroke Grove Road stand. Die Adresse hatte ich dem Telefonbuch entnommen. Es gab zwar dutzendweise Taylors in London, aber nur einen Ashton Taylor, der als Privatdetektiv arbeitete.

Jim stellte in der Zwischenzeit für mich das Archiv auf den Kopf.

Taylors Detektei schien es nicht schlecht zu gehen. Wie hätte er sich sonst eine Büroetage in dieser Lage leisten können?

„Sie wünschen?“, fragte eine dunkle, männliche Stimme an der Sprechanlage, die neben der Tür in der fünften Etage angebracht war.

„Ich möchte zu Mister Taylor. Mein Name ist Patricia Vanhelsing.“

Ich konnte nicht sagen, was es genau war, aber irgend etwas hatte der Klang dieser Stimme in mir ausgelöst... Ein gewisses Unbehagen begann sich in meiner Magengegend breitzumachen.

Eine Ahnung...

„Einen Moment“, sagte die Stimme. Der Türsummer schlug an, ich drückte die Tür auf und trat ein.

Ein hochgewachsener, breitschultriger und sehr gut aussehender Mann trat mit entgegen. Er war elegant gekleidet. Hose und Jackett waren aus Schurwolle. Der erste Knopf seines Hemdes war geöffnet.

Als ich das Gesicht sah, versetzte es mir einen Stich, ich erstarrte unwillkürlich zur Salzsäule.

Dieses Gesicht war aus meinem Traum! Dieselben grauen Augen, die dunklen Haare... Auch das Grübchen am Kinn war da.

Seine ruhigen Augen musterten mich.

„Was ist los?“, erkundigte er sich. „Habe ich Sie erschreckt?“

„Nein.“

Er reichte mir die Hand. „Ashton Taylor.“ Er hielt meine Hand einen Augenblick länger, als es eigentlich nötig gewesen wäre, während unsere Blicke sich trafen. „Treten Sie doch ein, Miss...“

„Vanhelsing. Patricia Vanhelsing.“

Er führte mich in ein sehr sachlich, aber gediegen eingerichtetes Büro und bot mir einen drehbaren Ledersessel an.

„Möchten Sie etwas trinken?“, fragte er dann.

„Nein.“

Ich wollte gleich zur Sache kommen, aber die Erkenntnis, dass ich sein Gesicht im Traum gesehen hatte, hatte ich immer noch nicht richtig verarbeitet.

Ashton Taylor setzte sich jetzt ebenfalls. Er nahm mir gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz und sah mich wieder an.

Eine seltsame, geheimnisvolle Aura umgab diesen Mann.

Etwas, das man nicht erklären kann. Das begann schon, wenn man versuchte, sein Alter zu schätzen...

Er wirkte recht jugendlich, nur seine Augen und ein gewisser Zug in seinem Gesicht schienen eher zu einem älteren Mann zu passen.

Auf jeden Fall war er sehr attraktiv und hatte ein Ausstrahlung, die fast schon beängstigend war.

„Was ist Ihr Anliegen?“, fragte Taylor.

„Es geht um einen gewissen Marc Larue“, erklärte ich und achtete dabei genau auf sein Gesicht, das allerdings völlig unbewegt blieb. „Den französischen Schauspieler... Er wurde in seinem Londoner Hotelzimmer ermordet aufgefunden. Und Ihre Telefonnummer hatte er an die Wand geschrieben, Mister Taylor.“

Er zog die linke Augenbraue hoch und meinte dann: „Ich glaube nicht, dass Sie von Scotland Yard sind, Miss Vanhelsing.“

„Habe ich das behauptet?“

„Was ist Ihr Interesse an diesem Schauspieler?“

„Ich bin von den LONDON EXPRESS NEWS.“

„Ah.“ Ein charmantes Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hatte das sehr geschickt gemacht. Anstatt, dass ich jetzt etwas über ihn wusste, hatte er den Spieß einfach umgedreht und mich ausgefragt.

Ich beschloss, dass mir das nicht noch einmal passieren würde.

Allerdings war das leichter gesagt als getan. Es war einfach zu verlockend, seinem Charme auf den Leim zu gehen...

„Was wollte Larue von Ihnen, Mister Taylor?“

„Erwarten Sie darauf wirklich eine Antwort?“

„Die Polizei wird Ihnen dieselbe Frage stellen“, gab ich zu bedenken.

„Das ist anzunehmen.“

„Larue war Ihr Klient“, schloss ich. „Alles andere macht keinen Sinn...“

Es klingelte. Jemand war an der Tür, und das gab Ashton Taylor die sicher nicht unwillkommene Gelegenheit, meinen Fragen auszuweichen. „Sie entschuldigen mich...“

Was blieb mir anderes übrig?

Taylor verließ das Büro und ging zur Tür.

Die markige, nicht gerade freundliche Stimme des Besuchers, erkannte ich sofort.

Es war Inspektor Craven von Scotland Yard!

Für mich bedeutete das, dass mein kleines Interview hier zu Ende war.

Als Craven hereinkam und mich sah, stutzte er. „Nanu, schon wieder Sie?“

„Ich bin ebenso überrascht.“

Cravens Augen blitzten und funkelten mich böse an. Sein Zeigefinger schnellte vor und erinnerte mich fast an den Lauf einer Pistole, als der Inspektor ihn auf mich richtete.

„Larues Hotelzimmer war versiegelt. Aber jemand hat das Siegel zerstört und ist dort eingedrungen. Es würde mich nicht wundern, wenn Sie auf diese Weise an Mister Taylors Telefonnummer gekommen wären!“

„Das ist eine Unterstellung!“

„Ach ja?“

Es war Ashton Taylor, der mir aus der Patsche half.

„Miss Vanhelsing ist privat hier“, erklärte er und nahm meine Hand. Sein Blick ruhte auf meinem Gesicht, und ein warmer Schauer lief mir über den Rücken. „Sie sehen selbst, dass ich im Moment wenig Zeit für Sie habe, Miss Vanhelsing, aber vielleicht möchten Sie heute Abend mit mir essen...“

„Nun, ich...“

„Ich werde Sie um acht am Gebäude der LONDON EXPRESS NEWS abholen. Einverstanden?“

Ich nickte lächelnd. „Einverstanden.“

Ich musste ihn schon deshalb unbedingt wiedersehen, weil ich sein Gesicht im Traum gesehen hatte.

Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer

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