Читать книгу Tempelritter und Nachtgeschöpfe: 20 Mystery Thriller um Liebe und Geheimnis: Krimi Koffer - Alfred Bekker - Страница 18
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Ashton war pünktlich. Er wartete auf dem Parkplatz auf mich und saß in einem sportlichen Cabriolet.
„Steigen Sie ein, Miss Vanhelsing!“
„Soll ich nicht besser hinter Ihnen herfahren?“
„Haben Sie Angst, dass ich Sie nicht zurückbringe?“
Wir fuhren durch den Londoner Abendverkehr.
Zwanzig Minuten später parkte er den Wagen in einer Seitenstraße. Er war ein vollendeter Gentleman und machte mir die Tür auf.
Mir gefiel seine Art. Dieser Mann strahlte Sicherheit und Erfahrung aus. Und das Geheimnisvolle, das ihn umgab, erhöhte mein Interesse an ihm noch.
Auch wenn ich es mir in diesem Augenblick noch nicht so recht eingestehen mochte, aber ich traf mich nicht nur mit ihm, weil ich hoffte, mehr über die Hintergründe des Larue-Falles zu erfahren.
Ich wollte den Mann kennenlernen, der Ashton Taylor war.
„Mögen Sie indische Küche?“, fragte er mich.
„Kulinarisch bin ich für alles offen.“
„Um so besser.“
Das Restaurant, in das er mich führte, gehörte zur gehobenen Klasse. Es war geschmackvoll eingerichtet, und ein Kellner führte uns zu Tisch und zündete die Kerzen darauf an.
„Mister Taylor“, begann ich, aber er unterbrach mich mit einer Handbewegung.
„Seien Sie nicht so förmlich. Nennen Sie mich Ashton!“
„Meinetwegen. Sagen Sie bitte Patricia zu mir!“
„Sie wollen wissen, was Larue von mir wollte? Ich sollte jemanden für ihn suchen. Wie Sie vielleicht gelesen haben, ist Larue seit einiger Zeit zum zweitenmal geschieden. Seit dem hatte er häufig wechselnde Liebschaften. Die letzte hieß Peggy Jones.“
„Eine Engländerin?“
„Ja. Sie ist verschwunden. Aus dem Grund ist Larue übrigens nach London gekommen.“
„Und? Haben Sie irgendeine Spur von dieser Peggy gefunden, Ashton?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, bislang nicht. Ich stand allerdings auch erst am Anfang meiner Recherchen.“
Er nahm meine Hand.
„Wissen Sie, es ist ein so schöner Abend, Patricia. Wollen wir uns da wirklich nur über so unerfreuliche Dinge unterhalten wie ermordete Schauspieler und ihre verschwundenen Geliebten?“
Der Kellner kam und brachte den Wein.
Es war ein edler Tropfen.
Wir stießen an.
„Auf uns, Patricia!“
„Meinetwegen.“
Wir tranken. Der Wein schmeckte sehr süß.
„Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie eine sehr attraktive Frau sind, Patricia?“
„Jedenfalls nicht so charmant wie Sie...“, erwiderte ich etwas verlegen. „Ich möchte noch einmal auf Larue zurückkommen“, sagte ich dann. „Er hatte eine Tätowierung auf der Brust.“
„Schauspieler sind manchmal etwas exzentrisch. Das ist doch bekannt.“
„Es war ein achspitziges Kreuz. Sie wissen, was das für ein Zeichen ist. Oder muss ich erst den Namen Mary Barnes erwähnen, um Ihr Erinnerungsvermögen anzuregen, Ashton?“
Es war das erste Mal, dass ich so etwas wie Verwunderung in seinem Gesicht sah.
„Alle Achtung“, meinte er anerkennend. „Wie es scheint, habe ich Sie unterschätzt. Das achtspitzige Kreuz ist das Zeichen des Templer-Ordens...“
„...von dem manche glauben, dass er bis heute, über all die Jahrhunderte hinweg im Verborgenen existiert.“
„Spekulationen“, erwiderte Ashton kühl.
„Mary Barnes starb durch diese Leute, Larue ist ebenfalls tot... Und ich nehme an, dass Sie mehr darüber wissen, Ashton.“
„Lassen Sie die Finger von der Sache, Patricia!“, sagte er plötzlich und dabei hatte seine so warm klingende Stimme mit einem Mal einen harten, metallischen Klang, der keinen Widerspruch duldete. „Sie verrennen sich in eine wilde Theorie!“
„Es ist mehr, Ashton, und das wissen Sie auch!“
„Wenn es wirklich mehr als nur eine Theorie wäre, Patricia, dann wäre dies um so mehr ein Grund für Sie, die Finger davon zu lassen, wenn...“
„...wenn ich ich nicht zum Schweigen gebracht werden will? Für immer?“
Er erwiderte nichts darauf.
Aber unsere Blicke ruhten aufeinander, und ich wünschte mir in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als zu wissen, was hinter seinen grauen Augen vor sich ging.
Augen sind Fenster der Seele, so sagt man. Aber was die grauen Augen von Ashton Taylor anging, hatte ich nichts weiter als ein einziges großes Geheimnis vor mir...
„Hören Sie, Patricia“, sagte er dann in einem versöhnlichen Tonfall. „Ich mag Sie. Und genau aus diesem Grund werde ich Ihnen in dieser Sache nicht weiterhelfen. Es ist zu Ihrem Besten!“
„Werden Sie diese Peggy Jones weiterhin suchen?“
„Mein Auftraggeber ist tot.“
Eine konkrete Antwort auf meine Frage war das nicht, die blieb er mir schuldig.
Trotzdem wurde es ein wundervoller Abend. Und je länger ich in Ashtons Nähe war, desto mehr nahm mich dieser Mann mit seiner Art gefangen.
Es war bereits dunkel, als wir zu Ashtons Wagen zurückkehrten. Er hatte sanft den Arm um meine Schultern gelegt, während wir die dunkle Straße entlanggingen.
„Werden Sie jetzt noch arbeiten, wenn ich Sie zurück zur Redaktion der EXPRESS NEWS fahre?“
„Nein, ich glaube nicht. Aber...“
Er hob die Augenbrauen, während er mir die Wagentür öffnete.
„Aber was?“, hakte er nach.
Ich stand ziemlich dicht bei ihm. Unsere Blicke trafen sich.
Und im nächsten Moment auch unsere Lippen.
Es war erst ein etwas schüchterner, dann ein leidenschaftlicher Kuss voller Gefühl und Verlangen.
Die Knie drohten unter mir nachzugeben, und es schien eine kleine, wundervolle Ewigkeit zu dauern, bis sich unsere Lippen wieder voneinander lösten.
„Vielleicht bringst du mich ja gar nicht zur Redaktion“, hauchte ich etwas außer Atem.
„Sondern?“
„Nun, es könnte ja sein, dass du mich noch auf eine Tasse Kaffee zu dir nach Hause einlädst. Ich würde jedenfalls nicht nein sagen...“