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Viertes Kapitel
ОглавлениеMona Thiesows Augenbrauen wanderten bis zum Haaransatz hoch: „He, was ist denn mit dir los? Ich denke, du hast noch bis zum Wochenende Urlaub?“
„ Ich bin auch gar nicht hier, Mona, das ist nur mein Geist.“
Die Augenbrauen bewegten sich abwärts, die Mundwinkel zuckten düster, was bei Monas Verschlossenheit fast schon einen Temperamentsausbruch darstellte.
„ Und was hat dein Geist im Büro verloren?“
„ Du sollst mir sagen, woran mich die Namen Döhle und Feldmann erinnern. Johannes oder Hannes Döhle und Sina Feldmann.“
Mona ging an ihren Schreibtisch und rief ein Programm auf, las eine halbe Minute und seufzte dann: „Ich kann nichts finden; bis auf die Tatsache, dass eines Tages Sina Döhle im Büro stand – ihre Tochter Susi war fortgelaufen und wir sollten sie finden.“
„ Richtig, ja.“
„ Du hattest noch mit einem anderen Auftrag zu tun, und so habe ich mich auf die Suche gemacht, erfolgreich, und trotzdem hat Sina Feldmann/Döhle bis heute noch nicht unsere Rechnung bezahlt.“
„ Es lebe die Festplatte. Ich habe diese Susi als Tramperin von Boltenhagen nach Tellheim mitgenommen.“
Mona zuckte die Achseln: „Wir haben wirklich nie ein Honorar von den Döhles kassiert. Da kannst du dich also noch um die Agentur verdient machen. Soll Ella dir alle Recherche-Unterlagen ausdrucken?“
Er nickte: Hast du diese Susi seitdem noch mal gesehen?“
Ella Marx war ins Zimmer gekommen und weil er wusste, dass sie und Mona doch keine Ruhe geben würden, erzählt er freiwillig, was er in den vergangenen Tagen mit Susi erlebt hatte.
Ella staunte: „Wie ein Papi. Woher diese plötzliche Begeisterung für Kinder?“
Mona winkte ab: „Wenn ich mich richtig erinnere, war das Susis Hauptproblem. Keiner hörte ihr zu oder fragte sie einmal, was man zusammen unternehmen könnte. Pass auf, dass du nicht so eine Art Ersatzvater oder Vaterersatz wirst.“
„ Mach ich, Frau General.“
In ihrer harschen Art brachte es Ella Marx auf den Punkt: „Früher durften Eltern Kinder adoptieren, heute müssen Kinder Eltern adoptieren.“ Sie stammte, was sie nicht verleugnete, aus einer Patchwork-Familie, mit der sie ausgesprochen schlechte Erinnerungen verband.
Susi hatte sich heute noch nicht bei ihm gemeldet, aber er wurde an sie erinnert, als er auf dem Weg zum Schützenplatz auf der anderen Straßenseite Vera Lüders mit einem Blumenstrauß in der Hand bemerkte, die ebenfalls Richtung Schützenplatz lief und sich dort an einer Bushaltestelle anstellte. Eine Frau mit einem Blumenstrauß – ein Mann mit Mädchengemüse war irgendwie logischer. Landau nahm den letzten Platz in der kleinen Schlange ein. Er kaufte vorsichtshalber einen Fahrschein bis „Ende“ und konnte sich unerkannt an Vera vorbeischlängeln und weit hinten noch einen Sitzplatz ergattern. Der Bus fuhr Richtung Steingraden, Vera stieg am Steinberger Friedhof aus und Landau folgte ihr mit großem Sicherheitsabstand. An einer Abfalltonne wickelte sie den Strauß aus und warf das Papier in den Müll.
Landau hatte mal gehört, dass man diese kleinen Sonnenblumen „Mädchenaugen“ nannte, als optischer Anhaltspunkt waren sie auch für Männeraugen gut geeignet.
Vera blieb schließlich vor einem Grab stehen, holte hinter dem Grabstein eine Steckvase hervor, füllte sie am nächsten Wasserhahn und drückte sie in den Boden, stellte die Blumen hinein und schien einen Moment zu beten, was Landau gar nicht glauben wollte. Vera Lüders, die mit dem falschen Namen herumlief, Luder würde viel besser passen. Als sie zum Ausgang zurückging, gab er ihr zehn Minuten Vorsprung, bevor er sich das Grab anschaute. Vor zehn Jahren war hier eine Angela Lüders begraben worden, die vierzig Jahre alt geworden war. Er notierte sich Namen und Daten und lief zum Ausgang.
Seit mehreren Jahren hatte die Detektei ein Abo für den direkten Zugriff auf das elektronische Archiv des Tageblatts und die damit verbundene Suchmaschine. Geduldig tippte er den Namen Angela Lüders ein und bekam innerhalb einer Sekunde eine kleine Todesanzeige auf den Schirm. Mithilfe einer Lupe konnte er in der Liste der Trauernden auch den Namen Vera Lüders lesen. Ihre Mutter? Und was hieß „nach einem tragischen Unfall“?
Ein zweiter Start der Suchmaschinen bescherte ihm einen kleinen Artikel im Tageblatt , dass Angela Lüders ihren Verletzungen erlegen war, die sie bei der Sprengung eines Geldautomaten in der Filiale Schallberg der LHB erlitten hatte. Von den Tätern fehlte noch immer jede Spur, es gab nur die Aussage einer Hausbewohnerin von gegenüber, dass nach der Explosion zwei Männer aus der Bank fortgelaufen und in ein dunkles Auto eingestiegen waren.