Читать книгу Kreuzweg vieler Welten : Science Fiction Sammelband: 1000 Seiten Roman Paket - Alfred Bekker - Страница 52
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Captain Ahmad Nurredine, der Commander des Kugelraumers AVALON, dachte grimmig an das, was inzwischen alles geschehen war. Er hatte so seine Probleme, damit umzugehen. Kein Wunder, denn es sah ganz danach aus, als habe er gewissermaßen „auf das falsche Pferd gesetzt“. Für ihn allerdings kein Grund, jetzt die Waffen zu strecken oder gar zuzugeben, einen Fehler begangen zu haben. Er redete sich damit heraus, immerhin ganz im Sinne des Leiters des wissenschaftlichen Gremiums, Professor Wood, gehandelt zu haben. Der war schließlich der Chef von allem – und er, Nurredine, war lediglich für die Sicherheit der AVALON und ihre Besatzung verantwortlich.
Das beruhigte ihn ungemein, und er schnalzte kam hörbar mit der Zunge, was für ihn das äußere Zeichen seiner neu erwachten Zuversichtlichkeit war: Jetzt war für ihn die Welt wieder in Ordnung. Sollten sich die Wissenschaftler doch die Gedanken über die Probleme machen, die durch die Vorgänge entstanden waren. Bisher hatte man ihn noch nicht gefragt, ob er bewaffnete Besatzungsmitglieder abstellen wollte, um den Wissenschaftlern sozusagen unter die Arme zu greifen. So lange man dies nicht tat, wollte er zunächst einmal Zurückhaltung üben. Das erschien ihm nach Lage der Dinge das Beste zu sein.
Sein Blick begegnete dem seines ersten Offiziers Joe Zachary. Dieser war natürlich seiner Meinung. Wie immer. Obwohl er eigentlich nur ahnte, welches denn gegenwärtig die Meinung seines Captains war...
In diesem Augenblick geschah es: „Alarm!“, schrie der Offizier von der Raumüberwachung. Gleichzeitig gellte der Alarm durch das ganze Schiff.
Nurredine sah es auf einen Blick: Eine Kugelraumerflotte, direkt über dem Planeten – um nicht zu sagen: Direkt über ihren Köpfen! Eine wahrlich erdrückende Übermacht.
Der Captain dachte an die Wissenschaftler, die allesamt in dem Gebäude weilten, auf dessen Dach der Kugelraumer stand. Ein sehr flüchtiger Gedanke nur: Er war in erster Linie für die Sicherheit der AVALON verantwortlich – für das Schiff und seine Besatzung. Und jetzt war die Maßgabe, so schnell wie möglich zu handeln. Auf die Wissenschaftler konnte er dabei keine Rücksicht nehmen. Die hätten ja erst in das Schiff kommen müssen.
„Kontakt!“, meldete der Funkoffizier. „Sie fordern uns auf, uns zu ergeben!“
Man hätte nicht extra zu betonen brauchen, dass die Kugelraumerflotte nicht zum friedlichen Stelldichein aufgetaucht war. Für den Captain spielte es in diesem Moment allerdings überhaupt keine Rolle, wer nun an Bord der Schiffe saß und was genau deren Absichten waren. Darüber würde er sich später immer noch Gedanken machen können – dann, wenn wieder Zeit dafür war.
„Alarmstart!“, befahl er.
Vom Auftauchen der Flotte bis zum Befehl waren nur Sekunden vergangen, und der Alarm hatte die entsprechenden Voraussetzungen für den Alarmstart geschaffen. Das hatte die gleiche Zeit beansprucht. Hätte er also den Befehl sofort formuliert, wäre es keinen Sekundenbruchteil schneller gegangen.
Aber es war dennoch zu spät. Ehe der Kugelraumer wirklich auch nur die Chance einer Flucht hatte, befand er sich im Kreuzfeuer der Lähmstrahler aus dem Weltraum.
Ja, sie hätten wirklich nur dann fliehen können, wenn die Flotte nicht so genau gewusst hätte, wohin sie sich wenden wollte – nämlich direkt zur Stadt, und dort hatte die AVALON wahrlich wie auf dem Präsentierteller gestanden. Wenn sie ja auch nur geahnt hätten, dass ihnen einmal eine Gefahr aus dem Weltraum drohen könnte...
Keiner der Besatzung blieb von der Bewusstlosigkeit verschont. Auch der Captain nicht.
Allerdings waren die Lähmstrahlen nur auf das Schiff gerichtet gewesen und hatten kaum Auswirkung auf das Gebäude darunter, in dem sich die Wissenschaftler aufhielten. Sie blieben also bei Bewusstsein, aber ihnen war dennoch klar, was über ihren Köpfen geschehen war.
Ein paar von ihnen rannten daraufhin vor das Gebäude, um nachzusehen, und da sahen sie die Flotte über der Stadt, inzwischen erkennbar mit dem bloßen Auge.
Wie gelähmt standen sie sekundenlang da.
Und dann dachten sie endlich an die drei, die sich unten in der Anlage befanden.
Sie selber hatten keine Chance, den Besatzern zu entkommen. Das einzige, was ihnen noch blieb, das war, eine knappe Warnung abzuschicken an die drei Wissenschaftler, die in der unterirdischen Anlage nach den geflohenen Titans suchten. Damit würden wenigstens diese drei den Häschern entkommen.
Anschließend blieb ihnen wirklich nur noch ihre bedingungslose Kapitulation.
Aber auf diesem Wege erfuhren die Altairer auch von den Wissenschaftlern, dass die Produktionsanlage, die sie wieder in Gang setzen wollten, von Okargs manipuliert worden war.
Das war natürlich kein Problem für sie. Es war sozusagen eine Kleinigkeit für sie, diese Manipulationen wieder rückgängig zu machen. Insofern erfuhren sie auch mit Genugtuung, dass bereits mehrere Dutzend neue Titans produziert waren und in ihren Energiekonkons nur auf die „Erweckung“ warteten. Das würde ihnen helfen, ihr Vorhaben noch schneller in die Tat umzusetzen.
Die Wissenschaftler unter Professor Wood waren zwar so geistesgegenwärtig, nicht zu erwähnen, dass drei von ihnen noch dort unten waren und somit dem Zugriff der Altairer sich entzogen, aber leider hatten sie eben die sechs Titans erwähnt, die sich auf der Flucht befanden.
Entsetzt mussten sie anschließend mit ansehen, dass Oran einen Trupp von Altairer ausrüstete, damit diese ihrerseits nach den im Sinne der Altairer „falsch gepolten“ Titans suchten – um sie zu vernichten.
Eine Warnung an die drei Gefährten dort unten in der Tiefe konnten die Wissenschaftler nun nicht mehr senden, denn sie waren Gefangene der Altairer. Ihnen waren im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gebunden.
Nur einen einzigen Trost hatten sie dabei: Wenn die Altairer ebenfalls die Titans jagten, hatten die drei Flüchtlinge vielleicht auch eine größere Überlebenschance?
Und vielleicht blieb ihnen das Glück sogar in solchem Maße hold, dass sie sogar den Altairer entwischten?
Obwohl: So recht glauben wollte keiner von ihnen daran. Auch Wood nicht, der nach wie vor ungewöhnlich still und bescheiden sich gab...