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Etwa eine halbe Stunde später kehrte ich über den Hinterhof zum Lokal ‚The Poole’ zurück.

An einem der Fenster in den Obergeschossen sah ich eine junge Frau. Das dunkle, gelockte Haar hatte sie im Nacken zusammengefasst.

Die Mähne war durch ein Gummi kaum zu bändigen. Sie hatte einen dunkelbraunen Teint und trug ein eng anliegendes, ziemlich knapp sitzendes Kleid, das die perfekten Kurven ihres aufregenden Körpers sehr exakt nachzeichnete. Es enthüllte mehr, als es verbarg.

Ich nahm an, dass es sich um Dustin Jennings’ Freundin Rita Aldosari handelte.

Ich hoffte, dass wir von ihr mehr erfuhren, bezweifelte es aber.

Ihr Blick traf mich, dann sah sie zur Seite.

Ein paar Minuten später stand ich zusammen mit Milo vor ihrer Apartment-Tür.

Es gab keine Klingel. Ich klopfte. Sie öffnete zögernd.

„Jesse Trevellian, FBI!“, mit diesen Worten hielt ich ihr meine ID-Card entgegen. Ich deutete auf Milo. „Dies ist mein Kollege Agent Tucker. Sind Sie Miss Rita Aldosari?“

„Ja, die bin ich“, sagte sie mit einer dunklen, warm klingenden Stimme. Sie nahm die Kette von der Tür und öffnete sie nun ganz. „Kommen Sie herein, bevor Sie mir die Tür eintreten. Das ist es doch, was Sie als nächstes versucht hätten, oder?“

„Nur im Notfall“, verteidigte ich mich.

Mein freundliches Lächeln erwiderte sie nicht. Sie wirkte kalt und abweisend. Aber in gewisser Weise konnte ich das auch verstehen. Schließlich jagten wir den Mann, mit dem sie nach Angaben von Lucas Fielding liiert war.

Wir traten ein.

Sie bot uns erst einen Platz in der Sitzgarnitur aus Kunstleder an und dann einen Kaffee. Wir lehnten beides ab.

„Dustin Jennings soll in der letzten Zeit bei Ihnen gelebt haben. Trifft das zu?“, fragte ich.

„Und wenn schon!“, erwiderte Rita Aldosari mit einem deutlich von Trotz gekennzeichneten Unterton. Meine Befürchtungen sollten sich bestätigen. Sie war nicht bereit, mit uns zu kooperieren.

Noch nicht, wie ich hoffte.

Schließlich würde es zweifellos ziemlich schwierig werden, Jennings zu fassen. Zumindest so lange er klug genug war, im Revier der BRONX DEVILS zu bleiben. Hier war sein Revier, hier kannte er sich aus wie in seiner Westentasche und würde vermutlich auch immer irgendwo Unterschlupf finden, sodass die Sache ziemlich kompliziert für uns werden konnte.

„Wir nehmen an, dass Jennings einige seiner Sachen in Ihrem Apartment zurückgelassen hat“, stellte Milo fest. „Die müssen wir beschlagnahmen.“

Diese Ankündigung nahm Rita Aldosari schweigend hin. Milo ging in das zum Apartment gehörende Schlafzimmer. Die Wände waren in diesem Gebäude sehr hoch.

Mindestens drei Yards schätzte ich auf den ersten Blick. Es musste ein Vermögen kosten, diese Wohnungen zu heizen.

Auf dem Bett standen zwei offenbar in großer Eile gepackte Reisetaschen. Es lag auf der Hand, dass sie Jennings gehörten. Er hatte auf Grund unseres plötzlichen Auftauchens und seiner überstürzten Flucht wohl keine Gelegenheit mehr gehabt, die Gepäckstücke mitzunehmen.

„Haben Sie eine Ahnung, wo Jennings jetzt sein könnte?“, fragte ich an Rita gewandt.

„Wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen bestimmt nicht sagen, G-man!“

„Wir suchen eine Waffe, die Jennings in seinem Besitz haben soll und mit der ein Staatsanwalt ermordet wurde. Es handelt sich um eine 45er Automatik. Wissen Sie etwas darüber?“

„Nein.“

„Sie werden sich allerdings gefallen lassen müssen, dass wir diese Wohnung nach der Waffe durchsuchen.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust „Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?“

„Nein, aber den bekommen wir sehr schnell.“

Sie schluckte.

„Heißt das, Dusty hat jemanden umgebracht?“

„Das wissen wir nicht“, erwiderte ich. „Aber jemand benutzte die verschwundene Waffe aus einem alten Mordfall, um Staatsanwalt Longoria zu töten.“

Rita seufzte hörbar. „Ja, wenn es so ein großes Tier erwischt, dann stellt ihr alles Mögliche auf die Beine! Aber wehe, irgendein kleiner Wicht wird angegriffen oder umgebracht – dann mahlen auch die Mühlen des FBI sehr viel langsamer, oder?“

Ich hatte wenig Lust, mich mit dieser ziemlich kämpferisch wirkenden jungen Frau auf eine Diskussion einzulassen, dazu hatte ich im Moment einfach zu viel um die Ohren.


Die Waffe und der Hass: Zwei Krimis

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