Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 17
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Ein Strahl schoss durch die Atmosphäre. Grünlich schimmerte er in den Wolken und zog sich wie ein gerader Strich an einen Punkt jenseits des Horizontes, der hinter schroffen Felsmassiven verborgen lag.
Genau dort hin, wo Far Galaxy City lag.
Ich konnte mich gut orientieren. Die Fähigkeit dazu hatte wohl etwas mit meiner Optimierung zu tun. Naomi hingegen hatte noch Hoffnung, weil sie ahnungslos war. Und vielleicht auch bleiben wollte. Der gewaltige Trichter aus Feuer und Staub erhob sich dort, wo Far Galaxy City gewesen war.
“ Gut, dass das nicht dort war, wo unsere Eltern sind”, sagte Naomi.
Keiner der Maldena-Zwerge sagte was dazu. Sie sahen Naomi an und dann mich. Die Zwerge können sich auch gut orientieren. Vor allem in solchen schroffen, vegetationslosen Felslandschaften, wie es sie hier gibt. Landschaften, die Erdmenschen oft als eintönig oder gleichförmig empfinden. Zumindest sagen sie das so, dabei stimmt das nicht. Nicht, wenn man auf die Kleinigkeiten achtet, die den Unterschied machten.
Joey sah erst Naomi an und dann mich.
Und Jorian Kelly starrte zum Horizont.
“ Far Galaxy City gibt es nicht mehr”, sagte ich. Es war ein Satz wir eine automatische Analyse. Ein Satz, der mir wie von selbst über die Lippen kam, als hätte ihn ein anderer gesprochen. Die Erfassung der Lage, die Analyse der Situation - das alles muss funktionieren, auch wenn man sich in einer emotional außergewöhnlich belastenden Gesamtsituation befindet. Heute weiß ich, dass auch dies Teil eines genetisch fixierten Programms ist, das bei einer Ausschüttung von Adrenalin und einigen anderen körpereigenen Drogen automatisch abzulaufen beginnt.
"Weg hier!", rief ich.
Es war der Instinkt für die Gefahr, der mich dann automatisch handeln ließ. Ein Instinkt, der genetisch angelegt, aber kaum trainiert war, denn ich hatte bislang kaum gefährliche Situationen erlebt. Um ehrlich zu sein, hatte ich bis dahin keine Ahnung davon, dass ich diesen Instinkt überhaupt besaß. Erst später, als ich mich mal genauer mit meinem genetischen Optimierungsprogramm beschäftigt habe, wurde mir klar, weshalb ich genau so handelte, wie es mir einfach selbstverständlich erschien.
Ich packte Naomi, aktivierte ihren Antigrav und schaltete den Regler auf den größten Wert. Sie wurde dadurch emporgeschleudert wie in einem Raketensitz. Und auch wenn die Gravitation durch das Antigravgerät auf den Wert nahe Null abgesenkt wurde, war ihr empfindlicher Normalmenschen-Körper doch erheblichen Beschleunigungskräften ausgesetzt.
Sie stieß einen Schrei aus.
Einen Schrei der Überraschung, denn sie hatte nicht damit gerechnet, was ich tat. Und dann wandt ich noch innerhalb desselben Bewegungsablaufs Jorian Kelly und Joey zu. Ich packte die beiden Maldena-Zwerge an ihren Schulterriemen. Die Zwerge tragen sowas. Da sind jede Menge Karabinerhaken und Magnethalterungen dran. Das ist praktisch, wenn man die Hände frei haben will und alle möglichen Gegenstände am Körper befestigt haben möchte.
Die Steuerung meines Antigravgürtels war auf das Sprachmenü umgeschaltet. Das habe ich routinemäßig so eingestellt. Ich will die Hände freihaben, wenn ich laufe und springe. Und auf dem Weg hier her, wäre es sehr lästig gewesen, bei jeder kleinen Justierung erstmal nach Schaltern zu suchen oder das Display aktivieren zu müssen - so komfortabel das auch sein mag.
Im nächsten Moment flog ein zwölfjähriger (wenn auch gen-optimierter) Junge in die Luft und an ihm hingen zwei Halbwüchsige, aber trotzdem ziemlich kompakte und dementsprechend schwere Maldena-Zwerge, die ebenfalls vollkommen überrascht waren.
Ich sah mich um und suchte Naomi, und fand sie schließlich. Sie war noch in der Luft. Ich vertraute einfach darauf, dass sie ihr Antigrav-Pak gut genug bedienen konnte, um keine allzu harte Landung hinzulegen.
Aus der Höhe war im Übrigen zu sehen, was für eine gewaltige Explosion den Landstrich, auf dem sich Far Galaxy City bis dahin befand, verwüstet hatte.
Beziehungsweise verwüstet haben musste - denn ich war überzeugt davon, dass es so war und dass dort nichts mehr existierte.
Im nächsten Augenblick kam ein weiterer grünlicher Strahl aus dem wolkenverhangenen Himmel. Er schnitt sich durch die dichte Atmosphäre. Und er traf diesmal nicht Far Galaxy City, sondern das Dorf der Zwerge.
Ich hatte von den qriidischen Traser-Strahlen gehört.
Auch davon, wie gewaltig die Energiemengen waren, die mit Ihnen transportiert werden konnten. Sie stellten eine Waffe dar, die zwar nicht die Durchschlagskraft irdischer Gauss-Geschütze und Railguns besaß, sich in diesem speziellen Fall aber wohl als sehr viel verheerender auswirkte. Denn während ein Gauss-Projektil durch die besonders dichte Atmosphäre einer Supererde wie Maldena 22b zweifellos stark abgebremst und vermutlich sogar verglüht wäre, ohne den Boden zu erreichen, war das bei den Traser-Strahlen der Qriid anders. Eine dichte Atmosphäre war offenbar kein Garant dafür, dass die Strahlen genug Energie verlieren, um nicht trotz allem noch größere Zerstörungen anrichten zu können.
Allerdings schossen die Qriid wohl kaum aus dem freien Weltall. Ich nahm an, dass ihre Schiffe bereits tief in die Atmosphäre eingesunken waren und wir sie nur wegen der Wolkendecke nicht sehen konnten.
In diesen Augenblicken, da wir so durch die Luft schwebten, ging mir einiges durch den Kopf. Ich sah weitere Strahlen vom Himmel schießen. Sie verwandelten einen ganzen Landstrich in eine Feuerhölle. An einigen Stellen schien mir die Energieeinwirkung so stark zu ein, dass selbst das Gestein aufgeschmolzen wurde.
Mir war es vielleicht in dem Augenblick noch nicht klar oder ich weigerte mich einfach, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen, was vielleicht auch ein Teil des genetisch implementierten Schutz-Mechanismus war.
Auf eine kalte, distanzierte Art war mir klar, dass mein bisheriges Leben in diesem Augenblick vorbei war und kaum noch jemand lebte, den ich je gekannt hatte.
Die Emotionen kamen später.
Und dafür umso schlimmer.