Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 8
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Mein Name ist Raggie S. Terrifor. Was das S. bedeutet, dazu kommen wir später mal. Manche, die mich gut kennen, sagen, das steht für ‘sehr bescheuert’. Aber da gibt es durchaus auch andere Auslegungen.
Aber die meisten Leute nennen mich sowieso einfach Raggie.
Und inzwischen werde ich wohl überwiegend mit Corporal angeredet. Das bin ich nämlich. Corporal der Einheit von Space Marines an Bord des Raumschiffs STERNENKRIEGER unter dem Kommando von Captain Sunfrost.
Aber damit hat es nicht begonnen.
Es hat alles seine Geschichte. Und wenn auch manches ohne Grund zu geschehen scheint, ohne eine Vorgeschichte geschieht fast nichts. Das ist jetzt nicht philosophisch gemeint, sondern einfach nur so, wie ich es sage. Ich denke, Sie verstehen das schon richtig.
Aber ich will die Dinge von vorne berichten.
Meine Story beginnt eigentlich mit meiner Geburt. Aber daran habe ich keine Erinnerung, obwohl ich von genetisch optimierten Typen weiß, bei denen das exakt so passiert ist.
Wie schon erwähnt, so optimiert bin ich nicht. Nur ein bisschen. Geboren wurde ich auf einer Planeten der Drei Systeme. Und meine Eltern waren beide optimiert. Das S. in unserem Namen steht für Soldier. Eigentlich hätten wir Soldaten werden sollen. Oder im Fall meiner Eltern: Bleiben sollen.
Dass ich es später doch noch wurde und dem Space Army Corps der Humanen Welten beitrat, war mir nicht in die Wiege gelegt. Aber ich will Ihnen gerne erzählen, wie es dazu kam.
Die Drei Systeme waren damals noch fester Bestandteil jenes sich gerade erst bildenden Sternenreichs, das man als den Bund der Humanen Welten bezeichnet. Ein Sternenreich, das vielleicht gar nicht mehr bestehen würde, wenn es nicht einen übermächtigen äußeren Feind gegeben hätte. Jeder weiß, wovon ich rede: Von den erbarmungslosen Qriid, die ihren Einflussbereich unbarmherzig voranzutreiben versuchten und sich mit der Menschheit immerhin inzwischen zwei Kriege geliefert haben. Verrückte Glaubenskrieger, die angeblich von Gott den Auftrag haben, dem Universum eine Ordnung zu geben. Dabei ordnet sich das Universum prima von selbst. Das braucht es solche Bekloppten einfach nicht.
Aber die Idee an sich ist ja nicht neu. Und sie ist noch nichtmal typisch extraterrestrisch. Es soll ja auch schon Menschen gegeben haben, die mit ähnlichen Begründungen Kriege angezettelt haben. Ob Gott das überhaupt will, dass jemand für ihn irgendeine Ordnung aufbaut, scheint diese angeblich religiös motivierten Krieger gar nicht weiter zu kümmern.
Vielleicht träumen solche Fanatiker auch nur insgeheim davon, selbst Gott zu sein und wagen das nur nicht öffentlich zu äußern - weil in jeder Kultur, die ich kenne, egal ob außerirdisch, menschlich oder genetisch optimiert - so jemand für verrückt gehalten wird. (Bis auf den kleinen Rest, der sich durchsetzt. Die nennt man dann Propheten. Aber das ist ein anderes Thema.)
Dass die Qriid inzwischen als Verbündete angesehen werden, ist für mich nach wie vor schwer verständlich.
Schwer verständlich und auch schwer erträglich, denn ich denke dann immer an die Toten, die diese Kriege gekostet haben. Und das waren nicht wenige. Einige von ihnen standen mir sehr nahe und ich denke bis heute jeden Tag an sie. Und was die Qriid betrifft: Ich traue ihnen bis heute nicht. Mag sein, dass das wenig großherzig klingt. Mag auch sein, dass es besser wäre, die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen und in die Zukunft zu sehen. Und abgesehen von den zwei Kriegen, die unsere Völker gegeneinander geführt haben, hat es ja inzwischen auch einen Konflikt gegeben, in dem wir als Verbündete kämpften. Und das kann in Zukunft durchaus wieder geschehen, denn ob die Gefahr durch die Etnord wirklich endgültig gebannt ist, da möchte ich lieber keine Prognosen wagen.
Aber egal.
Alles beginnt mit der ersten Erinnerung.
Und meine erste Erinnerung spielt schon auf Maldena 22b.
Maldena 22b ist das, was man eine Supererde nennt. Fünfmal so schwer wie die Alt-Erde. Der Planet liegt eigentlich außerhalb der habitablen Zone seiner Sonne. Aber weil seine Schwerkraft so groß ist, ist das Wasser trotzdem flüssig, denn Siede- und Schmelzpunkte gelten immer nur für einen spezifischen Druck in Verbindung mit einer spezifische Temperatur.
Es ist also sehr kalt auf Maldena-22b, aber der Ozean gefriert nicht, wobei sicher auch die enthaltenen Salze ganz hilfreich sind. Aber im Wesentlichen liegt das wohl an den anderen Faktoren, die ich bereits erwähnte.
Es gibt einen Ozean und ein paar Kontinente, wenn man zugesteht, dass Felswüsten als Kontinente zählen. Aber das tun sie wohl. Wirklich schöne Orte zum Leben sind sie nicht. Aber zumindest einer dieser Kontinente ragt hoch genug aus dem Wasser, um von den Gezeiten des Ozeans nicht regelmäßig völlig überspült zu werden und deswegen kann man dort auch Gebäude hinstellen, Siedlungen errichten und alle möglichen anderen Dinge, die Menschen für notwendig halten, wenn sie einen Planeten besiedeln.
Das Problem auf Maldena 22b ist natürlich, dass normale Menschen dort eigentlich nicht leben können, es sei denn, sie tragen andauernd ein Antigrav-Pak. Und zwar auch im Schlaf, sonst drückt ihnen das Gewicht ihres eigenen Brustkorbs noch die Luft ab. (Es sei denn, man lebt in einem Habitat mit Erd-Norm. Das ist aber eher was für die Reichen. Die mit den guten Jobs hier auf Maldena.)
Für Normalmenschen ist das Leben hier kein Vergnügen, denke ich. Außerdem brauchen normale Menschen Atemgeräte, sobald sie ins Freie gehen, weil die Luft zwar ausreichend Sauerstoff enthält, aber der Druck so hoch ist, dass das den Normalos schlecht bekommt.
Bei uns war das anders.
Meine Familie bestand ja aus Soldiers.
Da sind wir dann übrigens wieder bei der Bedeutung des “S.” in der Mitte zwischen Raggie und Terrifor. Meine Eltern trugen es auch.
Dieses “Soldier-S” bedeutet: Genetisch optimiert für den Krieg, ausgestattet mit körperlichen Merkmalen, die das Überleben erleichtern, zusätzlicher Kraft und Ausdauer und solchen Dingen halt. Damit kann man Krieg führen. Das erleichtert die Bedienung schwerer Kampfanzüge und hilft einem, wenn man auf einem unwirtlichen Planeten abstürzt.
Und es ermöglicht einem, auf einer Welt wie Maldena 22b zu leben. Und zwar ohne irgendwelche Hilfsmittel, die ja auch immer mal versagen können, wie jeder weiß, der sich nur ein bisschen mit der Materie befasst hat.
Mein Vater bekam ein gutes Angebot bei einer guten Company.
Maldena 22b hat vielleicht keinen großen Erholungswert, aber große Vorkommen von Deuterium und Schwerem Wasser. Und beides ist sehr begehrt. Also gibt es jede Menge Firmen, die bereit sind, es sich zu holen.
Und eine davon engagierte meine Eltern, die irgendwann einfach den Entschluss gefasst hatten, dass ihr Leben vielleicht doch etwas anderes beinhalten sollte, als sich für einen Krieg vorzubereiten, der vielleicht nie stattfinden würde.
Damals dachte noch niemand an die Qriid-Gefahr.
Genau genommen wusste man noch nicht einmal etwas von der Existenz der Qriid.
Aber so ist das eben: Die Biologie scheint Menschen für etwas Bestimmtes vorgesehen zu haben und dann entscheidet der Mensch einfach, dass er mit seinen Gaben auch etwas völlig anderes anfangen kann. Und genau das haben meine Eltern getan. Schwierigkeiten, Befehle zu befolgen oder dergleichen Skrupel können es eigentlich nicht gewesen sein, die sie dazu bewogen haben, eine andere Bestimmung zu suchen. Denn normalerweise beinhaltet eine genetische Optimierung auch psychische Faktoren.
Zumindest in der Tendenz.
Aber anscheinend ist das, was man die Psyche nennt - oder um das altertümlich klingende Wort dafür zu benutzen: Die Seele! - doch sehr viel unberechenbarer, als sich das so die Gen-Ingenieure vorstellen.