Читать книгу Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 42

2. DER KAMPF UM DEN SPIEGEL

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Die GEEDRA erreichte nach einigen weiteren Tagen die Küste von Goson und schließlich den Fjord von Djur.

Die Stadt Djur - sie lag bereits auf lukkareanischem Gebiet - war in heller Aufregung, als die GEEDRA in ihrem Hafen anlegte, um Vorräte an Bord zu nehmen. Man erfuhr, dass es im Süden bald Krieg im Süden geben würde.

Die Länder Zaroun, Sköld und Badsol sowie der Stadtstadt Ilkyn hatten sich gegen das mächtige Kaiserreich Lukkare verschworen.

Vor allem die Schiffe der Skölden machten im Augenblick die Straße von Ral unsicher.

Man sagte, dass sich bereits große Heerscharen von Badsolern und Zarounesen an der sköldischen Nordküste für eine Invasion Lukkares bereitmachten.

Lukkare hatte keine Verbündeten - wenn man vom schwachen Goson absah.

Aber von den Gosonesen war kaum Hilfe zu erwarten, denn die würden die Situation möglicherweise dazu zu nutzen versuchen, die leidige Oberhohheit des Kaisers von Lukkare abzuschütteln.

Der Besatzung der GEEDRA wurde davon abgeraten weiterzusegeln. Besonders in der Gegend um Uz sei in der nächsten Zeit mit Kämpfen zu rechnen. Aus diesem Grund habe der lukkareanische Kaiser seine Residenz auch schon nach Ragal im Nordosten gelegt.

Aber Kryll wollte sich durch die warnenden Stimmen der Lukkareaner nicht einschüchtern lassen.

Schon bald segelte die GEEDRA weiter südwärts.

Am Horizont tauchten des öfteren Segel auf. Es waren die Segel von Kriegsschiffen.

Noch waren sie sämtlich nach lukkareanischer Bauart gefertigt. Kein zarounesisches oder sköldisches Schiff war unter ihnen.

"Es war ein guter Entschluss, nicht länger zu zögern", meinte Norjan an Kryll gewandt. "Wer weiß, wem Uz inzwischen die Hände gefallen wäre, wenn wir noch gewartet hätten..."

Kryll nickte.

"Da hast du recht! Nicht auszudenken, wenn der Spiegel in die Hände der Invasoren fallen würde..."

"Wer weiß, mein König! Vielleicht sind auch sie auf der Suche nach dem Spiegel!"

"Das glaube ich nicht!"

"Es wäre doch möglich!"

Dann wisperte plötzlich die Stimme des Ringes, den Kryll an der Hand trug.

"Hättest du den Spiegel, dann wüsstest du, weshalb die Skölden angreifen..."

Kryll hob die Hand und blickte auf den funkelnden Ring.

"Was weißt du über den Spiegel von Uz, Ring?", flüsterte Kryll.

"Er befindet sich schon seit langem im Besitz der Kaiser von Lukkare. Sie nutzten das große Wissen des magischen Spiegels, um ein großes Imperium aufzubauen. Doch fehlte ihnen immer die Macht des Ringes und so waren ihnen Grenzen gesetzt. Sie suchten nach mir, aber sie fanden mich nie! Die Skölden gehen ohne große Chancen in diesen Krieg, obwohl sie von Zarounesen und Badsolern unterstützt werden, denn der Kaiser von Lukkare besitzt den Spiegel und wird ihn zu nutzen wissen. Die Invasoren werden keine Geheimnisse vor den Kriegern Lukkares bewahren können... Ihr könnt Euch denken, was das bedeutet, wenn man Krieg führt!"

"Wenn die Skölden chancenlos sind, dann verstehe ich nicht, weshalb sie dennoch in den Kampf ziehen! Ahnen sie nichts von der Existenz des Spiegels?"

Nun mischte sich der Namenlose in das Gespräch ein.

"Ich halte das für ausgeschlossen! Der Spiegel ist in den alten Sagen der Skölden mehrfach erwähnt. Sie sind ein sehr altes Volk..."

Kryll zog die Augenbrauen in die Höhe.

"Dann haben sie möglicherweise eine Möglichkeit gefunden, den Spiegel zu beirren!" Sein Blick fixierte den Ring an seinem Finger. "Sag mir, ist so etwas möglich?"

"Ja", kam die Erwiderung des Ringes. "Man muss dazu enorme geistige Kräfte aufwenden. Ein Magier könnte dazu in der Lage sein. Ich selbst übrigens auch. Mit dem Spiegel kann man unter anderem jeden Punkt dieser Welt und auch darüber hinaus sehen. Ein Magier könnte nun durch seine Kräfte Bilder auf den Spiegel bringen, die nicht der Wirklichkeit entsprechen!"

"Ich verstehe...", murmelte Kryll.

"Auf jeden Fall ist es unsinnig, nach dem Spiegel weiter in Uz zu suchen", erklärte der Namenlose jetzt. "Der Kaiser von Lukkare ist nach Ragal geflohen. Und es spricht eigentlich alles dafür, dass er den Spiegel mitgenommen hat."

Kryll hob den Blick.

"Du meinst, wir sollten nicht bis nach Uz, sondern nur bis Ragal segeln?"

"Ja."

Kryll musterte den Namenlosen einen Augenblick lang nachdenklich. Dann nickte er. Es war einfach vernünftig, was der Namenlose vorgebracht hatte.

Kryll wandte sich an Kraynar, den Steuermann.

"Wir segeln nicht mehr nach Uz, sondern nur bis Ragal!"

*


Ragal war ein weitaus weniger bedeutender Hafen, als die Kaiserstadt Uz. Als die GEEDRA in das Hafenbecken einlief, herrschte großer Aufregung in der Stadt. Hunderte von Schiffen lagen momentan hier vor Anker oder hatten an den Anlegestellen festgemacht. Lukkareanische Kriegsschiffe waren ebenso darunter wie Handelsschiffe, die sich aus dem Süden hier her geflüchtet hatten.

Im Hafen patrouillierten auffallend viele Soldaten umher, darunter auch Abteilungen von gosonesischen Söldnern. Der Krieg lag förmlich in der Luft.

Kurz nachdem die GEEDRA im Hafen angelegt hatte, bildete sich bereits eine kleine Menschentraube um den Anlageplatz - darunter auch lukkareanische Soldaten.

Dies war nicht verwunderlich, denn ein praganisches Langschiff in einem Hafen des Südens - das war auch in Ragal etwas Besonderes.

Kryll stieg souverän an Land, gefolgt von Norjan und dem Namenlosen.

Er wandte sich an einen der Soldaten, einen Offizier, der den König von Pragan mit einem misstrauischen Blick bedachte.

"Kannst du mich zum Kaiser bringen?", fragte Kryll. Der Soldat zog zunächst verärgert die Augenbrauen hoch.

"Zum Kaiser?"

"Ja. Ich habe gehört, dass er zur Zeit in Ragal weilt"

Dann lachte der Offizier.

"Wer bist du, dass du zum Kaiser von Lukkare willst! Normalerweise lassen wir nicht einfach jeden dahergelaufenen Strolch zu unserem Herrscher!"

"Ich bin jemand, der dem Kaiser zu helfen vermag!"

"Du?" Der Offizier unterdrückte ein erneutes Gelächter. "Was kann einer wie du schon für uns tun?"

"Bestimmt mehr, als die gosonesischen Söldner, die bei euch Dienst tun und beim ersten Anzeichen von Gefahr davonlaufen werden!"

"Wie kommst du dazu, dich so aufzuspielen, Fremder?"

Kryll zog jetzt die Linke unter seinem Umgang hervor, so dass der Offizierr den Ring von Kuldan sehen musste.

Kryll hatte ursprünglich vorgehabt, dem Offizier und den Menschen, die noch immer um den Anlegeplatz der GEEDRA herumstanden, eine kleine Kostprobe von der Machtfülle des Ringes zu geben.

Aber das schien gar nicht notwendig.

Das Gesicht des Offiziers bekam etwas Ehrfürchtiges. Er schluckte.

"Der Ring...", flüsterte er.

"Du kennst diesen Ring?", wunderte sich Kryll.

Unter der Menschenmenge entstand ein erregtes Raunen.

"Jeder Lukkareaner kennt diesen Ring", erklärte der Offizier. "Nach ihm sucht unser Volk schon solange, wie wir uns zurückzuerinnern vermögen! Unsere Legenden sagen, dass der Ring zusammen mit dem Spiegel von Uz großes zu bewirken vermag..." Der Offizier tastete ehrfürchtig nach Krylls Hand, um den Ring von Kuldan zu berühren. "Ja", murmelte. "Es gibt keinen Zweifel. Die Beschreibungen passen genau!"

"Glaubst du mir nun, dass ich deinem Kaiser zu helfen vermag?", fragte Kryll.

Der Offizier nickte stumm - noch immer wie gebannt von dem weißen Juwel, das an dem Ring funkelte.

"Ich werde Euch und Eure Begleiter zur Residenz bringen. Ich bin sicher, dass er Euch empfangen wird! Ihr seid der Träger des Ringes..."

Dann führte der Offizier Kryll, Norjan und den Namenlosen zur Residenz des Kaisers. Kryll konnte kaum glauben, dass der Palast, den er hier zu sehen bekam, lediglich eine Art Notunterkunft des Kaisers war. Für einen König von Pragan blieb derartiger Luxus etwas Unwirkliches.

*


Der Kaiser saß plump und bullig auf seinem goldenen Thron. Er war ein feister, dicklicher Mann mit Doppelkinn und bleicher, ungesunder Gesichtsfarbe.

Er wirkte unbeholfen.

Der Kaiser erhob sich, als Kryll und seine Begleiter den Thronsaal betraten.

Die Kunde davon, dass der Träger des Ringes sich in Ragal aufhielt, war Kryll und dem Offizier, der sie hier geführt hatte, wohl vorausgeeilt.

In der Hand hielt der Kaiser einen Spiegel umklammert.

Kryll machte nicht viele Worte.

Er hob seine Linke, so dass der Kaiser den Ring sehen konnte.

"Ihr Götter", flüsterte der Herrscher von Lukkare. "Es ist wahrhaftig der Ring!"

Kryll nickte.

"Ja, so ist es. Du erkennst ihn nicht wahr?"

"Ja!"

Der Kaiser setzte sich wieder auf den Thron. Auf seinem fetten Gesicht zeichnete sich die Karikatur eines Lächelns ab.

"Warum seid Ihr gekommen, Fremder?", fragte der Herrscher jetzt, wobei er sichtlich um Freundlichkeit bemüht schien.

"Ich will Euch helfen", war Krylls knappe Antwort.

Das Gesicht des Kaisers entspannte sich nun zusehends.

"Ihr seid nicht zufällig ein Spion der Skölden, nicht wahr?"

"Nein."

Der Kaiser wandte sich seinem Spiegel zu.

"Er blickt in den Spiegel, um deine Loyalität zu prüfen!", hörte Kryll währenddessen die Stimme des Ringes in seinem Kopf, so dass niemand anderes davon etwas bemerken konnte. "Der Spiegel wird ihm deine wahren Absichten enthüllen, Kryll... Und ich glaube nicht, dass das zu deinem Vorteil wäre... Ich könnte eine Geistsperre aufbauen, so dass des Kaisers Spiegel blind bleibt!"

"Gut", flüsterte Kryll.

Der Kaiser blickte indessen angestrengt in den Spiegel und verzog dann das Gesicht. "Aus unerfindlichen Gründen verrät der Spiegel mir nichts über Euch, Fremder! Es bleibt mir wohl nichts anders, als Euch zu glauben!"

Kryll nickte.

"Daran tätet Ihr gut!"

Der Herrscher rülpste ungeniert und Norjan musste ein Grinsen unterdrücken, denn im Norden war es unüblich, dass ein Herrscher öffentlich rülpste. Hier schienen die Sitten andere zu sein.

"Ihr wollt mir also helfen. Wie ist Euer Name, Fremdling?"

"Mein Name ist Tharson", erwiderte Kryll.

"Und Eure Begleiter?"

"Ihre Namen tun wenig zur Sache."

Der Kaiser nickte nachdenklich.

"Gut, Tharson. Ich denke, Ihr habt die Absicht, mir den Ring zu verkaufen."

Aber Kryll schüttelte entschieden den Kopf.

"Nein, da irrt Ihr!"

"Ich werde einen guten Preis zahlen!"

"Er ist unverkäuflich!"

"Wie wollt Ihr mir dann helfen, Fremder?"

"Seht her!"

Kryll deutete auf die steinerne Wand des Thronsaals. Langsam erwachte der Stein zum Leben fremdartige Tiermenschen begannen sich aus ihm zu formen, während der Kaiser und sein Gefolge wie erstarrt zur Wand blickten.

Die Dämonen aus dem Stein stapften nun mit dumpfen Tritten auf den Kaiser zu.

Die Wachsoldaten stellten sich mit ihren Lanzen vor den Herrscher, aber ehe sie sich versahen, verwandelten ihre Lanzen sich in Schlangen. Erschrocken ließen sie die glutäugigen Untiere zu Boden fallen, die sich daraufhin kriechend und zischend über den kalten Steinfußboden des Saales bewegten.

Der Kaiser zog instinktiv das kurze Zierschwert, das er an der Seite trug.

Doch kaum hatte er die Waffe gezogen, da wurde aus ihr ein schleimiger Salamander, den der Herrscher von Lukkare dann mit einem Aufschrei von sich warf.

"Tharson!", rief er und in seiner Stimme klang das blanke Entsetzen mit. Seine fetten Hände zitterten leicht. Schweiß perlte ihm über die Stirn. "Tharson!", rief er noch einmal.

Kryll warf ihm einen triumphierenden Blick zu.

Der Kaiser war außer sich. Er schien zu begreifen, dass er in eine furchtbare Falle gegangen war und ihm jetzt niemand mehr zu helfen vermochte. Seine Wachen stoben in heilloser Flucht auseinander. "Hört auf mit Eurer Magie!", rief der Kaiser in höchster Not.

Die letzten Wachen, die noch nicht geflüchtet waren, verwandelten sich nun einer nach dem anderen ebenfalls in Tiermenschen.

Der Kaiser stand mit offenem Mund da.

Er schluckte.

"Was wollt Ihr, Tharson?", rief er dann.

"Ich will Euren Spiegel!", rief Kryll dem zu Tode geängstigen Kaiser zu.

Und dann waren die Steindämonen zu dem dicken Mann getreten und hatten ihm den Spiegel von Uz entrissen, um ihn wenige Augenblicke später an Kryll zu übergeben.

"Das wirst du noch bereuen", zischte der Kaiser, der Kryll mit einem giftigen Blick bedachte, während er zurück in seinen Thron sank. Ohnmächtige Wut hatte ihn gepackt. Aber es gab nichts, was er jetzt tun konnte.

Kryll zuckte nur mit den Schultern, während er in den Spiegel von Uz blickte.

Ein Lächeln ging über sein Gesicht.

"Gehen wir!", befahl er dann.

*


Eilig verließen sie die Residenz des Kaisers von Lukkare, während die steinernen Dämonen, die der Ring gerufen hatte, sie begleiteten und schützten.

Nirgendwo wagte es jemand, sich ihnen in den Weg zu stellen und so erreichten sie schließlich die GEEDRA.

Nun erst lösten sich die Steindämonen in Nichts auf. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt, aber sobald ihre Anwesenheit wieder notwendig sein würde, würde der Ring sie zurückrufen.

"Wir legen ab!", wandte sich Kryll an Olkyr.

Die GEEDRA segelte auf das Meer hinaus und der König hielt triumphierend den Spiegel in der Rechten.

"Das war leichter, als ich dachte", bekannte Norjan.

"Es ist noch nicht alles überstanden", erklärte da der Namenlose. Norjan blickte den Mann aus dem Schattenland erstaunt an.

"Was meinst du damit, Namenloser?"

"Es wird noch einige Kämpfe zu bestehen geben. Oder glaubt ihr beide vielleicht, dass die Lukkareaner uns kampflos werden ziehen lassen?"

"Sie werden uns nicht verfolgen!", sagte Kryll fest. "Ich habe dem Kaiser meine Macht gezeigt - und ich bin mir sicher, dass er mich jetzt mehr fürchtet, als den Tod!"

"Wähne dich nicht in Sicherheit", warnte der Namenlose.

Kryll zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Unterdessen verschwanden die Türme von Ragal am Horizont. Die Stunden gingen dahin.

Kryll blickte in den Spiegel von Uz.

Der matte Glanz des Glases verflüchtigte sich und Kryll sah jetzt nicht sein Spiegelbild, sondern Bilder. Bilder von riesigen Flotten der Skölden, Badsoler und Zarounesen.

"Zur Zeit beginnt der Angriff auf Uz", flüsterte eine Stimme, die offenbar aus dem Spiegel kam.

Kryll war fasziniert.

Er sah im Spiegel, wie die Invasoren an Land gingen und die Verteidiger von Uz niederzukämpfen.

Sturmleitern wurden gegen die Stadtmauern gelehnt und ganze Trupps von sköldischen Kriegern überwanden die Befestigungsmauern.

Das Schicksal von Uz schien besiegelt.

Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer

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