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IV
ОглавлениеEr hatte geduscht und dabei seinem Schmerz freien Lauf gelassen. Niemand sah seine Tränen und das Rauschen des Wassers übertönte sein Stöhnen.
Am Ende fühlte sich Jorik etwas besser, wenn auch die Leere und die Hoffnungslosigkeit in seinem Herzen verblieben.
Dennoch zwang er sich, sich seinem Schmerz nicht einfach nur hinzugeben und zu kapitulieren.
Sicher hatte er unfassbar Furchtbares erlebt, doch er war weiß Gott nicht der Einzige, dem Liebstes genommen worden war, also durfte er sich auch nicht einbilden, dass sein Schmerz einmalig war.
So schrecklich Viele hatten Verluste hinnehmen müssen und konnten jetzt nichts Anderes tun, als zu versuchen, darüber nicht den Verstand zu verlieren oder es sich einfach machen und sich selbst richten.
Er aber hatte die Möglichkeit, noch etwas Anderes zu tun, als genau das. Er konnte zumindest versuchen, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, auch wenn er es selbst für vollkommen aussichtslos hielt, weil der Feind schlicht zu übermächtig war.
Mit seiner Hilfe wurden bereits weitere Flugboote gebaut, die dafür sorgen konnten, dass Anderen das Schicksal von Verlusten erspartblieb.
Mehr noch: Er konnte selbst aktiv anderen Menschen helfen, indem er an Rettungsaktionen, die mit Sicherheit schon geplant waren, teilnahm.
Er war zwar kein Soldat und im Kampf und im Umgang mit der Waffe noch ungeübt, doch das würde ihn nicht davon abhalten. Er war mehr als bereit, sein Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Und wenn er es tatsächlich dabei würde lassen müssen, dann tat er es wenigstens für eine gute Sache.
Angst vor dem Tod, egal, wie auch immer er kommen und wie schmerzhaft er sein mochte, hatte er zumindest in diesem Moment nicht. Dafür war alles in ihm einfach zu leer und zu taub.
Sein Weg aus dem kleinen Schlafraum führte ihn nach wenigen Schritten in einen breiten Gang, der vor einer Stahltür mit einer Glasscheibe endete, durch die Jorik in die große Halle des unterirdischen Militärstützpunktes von Kos Korros blicken konnte.
Eigentlich wollte er direkt dorthin gehen, doch mit einem Male wehte ihm der Duft von frischem Kaffee aus dem Raum rechts davor entgegen und so beschloss er kurzerhand, dorthin abzubiegen.
Jorik erkannte den Raum sofort als Kantine. An der gegenüberliegenden Seite gab es einen langen Tresen für die Essensausgabe, davor jede Menge Tische und Stühle. Die komplette linke Seite bestand aus einer großen Glasfront, durch die man einen guten Blick in die Halle hatte, deren wahrlich gewaltige Ausmaße man von hier aus nur schätzen konnte. Jorik blieb einen Moment stehen und schaute hinaus. Überall sah er geschäftiges Treiben, monströse Maschinen und mächtige Rohbauten seiner Flugbootkonstruktionen. Er war sofort sichtlich überrascht, wie weit die Ingenieure und Arbeiter während der kurzen Zeit, in der er geschlafen hatte, schon gekommen waren.
Jorik zwang sich, seinen Blick zu lösen und besorgte sich eine Tasse mit heißem Kaffee am Tresen, die ihm von einer netten und ziemlich hübschen jungen Frau überreicht wurde.
Jorik lächelte ihr müde zu und bedankte sich. Das Angebot nach etwas zu Essen verneinte er jedoch. Er hatte wahrlich keinen Hunger. Jorik drehte sich um und während er das Getränk vorsichtig schlürfte, stapfte er aus der Kantine und trat schließlich in die Halle hinaus.
Dort ließ er die Geschäftigkeit in dem irrsinnig großen Raum wieder stumm auf sich wirken und betrachtete eine ganze Zeit lang die Menschen bei ihren Arbeiten. Von ihm nahm jedoch kaum Jemand Notiz. Zwar schauten dann und wann einige der Männer oder auch Frauen zu ihm auf, als er langsam an ihnen vorbeischritt, doch niemand sprach ihn an.
Nachdem er seinen Kaffeebecher geleert hatte, schritt er etwas zügiger voran und hatte es dann bald in den hinteren Bereich der Halle geschafft, wo die beiden halbfertigen Flugboote etwa in der halben Größe der Amarula standen. Erneut war Jorik überrascht, wie irrsinnig schnell hier gearbeitet wurde. Er verharrte wieder für ein paar Minuten und schaute den Menschen bei ihrer Arbeit zu.
Dann sah er, dass von diesem Bereich der Halle eine breite Rampe ein paar Meter in die Tiefe augenscheinlich in eine weitere Halle führte. Auch glaubte er, dort das grünliche Schimmern von Wasser zu erkennen.
Natürlich, schoss es ihm in den Kopf, das ist das Andockbecken, von dem aus die hier normalerweise stationierten U-Boote in See stachen. Kurzerhand beschloss er, sich die Sache dort einmal anzuschauen.
Und tatsächlich, schon nach wenigen Metern konnte er ein ziemlich gewaltiges Becken erkennen, in dem gut ein Dutzend U-Boote unterschiedlicher Größen angedockt lagen. Der vordere Bereich, in den er gerade trat, war jedoch frei und Jorik erkannte, dass beide Hallen durch einen monströsen Stahlschott miteinander verbunden waren. Wenn die Boote in der anderen Halle fertig gebaut waren, wurden sie durch diesen Schott hierher verbracht und dann zu Wasser gelassen, wo der Innenausbau abgeschlossen werden konnte, während in der anderen Halle weitere Boote nachrückten.
Das war also absolute Fließbandarbeit im XXL-Format, doch Jorik war sich schnell bewusst, dass sowohl die Ausmaße der Hallen, als auch ihre Ausstattung sowohl im technischen, als auch im menschlichen Bereich durchaus dazu in der Lage waren, hier innerhalb kürzester Zeit sehr viele Flugboote herstellen zu können.
Vielleicht gab es ja doch noch so etwas wie einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Menschen dort draußen.
Jorik schritt weiter voran und blieb plötzlich abrupt stehen, denn einige Meter voraus konnte er auch die Kitaja erkennen, die ebenfalls angedockt am Kai lag.
Emsiges Treiben herrschte um sie herum und mit Hilfe von Transportbuggys wurden Kisten und sonstiges Gerät über eine Laderampe in den Innenraum verbracht.
Ganz offensichtlich wurde das Schiff für einen Einsatz hergerichtet.
Plötzlich konnte Jorik mitten unter den Arbeitern eine bekannte Person ausmachen und sofort ging er auf Mavis zu.
Sein Freund war Commander der poremischen Bodenstreitkräfte gewesen und damit einer der wichtigsten militärischen Personen, die dieser Planet noch zu bieten hatte, auch wenn niemand wusste, ob es überhaupt noch ein Heer gab, dass er befehligen konnte. Doch Mavis war erfahren genug, um auch hier in den Bereichen der Luftwaffe und der Marine gute Dienste leisten zu können.
Entsprechend war es nicht verwunderlich, dass er eine Liste in der Hand hielt, die auf einem Klemmbrett angebracht war und zusammen mit einem Offizier den Ladevorgang beobachtete, wobei die beiden Männer immer wieder einige Worte wechselten und Mavis dann und wann nickte.
Jorik trat zu ihnen, verhielt sich noch einen Moment still, dann löste sich der Offizier von Mavis und entfernte sich mit schnellen Schritten von ihnen.
Jorik stellte sich daraufhin direkt neben seinen Freund, doch Mavis schien ihn nicht zu bemerken und als er dann doch seinen Kopf hob, geschah dies nur, weil er glaubte, dass der Offizier noch einmal zurückgekehrt war. Beim Anblick von Jorik aber erhellte sich sein Gesichtsausdruck augenblicklich und ein erfreutes Lächeln huschte auf seine Lippen. „Jorik!“ rief er und schlug seinem Gegenüber mit der rechten Hand gegen seinen linken Oberarm.
„Hey Mavis!“ erwiderte Jorik und musste ebenfalls lächeln. Doch es wirkte traurig und gequält.
„Endlich sieht man dich mal wieder!“ meinte Mavis, vergaß dabei aber nicht, den Ladevorgang des Schiffes im Auge zu behalten.
„Ja, tut mir leid, aber ich brauchte einfach ein wenig Schlaf!“
Mavis nickte. „Kein Problem. Wir alle waren ziemlich ausgepumpt, als wir hier ankamen, nicht wahr? Obwohl ich mir bei dir schon echte Sorgen gemacht habe! Ich wollte dich schon wecken lassen!“
„Was? Wieso?“ Jorik zog die Augenbrauen zusammen. „Wie lange habe ich denn geschlafen?“
Mavis hob seinen linken Arm und schaute auf seine Armbanduhr. „Ähm! Sechzehn Stunden!“
„Was?“ rief Jorik beinahe entsetzt. „Du spinnst doch!“
„Nein, tu ich nicht!“ erwiderte Mavis ohne Verärgerung. „Aber es ist doch auch okay! Ausgeruht nützt du uns allen viel mehr!“
Jorik nickte und brummte wenig begeistert. „Ich wette, du hast nur acht oder sogar nur sechs Stunden geschlafen, was?“
Mavis lachte leise auf. „Ja, so ähnlich!“ Schlagartig verlor er sein Grinsen. „Nein, ich habe gar nicht geschlafen!“
„Was?“ Wieder war Jorik sofort entsetzt.
„Ich bin Soldat! Ich brauche so was nicht. Du kennst das doch. Wir schlafen im Stehen, wir essen im Stehen, wir pinkeln im Stehen und wir scheißen im Stehen...!“ Er schaute Jorik mit großen Augen an und als er im Gesicht seines Freundes totales Unverständnis erkannte, schüttelte er den Kopf. „Nein, das machen wir natürlich nicht!“ Er lachte wieder kurz auf. „War alles nur ein Scherz. Ich habe natürlich auch geschlafen!“
Jorik entspannte sich wieder und nickte. Dabei ließ er seinen Blick über das Treiben rund um die Kitaja schweifen. „Was treibt ihr hier?“
„Wir bereiten unser nächstes Picknick vor!“ meinte Mavis.
„Schön!“ Jorik schien zufrieden. „Da will ich dabei sein!“
Ohne, das er es merkte, hob Mavis seinen Blick vom Klemmbrett und schaute seinen Freund ernst und auch besorgt an. „Ich glaube nicht...!“ begann er, doch er wurde unterbrochen, als der Offizier von eben wieder zu ihm trat. Bevor er sprach, schaute er zunächst für eine Sekunde mit großen Augen zu Jorik und nickte ihm dann zu. „Sir, ich sollte sie daran erinnern, wenn es Zeit für die Besprechung ist!“
„Ähm...!“ Mavis löste seinen Blick nur zögerlich von Jorik. „Ja...natürlich!“ Er nickte dem Soldaten zu. „Danke!“
„Eine Besprechung?“ Jorik drehte sich neugierig zu ihm.
Mavis nickte. „Es sind einige Dinge geschehen, seitdem wir hier sind. Wir wollen uns informieren und unser weiteres Vorgehen absprechen!“ Er reichte dem Offizier das Klemmbrett. „Übernehmen sie jetzt!“ Der junge Mann salutierte. Mavis nickte Jorik zu und ging voran.
Ihr Weg führte sie zurück in den Bereich der Montagehalle, aus dem Jorik gekommen war.
Als er den Besprechungsraum betrat, erinnerte er sich sofort daran, dass er schon einmal hier gewesen war. Nach ihrer Ankunft in Kos Korros waren sie hierhergebracht worden.
Sofort sprang Jorik wieder die große Karte des Planeten ins Auge, die fast die komplette Stirnwand einnahm.
Doch dann wurde sein Blick von Shamos und Esha abgelenkt. Wie immer trug sein Freund bequeme, aber ziemlich unmodische Kleidung und ihre Farbzusammenstellung wirkte eher unbeholfen. Sein krauses, hellblondes Haar verstärkte hierbei noch den Eindruck eines zerstreuten Professors, den man beim Anblick von Shamos schnell gewinnen konnte. Der jedoch alles andere als richtig war, denn Jorik wusste, dass sein Freund der klügste Kopf auf dem ganzen Planeten war.
Neben ihm stand Esha, seine Partnerin, die im Grunde genommen das ganze Gegenteil von ihm war.
Während Shamos eher still, zurückhaltend und schüchtern wirkte, war sie selbstbewusst, fordernd und direkt. Mit ihren feuerroten Haaren, von denen Jorik den Eindruck hatte, dass sie sie noch kürzer geschnitten hatte, war sie auch nicht zu übersehen, obwohl sie gut einen Kopf kleiner war, als Shamos.
Dennoch war Esha eine bemerkenswerte Frau, die sehr gut zu Shamos passte und allen Unkenrufen zum Trotz hielt ihre Beziehung jetzt schon einige Monate und Jorik wusste, dass sich für beide mittlerweile echte Liebe daraus entwickelt hatte, auch wenn sie Probleme hatten, dies dem anderen klar und deutlich zu vermitteln.
Als Mavis und er in den Raum traten, wurden sie von Aristo erkannt und der Admiral rief ihnen eine Begrüßung zu.
Alle anderen Anwesenden wurden dadurch natürlich auf sie aufmerksam.
Neben Shamos und Esha, konnte Jorik noch Captain Tibak erkennen. Obwohl er nicht den poremischen Streitkräften, sondern der kimurischen Armee angehörte, stellte wohl niemand seine Anwesenheit hier in Frage. Der Krieg hatte alle Nationen auf Santara gleichermaßen getroffen und sollte es tatsächlich überhaupt noch eine Chance auf eine Zukunft für die Menschheit geben, dann sicherlich nur, wenn man diese nationalen Grenzen überwinden konnte und sich der Tatsache bewusst war, dass alle in ein und demselben leckgeschlagenen Boot mit schwerster Schlagseite saßen.
Außerdem waren drei weitere Männer anwesend, deren Namen Jorik nicht kannte, von denen er aber wusste, dass sie innerhalb des Stützpunktes leitende Aufgaben im Bereich Technik, Produktion und Logistik innehatten.
Dann hatten sich Shamos und Esha zu ihnen umgedreht und als sie Jorik erkannten, erhellten sich ihre Gesichter sofort.
„Jorik!“ Shamos kam mit einem fröhlichen Lächeln auf ihn zu und streckte ihm die rechte Hand entgegen, doch als er sie nahm, zog er ihn zu sich und umarmte ihn kurz und herzlich.
Obwohl man sah, dass Jorik diese Geste nicht besonders erfreute, huschte ein müdes Lächeln über seine Lippen. „Shamos!“
„Es tut verdammt gut, dich zu sehen!“ meinte sein Freund, während Esha zu ihm trat und ihm einen Kuss auf die Wange gab.
„Hallo Jorik!“ Sie umarmte ihn ebenfalls, aber nur leicht.
„Hallo Esha!“ erwiderte Jorik wieder mit einem müden Lächeln.
„Du hast lange geschlafen! Bist du auch wirklich ausgeruht?“ fragte Shamos.
Jorik schaute ihn einen Moment mit großen Augen an, dann nickte er. „Ja. Ich bin ausgeruht. Mir geht es gut. Keine Sorgen. Ich bin wieder einsatzfähig!“
„Das ist gut!“ Shamos war sichtlich zufrieden. „Wir haben nämlich einiges zu besprechen. Es ist viel passiert, seitdem wir hier sind!“
„Ich weiß!“ erwiderte Jorik. „Mavis hat es mir gesagt!“ Er deutete auf den Commander, der einen Schritt von ihnen entfernt stand und still auf den großen Wandbildschirm schaute.
„Ähm!“ Admiral Aristo räusperte sich und schaute einmal in die Runde. „Ich freue mich, zu sehen, dass auch Jorik zu uns stoßen konnte. Wir sind also vollzählig. Lassen sie uns daher mit unserer Besprechung beginnen. Ich weiß, wir alle haben noch einen Haufen Arbeit vor uns. Doch es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig informieren und abstimmen. Dennoch möchte ich alle bitten, sich kurz zu fassen!“ Er verstummte für einen Moment, in dem er keinen Widerspruch und vielfach zustimmendes Nicken erntete. „Also werde ich mit meinen Ausführungen beginnen!“ hob er dann wieder an und drehte sich zu der Karte des Planeten. „Der Vormarsch des Feindes geht, wie sie anhand der rot eingefärbten Flächen auf der Karte sehen können, unaufhaltsam voran...!“ Jorik betrachtete die Karte und beim Anblick der rötlich schimmernden Flächen, die überall auf dem Planeten zu sehen waren, bekam er eine Gänsehaut und eine eisige Kälte griff nach seinem Herzen. „...wenn auch deutlich langsamer als in den ersten 24 Stunden. Es scheint, als habe sich der Feind zunächst auf die Zerstörung aller militärischen Ziele und aller Metropolen dieses Planeten konzentriert und würde sich jetzt, da er dieses Ziel erreicht hat, auf die Sicherung dieser Gebiete beschränken und sich nur noch wenig, zumindest aber langsamer ausdehnen. Ob dies ein bleibender Zustand ist oder nur eine Art Ruhephase vor einer weiteren Offensive darstellt, bleibt abzuwarten. Die nächsten Stunden werden uns sicherlich darüber Aufschluss geben!“ Aristo blickte einmal in die Runde. „Nach wie vor sind die Kommunikationsmöglichkeiten rund um den Planeten aufgrund der Zerstörungen nur stark eingeschränkt möglich. Nach dem jetzigen Stand der Ausdehnung aber und einer angenommenen Überlebensrate von maximal zehn Prozent in den betreffenden Gebieten, rechnen wir mit Verlusten von etwa...!“ Aristo stoppte wieder. Sein Blick wurde ernst, er schniefte einmal leise durch die Nase und er vermeid es, die Anwesenden anzuschauen. „...sechshundert bis siebenhundert Millionen Menschen!“
„Allmächtiger!“ entfuhr es Esha. Sie schmiegte sich an Shamos und drückte ganz fest seine linke Hand.
Mavis schloss die Augen und schluckte deutlich. Aber er hatte sich gut im Griff, atmete einmal tief durch und als er seine Augen öffnete, war sein Blick wieder hart und gefasst.
Captain Tibak blies die Luft deutlich hörbar aus den Lungen und sein Blick war wie erschlagen und tief traurig.
Jorik hatte einen furchtbaren Kloß im Hals und Mühe, ruhig zu atmen. Am liebsten hätte er einfach nur geschrien, um nicht Kotzen zu müssen, denn mehr fiel ihm anhand dieser schrecklichen Information des Admirals nicht ein. Dennoch gelang es ihm, ruhig zu bleiben, wenngleich er sich auch dermaßen fest auf die Zähne beißen musste, dass es schon wehtat.
„Meine Männer sind weiterhin aufs Äußerste bemüht, Kontakte zu anderen Gruppen überall auf Santara aufzunehmen, doch ist es uns bisher nicht gelungen, in Verbindung mit größeren, militärischen Einheiten zu treten. Mit Mavis Hilfe aber können wir zumindest noch davon ausgehen, dass sowohl der Nuri...!“ Er deutete auf den Bildschirm, wo Jorik erst jetzt die vier Signale in verschiedenen Farben wahrnahm, die die Positionen der obersten, noch lebenden Befehlshaber der poremischen Streitkräfte symbolisierten. Das Gelbe von ihnen blinkte auf ihrem jetzigen Standort. Es war das des Noni, dem Befehlshaber der Bodeneingreiftruppen – Mavis.
Joriks Blick wanderte nach Nordwesten und als er dort ein grünes Signal erkannte, entspannte er sich ein wenig, denn dieses Signal gehörte ihrem Freund Vilo. Nach dem Tod des amtierenden Nuri hatte er seine Nachfolge angetreten und war zu einer eilig einberufenen Konferenz nach Adi Banthu, der größten Insel im galpagischen Meer gereist, um die noch verbliebenen Truppen aller Streitkräfte auf Santara unter einem Kommando zu vereinen, um dem Feind entgegenzutreten.
Doch kurz nach seinem Eintreffen wurde die Insel ebenfalls Ziel eines vernichtenden Angriffs und innerhalb weniger Stunden nahezu vollständig zerstört. Vilo, das konnten sie anhand des Signals erkennen, hatte fliehen und sich auf der anderen Seite des Ozeans nach Orotash in die nördlichen Wälder flüchten können. Da es noch blinkte, war er auch noch am Leben. Jorik, Mavis, Esha und Shamos wussten aber auch, dass seine Frau Kaleena bei ihm war, doch ob auch sie noch am Leben war, konnten sie nur hoffen.
„...als auch der Nadi und der Neri...!“ fuhr Aristo weiter fort.
Zwei weitere Signale erkannte Jorik. Eines in Blau, das andere in Schwarz. Das war zum einen der Nadi, der Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte und zum anderen das Signal von Commander Panthos, als Neri Mitglied des Stabes und Leiter der Abteilung für besondere Missionen. Er war von allen anderen ungeliebt und noch dazu erbärmlich hässlich. Jorik fiel auf, dass diese beiden Signale in Blau und Schwarz sehr dicht beieinanderlagen.
„...noch am Leben sind. Außerdem ist bei den beiden Letztgenannten davon auszugehen, dass sie sich auf der kleinen Unovali-Inselgruppe zusammengefunden haben. Wir haben also unsere Bemühungen, dorthin eine Verbindung herzustellen, entsprechend verstärkt, obwohl wir davon ausgehen können, dass sie dort nicht lange bleiben werden, da sich dort keine militärischen Einheiten befinden!“ Der Admiral drehte sich zurück zu den Anwesenden und atmete einmal tief durch. „Soweit alles Wichtige von mir. Sobald sich an dem jetzigen Zustand etwas ändert, werde ich sie selbstverständlich sofort informieren!“ Er nickte der Menge zu und wandte sich dann an seinen Offizier zur Rechten. „Captain Umuri!“
Der hochgewachsene Mann mit den kurzen, schwarzen Haaren und einem markant eckigen Gesicht, nickte dem Admiral zu und räusperte sich kurz. „Nachdem wir vor nunmehr 21 Stunden von Jorik die Baupläne für die Flugboote erhalten haben...!“ Er blickte zu Jorik, der sich wieder an den Captain erinnern konnte. Der Mann war absolut brillant und beide hatten innerhalb von nur wenigen Minuten die gleiche Sprache gesprochen. „...und uns mit ihm zusammen auf die bestmögliche Vorgehensweise beim Bau der Schiffe geeinigt haben, ist die Produktion planmäßig angelaufen und wird mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln vorangetrieben. Wir haben uns hierbei auf Boote der mittleren Größe mit einem Fassungsvermögen von etwa hundertfünfzig Personen geeinigt, da bei ihnen der Zeit-Nutzen-Faktor am effizientesten ist. Die Produktion größerer Boote würde wesentlich länger dauern, kleinere Boote bieten nicht genug Platz. Zurzeit sind neun Boote in der Produktion, das erste von ihnen wird bald zu Wasser gelassen werden können, sodass dann bereits mit dem Innenausbau begonnen werden kann. Sollten keine größeren Probleme auftreten, wird das erste Flugboot in drei Wochen zum Jungfernflug starten können!“ endete Umuri.
„Danke!“ erwiderte Aristo und wandte sich an Umuris Nebenmann. „Captain Balir?“
Der schon etwas ältere Mann mit dem sauber gestutzten Schnauzbart und auffallend großen, freundlichen blauen Augen, nickte. „Wir haben unseren gesamten Rohstoffvorrat gesichtet. Bei den berechneten Mengen, die für ein Flugboot der aktuellen Größe benötigt werden, reicht unser Kontingent aus, um etwa dreißig Schiffe dieser Art zu bauen!“ Er hielt kurz inne, weil er von allen Seiten überraschte Bemerkungen bekam. Auch Jorik war angesichts der Größenordnung sichtlich beeindruckt. Eine Flotte von dreißig Schiffen war eine nicht zu verachtende Streitmacht, doch angesichts der Übermacht des Feindes für die Rettung von Überlebenden auf einem ganzen Planeten sicher lange nicht genug, um weiteres millionenfaches Sterben zu verhindern.
„Das ist nicht genug!“ entfuhr es Jorik und sofort hatte er alle Blicke auf sich.
Captain Balir schüttelte den Kopf. „Das ist alles, was wir hinkriegen werden. Natürlich bemühen wir uns darum, mit unseren U-Booten weitere Rohstoffe zu bekommen, aber die Chancen hierfür sind sicher mehr als gering. Wir brauchen hier bereits verarbeiteten Stahl, wir selbst können das mit unseren Maschinen nicht. Anhand der Vorgehensweise der Fremden ist jedoch davon auszugehen, dass sowohl alle Fabriken, als auch alle nennenswerten Rohstofflager auf dem Festland in unserer Nähe vernichtet wurden!“
„Dann müssen wir die Pläne weitergeben!“ hob Jorik an. Seine Stimme klang unzufrieden und gleichzeitig verzweifelt.
„Das werden wir!“ erwiderte Mavis und drehte sich zu seinem Freund. Bevor er weitersprach, wartete er, bis Jorik ihn direkt ansah. „Natürlich werden wir deine Pläne auf dem ganzen Planeten weitergeben, damit auch andere die Möglichkeit haben, diese Schiffe zu bauen. Doch dazu müssen wir erst einmal wissen, wo es Menschen gibt, die sie wirklich nutzen können. Aufs Geratewohl hinauszufahren macht keinen Sinn und dazu fehlen uns auch einfach die Kapazitäten!“
„Dann schickt eines der U-Boote raus!“ Jorik gab noch nicht auf.
„Gern! Sag mir wohin, Jorik und es läuft noch heute aus!“ Mavis hielt den Blick seines Freundes fest.
„Ich...ich weiß nicht! Nach Tibun oder...Orotash...oder an unsere eigene Ostküste!“
Doch Mavis schüttelte den Kopf. „Wenn wir sicher sein können, dass die Pläne dort hilfreich sind, dann sofort! Aber noch haben wir keine Verbindung in diese Gegenden und wissen nicht, wie es dort aussieht. Es wäre eine Reise ins Ungewisse und daher nicht logisch! Wir brauchen alle U-Boote für unsere Rettungsaktionen!“
„Wie willst du mit U-Booten Menschenleben retten?“
„Nun, sie werden den Flugbooten bis an die Küste folgen und ihnen bei ihren Rettungsflügen mit ihren Waffensystemen an Bord zusätzlichen Schutz bieten. Außerdem werden sie ebenfalls Flüchtlinge von den Flugbooten aufnehmen, solange, bis alle gefüllt sind und dann hierher zurückkehren. So werden wir sinnvoll arbeiten!“ Er stoppte ab, atmete einmal tief durch und beugte sich zu Jorik. Seine Stimme klang etwas gedämpfter „Ich weiß, du willst helfen, aber wir haben einfach nicht genug Möglichkeiten und müssen unsere Kräfte so effizient nutzen, wie nur möglich. Und ich rette lieber hier die Menschen wahrscheinlich, als woanders möglicherweise!“
Jorik schaute Mavis stumm an, dann nickte er niedergeschlagen.
Mavis nahm diese Geste dafür, dass Jorik seine Gedankengänge verstanden hatte und klopfte ihm nochmals verständnisvoll auf die Schulter. „Wie sieht es mit dem Treibstoff aus?“ wandte er sich dann an Captain Umuri. „Eine solch große Flotte ist ja gut und schön, nur werden wir sie auch vollständig nutzen können?“
Der dritte Offizier, Captain Liminos, nickte sofort. „Ja! Die von uns für unsere U-Boote entwickelten Energiezellen sind auch für den Antrieb der Flugboote geeignet. Sie sind absolut wartungsfrei und liefern ausreichend Energie für mindestens sechzig Jahre!“
Mavis nickte beeindruckt. „Prima!“
„Allerdings...!“ hob Captain Umuri an. „…gibt es ein anderes Problem!“
„Welches?“ fragte Admiral Aristo sofort.
„Der gesamte Nahrungsvorrat auf diesem Stützpunkt ist darauf ausgerichtet, die Stammbesatzung für eine Dauer von maximal drei Jahren zu ernähren. Jede weitere Seele wird diesen Zeitraum entsprechend verkürzen. Außerdem ist unser Platzangebot nur begrenzt. Innerhalb des Stützpunktes gibt es kaum noch Potenzial. Lediglich in einigen Nebenhallen ist die Unterbringung von Flüchtlingen auf Dauer möglich!“
„Von wie vielen reden wir?“ fragte Esha.
„Alles in allem etwa sechstausend! Wobei sich die Lebensmittelreichweite dann auf achtzehn Monate verkürzt!“
„Ein weiteres Problem dürfte wohl auch die Versorgung von Verwundeten darstellen!“ warf Captain Tibak ein.
Umuri nickte. „Stimmt! In diesem Bereich werden wir noch viel schneller an unsere Grenzen stoßen!“
„Also werden wir nicht nur Flüchtlinge bergen...!“ hob Mavis an. „…, sondern auch Nahrungsmittel, Medikamente und Rohstoffe besorgen müssen!“
„Dann sollten wir keine Zeit damit verlieren!“ erwiderte Tibak und blickte entschlossen zu Mavis.
„Stimmt!“ pflichtete ihm der Commander bei, doch dann wandte er sich an Shamos. „Vorher sollten wir aber noch von unserem genialsten Kopf auf diesem Planeten hören...!“ Als er sah, dass Shamos sofort etwas verlegen wurde, musste Mavis kurz grinsen. „...ob er uns etwas Neues über unseren Feind zu berichten hat!?“
„Ich...ähm...!“ Shamos räusperte sich und setzte sich auf seinem Stuhl aufrecht hin, wobei er seinen Körper komplett anspannte. „Ja, also...ich…ähm…habe entsprechende Tests mit den beiden Exemplaren, die wir uns...ähm besorgt haben...!“ Er nickte Mavis zu. „...durchgeführt, um herauszufinden, ob und wo sie eine Schwachstelle besitzen!“
„Und?“ fragte Captain Tibak sofort.
Shamos warf ihm einen unsicheren Blick zu. „Ähm...beide Spezies zeigen durchaus unterschiedliche Reaktionen. Während das aufrecht gehende Exemplar sehr viele Parallelen zum menschlichen Organismus aufweist, sind die sechsbeinigen Bestien Insekten nicht unähnlich. Entsprechend verhalten sie sich auch. Die Körper der Zweibeiner sind ebenso zu verletzen, wie unsere eigenen Körper auch, wenngleich zumindest das mir zur Verfügung stehende Exemplar ein sehr geringes Schmerzniveau aufweist. Dennoch kann man ihre Knochen brechen, ihnen Schusswunden beibringen, sie bluten, wie wir und können letztlich auch sterben wie wir!“
Ein zufriedenes Raunen ging durch die Menge.
„Bei den Insekten dagegen sieht das etwas anders aus!“ Shamos atmete einmal tief durch, bevor er fortfuhr. „Sie besitzen keinerlei Schmerzempfinden und ihr Panzer ist so dick, dass er nur mit schweren Waffen zu knacken ist!“
„Und mit einem Schwert!“ warf Mavis ein, wobei er in Gedanken versunken schien.
Shamos schaute seinen Freund einen Moment überrascht an, dann nickte er. „Ja, ein meisterlich geführtes Schwert vermag den Panzer ebenfalls zu knacken, dennoch ist es nur eine adäquate Waffe im Kampf eins gegen eins. Bei einer Übermacht, wie sie sich eigentlich ständig darstellt, wird sie nicht ausreichen!“ Shamos stoppte und wartete auf eine Reaktion des Commanders.
Mavis nickte dann auch mehrmals. „Ja!“ Er schaute Shamos kurz kraftlos an und blickte dann wieder zu Boden.
„Im...äh...!“ hob Shamos wieder an. „...Gegensatz zu den anderen Spezies sind die Insekten auch dann noch lebensfähig, wenn ihnen Gliedmaßen oder gar Teile ihres Rumpfes fehlen. Erst der Verlust ihres Kopfes garantiert ihren Tod!“ Wieder hielt er inne, weil er sah, dass sich Frust auf den Gesichtern der anderen zeigte.
„Gibt es auch irgendetwas Positives zu berichten?“ fragte Jorik gestresst und ziemlich bedient.
„Ähm...ja. Ja, durchaus!“ Shamos versteifte sich wieder. „Wir haben herausgefunden, dass die Zweibeiner den Bestien augenscheinlich Befehle und Anweisungen geben! Wir sind gerade dabei, ihn zum Reden zu bringen. Vielleicht gelingt es uns, eine Art Sprachmuster zu entwickeln, damit wir ebenfalls mit den Bestien kommunizieren können, um sie dadurch unter Kontrolle zu bringen!“
„Das wäre ja wirklich zu schön, was?“ Jorik lachte fast schon verächtlich auf.
Shamos schaute seinen Freund direkt an und wartete, bis der seinen Blick erwiderte. „Ja, ich denke, da werden wir noch einen weiten Weg vor uns haben, bis uns das vielleicht gelingen mag. Doch wenn wir es gar nicht erst versuchen, werden wir nie erfahren, ob es möglich ist, oder?“
Jorik schaute Shamos einen Moment ausdruckslos und stumm an, dann nickte er. „Du hast wie immer Recht!“
„Was ist mir ihrer Abscheu gegen Wasser?“ fragte Admiral Aristo.
„Ja...!“ Shamos wandte sich nur zögerlich an den Admiral, ließ seinen Blick noch einen Moment auf Jorik haften. „Das ist in der Tat sehr erstaunlich. Allerdings nur bei den Zweibeinern. Die Bestien zeigen keinerlei anormales Verhalten bei Wasser. Die anderen jedoch reagieren misstrauisch und gereizt, wenn man ihnen einen Becher Wasser vor die Nase hält. Wenn man sie damit bespritzt, werden sie hektisch. Es ist ihnen sichtlich unangenehm, möglicherweise zeigt sich in ihrem Verhalten auch ein gewisses Schmerzempfinden. Als wir den Gefangenen in Ketten über ein großes Wasserbassin gehängt hatten, bekam er panische Angst und begann sich, wild zu wehren. Wir hatten versucht, das auszunutzen, um ihm einige Informationen zu entlocken, doch sein Verhalten machte das unmöglich!“
Aristo nickte. „Wird Wasser sie töten?“
Shamos schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Aber sie zeigen klare Angst davor. Und das heißt für uns, das wir direkt am Meer auch weiterhin vor ihnen sicher sein dürften!“
Als Shamos geendet hatte, herrschte für einige Momente Stille im Raum.
„Schön!“ rief Mavis dann und atmete hörbar durch. „Wie ich sehe, sind alle ganz hart am Puls des Geschehens. Also machen wir weiter, als hätten wir ein erreichbares Ziel vor Augen!“
„Wie ich höre, sind sie dabei die Kitaja startklar zu machen?“ meinte Admiral Aristo.
Mavis nickte. „Wir...!“ Er deutete auf Captain Tibak. „...sind quasi schon in der Luft. Fünf U-Boote werden uns begleiten. Wir werden die Südwestküste Poremiens anfliegen und schauen, was nördlich von Kos Kampalot zu finden ist. Wenn alles klappt, werden wir die ersten Flüchtlinge mit uns bringen!“
„Viel Glück Commander!“ Aristo nickte zufrieden und erhob sich, wodurch die Besprechung beendet war.
„Ich werde auch mitkommen!“ sagte Jorik und trat zu Mavis. Shamos und Esha kamen ebenfalls zu ihnen und schauten Jorik mit großen Augen an.
„Nein, wirst du nicht!“ erwiderte Mavis in sanftem Ton.
„Aber ich will es. Und du kannst es mir nicht verbieten!“
Mavis atmete hörbar durch und schaute Jorik direkt in die Augen. „Du willst helfen, ich weiß!“ Er rang sich ein Lächeln ab. „Und ich weiß auch, dass der Tod dir keine Angst mehr macht. Aber...!“ Er schüttelte den Kopf. „...noch nicht jetzt. Auf dich warten wichtigere Aufgaben!“
„Die da wären?“ raunte Jorik und war sichtlich noch nicht überzeugt.
„Du musst dich weiter um die Flugboote kümmern!“
„Das können die Männer hier auch ohne mich. Sie haben die Pläne. Sie bauen schon danach. Ich habe vollstes Vertrauen in sie. Ich werde hier ganz sicher nicht mehr gebraucht!“ Seine Stimme klang ein wenig verächtlich.
„Oh doch, wirst du!“ erwiderte Mavis jedoch sofort. „Deine Flugboote sind für den zivilen Gebrauch konzipiert worden, nicht für den militärischen Einsatz!“
„Ja und? Dann verpasst ihnen ein paar Wummen und ein dickeres Fell!“ zischte Jorik.
Mavis schüttelte den Kopf, musste aber auch leise lachen. „Damit ist es aber nicht getan. Die Dinger müssen schneller werden und vor allem wendiger. Viel wendiger! Und das geht nur mit deiner Hilfe!“ Er schaute Jorik direkt an. Man sah, dass seinem Freund nicht gefiel, was er hörte, doch blieb er stumm. „Also los, Junge!“ forderte Mavis ihn auf. „Captain Liminos...!“ Er deutete auf den Offizier, der sich in einigen Metern Abstand aufhielt und zu ihnen herüberschaute. „…wartet schon auf dich. Denkt euch was aus und macht mich damit richtig glücklich!“ Er grinste kurz, aber breit.
„Arschloch!“ zischte Jorik, doch erhob er keinerlei Widerspruch.
„Ja, ich liebe dich auch!“ erwiderte Mavis ohne große Emotionen. „Man sieht sich! Shamos!“ Er nickte dem Wissenschaftler zu, der seine Geste zögernd erwiderte, dann drehte er sich um und ging zum Ausgang.
„Mavis hat Recht!“ meinte Shamos.
Jorik schaute seinen Freund an und nickte. „Ich weiß! Es ist nur, weil...!“ Er stoppte ab und musste schlucken. Sein Gesichtsausdruck war tieftraurig.
„Ich weiß!“ erwiderte Shamos und lächelte traurig. „Wir alle fühlen genauso!“
„Esha!“ Mavis Ruf kam vom Ausgang. Der Commander hatte sich noch einmal herumgedreht und schaute direkt in ihre Richtung.
Bevor Shamos und auch Jorik noch richtig reagieren konnten, rief Esha. „Ich komme!“
Während Shamos Gesicht so ziemlich jede Farbe verlor und auch Jorik äußerst überrascht blickte, drehte sich Esha mit einem liebevollen, breiten Lächeln zu Shamos und schaute ihm direkt in die Augen. „Ich muss gehen!“
„Aber...?“ Shamos war sichtlich entsetzt, doch sah man ihm an, dass er bereits eine böse Vorahnung hatte. „…wohin?“
Wieder lächelte Esha. Sie hob ihre linke Hand und streichelte sanft Shamos rechte Wange. „Ich werde Mavis begleiten!“
„Das…! Das darfst du nicht! Das ist...!“
„...viel zu gefährlich, ich weiß!“ Ihre Stimme klang sanft. „Aber ich kann hier nicht rumsitzen und nichts tun. Ihr alle habt eine Aufgabe – nur ich nicht!“
„Du stehst mir zur Seite!“ erwiderte Shamos. „Das ist eine überaus wichtige Aufgabe!“
„Esha!“ rief Mavis erneut und etwas bestimmter.
Esha schaute kurz zu ihm, dann wandte sie sich wieder an Shamos und schüttelte sanft den Kopf. „Du kommst auch ohne mich zurecht!“ Sie küsste ihn sanft auf den Mund. „Bitte. Ich möchte auch etwas Sinnvolles tun!“ Sie wartete, bis Shamos sie direkt ansah. „Lass mich gehen!“
„Aber...!“ Shamos verstummte. Er wusste, er konnte Esha nicht halten. „Bitte pass auf dich auf!“
„Natürlich, das werde ich! Und jetzt küss mich, damit ich immer daran erinnert werde, was hier auf mich wartet!“ Sie beugte sich vor und beide umschlangen sich in einem langen, leidenschaftlichen Kuss.
Jorik konnte nicht zuschauen. Obwohl er den beiden jede Sekunde von Herzen gönnte, verursachte ihr Anblick bei ihm doch nur Schmerzen. Er hatte große Mühe, seine Tränen zu unterdrücken. Er wünschte sich so sehr, dass jetzt Alisha bei ihm sein könnte und sehnte sich nach ihren Berührungen.
Dann trennten sich Esha und Shamos wieder. „Wenn ich zurück bin, werde ich dich für alles entschädigen. Tiefer, härter und länger! Na, wie klingt das für dich?“
Shamos antwortete ihr nicht, sondern lächelte nur traurig und nickte.
„Esha!“ Mavis Ruf klang jetzt vorwurfsvoll und ungeduldig.
„Auf bald, Liebster!“ Sie küsste Shamos noch einmal. Als sie sich wieder trennten, wandte sie sich kurz an Jorik. „Jorik!“ Sie nickte ihm zu.
Ihr Freund erwiderte ihre Geste. „Bleib bei Mavis. Da bist du sicher!“
Esha musste leise auflachen. „Bist du dir da sicher?“ Dann drehte sie sich um und ging.
„Verdammt, warum hat das denn so lange gedauert?“ raunte Mavis sofort.
„Himmel, Mavis. Ich werde mich wohl noch verabschieden dürfen!“
„Schon, aber das war ja fast schon ein halber Porno, hör mal!“
„Was?“ rief Esha und starrte ihn an.
„Da!“ Mavis deutete auf ihre Haare. „Selbst deine Haare sind rot dabei geworden!“
„Hör endlich auf, dich über meine Haarfarbe auszulassen, verdammt!“ rief sie.
„Dann begib dich in den Tarnmodus und setz endlich deine Mütze auf!“
Esha schnaufte gereizt, doch anstatt noch etwas zu sagen, tat sie, was Mavis wollte und zusammen verließen sie den Raum in Richtung Kitaja.
„Mavis wird auf sie aufpassen!“ meinte Jorik, als er den beiden, genauso wie Shamos, nachschaute.
Sein Freund nickte. „Ich weiß!“ Seine Stimme klang traurig. „Aber ich habe trotzdem Angst um sie!“ Er schaute Jorik mit feuchten Augen an.
Der blickte einen Moment stumm zurück und nickte dann verständnisvoll. „Ich weiß, alter Freund. Ich weiß!“