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Durch die Gnade und in der Gnade bewahrt (Gnade kleidet mich mit Kraft)

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Gottes Gnade hat uns also nicht nur zu unserer Errettung durch den Glauben geführt, sie hilft uns auch in unserem Alltag als Christen. Was ist, wenn wir verschlafen und den Bus verpassen, weil wir uns am Abend zuvor kompletten Unsinn im Fernsehen angesehen haben, anstatt ins Bett zu gehen? Wir können seine Gnade suchen. Oder wenn ich die hilfsbedürftige Freundin angeblafft habe, die mich schon wieder angerufen hat, als ich versuchte, mich auf die Sonntagsschulstunde vorzubereiten? Gott wartet darauf, dass ich seine Gnade suche. Seine Gnade ist sein Geschenk an uns im Durcheinander unseres täglichen Lebens. Seine Gnade ist seine Gunst uns gegenüber, während wir noch Sünder waren (Römer 5,8). Hier und jetzt arbeitet er weiterhin in mir. Im Chaos unvollkommener Beziehungen und eines unvollkommenen Ichs bin ich nicht allein.

Ich muss bei Gott Hilfe suchen, und zwar jetzt. Wenn ich sehe, in welchem Zustand sich der Kinderzimmerfußboden der Jungs befindet – wie viele kleine pelzige Spielzeuge braucht es eigentlich, damit ein Spiel richtig lustig wird? –, sollte ich beten, anstatt sie anzuschreien oder das Zimmer frustriert zu verlassen. Ich brauche Gottes Gnade, damit ich das Durcheinander nicht noch verschlimmere. Tatsächlich kann ich Gottes Gnade zeigen, wenn ich selbst sie immer wieder erlebe. Denken Sie daran: Jede Begegnung mit dem Durcheinander anderer Menschen ist eine Gelegenheit für die Gnade. Der Kollege, der das Dokument, das Sie dringend brauchen, nicht abgeliefert hat; die Mitarbeiterin im Kaffeedienst, die schon wieder abgesagt hat; der ältere Verwandte, der möchte, dass Sie den Gasversorger für ihn aussuchen. Wenn wir uns unzulänglich oder müde fühlen oder einfach schlecht gelaunt, also selbst ein Durcheinander sind, dürfen wir uns daran erinnern, dass Gott uns nicht nur begnadigt hat, sondern dass seine Gnade ausreichend ist. In Paulus’ zweitem Brief an die Korinther spricht er davon, wie unserer Schwächen, unser Versagen und unsere Unterlassungen Gottes Gnade sichtbar werden lassen:

Und er hat zu mir gesagt: »Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen! Darum will ich mich am liebsten vielmehr meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus bei mir wohne«

(2. Korinther 12,9).

Gottes Vergebung und Gnade stehen uns immer zu jeder Zeit und in jedem nur denkbaren Durcheinander zur Verfügung. Lassen Sie uns Wege finden, täglich und stündlich Zugang zu dieser Gnade zu bekommen. Ich weiß tief in meinem Inneren, dass die Antwort auf fast jedes Problem meines Lebens als Christin lautet: »Bete und lies die Bibel.« Ich weiß, dass ich nur dadurch Gott mehr vertrauen und mir seiner Gnade stärker bewusst sein kann. (Was nicht heißt, dass es dadurch einfacher wird, wohlgemerkt.)

Wenn sich äußere Umstände verändern, kann es sein, dass ich auch den gewohnten Ablauf meiner persönlichen Andacht ändern muss. Nach dem Umzug in das neue Büro beispielsweise, wenn mein Arbeitsweg plötzlich länger ist als früher. Die Bibellesezeitschrift aus meiner Studentenzeit ist jetzt möglicherweise weniger hilfreich, weil Momente ohne hektische Aktivität selten und kurz geworden sind. Während sich mein Leben änderte, ich von einer Singlefrau zur verheirateten Frau wurde, meine Arbeitsstellen wechselte und meine Kinder (gerade kürzlich) aus dem Kleinkindalter herauswuchsen, haben sich auch meine Gewohnheiten zu beten und die Bibel zu lesen verändert. Mal zum Besseren und manchmal auch zum Schlechteren. Dennoch versuche ich immer wieder, einen Ablauf zu finden, der zu der Lebensphase passt, in der ich mich gerade befinde.

Für unser familiäres Gleichgewicht war es ein großer Schock, als meine Tochter auf die weiterführende Schule wechselte. Unser Tag begann plötzlich etwa eine Stunde früher als sonst und ich konnte meine Andachtszeit nicht mehr wie gewohnt halten. Der frühe Morgen ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Oft fällt es mir schon schwer, vor dem Frühstück überhaupt irgendetwas zu denken. Daher wäre das Problem nicht damit zu lösen gewesen, dass ich meine Stille Zeit einfach auf einen früheren Zeitpunkt verlegte. Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, bis ich eine Lösung gefunden hatte, die in meiner Familie funktioniert. Es gibt jetzt für mich und meine Tochter Frühstück im Bett (das ich hole und nach oben bringe), eine Stunde früher als sonst, also ist auch das Haus noch um eine Stunde kälter. Dann lese ich in der Bibel und bete, während sie sich anzieht und ihre Sachen zusammenpackt. Nach meiner Stillen Zeit helfe ich ihr, die Dinge zusammenzusuchen, die sie noch braucht, und begleite sie zur Tür. Gerade rechtzeitig, um den richtigen Bus zu erwischen – oder vielleicht einen später. In ungefähr einem Jahr wird auch mein älterer Sohn auf die weiterführende Schule gehen und wir werden den täglichen Ablauf erneut anpassen müssen.

In den meisten Jahren probiere ich ein neues Andachtsbuch oder einen neuen Bibelleseplan aus. Das mag nicht für jeden funktionieren, aber da mir Dinge schnell zu eintönig werden, probiere ich gern Neues aus. Ich schaffe es nicht immer, die Andacht bis zu Ende zu lesen, aber wenn sie es wert ist, überhaupt gelesen zu werden, lohnt es sich wahrscheinlich auch, sie bis zur Hälfte zu lesen. Wenn ich bei einem datierten Buch Schuldgefühle bekomme, weil ich es nicht schaffe, jeden Text zu lesen, nehme ich ein Buch ohne Datumsangaben. Wenn mir ein ganzes Buch zu viel erscheint, kann auch ein Kalender mit einem täglichen Bibelvers oder eine App auf meinem Handy eine Möglichkeit sein, Gottes Wort zu hören. Oder ich höre mir eine Hörbibel oder christliche Musik an. Wichtig ist, dass ich etwas von Gottes Wort ergreife und mitnehme. Besser in kleinen Häppchen als überhaupt nicht. Mehr als auf alles andere muss ich darauf achten, Zugang zu der Gnade zu haben, die mich »mit Kraft« kleidet.

Herrlich unperfekt

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