Читать книгу Das Hexaemeron - Ambrosius von Mailand - Страница 44
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ОглавлениеNicht umsonst schickten wir diesen Exkurs voraus, um zu beweisen, daß „Finsternis“ und „Abgrund“ wörtlich zu nehmen sind. Die Finsternis stammte nämlich vom Schattenwurf des Himmels. Jeder Körper wirft nämlich einen Schatten, mit dem er die in seiner Nähe oder unter sich befindlichen Gegenstände, insbesondere jene, die er sichtlich bedeckt und einschließt, verdunkelt. Der Himmelsraum aber schließt (die Erde) ein, weil der Himmel, wie wir oben (6, 21) gezeigt haben, wie ein Gewölbe ausgespannt ist. Die dichte Finsternis war also nicht eine ursprüngliche Finsternissubstanz, sondern gleichsam nur der Schatten, welcher der körperlichen Welt folgte. So grenzte denn die Welt, da sie im Augenblicke des göttlichen Befehles auftauchte, nach innen einen Schattenbereich ab. Oder wird nicht ebenso, wenn jemand mitten auf einem Felde, das die Mittagssonne bescheint, mit einem Mal einen Platz abzäunt und mit dichtem Laubwerk überdeckt, diese Hütte mit ihrem schaurig dichten Laubwerk darüber140 um so finsterer werden, je heller die Außenseite dieser Stelle im Lichte erstrahlt? Oder warum nannte man einen solchen von allen Seiten abgeschlossenen Raum antrum (Höhle)? Doch nur wegen des Schaurigen seines schwarzen141 Aussehens und der darin lagernden Finsternis. Solche Finsternis nun lag auch über den Abgründen der Wasser. Denn daß man große und tiefe Wassermassen Abgrund nennt, lehrt die Lesung des Evangeliums an jener Stelle142, wo die Dämonen den Heiland „baten, er möchte ihnen nicht befehlen, in den Abgrund zu fahren“. Er indes, der lehrte, daß man den Dämonen nicht zu Willen sein dürfe, befahl ihnen, in die Schweine zu fahren, die Schweine aber stürzten sich hinab in den Wasserschlund. Es sollten die Dämonen dem Lose, gegen das sie sich sträubten, nicht entrinnen, sondern in jähem, verdientem Sturz in die Tiefe versenkt werden. ― Also war diese Welt nach Aussehen und Form „ungestaltet“.