Читать книгу Das Hexaemeron - Ambrosius von Mailand - Страница 55
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ОглавлениеGott nun hat den Himmel und die Erde geschaffen und als Urheber mit seinem Befehlswort ins Dasein gerufen: nicht Bildner ihrer Form, sondern Schöpfer ihrer Natur. Wie könnten denn auch die unveränderliche schöpferische Kraft Gottes und die veränderliche Natur der Materie ineinander wirken, gleichsam voneinander entlehnend, was ihnen gebricht? Denn ist die Materie unerschaffen, hat folgerichtig Gott in sichtlicher Ermangelung der Schöpfergewalt über die Materie von dieser das Substrat für sein Schaffen entlehnt. War sie aber ungestaltet, ist es mehr als wunderlich, daß die mit Gott gleichewige Materie sich nicht selbst die Ausstattung geben konnte, nachdem sie ihre Substanz nicht von einem Schöpfer empfing, sondern in zeitloser Dauer selbst besaß. Der Schöpfer des Alls hatte darnach mehr vorgefunden denn verliehen: vorgefunden die Materie, um an sie Hand anlegen zu können, verliehen aber die Form, die den vorgefundenen Dingen Schönheit geben sollte.
Der „eine Tag“ ist nun als solcher von den übrigen auszunehmen und nicht als „erster Tag“ mit den übrigen auf gleiche Stufe zu stellen166; denn an ihm wurden die Grundfesten aller Dinge gelegt und nahmen jene Ursachen ihren Anfang, auf welchen der Bestand dieser Welt und der ganzen sichtbaren Schöpfung beruht. ― So mag denn unser Vortrag an die Wunderwerke des zweiten Tages herantreten, deren Großartigkeit nicht nach unserem Darstellungsvermögen, sondern nach der Schrift zu Gottes Preis zu beurteilen ist.