Читать книгу Tanz für mich! - Amélie Durée - Страница 10
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Оглавление„Last call for Mr. Marlow flight SA264 to Munich! Please come to gate A7, last call for Mr. Marlow flight SA264 to Munich!“, schnorchelt eine gelangweilte Frauenstimme ins Mikrofon.
Robert muss sich beeilen. Er hatte Glück, dass er direkt einen Flug zurückbekommen hat. Nur zwei Stunden später hatte er bereits wieder im Flieger in Richtung OR Tambo International Airport gesessen. Insgesamt muss er zweimal umsteigen. Von hier geht es weiter nach München. Und von dort nach Berlin. Einen näheren Flughafen hatte er auf die Schnelle nicht mehr bekommen. Von Berlin aus wird ihn der Zug zum Neustrelitzer Hauptbahnhof bringen. Dort steht sein Wagen bei einem Freund. Seinen kleinen süßen Oldtimer würde er niemals irgendwo offen rumstehen lassen. Aber bei seinem alten Freund Bernd auf dem Hof ist das kein Problem.
Bernd ist einer der wenigen Freunde, die Robert nach dem Tode seiner Eltern noch getroffen hatte. Er war aber auch hartnäckig gewesen. Bernd ist 67 Jahre alt und der gutherzigste Mensch, den Robert je kennengelernt hat. Neben seinem Onkel war ihm Bernd eine große Stütze gewesen. Als Robert niemanden mehr sehen wollte, hat sich sein Freund einfach selbst eingeladen und ihn bei einer Runde Schach auf andere Gedanken gebracht. Er hatte ihn davon abgehalten, sich in der Einsamkeit im Haus selbst zu verlieren.
Robert zeigt ein letztes Mal sein Ticket vor und steuert auf das Flugzeug zu. Während er das Flughafengebäude verlässt, hört er eine alte Männerstimme Stimme aus dem Mikrofon röcheln, dass das Gate geschlossen ist. Die Besatzung winkt ihm fordernd zu. Er hat aber auch wirklich nicht viel Zeit zum Umsteigen gehabt. Ob sein Gepäck überhaupt so schnell umgeladen wurde? Er wagt es zu bezweifeln. Aber das macht jetzt auch nichts mehr. Die letzten drei Tage sind durch diese Aktion schon völlig hinüber. Nachdem er eine Woche lang bei einem Kollegen in Gambia verbracht hatte, um dort verschiedene Aufträge für einen privaten Sammler zu erledigen, will er jetzt einfach nur noch nach Hause. Er will seine Ruhe haben, an seiner Doktorarbeit weiterarbeiten. Dass er sich überhaupt auf diesen Auftrag eingelassen hat, war schon ein Fehler. Es kostet ihm jetzt alles Zeit, die er eigentlich nicht hat.
Jetzt hat er noch mehrere Stunden Flug und Fahrt vor sich. Bei dem Gedanken daran wird im schlecht. Er seufzt. Es hat keinen Sinn, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Es ändert nichts.
Wenigstens wird das Haus in Ordnung sein. Sein Cousin Friedemann wird sich sicher gut um alles kümmern, während er weg ist. Er hatte ihm vor seiner Abreise ausdrücklich gesagt, dass er maximal einen Freund mitbringen darf. Er wird es bestimmt verstanden haben, dass zu viele kostbare Gegenstände in dem Anwesen untergebracht sind, als dass man zu viele Leute in seinem Alter da unbeobachtet ein und aus gehen lassen könnte.
Und Max mag absolut keine Fremden. Sein kleiner treuer Freund, der ihm zur Seite steht was immer auch kommt. Es tut ihm nur leid, dass der kleine Kerl doch öfter allein ist. Er wäre sicherlich nicht so menschenscheu, wenn er mehr Kontakt zu anderen hätte. Bernd hat er ja mittlerweile als einen Vertretungs-Dosenöffner akzeptiert.
Aber Friede wird das schon machen. Robert versucht sich zu beruhigen. Es wird schon alles in Ordnung sein… im Grunde ist es ja auch alles halb so wild, Hauptsache keine…
„Boarding completed“, flüstert eine kleine aufgetakelte Stewardesse ins Funkgerät und reißt ihn damit aus seinen Gedanken.
Kaum dass Robert seinen Platz eingenommen hat, setzt sich der Flieger auch schon in Bewegung.
„Hauptsache keine Frauen!“, murmelt Robert vor sich hin.
Seufzend versinkt er in seinem Sitz und schließt die Augen.
Vielleicht kann er einige Stunden schlafen.