Читать книгу Tanz für mich! - Amélie Durée - Страница 7

6

Оглавление

Das ist der gewaltigste Garten, den ich je gesehen habe. Natürlich ist „Garten“ gar kein Ausdruck. Es ist eine gewaltige Parkanlage, die offensichtlich schon lange sich selbst überlassen wurde. Doch das gibt ihr etwas Verwunschenes, etwas Geheimnisvolles. Es gefällt mir, teilweise nicht zu sehen, was hinter der nächsten Ecke wohl kommen mag, weil die Sträucher so hoch gewuchert sind, dass sie eine dichte Wand aus dornigem Geäst bilden.

„Nein!“, kreischt Franzi plötzlich wie von einer Tarantel gestochen. Aufgeregt zeigt sie auf eine glitzernde Fläche etwa fünfhundert Meter vor uns.

„Ich werd irre!“, stöhnt Conrad auf und haut sich die linke Hand gegen seine hohe Stirn.

„Jap, ihr seht richtig!“, ergreift Friedemann das Wort. „Das ist unser ganz privater See. Also Roberts ganz privater See. Aber jetzt im Moment ist es unser ganz privater See.“

„Also du willst sagen, dass das ‚unser ganz privater See‘ ist?“, will ich überschwänglich wissen.

„Nein“, steigt Michael mit ein. „Ich glaube eher, er meinte, es sei ‚unser ganz privater See‘. Aber ich bin mir jetzt auch nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstanden habe.“

Wir fangen an laut zu lachen.

Ein lautes Platschen reißt uns zurück in die Gegenwart.

„Das Wasser ist meeeega!“, ruft uns Sven zu, der doch tatsächlich mit voller Montur in den See gesprungen ist.

Naja, nackt hätte ich ihn aber auch wirklich nicht gerne sehen wollen. Und damit ist der Bann gebrochen. Wir alle sprinten voller Begeisterung ins klare Wasser. Ich habe wirklich schon lange nicht mehr so einen klaren See gesehen. Ich würde wohl ohne zu überlegen aus dem See trinken. Also hätte ich getan, bevor Sven reingesprungen ist. Jetzt ist das Wasser verseucht mit dem gemeinen Sven-Keim. Wenn man jetzt von dem Wasser trinken würde, man würde schlagartig strohdoof werden. Da bin ich mir sicher.

Ich schmunzele bei dem Gedanken.

„Was grinste denn so?“, fragt Friede neugierig.

„Ach nix!“, erwidere ich zufrieden und grinse weiter.

Der restliche Tag wird ein ganz entspannter. Wir liegen den ganzen Nachmittag in der warmen Sommersonne um den See herum. Ich lese endlich mal wieder. Dazu bin ich ewig nicht mehr gekommen. Als ich irgendwann aufsehe, schaue ich mich nach den anderen um. Franzi und Conrad knutschen rum, was auch sonst? Lea und Michael liegen auf einer quietschgelben Luftmatratze im Wasser. Friede hatte die Matratze dabei. Damit hat er uns ordentlich überrascht. Natürlich nicht mit der Matratze. Ich meine natürlich den See. Ein eigener See ist schon was Tolles.

Mein Blick schwenkt etwas weiter nach links, wo man in der Ferne das Haus sieht. Die Terrasse sieht furchtbar aus. Ich überlege, ob man sie nicht herrichten könnte. Vielleicht macht man Robert eine Freude, wenn man ihm wenigstens ein bisschen etwas Heimeliges hinterlässt. Als kleines Dankeschön sozusagen.

„Sag mal Friede!“, rufe ich zu meinem Freund herüber.

„Was, beste Freundin?“, erwidert er neckisch.

„Ich überlege gerade… auf dem Weg hierher sind wir an einer Gärtnerei vorbeigefahren. Hast du nicht vorhin beim Essen erzählt, dass dein Cousin gerne den Garten und die Terrasse herrichten möchte, aber nicht dazu kommt?“

„Jaja, genau!“, stimmt er mir nickend zu.

„Welche Pflanzen mag dein Cousin?“

„Lavendel, Kräuter allgemein, glaube ich. Wieso? Nee, warte. Ich ahne, worauf du hinauswillst.“

„Jap, genau!“, grinsend und gleichzeitig fragend schaue ich zu ihm rüber.

„Ja mach doch. Er freut sich bestimmt. Ich meine, schlimmer als jetzt geht ja bald gar nicht, oder?“

Lea lacht auf. „Da haste Recht! Die Terrasse sieht doll aus, oder?“

„Ja, also wenn ich darf, würde ich mich gerne morgen damit beschäftigen. Dann fahre ich morgen nach dem Frühstück zur Gärtnerei und kaufe alles, was mein Geldbeutel hergibt.“

„Ach, lass mal zusammenlegen. Wenn es ein Dankeschön werden soll, dann doch von uns allen!“, ruft uns Lea zu.

„Klingt nach ‘ner guten Idee!“, stimmt ihr Freund ihr zu.

„Cool! Dann gucken wir nachher mal, was wir alle so geben wollen“, freue ich mich.

„Sag mal Friede, ich hatte vorhin eine Begegnung der dritten Art sozusagen…“

„Hä?“, mein Freund schaut mich fragend an.

„Mit einem hübschen, rothaarigen, etwas übergewichtigen… tja, ob Männlein oder Weiblein konnte ich auf die Schnelle leider nicht erkennen…“

„Ach Max! Ja das ist Roberts Kater… den hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Der mag Fremde soooo ziemlich… überhaupt nicht… Wo hast du ihn gesehen?“, will er wissen.

„In meinem Bett“, erwidere ich lachend.

„Oh! Sorry!“, Friede schlägt erschrocken seine Hand vor den Mund.

„Ach kein Ding, du weißt doch, wie sehr ich Katzen liebe!“

„Ja stimmt“, Friede winkt ab. „Meine kleine Katzennärrin…“

Ich muss zugeben, dass Friedes Freunde doch angenehmer sind, als ich immer dachte. Ich habe befürchtet, einen Spießrutenlauf zwischen verarscht werden und genervt sein ertragen zu müssen und dass am Ende jeder nur versucht, der Beste oder Cleverste zu sein. Aber es ist alles ganz entspannt bisher. Ziemlich cool!

Lea ist wirklich eine Seele. Michael wird durch seine Freundin ziemlich aufgewertet. Anders kann man es nicht sagen. Franzi ist wirklich schlecht erzogen, aber trotzdem eigentlich eine ganz liebe. Conrad ist gar nicht so Besserwisserisch, wie ich es auf den ersten Blick gedacht hätte. Er macht so einen auf Überflieger, ist aber eigentlich ganz zurückhaltend.

Sven ist der einzige in der Gruppe, bei dem ich ein unangenehmes Gefühl habe. Ich kann noch nicht ganz einschätzen, wohin uns das führt. Er hat keine Achtung vor Frauen, hält sich selbst für den Größten und denkt, alle anderen wären total dämlich. Dabei ist er selbst der größte Dummkopf. Ich fasse es nicht, dass so jemand überhaupt ein Mädchen abbekommt. Leider stachelt er die anderen drei Jungs immer mal wieder zu der ein oder anderen Blödheit an. Ich habe die Befürchtung, dass das noch das ein oder andere Mal brenzlig werden kann. Hoffentlich bleibt hier alles heil.

Nun gut, versuche ich, mich nicht unnötig verrückt zu machen. Ich werde hier morgen jedenfalls Pflanzen kaufen. Darauf freue ich mich jetzt schon!

Tanz für mich!

Подняться наверх