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Ein perfektes Ferienhaus

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September 2019

Tag 1

Minnesota

Der Motor gab ein seltsames Geräusch von sich, als er den Geist aufgab. Hannah Riemann fluchte hemmungslos und ließ den Wagen zur Seite ausrollen, bis er am Straßenrand direkt neben einem dichten Gebüsch zum Stehen kam. Etwas entnervt versuchte sie, den Motor zu starten, aber dieser gab nur noch ein verzweifelt klingendes Leiern von sich, bevor er ganz erstarb.

„Herrgott, das darf doch wohl nicht wahr sein“, stöhnte sie und strich sich eine widerspenstige rotbraune Locke aus dem Gesicht. Dann griff sie zu der Karte auf dem Beifahrersitz und versuchte, sich zu orientieren. Klar war, sie befand sich mitten in einem Wald. Eigentlich müsste sie fast am Ziel sein. Laut Karte fehlten höchstens noch fünf Kilometer bis zu ihrem Ferienhaus. Aber eine solche Strecke, inmitten der Wildnis von Minnesota mit dem Gepäck für zwei Monate im Kofferraum, war ein Problem.

Sie blickte auf das Display ihres Smartphones.

Kein Empfang. Super!

Wieder sah sie auf die Karte. Immerhin war in etwa drei Kilometern Entfernung eine Siedlung eingezeichnet. Ob sie die noch vor Einbruch der Dunkelheit finden würde? Es war schon September und sie hatte höchstens drei Stunden Zeit, bis es Nacht wurde.

Sie seufzte und löste den Sicherheitsgurt. Es half nichts, sie benötigte Hilfe. Auf jeden Fall würde sie diesen Autovermieter zur Schnecke machen, wenn sie den Wagen zurückbrachte.

Entschlossen stieg sie aus und griff nach ihrem Rucksack. Immerhin hatte sie vorgesorgt für sogenannte Notfälle und das Wichtigste und Wertvollste in diesen Sack gepackt. Der Rest musste im Auto auf sie warten.

Sie verschloss den Wagen und warf sich den Rucksack um. Dann marschierte sie mit der Karte und einem Kompass bewaffnet los.

Sie genoss es sehr, endlich nicht mehr auf dem Autositz zu hocken. Stundenlanges Autofahren war noch nie ihr Ding gewesen. Bewegung war ihr sehr viel lieber. Und Wanderungen hatte sie schon immer geliebt.

Die Straße, die sie nun entlangschritt, war zwar ausgebaut, aber nicht besonders gut in Schuss. Anscheinend hatten die Bewohner der Siedlung keine große Lobby hinter sich, um Geld für eine Ausbesserung zu bekommen. Oder es scherte sie nicht, weil sie auf Besucher nicht scharf waren.

Sie lächelte vor sich hin und verfiel unwillkürlich ins Joggen. Dabei sog sie genussvoll die Waldluft durch die Nase.

Geschätzte zwei Kilometer später vernahm sie hinter sich Motorengeräusch.

Sofort blieb sie stehen und sah sich um. Dabei erhaschte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung und drehte schnell den Kopf. Ein dunkler grauer Schatten verschwand im Gehölz.

Sie starrte ihm hinterher. War das ein Hund gewesen? Wohl eher ein Wolf. Aber so groß?

Sie verdrängte das unwohle Gefühl, das in ihr hochstieg. Die Vorstellung, von einem Riesenwolf verfolgt worden zu sein, war nicht gerade beruhigend. Andererseits hatte er sich sofort aus dem Staub gemacht, als sie zu ihm hinsah. Aber vielleicht war das auch nur aufgrund des Autos geschehen, das in diesem Moment ins Sichtfeld kam.

Sie trat zur Seite und hob die Hand. Der Wagen kam kurz vor ihr zum Stehen.

Ein dunkelhaariger Mann lehnte sich aus dem Fenster und betrachtete sie interessiert.

„Ist das da hinten Ihr Auto?“, fragte er.

Sie nickte und verzog das Gesicht zu einem schrägen Grinsen.

„Gut geraten. Die Karre ist mir leider verreckt. Könnten Sie mich irgendwohin bringen, wo ich Hilfe bekomme? Hier in der Nähe soll ja eine Siedlung sein.“

„Sie meinen Dark Moon Creek?“

„Ich glaube ja, so genau konnte ich das auf der Karte nicht entziffern.“

„Sie sind Ausländerin.“

„Äh ja. Ich komme aus Deutschland und ich gebe zu, dass mein Englisch ziemlich eingerostet ist.“

Er grinste freundlich.

„Es reicht mehr als aus. Steigen Sie ein, ich bringe Sie ins Dorf. Vielleicht hat Theo Zeit, Ihre Kiste gleich zu reparieren.“

Sie kletterte ins Auto und betrachtete den Fahrer neugierig von der Seite. Er wirkte sympathisch. Vor allem seine grünen Augen gefielen ihr. Sie erinnerten sie an ihren Vater.

„Kommen Sie aus Dark Moon Creek?“

Er nickte und beschleunigte den Wagen.

„Ja, ich bin Ethan. Ethan Robinson. Sie haben Glück. Heute ist mein Einkaufstag. Normalerweise fährt hier niemand lang.“

„Glück im Unglück“, lächelte sie. „Vielen Dank jedenfalls. Mein Name ist übrigens Hannah Riemann.“

„Darf ich fragen, was Sie hierher verschlägt?“

„Klar, ich habe mir hier in der Nähe ein Ferienhaus gemietet und wollte die nächsten zwei Monate Ruhe und Wildnis genießen.“

Er sah sie mit einem zweifelnden Blick von der Seite an.

„Meinen Sie die Jackson-Hütte?“

„Vermutlich“, lächelte sie. „Zumindest heißt der Vermieter so.“

Er stieß ein unwilliges Brummen aus.

„Sind Sie sicher, dass Sie wissen, worauf Sie sich da einlassen?“

„Warum?“

„Na ja. Die Hütte ist in keinem guten Zustand - und ziemlich einsam gelegen. Haben Sie Erfahrung mit dieser Gegend?“

„Nicht direkt“, gab Hannah zu. „Zumindest nicht mit den Wäldern hier. Ich war aber schon öfter im Norden und auch in Kanada.“

„Hm.“

Mehr sagte er nicht, aber sie sah ihm an, dass er skeptisch war. Sie ging nicht darauf ein. Er war nicht der Erste, der ihr Vorhaben in Frage stellte. Aber das hatte sie noch nie gestört.

Dark Moon Creek

Es dauerte nicht lange und Ethan bog in eine Seitenstraße ein. Hannah konnte kein Schild erkennen, das auf ein Dorf hinwies.

„Ich glaube, ich hab‘ wirklich Glück, dass Sie mich aufgelesen haben“, meinte sie. „Fehlt das Hinweisschild absichtlich?“

„Hm.“

Er ließ nicht erkennen, ob er bejahte oder verneinte. Hannah hakte nicht nach. Neugierig spähte sie nach vorne und tatsächlich. Nach wenigen Minuten konnte sie die ersten Häuser sehen.

Sie war angenehm überrascht. Dark Moon Creek war weniger als ein Dorf. Es bestand aus einer Ansammlung von Blockhäusern, die sich recht ungeordnet um drei großflächige Häuser gruppierten. Am Rand des Dorfes waren noch größere Gebäude, die offensichtlich als Lagerräume und Gerätehallen dienten.

Ethan Robinson lenkte den Wagen vor ein großes Haus, das anscheinend das Zentrum des Dorfes war.

„Willkommen in Dark Moon Creek“, brummte er. „Ich habe keine Ahnung, wo sich Theo gerade rumtreibt. Aber der Boss wird’s wissen.“

„Danke Ethan“, lächelte sie. „Und wo finde ich den Boss?“

Er zeigte zu dem zentralen Haus.

„Sein Büro ist dort. Viel Erfolg.“

Hannah stieg aus und sah dem Wagen nach, der zu dem nächstgelegenen Gebäude fuhr. Dann drehte sie sich um und betrachtete das Haus. Es war ebenfalls aus Holz und von allen das Größte. Vermutlich diente es auch als eine Art Versammlungsort.

Entschlossen steuerte sie auf die Eingangstür zu und trat in ein gemütlich aussehendes Foyer. Es war mit Sitzmöbeln und Bücherregalen ausgestattet. Eine weitere Tür führte in einen Korridor. Neugierig ging sie den Gang entlang und las die folgenden Türschilder: Versammlungsraum, Küche, Medienraum, Tucker O’Brian.

Sie blieb stehen und betrachtete amüsiert den Zettel, der neben dem Namensschild hing. Er war mit grob gezeichneten Knochen verziert und trug den Schriftzug: Lasst alle Hoffnung fahren.

Ohne weiter zu zögern, klopfte sie an die Holztür.

„Ja!“

Die Stimme klang tief und etwas kratzig, aber nicht unsympathisch. Sie drückte die Klinke herunter und betrat den Raum.

Hinter einem klobigen, wirklich hässlichen Schreibtisch saß ein großer bärtiger Mann, der sie aus grünschillernden Augen ansah. Etwas irritiert erinnerte sie sich, dass Ethan Robinson die gleiche Augenfarbe hatte. Ob die beiden verwandt waren?

„Was kann ich für Sie tun?“

„Bin ich hier richtig beim - äh - Boss?“

Ein kaum wahrnehmbares Lächeln deutete sich in seinem Gesicht an und er nickte.

„Fein. Mein Name ist Hannah Riemann. Einer Ihrer Leute war so freundlich, mich hierher mitzunehmen. Mein Leihwagen ist leider verreckt und ich suche jemanden, der ihn reparieren kann.“

„Hm, was verschlägt Sie denn in diese abgelegene Gegend?“

Hannah überlegte, ob die Frage wirklich freundlich gemeint war. Immerhin wurde sie ihr schon zum zweiten Mal gestellt.

„Ich mache hier Urlaub“, lächelte sie und ließ den „Boss“ dabei nicht aus den Augen. Aber seine Miene war absolut unleserlich.

„Hm, und wo genau?“

„Ich vermute mal, dass es die sogenannte Jackson-Hütte ist, da mein Vermieter so heißt. Die ist hier ja ganz in der Nähe. - Mister O’Brian, ich möchte wirklich nicht lästig sein, aber dummerweise habe ich von Automotoren keine Ahnung, und dieser verflixte Autoverleih hat mir offensichtlich Schrott angedreht. Ich brauche jemanden, der den Wagen repariert. Können Sie mir helfen?“

Der Angesprochene lehnte sich zurück und betrachtete sie von oben bis unten.

„Sie wollen alleine in der Jackson-Hütte wohnen?“

Auch ihm war die Skepsis anzuhören. Abgesehen davon ignorierte er ganz offensichtlich ihre Frage.

„Jaah“, entgegnete Hannah langsam und mit einem geduldigen Unterton. „Aber um dahin zu kommen, brauche ich leider dieses dumme Auto.“

Er lehnte sich wieder vor und stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab.

„Sie wissen, dass die Hütte kein fließendes Wasser hat und nur einen halb verrotteten Stromgenerator?“

„Ich bin nicht sehr anspruchsvoll“, entgegnete sie freundlich. „Deswegen habe ich auch jede Menge Konserven im Kofferraum und mindestens ein Kilo Streichhölzer.“

Er schnaufte skeptisch, doch dann nickte er.

„Na gut.“

Er griff zu einem Telefon und drückte eine Taste.

„Theo? Trab mal an. Du wirst gebraucht.“

Dann erhob er sich.

„Kommen Sie.“

Ohne eine weitere Erklärung ging er um den Schreibtisch herum und zur Tür. Auf dem Weg dahin kam er an Hannah vorbei und legte seine Hand auf ihre Schulter.

Ehe sie sich‘s versah, wurde sie von ihm aus dem Raum geschoben. Er war beinahe einen Kopf größer als sie, was nicht besonders viel hieß, da sie selbst gerade mal eins sechzig maß, und besaß beeindruckend breite Schultern. Erst als sie den Dorfplatz betraten, ging Hannah auf, dass er sie mit einer solchen Selbstverständlichkeit vor sich hergeschoben hatte, dass sie nicht einmal auf die Idee gekommen war, Widerstand zu leisten. Nicht dass sie das Gefühl gehabt hatte, sich widersetzen zu müssen. Aber so etwas war ihr noch nie passiert.

Sie ließ sich ihre Irritation nicht anmerken, betrachtete O’Brian aber verstohlen von der Seite. Er war durchaus attraktiv. Sie schätzte ihn auf Mitte dreißig, also ein paar Jahre jünger als sie selbst, aber seine Ausstrahlung war - einschüchternd. Nicht unbedingt bedrohlich, doch sie konnte sich vorstellen, dass ihm nur wenige Menschen widersprachen.

Sie standen nur kurz vor dem Haus, als Theo im wahrsten Sinne angetrabt kam. Der blondhaarige Mann joggte um die Ecke eines Blockhauses und hielt vor ihnen.

„Was gibt’s, Boss?“

O’Brian nickte zu Hannah hinüber.

„Die Lady hier hat eine Autopanne. Schnapp dir Joseph und sieh zu, dass du die Karre zum Laufen bringst.“

Dann sah er zu Hannah.

„Geben Sie ihm den Autoschlüssel. Er bringt Ihnen später den Wagen zur Hütte.“

Hannah zögerte.

„Das ist nicht nötig. Ich kann ja mit ihm fahren, und ...“

Er schnitt ihr das Wort ab.

„Es kann länger dauern, bis der Wagen repariert ist. Und im Dunkeln verfehlen Sie die Jackson-Hütte leicht. Es ist sicherer, wenn ich Sie hinfahre. Wie gesagt, Theo bringt Ihnen den Wagen vorbei, sobald er läuft.“

Besagter Theo grinste Hannah an.

„Kein Problem, Ma’am. Morgen haben Sie die Kiste wieder.“

O’Brian knurrte unwillig.

„Nimm den Mund nicht so voll. - Kommen Sie, Mrs. Riemann. Ich bringe Sie gleich hin. Dann können Sie Ihr Ferienhaus noch im Hellen begutachten.“

Ihr entging nicht der sarkastische Unterton bei dem Wort „Ferienhaus“. Langsam kroch doch ein wenig Sorge in ihr hoch. Vor ihrem inneren Auge entstand schon das Bild einer halbverfallenen Bruchbude. Sie ließ sich nichts anmerken und nickte.

„Danke, das ist sehr freundlich.“

Kurze Zeit später saß sie neben Tucker O’Brian in einem Landrover, welcher schon bessere Zeiten gesehen hatte, und versuchte vergeblich, ein wenig zu entspannen. Die Nähe zu diesem Mann irritierte sie. Er war nicht unbedingt unfreundlich, aber sie spürte eine gewisse Ablehnung. Trotzdem half er ihr, und dafür war sie ihm dankbar.

Jackson Hütte, Minnesota

Als sie eine Viertelstunde später vor der Hütte stand, war sie doch erst einmal sprachlos.

Das romantische Ferienhäuschen, das ihr versprochen worden war, entpuppte sich als ein uraltes Blockhaus, das ganz offensichtlich dringend renovierungsbedürftig war. Die Fotos aus dem Internet mussten schon etliche Jahrzehnte alt sein. Der kleine Garten, der mal um das Häuschen angelegt worden war, konnte nur noch durch einen halbverrotteten Zaun erkannt werden. Alles war verwildert und der Hauseingang fast zugewachsen. Etwas weiter weg vom Haus stand ein kleines Holzhäuschen, das verdächtig nach Klohütte aussah.

Hannah ließ sich mal wieder nichts anmerken und setzte eine vergnügte Miene auf.

„Das sieht nach Abenteuer aus“, verkündete sie fröhlich und öffnete gespannt die Haustür.

Innen roch es muffig und durch die verdreckten Fenster drang nur wenig Licht herein. Sie stand in einem kleinen Wohnraum, in dem ein offener Kamin eingebaut war. Drei Türen führten in ein Schlafzimmer, eine Küche und ein kleines Badezimmer, in dem eine große Emaillewanne zum Baden und ein kleiner Tisch mit einem Waschbottich stand.

Also gab es tatsächlich kein fließendes Wasser.

Das Mobiliar war altmodisch und ungepflegt, die Küche genauso alt und verdreckt. Immerhin enthielt sie einen uralten Kühlschrank. Die Kochstelle war ein urururalter Holzofen.

„Der Generator steht nebenan im Schuppen“, erklang O’Brians Stimme in ihrem Rücken. „Ich seh‘ mal nach, ob ich ihn zum Laufen bringen kann.“

Er verschwand, bevor sie etwas erwidern konnte.

Als zehn Minuten später der Generator losknatterte, hatte Hannah bereits das Schlafzimmer inspiziert und die Matratze nach draußen geschleift. Dort bearbeitete sie das Polster mit einem dicken Stock, bis kein Staub mehr entfleuchte.

O’Brian kam aus dem kleinen Schuppen und beobachtete sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie ließ den Stock sinken, als sie ihn bemerkte. Er kam umgehend zur Sache.

„Der Sprit für den Generator reicht höchstens für drei Tage. Sie kriegen welchen in Barnshire. Den Ort sollten Sie ja kennen. Außerdem empfehle ich Ihnen, die Türen und Fenster nachts abzuschließen.“

„Keine Sorge, das ist eine alte Gewohnheit von mir“, nickte Hannah und strahlte ihn mit ihrem naivsten Lächeln an, das sie sich ausdenken konnte. Sollte er doch glauben, dass sie ein dummes Stadtmädel war, das von Wildnis und dem Alleinsein keine Ahnung hatte.

Er sah sie mit gerunzelter Stirn an und wirkte irritiert. Schließlich nickte er.

„Ich werde Theo ein Funkgerät mitgeben, wenn er Ihren Wagen vorbeibringt.“

„Das ist wirklich nicht nötig, ich ...“

Ungehalten fiel er ihr ins Wort.

„Mrs. Riemann, Sie befinden sich in meinem Gebiet und ich habe keine Lust, irgendwann, irgendwo ihre verfaulten Überreste aufzusammeln und das dann erklären zu müssen. Sie werden das Funkgerät also annehmen und im Notfall gefälligst benutzen!“

Damit drehte er sich um und stapfte auf seinen Wagen zu. Hannah sah ihm grinsend hinterher. Er hatte es tatsächlich geschluckt! Dabei war sie nie eine besonders gute Schauspielerin gewesen.

Als er fortfuhr, sah sie, dass er ihr noch einen Blick zuwarf, und winkte mit ihrem breitesten Lächeln, was er finster ignorierte.

Sie drehte sich um und verlor ihre Fröhlichkeit wieder.

Grimmig musterte sie das Haus. Diesem Jackson würde sie gehörig auf die Finger klopfen. Genauso wie dem Autoverleiher. Eine solche Bruchbude als Ferienhaus zu vermieten war schlichtweg eine Frechheit. Doch jetzt war sie hier und würde das Beste aus der Situation machen. Auch wenn das einem gewissen O’Brian nicht gefiel!

Erst recht, weil es O’Brian nicht gefiel!

Sie spuckte in die Hände und machte sich ans Werk. Hinter dem Haus fand sie einen Brunnen, aus dem sie frisches Wasser schöpfen konnte. Der Holzeimer war zwar auch schon halb verfault, aber in ihrem Rucksack befand sich eine Kollektion von alten Plastiktüten. Während ihrer Reisen hatte sie diese immer wieder zu schätzen gelernt. Geschickt spannte sie eine in den Eimer. Putz- und Kochwasser war damit gesichert.

Hannah schrubbte und wienerte, bis es stockdunkel war. Immerhin fand sie noch ein paar alte Kerzen, so dass die Hütte bald in romantisches Kerzenlicht getaucht war. Zufrieden streckte sie sich auf einem der wackligen Holzstühle aus und betrachtete ihr Werk. Die Küche war halbwegs sauber, der Ofen und der Kühlschrank wieder benutzbar, und zumindest das Bett konnte sie beziehen. Die Matratze roch zwar muffig, aber für eine Nacht war das auszuhalten. Zudem hatte sie kein Problem damit, die folgenden Nächte in ihrem Schlafsack zu verbringen. Blieb nur noch zu hoffen, dass dieser Theo, der ihr übrigens sehr viel sympathischer erschien als Tucker O’Brian, ihr den Wagen schnell vorbeibrachte. Und das Funkgerät. Tatsächlich war sie froh darüber, dass O’Brian ihr eins aufdrängte. Ohne Handyempfang und Telefon war es sicher nicht ratsam, alleine hier zu hausen.

In dieser ersten Nacht schlief sie tief und fest.

Keine Sorgen störten ihren Schlaf.

Seelenmalerin

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