Читать книгу Seelenmalerin - Ana Marna - Страница 6

Оглавление

Tag 2

Jackson-Hütte, Minnesota

Der Morgen war sonnig und versprach einen warmen Tag. Hannah wachte recht früh auf und gönnte sich ein üppiges Frühstück, bestehend aus einem Schokoriegel und heißem Wasser. Dann krempelte sie die Ärmel hoch und fuhr mit dem Hausputz fort.

Gegen Mittag kamen zwei Wagen herangefahren. Erleichtert erkannte sie ihren eigenen, der von Theo gesteuert wurde. In dem anderen saß ein junger Kerl, welcher neugierig zu ihr herüberstarrte, aber hinter dem Steuer sitzen blieb.

Theo sprang aus ihrem Auto und hob einen Karton vom Beifahrersitz. Grinsend kam er mit der Kiste unterm Arm auf sie zu.

„Hallo, Mrs. Riemann. Wie versprochen: Hier ist Ihr Auto. Das ist echt eine Schrottkarre. An Ihrer Stelle würde ich die austauschen.“

„Danke - äh Theo. Darf ich Sie so nennen?“

„Klar“, grinste er. Hannah reichte ihm lächelnd die Hand.

„Fein, ich bin Hannah.“

Sein Händedruck war kräftig und sein Grinsen wurde noch breiter. Er hielt ihre Hand fest.

„Wenn Sie noch etwas brauchen - ich bin allzeit bereit.“

Hannah blinzelte irritiert. Flirtete er etwa mit ihr?

„Oh, ich komme sicher auf Sie zurück“, versicherte sie ihm mit einem Augenaufschlag. Sofort trat er einen Schritt vor und zog sie näher an sich heran.

Hannah lachte auf und schubste ihn sanft zurück.

„Im Ernst, Theo? Sie sehen nicht so aus als ob Sie es nötig hätten, bei einer alten Schachtel wie mir zu landen. - Ist der Karton für mich?“

Er grinste verlegen und ließ ihre Hand los. In seinen Augen las sie Enttäuschung, aber er wirkte nicht verärgert.

„Äh - ja, sorry. Das ist das Funkgerät. Tucker hat gesagt, dass ich es Ihnen einrichten soll. Wo soll’s hin?“

„Hm, ich denke, in der Wohnstube findet sich ein Platz“, überlegte Hannah. „Kommen Sie.“

Theo brauchte nur zehn Minuten, dann hatte er das Funkgerät platziert und ihr die Funktionen erklärt. Da dies nicht ihr Erstkontakt mit einem solchen Gerät war, hatte sie keine Mühe, ihm zu folgen.

„Glauben Sie, dass Sie damit zurechtkommen?“, fragte er schließlich.

Hannah nickte zuversichtlich.

„Es ist zwar ein altes Modell, aber das passt ja zur Einrichtung.“ Sie lächelte ihn an. „Vielen Dank, Theo. Wenn Sie zufällig mal vorbeikommen, lade ich Sie gerne zu einem Kaffee ein.“

Wieder grinste er breit.

„Das kann passieren. Bleiben Sie länger?“

„Ich habe für zwei Monate gebucht.“

„Ha, dann hat Ethan also doch richtig gehört. - Wie gesagt, wenn Sie wieder Hilfe brauchen, melden Sie sich einfach.“

Er wandte sich zum Gehen. Bevor er das Haus verließ, sah er sich noch einmal um und zwinkerte ihr zu.

„Eine alte Schachtel sind Sie aber sicher nicht. Und mein Motto ist: Allzeit bereit.“

Sie lachte und griff zu einem muffigen Kissen. Er wich dem Flugobjekt geschickt aus und verschwand mit einem sympathischen Grinsen auf den Lippen.

*

„Zwei Monate? Soll das ein Witz sein?“

Tucker O’Brian starrte Theo an. Der hob die Schultern.

„Das hat sie Ethan gestern auch schon gesagt. Wird also stimmen.“

O’Brian fluchte und ließ sich auf seinen Bürostuhl fallen, was dieser mit einem lauten Knirschen kommentierte.

„Auch das noch“, stöhnte er. „Eines Tages werde ich diesen Jackson in Einzelteile zerlegen. Was denkt der Kerl sich eigentlich dabei, diese Bruchbude zu vermieten?“

Theo grinste.

„Vermutlich will er dich bloß ärgern.“

„Und das gelingt ihm auch noch“, knurrte Tucker O’Brian. „Verdammt, wie werden wir dieses Weib wieder los?“

Theo hob die Schultern.

„Ich finde sie eigentlich ganz nett. Sie hat zumindest Humor.“

O’Brian runzelte die Stirn und starrte ihn an. Theo hob sofort die Hände.

„Ich hab’s probiert, aber sie nicht angefasst, Ehrenwort.“

„Und wie hat sie reagiert?“

„Äh - ich glaub‘, sie hat mich ausgelacht. Ganz sicher bin ich mir nicht.“ Er grinste. „Aber sie hat mich auf einen Kaffee eingeladen. Was nicht ist, kann ja noch werden.“

Tucker O’Brian stöhnte auf.

„Wolf, du lässt die Pfoten von ihr, klar? Überleg dir lieber, wie wir sie loswerden. Ich will kein neugieriges Weibsbild in unserer Nähe haben! Wer weiß, wo die überall herumschnüffelt.“

„Sollen wir sie überwachen?“

„Ich bitte darum! Ja!!“

„Und wenn sie Hilfe braucht?“

O’Brian starrte ihn finster an.

„Ich will hier keinen Unfall, keine Verletzte und erst recht keine Tote. Das gibt nur Ärger.“

„Alles klar, Boss. Ich geb den Jungs Bescheid.“

Theo wandte sich zum Gehen.

„Theo!“

Er sah zu O’Brian und zog automatisch den Kopf ein, als er in Tuckers Augen sah.

„Du lässt die Pfoten von ihr!“

„Äh - geht klar.“

Mit diesen Worten hastete er eilig nach draußen.

*

Hannah brauchte nicht allzu lange, bis sie ihr Gepäck aus dem Wagen geladen und in der Hütte verstaut hatte. In dem Schuppen mit dem Generator fand sie diverse rostige Werkzeuge und eine Axt. Diese war immerhin noch so scharf, dass sie ein wenig Holz in Stücke hacken konnte. Zwar war es mehr Reisig als richtige Holzscheite, aber für eine gekochte Mahlzeit würde das wohl reichen.

Eine Stunde später saß sie zufrieden vor dem Haus und löffelte von einem alten Porzellanteller ihre erste Bohnensuppe aus der Dose. Dabei ließ sie den Blick umherstreifen und genoss das dunkle Grün um sich herum.

Die Hütte lag mitten im Wald auf einer winzigen Lichtung. Nur wenige Meter von ihr entfernt standen schon die ersten Bäume und entsprechend schattig war es wohl meistens. Aber jetzt zur Mittagszeit saß sie in der Sonne und fühlte sich pudelwohl.

In Gedanken ging sie durch, was sie alles besorgen musste. Es kam einiges zusammen und wahrscheinlich fiel ihr im Laufe des Tages noch mehr ein. Also würde sie erst morgen früh in die Stadt fahren und den heutigen Tag für Aufräumen und Reparaturen nutzen. Vielleicht war ja auch ein kleiner Rundgang in der näheren Umgebung drin.

Seelenmalerin

Подняться наверх