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DIE SHANDRÉ-(R)EVOLUTION »WENN, DANN FLIEGEN WIR GEMEINSAM ZUM MOND«

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DEZEMBER 2009

SHARI»Wo willst du jetzt hin?« André guckt mich entsetzt an, als ich meine Tasche unter dem Bett hervorziehe. »Ich fahre zu meiner Mutter. Ich fahre nach Hause.« Ich schiebe den Kleiderschrank auf und schmeiße meine Unterhosen in die Tasche. »Das ist doch albern. Dein Zuhause ist hier.« André dreht sich um und verlässt den Raum.

Wir sind jetzt seit sechs Wochen ein Paar. Der Grund für unseren Streit ist banal. Ich habe André Teile meiner Hausarbeit vorgelesen. Ihn darum gebeten, mich zu unterstützen. Mir hätte ein »Ist gut so, kannst du so abgeben« gereicht. Aber er hat so viele Fragen gestellt und Kritik angebracht, dass ich am Ende überzeugt war, dass ich das Ding noch mal neu schreiben muss. Dass ich das Falsche studiere. Ich war so wütend und verzweifelt. Genervt. Vielleicht auch, weil ich gemerkt habe, dass er recht hat. Aber ich konnte nicht verstehen, warum er einfach nicht lockerlässt. Warum wir das Ding nicht gemeinsam in die Schublade legen und endlich das Wochenende genießen.

Aber das ist nicht André Dietz’ Art. »Du wolltest meine Meinung hören.« André diskutiert und argumentiert gerne, nimmt nichts als gegeben hin. Er liest und recherchiert so lange, bis er eine eindeutige Antwort gefunden hat. Über Gott, über Politik und über Homöopathie genauso wie über Sterne oder eben über mein Fach: Medienmanagement. Fragt man ihn etwas, kann man sich darauf verlassen, dass er entweder eine Antwort hat oder eine findet. Ich liebe ihn dafür. Gerade würde ich ihn aber am liebsten dafür verlassen. Oder zumindest gerne damit drohen.

Es geht hier nicht um offene Zahnpastatuben oder dreckige Wäsche. Wir lernen uns kennen. Wir erleben den Alltag miteinander und spielen uns aufeinander ein. Dazu gehört auch, sich gegenseitig Grenzen zu setzen. Mein Tag bestand vor unserer Beziehung überwiegend aus frühem Aufstehen, Sport, Lernen, Reiten, frühem Ins-Bett-Gehen. André hingegen arbeitet viel, trifft sich gerne mit Freunden, isst gut, trinkt gerne, raucht viel und macht gerne die Nacht zum Tage.

Wir müssen einen Weg finden, den wir gemeinsam gehen können. Dazu gehört natürlich auch, eine Streitkultur zu entwickeln. André ist mir nicht nur argumentativ deutlich überlegen. Wir wohnen gemeinsam – in seiner Wohnung. Außer einer Lampe und ein paar Klamotten habe ich nichts mitgebracht. Und auch wenn André mir in keiner Sekunde das Gefühl gibt, dass es nicht UNSER Zuhause sei, fühle ich mich in Diskussionen, in Geldfragen – beispielsweise beim Einkaufen oder Essengehen – oft nicht gleichberechtigt. Er versucht alles, damit dieses Gefühl nicht in mir aufkommt. Aber er ist nun mal in der stärkeren Position und hat die Oberhand.

Ich denke nicht wirklich ernsthaft darüber nach, zu meiner Mutter zu fahren. Ich weiß, dass er mich liebt, und dass er mich unbedingt bei sich haben will. Egal wie hitzig die Diskussion auch ist. Aber in meiner Verzweiflung sehe ich die »Drohung« damit als einzige Möglichkeit, ihm meine Not bewusst zu machen.

Meine Tasche ist fast fertig gepackt, da steht André wieder in der Schlafzimmertür. »Wir sind erwachsene Menschen. Hier ist dein Zuhause. Wir müssen das klären.« Ich bleibe hart: »Ich sehe aber keinen anderen Weg. Vielleicht brauchen wir etwas Zeit für uns.« Aber meine Stimme ist schon nicht mehr so laut und aggressiv. »Du willst zu deiner Mutter, weil ich ein paar Fragen gestellt habe?« Ich sehe selbst ein, wie absurd das ist. Ich komme aus der Nummer nur leider nicht mehr raus. »Ich will zu meiner Mutter, weil du nicht nachgibst. Weil du nicht einfach mal sagen kannst: Du hast recht.« – »Hattest du aber doch nicht?« Er kommt auf mich zu und will mich in den Arm nehmen. Ich drehe mich weg. »Aber wenn du das möchtest, werde ich dir in Zukunft immer recht geben. Fällt mir schwer, gebe ich zu. Aber ich mache alles für dich.« Er stellt meine Tasche auf den Boden und räumt meine Klamotten in seinen, in unseren Schrank. Ich setze mich auf das Bett. »Lass uns was essen gehen.« Er nimmt meine Hand und wischt mir damit die Tränen aus dem Gesicht.

Später im Restaurant sprechen wir erneut über meine Hausarbeit. Er ist diesmal vorsichtiger mit seinen Argumenten. »Es tut mir leid«, sagt er, »ich wollte deine Arbeit nicht schlecht machen. Aber wir müssen über solche Dinge diskutieren können.« Obwohl er hier gerade offensichtlich Kritik an mir übt, gibt er mir gleichzeitig ein gutes Gefühl. Er ist ein Gentleman, redet mir aber nicht nach dem Mund. Eigentlich habe ich doch immer nach genau so jemandem gesucht. Verlegen sage ich: »Hoffentlich schießt du mich jetzt nicht zum Mond.« Er lacht mich an: »Wenn, dann fliegen wir da gemeinsam hin.« Wie sehr ich diesen Mann liebe!

Unser Hochzeitssong war übrigens: Fly me to the moon, …

Alles Liebe

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