Читать книгу Tore zur Freiheit - Andrea Dinkel-Tischendorf - Страница 11

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Nun waren wir also nach Holland eingeladen, und ich freute mich wie ein Kind auf das Treffen. Es sollte ein kleines Seminar mit fünf oder sechs Personen werden. Ein befreundetes Pärchen wollte uns begleiten. Vierzehn Tage vor unserem Termin war ich bereits die Fröhlichkeit in Person. Ich spürte, dass diese Reise etwas sehr Besonderes war und zählte bereits die Tage und Stunden.

Als wir mit ein paar anderen Leuten vor Mayas Tür standen, klopfte mein Herz laut in meiner Brust. Mayas Mann öffnete die Tür mit einem freundlichen Hallo. Er war groß und schlank und sah aus wie ein typischer Holländer. Hinter ihm, viel kleiner und deshalb erst nicht zu sehen, stand Maya, jauchzend wie ein Kind, mit hochgeworfenen Armen. Voller Freude rief sie in ihrer glockenhellen Stimme: »Hallo! Wie schön, dass ihr da seid!«

Maya strahlte über das ganze Gesicht, den liebevollen Blick aus ihren lichtvollen, himmelblauen Augen auf mich gerichtet: »Und du musst Andrea sein!« Mit offener Herzlichkeit umarmte sie mich wie eine Mutter ihr Kind nach langer Trennungsphase. »Oh Kind, ich bin froh, dass du da bist!« Maya hatte mich nie zuvor gesehen, wusste aber sofort, dass ich Andrea war.

Während die kleine, zarte Person mich umfasste, spürte ich aus der Tiefe meines Herzens und aus meiner Seele: »Jetzt bin ich zu Hause angekommen!« Ich wusste einfach, ich brauche nichts und niemanden mehr zu suchen. Ich hatte gefunden, wonach ich mein Leben lang gesucht hatte. Ich fand es in dieser kleinen, zierlichen Frau, die die Siebzig bereits überschritten hatte. Ihr Licht hatte mich einfach durchdrungen. Gottes Liebe und Schönheit offenbarten sich in ihrem Wesen. Einer Sonne gleich, fiel ihr Licht auf alles und jeden, der in ihrer Umgebung weilte.

Es waren wunderbare Tage, die wir miteinander verbrachten. Wir meditierten gemeinsam, Maya sprach über die inneren Welten, und jeder von uns erhielt jeweils eine Engelbotschaft und eine Sitzung. Ich war glücklich … hatte großen Respekt und dennoch ein tiefes, vertrautes Gefühl zu Maya. Sehr deutlich spürte ich: Diese Frau hat wahrhaft Verbindung zu Gott und Christus. Eine Gottesfrau, die in ihrem einfachen Sein alle Menschen spüren lässt, wie nah uns Gott ist und wie sehr er jeden Einzelnen von uns liebt.

Maya lebte mit ihrem Mann einfach und bescheiden, mit einem kleinen, an der Küche angrenzenden Garten. Eines Abends, nachdem Maya vom ›Wissen‹ gesprochen hatte, stellten unsere Freunde ihr im heimeligen Garten eine Frage: »Maya, dürfen wir dich um ›das Wissen‹ bitten?« Auch wenn Maya in unserer Gruppe die Geschichte erzählt hatte, wie sie nach ihrer Scheidung zu Prem Rawat (Maharaji)³ gekommen war, um ›knowledge‹ von ihm zu erfragen, hatte ich dennoch nicht wirklich eine Ahnung, was es damit auf sich hatte. Eine Öffnung vom Herzen zur Seele, ja, aber ich konnte mir dennoch nicht vorstellen, was es letztlich bedeutete.

Als die beiden die Frage stellten, begann mein Herz wie wild zu pochen, und ein Orkan in mir zu toben. Ich spürte regelrecht, wie er kam, um sich mehr und mehr aufzubauen. »Sie fragen es einfach so …«, und fast verzweifelt: »Ich brauche es doch auch!«

Es ist doch merkwürdig zu wissen, dass man ›etwas‹ braucht und nicht einmal weiß, was es ist. Dennoch traute ich mich nicht, Maya ebenfalls danach zu fragen. Es erschien mir vermessen, und vermutlich fühlte ich mich auch nicht würdig, ›ES‹, was auch immer es war, zu empfangen. Ich fühlte mich wie eine Verdurstende, die verzweifelt ein Glas Wasser ersehnt und Angst hat, dass es ihr versagt wird.

Der innere Kampf dauerte ca. zehn Minuten, dann brach es aus mir heraus. Schüchtern und leise fragte ich: »Maya, meinst du, ich könnte es auch bekommen?« Jetzt war es raus!

Maya schaute mich mit ihren himmelblauen, durchdringenden Augen an und sagte mit Freude: »Kind, wie schön, dass du auch danach fragst! Du bekommst ›das Wissen‹ sogar noch früher! Ich bin froh, dass du gefragt hast!«

Ich bin sicher, dass sie meine Gedanken gelesen und meinen inneren Kampf mit verfolgt hatte. Wir vereinbarten einen Termin in den kommenden Monaten.

Später sprachen wir über die Tragödie vom 11. September. Maya sagte plötzlich: »Ihr seid dabei gewesen!« Erstaunte Blicke. »Ja, … eure Seelen sind ausgetreten, um diesen armen Seelen zu helfen. Wisst ihr, einige aus der Gruppe, die das Flugzeug besteigen sollten, hatten eine innere Ahnung davon, was passieren würde. Zwei oder drei waren das. Sie wollten ihren Flug stornieren. Ihre Geistführer haben mit ihnen gesprochen und sie überredet, doch einzusteigen, damit sie ihr Seelenziel erreichen konnten.

Wisst ihr, es ist nicht zu erahnen, welche Freude eine Seele empfindet, wenn sie ihr Ziel erreicht hat. Viele, die in das Unglück involviert waren, konnten ihr Karma ausgleichen, wieder gutmachen durch die Art und Weise, wie sie starben.«

Das war einfach unglaublich zu hören! Dann, an mich gerichtet: »Ja, du warst auch dabei!«, und mit Tränen in den Augen: »Deine Seele ist auch ausgetreten und war im Tower. Da waren zwei Frauen im Fahrstuhl eingeschlossen. Sie waren eigentlich total verfeindet, Kolleginnen, die sich über Jahre hinweg gegenseitig gehasst hatten. Und nun waren sie zusammen in Todesangst in diesem Fahrstuhl gefangen. Du warst bei ihnen, sie haben dich wie einen Engel wahrgenommen und mit deiner Hilfe konnten sie sich gegenseitig vergeben, bevor sie gemeinsam starben.«

Ich war fassungslos, doch plötzlich wusste ich, warum ich diesen eigenartigen Traum hatte, bevor Armin und ich damals in den Nachrichten von dem Attentat hörten. Ich träumte von einem hohen großen Gebäude mit vielen Büros. Viele der Räume waren wie leergefegt. Danach wachte ich verwundert und wie erschlagen auf. Nun machte mein Traum Sinn.

Als Armin und ich dann die Nachrichten hörten, waren wir schockiert, wie der Rest der Welt, und verfolgten die Übertragungen im Fernsehen. Wir konnten nicht fassen, was geschehen war. Dazwischen rief uns Maya an: »Lasst uns gemeinsam beten!«, und so verbrachten wir die Zeit damit, dies zu tun.

Damals war ich erstaunt zu hören, dass Seelen so etwas wählen. Maya sagte zu unserem Trost: »Keine Sorge! Diejenigen, die aus den oberen Stockwerken gesprungen sind, sind schon im Fallen auf die andere Seite gekommen. Sie haben keine Schmerzen gehabt.«

Als sie das Bild wiedergab von den Seelen im Jenseits und wie sie sich freuten, es geschafft zu haben, waren ihre Augen voller Tränen. Auch meine Augen blieben nicht trocken, und große Dankbarkeit darüber, dass selbst solch eine Tragödie etwas Gutes zurücklässt, erfüllte mein Herz. Es war die erste Geschichte über die innere Ebene, die ich von Maya hörte – zu einem Ereignis, das der ganzen Welt den Atem verschlagen hat.

Im Laufe der Zeit wurde ich durch Mayas inneres Erleben eine Art Mitbetrachterin vieler solcher Weltgeschehen, Naturkatastrophen, Kriege im Außen und im Inneren. Maya ›sah‹ und erlebte oft in ihrem eigenen Körper, wenn etwas mit der Erde los war, und so verstand ich mit der Zeit durch ihr Sehen und Wirken mehr und mehr die Zusammenhänge und karmischen Begebenheiten, und erlebte auch einige Wunder.

Vom Zeitpunkt unserer ersten Begegnung an entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen uns. Sehr schnell wurde sie zum wichtigsten Menschen in meinem Leben, und ich empfand sie als Schwester, Freundin, Mutter und Führerin meiner Seele.

Wenn Maya ›das Wissen‹ gab, war ›Ananda‹ ‒ was übersetzt ›der Glückselige‹ bedeutet und dessen Seele wir als Christus kennen ‒ in ihrem Körper. Als ich selbst dieses Geschenk erhielt, geschah es in einer Gruppe von etwa zwölf Menschen. Ich kam als drittletzte an die Reihe, aber bereits mit dem ersten Menschen, der es erhielt, war die Heiligkeit in Maya und im Raum bereits so spürbar, dass mir von Anfang bis Ende heiß die Tränen liefen. Als sie zu mir kam, beugte sie sich über mich und flüsterte mir (das war nun die Seele von Christus) etwas ins Ohr. Vor meinem inneren Auge entfachte sich ein strahlendes Licht, das wie ein Stern zu leuchten begann.

»Ja, ja …«, sagte Maya sodann mit einem wissenden Blick auf mich gerichtet: »die Augen sind wahrhaftig Sterne.« Offenbar hatte sie mitgeschaut, und ich musste lächeln.

Durch die Vermittlung, die Maya später treffender als ›die innere Heimkehr‹ bezeichnete, wurde mein Glaube an Gott zu einer Erfahrung und dem daraus resultierenden Wissen, dass ER in jedem Menschen lebt. Mit der Öffnung und Verbindung von Herz und Seele erfuhr ich eine tiefe innere Einheit, die nun, ihrer Gottesnatur gleich und entsprechend, nach Entfaltung strebte. Ich fühlte eine große innere Dankbarkeit aufgrund der Tatsache, dass ich zu Maya geführt wurde und sie mir durch ihre Verbundenheit mit Christus dieses Geschenk, das mein ganzes Leben veränderte, gemacht hatte.

Die Vermittlung oder auch die ›Nähe zu Gott‹ zu schenken, war eine von Mayas Hauptaufgaben als Seele in dieser Welt. Ihr einfaches und demütiges Sein und ihre Liebe, die wie Christus keinen Unterschied zwischen Menschen macht, ließen erkennen, welches Licht sie war, und gleich einer Sonne erhellte sie ihre Umgebung. Tief in mir erkannte ich, dass es einen Ort in mir gab, der unberührt und jenseits aller Spiele und Umstände dieser Welt voller Frieden und Liebe war und den ich nun jederzeit aufsuchen konnte.

Zwei Monate nach Empfang ›des Wissens‹ spürte ich plötzlich, wie sich mein Atem in der täglichen Meditation verselbständigte. Während ich gänzlich in ihm versunken war, fühlte ich, wie mein Herz das Atmen übernahm. Im ersten Augenblick war ich schockiert und wusste nicht, was gerade passierte. Musste ich nun sterben? Es war nicht mehr nötig, ein- oder auszuatmen. Es passierte einfach über mein Herz. Ich wurde geatmet. Nach einigen Minuten, in denen ich fasziniert das ›Geatmet-werden‹ spürte und bewusst verfolgte, übernahmen wieder meine Lungen die Funktion des Atmens. Das tiefe Gefühl von innerer Freude und Dankbarkeit blieb. Ich dachte: »Ja, im Grunde müssen wir nicht einmal das tun. Selbst dafür sorgt Gott.«

In den nächsten Jahren erhielt ich viele Sitzungen von Maya, die mir Klarheit über mein Leben, über meine Beziehungen und Probleme brachten. Tief sitzende Schuldgefühle wurden durch ihre mediale Arbeit, ihr Licht und ihre Verbundenheit zu Christus gelöst.

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