Читать книгу Tore zur Freiheit - Andrea Dinkel-Tischendorf - Страница 8
Wieder verlassen
ОглавлениеWenige Tage nach diesem Ereignis fand ein Seminar des Heilers Armin Mattich in Speyer statt, zu dem ich mich bereits viele Monate im Voraus angemeldet hatte. Den blauen, sehr schlicht und einfach gehaltenen Flyer hierzu hatte ich auf einer Messe entdeckt. Mein Gefühl sagte mir, fast einem Auftrag gleich, dass ich genau dorthin müsste. Nun stand ich da, abserviert von meinem Freund und durcheinander im Kopf. Ich fragte mich, warum mir das wieder passierte: Ein Mann, der mich angeblich liebte, wollte plötzlich eine andere heiraten.
Mit achtzehn Jahren war mir dies bereits schon einmal widerfahren, als ich mich in einen Italiener verliebte. Auch er wurde mir im Traum angekündigt. Wir schmiedeten Pläne, gemeinsam in Sizilien zu leben. Während des Militärdienstes, zu dem er, wie er es mir erklärte, berufen worden war, verlobte er sich mit einer Sizilianerin. Das Szenario wiederholte sich offenbar in mehreren unterschiedlichen Konstellationen meines Lebens. Ich verstand nicht, wie es zusammenging, dass mich ein Mann angeblich liebte, aber es gleichzeitig nicht fertig brachte, zu mir zu stehen.
Warum das so war, klärte sich zwei Jahre später während einer Sitzung durch Maya auf: »Ach, Kind, wir hatten eine wunderbare gemeinsame Zeit im Kloster …« Maya sprach aus der Zeit von Teresa von Avila¹. Sie hatte schon früher erwähnt, dass ich mit einigen Frauen, die Maya auch bekannt waren, bei Teresa im Kloster gewesen war. Ich konnte mir das gut vorstellen, da ich mit Anfang zwanzig ein Déjà-vu erlebte, das aufgrund von Shirley MacLaines Buch über den Jakobsweg die Erinnerung aus meiner Seele aufsteigen ließ. Damals war ich den Tränen nahe, denn all die Orte und auch Shirleys Beschreibungen vom inneren Pfad schienen mir nur allzu vertraut.
»Du bist jung in das Kloster eingetreten«, fuhr Maya fort. »Aber du warst einem Mann versprochen, einem Geschäftsmann, der dich zur Frau nehmen wollte. Dennoch wolltest du unbedingt ins Kloster, und so hast du mit ihm eine Vereinbarung getroffen. Du sagtest: ›Ich bleibe fünf Jahre. Nach dieser Zeit werde ich dich heiraten.‹« Maya fuhr lachend fort: »Du bist geblieben bis zu deinem Lebensende! Naja, wir hatten viel Spaß in diesem Kloster ...«
Nun wurde mir einiges klar. Zu Maya gewandt fragte ich: »Das ist der Partner gewesen, der eine andere heiratete, nicht wahr?«
»Ja, Kind. Er konnte dir das nicht verzeihen. Fünf Jahre hat er darauf gewartet, dass du dein Versprechen einlöst und aus dem Kloster austrittst, um seine Frau zu werden. Naja, du hast dir dein Leben einfach anders vorgestellt!«
Nun spürte ich, warum diese merkwürdige Beziehung sein musste und warum ich damals ohne Nachzudenken sofort in eine Heirat eingewilligt hatte. Ich wollte mein Karma ausgleichen. Für ihn war es ein Test, ob ich dieses Mal mein Versprechen halten würde, und das spürte meine Seele. »Er wollte es mir heimzahlen!«, brach es aus mir heraus.
Maya nickte.
Da wurde mir sehr deutlich, dass ich die Zeit ›fristen‹ musste, die er damals erfolglos auf mich wartete. Fast fünf Jahre! So erkannte ich früh die Lektionen von Karma und Ausgleich im Leben.