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Kapitel 1 ‒ Das Jenseits
ОглавлениеNachdem das Tor zum Jenseits durch Mayas Hilfe wieder geöffnet war, stellte ich überwiegend Kontakte zu Verstorbenen her, um den Trauernden mit Hilfe der entsprechenden Durchsagen Trost zu spenden; um sie wissen zu lassen, dass es ihren Lieben auf der anderen Seite gut ging, was meistens der Fall war; und um den Angehörigen Frieden zu schenken. Unzählige Male hörte ich von einem Verstorbenen: »Bitte sage ihr oder ihm, es tut mir leid, dass ich nie gesagt habe, wie sehr ich sie oder ihn liebe. Willst du das bitte für mich tun?«
Es ist unglaublich, dass man diesen Satz so oft zu hören bekommt. So stellen diese Verbindungen auch immer die Möglichkeit dar, von der einen oder anderen Seite um Vergebung zu bitten, was oft ein wichtiger Aspekt dieser Gespräche darstellt ‒ ob nun ein Mensch auf dieser Ebene zurückbleibt oder auf die andere Seite hinübergegangen ist. Schuldgefühle können von beiden Seiten kommen, und so gibt es meist große Erleichterungen seitens der Seelen im Diesseits oder der Seelen im Jenseits. Manchmal kommt es während Lebzeiten nicht dazu, dass sich Menschen aussprechen oder etwas Wichtiges ausdrücken können. Das ist dann ihre Gelegenheit, Frieden zu schließen.
Mir kommt eine Witwe, die mich um einen Jenseitskontakt mit ihrem verstorbenen Mann bat, wieder in den Sinn. Ich begleitete sie in mein Sitzungszimmer. Als ich zum CD-Player ging, um eine schöne, ruhige Einstimmungsmusik abzuspielen, hörte ich bereits die Stimme ihres verstorbenen Mannes: »Sage ihr, dass sie endlich kein Schuldgefühl mehr haben soll!«
Obwohl ich noch nicht wirklich eingestimmt war, übermittelte ich der Frau diese Durchsage. Sie fing augenblicklich an zu weinen. »Genau deshalb bin ich zu dir gekommen! Ich habe furchtbare Schuldgefühle in mir, weil ich meinen Mann mit einem anderen betrogen habe, bevor er gestorben ist.«
»Er weiß davon, Herzchen«, sagte ich zu ihr, »und er versteht dich vollkommen. Er hat es dir nicht übel genommen. Er sagt, er war nicht immer der einfachste Mensch, und auch seine Art hätte dich in die Arme eines anderen getrieben. Er möchte, dass du dir endlich selbst vergibst. Er hat es schon lange getan.«
Ich durfte sehen, wie sich die Schatten auf der Seele der jungen Witwe verflüchtigten und die Sonne wieder hindurchbrach. Beim Abschied wirkte sie erleichtert.
Angst und Schuldgefühle versperren den Weg zur wahren Freiheit, doch den geliebten Seelen auf der anderen Seite ist es meist ein Bedürfnis, dass wir frei und glücklich leben. Sie tun ihr Möglichstes, um ihren Hinterbliebenen das Gefühl der Schuld zu nehmen.
Schuldgefühle haben viele unterschiedliche Ursachen. Oft kommt es vor, dass in Menschen ein Schuldgefühl sitzt, weil sie nicht zum Todeszeitpunkt anwesend waren, um den Heimkehrenden die Hand zu halten, aber sehr oft bekam ich von den Verstorbenen zu hören: »Sage ihr oder ihm, ich wollte nicht, dass sie oder er dabei ist. Sie hätten es als viel schlimmer empfunden als ich selbst. Mein Übergang war leicht, auch wenn es nicht so ausgesehen hat.«
Häufig kam es vor, dass die Angehörigen mehrere Tage am Bett ihres Mannes, Vaters oder ihrer Mutter verbrachten, um im Sterbeaugenblick für sie da zu sein, und just in dem Moment, als sie für kurze Zeit das Zimmer verließen, wählte die Seele des Heimkehrenden diesen für sie perfekten Moment.