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Neuanfänge

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Pamela kam an dem Abend zu uns, um sich das Haus anzuschauen. Wir schmissen alle unsere Gelder zusammen, arbeiteten einen Vorschlag aus und legten ihn der Fondsgesellschaft vor. Dann ließen wir unseren Traum entsprechend aller Manifestationstechniken los. Wir mussten nach Deutschland, um dort eine Woche für Salem International, einer gemeinnützigen Organisation für Kinder, zu arbeiten. Sie sollte noch eine wichtige Rolle für uns spielen.

Wir baten alle Leute, die wir kannten, für uns zu beten oder sich zumindest vorzustellen, dass wir alle zusammen in dem Haus lebten, was im Grunde das Gleiche ist. Einer unserer Freunde aus Deutschland gab uns Hoffnung: „Ich sehe euch bereits, wie ihr in dem Haus lebt!“

Als wir nach Hause kamen, erwartete uns ein dicker Briefumschlag – ein Mietvertrag über sechs Monate! Wir weinten vor Freude. Wir zogen alle in der nächsten Woche ein, im November 2002. Obwohl wir eigentlich nur sechs Monate dort bleiben wollten, fingen wir an auszupacken. Das war auch gut so, denn wir blieben tatsächlich die nächsten neun Jahre in dem Haus!

Der Ostflügel war ein eigenwilliger Bau. Die Familie de Blair hatte ihn im 18. Jahrhundert als Trakt für die Kinder errichtet. Die kindliche, freudvolle Energie war in einigen Räumen noch deutlich spürbar. Das Herrenhaus hatte in den letzten 20 Jahren einer Familie gehört, die die großen, sperrigen Möbel einfach dort gelassen hatte, vermutlich weil sie viel zu schwer waren. Eines meiner Lieblingsstücke war eine riesige Eichentruhe. In sie war ein kunstvoll verzierter Schlüssel im Stil von Harry Potter und das Datum 1795 eingraviert.

Wenn man durch die schwere Eingangstür ins Haus trat, blickte man als Erstes auf eine Kirchenbank, oder Truhenbank, wie man es in Schottland nennt. Es gab Kleiderhaken und Schuhregale für etwa 20 Paar Schuhe; perfekt für alle unsere Freunde, die wir empfangen wollten. Der 20-Meter-lange holzgetäfelte Hausflur führte in die ursprünglichen, aus Naturstein gebauten Wohnunterkünfte. Man fühlte sich in eine längst vergangene Welt zurückversetzt.

In den ersten Jahren unseres Mietverhältnisses versuchte der antiquierte Industriekessel sein Bestes zu geben, um das Haus im Winter zu heizen. Ein nutzloses Unterfangen, da die Schiebefenster nur einfach verglast waren. Es zog wie Hechtsuppe. Im Wohnzimmer lag ein abgewetzter Teppich, in der riesigen Küche befand sich ein verrosteter, alter Speiseaufzug, das Wasser aus den Leitungen war entweder braun oder orange, der Strom wurde oft unterbrochen, das Telefon funktionierte auch nicht immer. Wir lebten unter einem undichten Dach zusammen mit einer Geisterkatze und einer Familie von ausgesprochen frechen Mäusen.

Uns gefiel es dennoch.

Bald lernten wir dicke Wollpullover, Kerzen und Wärmflaschen sehr zu schätzen. Außerdem kannten wir jede Wohltätigkeitsorganisation und jedes Auktionslokal in der näheren Umgebung und wir wussten, wie man eine warme, herzhafte Suppe aus allen Zutaten, die wir finden konnten, zubereitete. Die Mäuse kamen auch oft glücklich davon! Sie lebten in der Speisekammer, die ein Luftloch und eine Nordwand hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie bei der Eiseskälte überhaupt überleben konnten.

Wenn man die Treppen in den ersten Stock hochstieg, musste man an zwei Porträts von Oberst Blair und seiner Frau vorbei. Sie sahen beide sehr streng aus, als ob sie uns kritisch beäugten. Im 20. Jahrhundert lebten sie in diesem „Flügel“. Wir haben es nie übers Herz gebracht, sie abzuhängen. Wir stellten uns einfach vor, dass der Blick des Oberst mit den Jahren weicher wurde, als er sah, mit wie viel Liebe und Respekt wir sein Haus behandelten. Entweder war es das oder das Glas wurde über die Jahre blind und hätte geputzt werden müssen!

Das Wohn-Esszimmer im Herzen des Hauses gab den Blick frei auf eine geschwungene Auffahrt aus roten Kieselsteinen und eine Ansammlung von 200 Jahre alten Riesenmammutbäumen. Wir verbrachten viele gemütliche Abende vor dem offenen Kamin, spielten Karten, tranken Wein und sangen zum Gitarrenspiel von Seth. In den ersten Jahren konnten wir uns keinen Fernseher leisten, deshalb waren wir gezwungen, uns selbst zu unterhalten. Ein 1,20 Meter dicker, viereckiger Kiefernholztisch, den Seth und ich als einziges Möbelstück beim Einzug mitgebracht hatten, stand stolz in der Mitte des Raumes, umgeben von drei äußerst gemütlichen Sofas, die wir immer näher an den Kamin rückten, je später der Abend wurde.

Auf diesem Anwesen galt die Regel, dass wir uns jederzeit an dem Abfallholz bedienen durften. Somit hatten wir immer einen vollen Korb mit Holzscheiten. Wir lernten sogar, das Feuer mit einem einzigen Streichholz zu entzünden. Betty, die 85-jährige Haushälterin des Anwesens, verriet uns ihr geheimes Rezept, das aus Korken und Kerzenstummeln bestand.

Auf der anderen Seite des Korridors befand sich das Arbeitszimmer, gefüllt mit überberstenden Bücherregalen, Computern und Kabelsalat. Als Krönung hing ein kleiner Kronleuchter von der Decke. Da wir alle von zu Hause aus arbeiten wollten und nicht genügend Schreibtische zur Verfügung standen, nahm ich einen langen Mahagoni-Esstisch mit Greifer-Füßen in Beschlag und bedeckte ihn mit einem grünen Tischüberzug. Hier saß ich nun unter dem Licht einer imposanten verstellbaren Schreibtischlampe und griff in die Tasten meines Computers, umgeben von inspirierenden Fotos und Affirmationen. Meine Freunde machten Witze darüber, wie ich von meinem überdimensionalen Tisch aus die Welt lenkte. Eines Tages kam ich nach Hause und entdeckte eine große, laminierte Weltkarte, die jemand an die Wand hinter meinem Tisch gehängt hatte. Jetzt brauchte ich nur noch eine flauschige weiße Katze und einen Ohrenledersessel, um das Bild komplett zu machen!

Der angrenzende Raum war das erste von vier Schlafzimmern; ein friedlicher, hellgelber Raum mit einem Kamin und Sekretär aus Mahagoni und einem Blick über den Fluss. Im hinteren Teil des Hauses befanden sich im ersten Stock das Badezimmer und eine kleine Pantryküche mit einer originalen Doppelspüle.

Pamela gewöhnte sich bald an ihr riesengroßes Schlafzimmer mit eigenem Bad, zwei großen Kleiderschränken, dem Kingsize-Bett, einem Kamin und einer großen Kommode. Es war alles um ein vielfaches größer als die Wohnungen, die sie sich bislang angeschaut hatte. Seth und ich richteten es uns gemütlich in einem der Dachzimmer mit schrägen Wänden ein. Ich liebte es deshalb, weil es den Blick auf Pool und Garten hatte. Die Kinder zogen in ein weiteres Dachzimmer auf der anderen Seite, mit Blick auf den von Bäumen gesäumten Fluss.

Der Raum, der einem wirklich den Atem verschlug, war das Cecily-Blair-Gemach im zweiten Stock. Gekrönt von einem prachtvoll geschnitzten Himmelbett, einer eleganten Chaiselongue und einem aufwändig gestalteten offenen Kamin war dieser Raum der Inbegriff einer Hochzeitssuite. Bei der Renovierung des Haupthauses wurde dieses Gemach zum Hauptschlafzimmer erklärt. Wir konnten uns wenigstens zwei Jahre lang an seinem Anblick erfreuen und so tun, als ob es unseres sei. Ich stellte mir oft vor, wie ich hier bei einem Champagner-Empfang mein erstes Buch signieren würde.

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